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Untitled - AG Rötenberg

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von sozialen Bezügen stellt nach Hogrebe die Ahnung dar, im Besonderen dort, wo<br />

Neues an die Stelle von Routinen tritt oder wo komplexe Situationen Kooperationen<br />

und Scharniere benötigen. Ahnungen scheinen also etwas Grundlegendes zu sein und<br />

können trotz ihrer Ungewissheit hilfreich sein: „Die Gebrechlichkeit von Ahnungen erwies<br />

sich in der Regel nicht als Hindernis ihres Nutzens für das Leben. Im Gegenteil:<br />

Ahnungen beschleunigen unsere Geschäft mit Informationen, sie helfen uns, die Übersicht<br />

zu behalten und in gewissen Situationen mit heiler Haut davonzukommen“ (ebd.,<br />

192).<br />

Das sozialräumliche Handeln der Mitarbeiterinnen am <strong>Rötenberg</strong> zeichnet sich meines<br />

Erachtens durch die bewusste Nutzung von Ahnungen aus, anhand derer die Erfassung<br />

komplexer Situationen erleichtert wird. Die Ahnungen sind sozusagen eine Art<br />

Antenne, Gespür oder Sensorium für soziale Situationen. Ahnungen erleichtern und<br />

fördern die Kreativität in der Gestaltung von Kommunikation und Kooperation und stellen<br />

Formen einer elementaren sensorischen Erfahrung dar, die in dialogischen Prozessen<br />

unbewusst genutzt werden. In Anbetracht der endlosen Versuche, das Technologie-Defizit<br />

(vgl. Kapitel 4) instrumentell zu beseitigen, gerät die Nutzung von Ahnungen<br />

immer mehr ins Hintertreffen und verliert an Bedeutung. Die Unterschlagung von Ahnungen<br />

als Bestandteil der Wahrnehmung hieße jedoch, den ersten „Fundus“ und die<br />

erste „Hellsichtigkeit“, auf der spätere Handlungen aufbauen können, zu ignorieren.<br />

Gerade im Zuge der Moderne und ihrer zu Grunde liegenden Komplexität erscheint es<br />

mir umso bedeutender, „Ahnungen“ wieder mehr ins Blickfeld zu rücken, ihre Gültigkeit<br />

zu prüfen und sich mit ihnen als einem wichtigen Sensorium für die Suche nach dem<br />

Glück oder dem gelingenderen Alltag zu beschäftigen.<br />

6. Schlussbetrachtung: Aktivierende GWA auf dem <strong>Rötenberg</strong> –<br />

eine Erfolgsgeschichte?<br />

Die zu Beginn dieser Arbeit gestellte Frage, ob es sich bei den beschriebenen Wirkungen<br />

aktivierender Gemeinwesenarbeit auf die <strong>Rötenberg</strong>er Frauen um eine Erfolgsgeschichte<br />

handelt, ist auch an dieser Stelle nicht so einfach zu beantworten. Für die<br />

Frauen selbst lohnt es sich allemal – doch die Wirkungen auf die gerechteren und gelingenderen<br />

gesellschaftlichen Verhältnisse bleiben nach wie vor in der privaten Öffentlichkeit<br />

der Frauen verborgen. Dieser Widerspruch begegnete mir in meinen Recherchen<br />

im <strong>Rötenberg</strong> immer wieder und sprang mich auch bei der Auseinandersetzung<br />

mit Theorie und Praxis wie ein bösartiges „Kastenteufelchen“ regelmäßig an. Auf<br />

Grund dieser scheinbar allgegenwärtigen „bösen Überraschung“ verfestigte sich mein<br />

Eindruck, dass es sich hierbei um ein grundlegendes Problem Sozialer Arbeit im All-<br />

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