Erinnerungen eines ETA-Arbeiters - Museums-Gesellschaft Grenchen
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Zeit machen.“ Sie schraubte mir den schon für mich bestimmten Stuhl in die entsprechende<br />
Höhe, ein kl<strong>eines</strong> Stühli diente als Fussunterlage. Nachdem die Maschinen gerichtet und alles<br />
in Ordnung war, konnte die neue Arbeit beginnen. Es gab ein grosses Hallo und Gelächter<br />
unter den Arbeitern, als ich zum ersten Mal den hochgeschraubten Stuhl bestieg, denn es war<br />
für mich doch etwas ungewohntes, so hoch zu sitzen, aber mit der Zeit ging es ganz gut und<br />
niemand achtete sich mehr darnach. So eine Hexerei war die neue Partie gar nicht. Die zu<br />
spaltende Schraube war in das Formstück zu tun, welches sich in einem Hebel befand und<br />
dann den Hebel behutsam an die Fräse drücken, dann den Hebel wieder zurückziehen das<br />
war die ganze Kunst. Am Anfang war mir die Sache recht komisch vorgekommen. Den ganzen<br />
lieben langen Tag diese Arbeit verrichten war doch für einen jungen Kerl, wie ich einer war,<br />
einen harten Prüfstein. Nach und nach lebte ich mich in dieser neuen Partie ein und es gefiel<br />
mir wenigstens weitaus besser als das Polieren. Erstens war man da nicht so dem<br />
Schmutzigwerden ausgesetzt, zweitens wurden in der Fabrik täglich nur 10 Stunden gearbeitet<br />
und wenn ich einigermassen Fleiss hatte, so kam ich doch auch höher im Lohn. In der ersten<br />
Zeit haperte es aber mit dem Fleiss, denn es war da gar viel interessantes, welches mich von<br />
der Arbeit ablenkte. So waren es die Mitarbeiter und ihre Beschäftigung, bald stand ich hinter<br />
diesem, bald hinter jenem und schaute aufmerksam zu und es kam vor, dass mich die Mutter<br />
von meiner Neugierde wegholen musste, indem sie mich an meine Arbeit mahnte. Nach und<br />
nach war mein Gwunderkratten gefüllt und der Fleiss bei meiner Arbeit nahm allmählich zu.<br />
Der Zimmerabteil, wo mein Arbeitsplatz war, war noch ziemlich leer und unbesetzt und erst<br />
allmählich wurde er von Arbeitern besetzt. Vorher war die Pignons-Abteilung hier<br />
untergebracht und von Arteitern dicht angefüllt, bis diese in einen Neubau an der Westseite<br />
umziehen konnten. Ursprünglich war dort ein Laden- Holz- und Kohlenschuppen mit<br />
anschliessender Schreinerwerkstatt und dieser wurde zur Aufnahme der Arbeiter der<br />
Pignonsbranche umgebaut. Die Schreinerwerkstatt wurde verlegt und hat heute noch den<br />
gleichen Standort an der Stützmauer des angrenzenden Gebäudes.<br />
Es währte also gar nicht lange, so bekamen wir als vis à vis eine Serie Schneidemaschinen,<br />
ganz nagelneu. Mit einer Ölleitung wurden diese Maschinen gespiesen, damit die Stücke,<br />
welche darauf verarbeitet wurden, mit der Fräse einen schönen Schnitt und das heisslaufen<br />
derselben vermieden wurde. Nach und nach füllte sich das Abteil mit Maschinen und Arbeitern,<br />
so dass ein weiterer Neubau nicht mehr zu umgehen war. Dieser geplante zweite Neubau<br />
wurde also im Jahre 1902 Tatsache. Nun will ich zurück an meinen Arbeitsplatz, um von<br />
diesem noch verschiedenes zu plaudern.<br />
Die Beleuchtung