Untitled - AG Rötenberg
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gesetzt und zunächst die Alphabetisierungskurse im JNZ besucht, die sie jedoch durch<br />
die Geburt ihrer Kinder immer wieder unterbrechen hätte müssen. Nach der Geburt<br />
ihrer Kinder besuchte Hanife dann drei Monate lang einen Alphabetisierungskurs der<br />
Volkshochschule und lernte Deutsch. Danach machte sie ihren Führerschein und arbeitet<br />
nun seit 16 Jahren an der Berufschule als Reinigungsfrau. Bei der Frage, was<br />
Hanife noch lernen möchte, antwortet sie: „Noch besser deutsch sprechen“ (Hanife,<br />
243).<br />
Bei der Frage, was sich durch den Deutschkurs verändert hätte, antwortet Yasemin:<br />
„Ich gehe überall alleine hin, egal wohin, ich kann alles alleine machen. Es gefällt mir<br />
nicht, wenn ich jemanden brauche, das ist Selbständigkeit, das ist gut für mich“ (Yasemin,<br />
84). Selbständigkeit und Unabhängigkeit scheinen für Yasemin sehr wichtig zu<br />
sein. Sie erzählt auch, dass sie zweimal in der Woche arbeiten gehe, um ihr eigenes<br />
Geld zu verdienen, so brauche sie kein Geld von ihrem Mann, erklärt sie mir (Yasemin,<br />
90-91). Das einzig Schwierige in Deutschland sei für Yasemin die Sprache, aber sie<br />
will lernen. Wenn ihre Kinder nachmittags nach Hause kommen, macht sie ihre<br />
Hausaufgaben zusammen mit ihrer Tochter: „[…] ich meine und sie ihre, das freut meine<br />
Tochter sehr arg, sie sagt immer: ´Ah Mama, hast du auch Hausaufgaben?´ Dann<br />
sage ich ja, siehst du ich bin auch fleißig und mache meine Hausaufgaben. Das freut<br />
sie. Und sie schaut immer in meine Fehler, sie kontrolliert und sagt, das ist falsch, das<br />
kann man nicht so schreiben. Sie verbessert mich“ (Yasemin, 232-235) Yasemin erzählt,<br />
dass sie dann sehr stolz auf ihre Tochter sei.<br />
Saziye erzählt, dass sie nach dem Deutschkurs alleine beim Arzt gewesen wäre und<br />
sie sich sehr darüber gefreut habe, dies alleine zu bewerkstelligen: „[…] also selbständig<br />
sein“ (Saziye, 248). Früher, berichtet sie, habe sie sich immer mit ´“Händen und<br />
Füßen“ verständigt.<br />
Vom Deutschkurs hat Yasemin von einer Freundin erfahren. Sie findet das Angebot<br />
sehr gut, da es nichts kostet. Jede Frau kann nach eigenem Ermessen 10 oder 20 Euro<br />
spenden, aber das ist freiwillig. Das sei gut, sagt sie. Vorher habe sie schon „anderswo“<br />
gesucht, aber die Kurse seien alle sehr teuer gewesen. Ein Integrationskurs<br />
koste pro Person ca. 630 Euro, erzählt sie. „[…] Wir alle arbeiten für vier, fünf Euro die<br />
Stunde, verdienen wenig, und das ist nur für drei Monate. Dieser Kurs geht von September<br />
bis Juni. Wir müssen Deutsch lernen“ (Yasemin, 201-204). Semra hat vom<br />
Deutschkurs in der Moschee erfahren, die den diesjährigen Deutschkurs organisiert<br />
(Semra, 193). „Seit 1983 gibt es hier Deutschkurs. Mund zu Mund“ (Yasemin, 199-<br />
200).<br />
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