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Erinnerungen eines ETA-Arbeiters - Museums-Gesellschaft Grenchen

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sammeln. Diese Maschinen liefen mit sehr grosser Geschwindigkeit und mussten, um sie<br />

rasch zum Stillstand zu bringen, mit einem Bremsleder gebremst werden. Auf der Nordseite<br />

waren die Barillets (Uhrfedergehäuse)-Dreher, sowie die Schalendreher. In der Mitte befand<br />

sich das sog. Ebavages. Die zu ebavierenden Stücke wurden in Placken eingestellt und wenn<br />

dies getan, an einen Meuler gehalten, welcher die Bava entfernte. Es handelte sich da<br />

ausschliesslich um Stahlbestandteile wie Rochets, Renvois, etc. Das seltsame war, dass hier<br />

eine ganze Familie beisammen war, Vater, Mutter, Sohn, zwei Töchter, Jonas Schild-<br />

Baumann, um diese Partie zu besorgen. Neben dieser Partie führte eine Treppe in die<br />

Silberschmelze hinunter. Dann war an der nordöstlichen Ecke noch eine Lötkammer für die<br />

Schalenmacher. Eine Wendeltreppe stellte die Verbindung zwischen dem Parterre und dem<br />

Dreh- und Mittelzimmer her. Nach dieser Treppe war das Zimmer durch eine Holzwand<br />

unterbrochen und auf der andern Seite war die Schalenmacherei. Um dem Arbeitsgang im<br />

Drehzimmer durch etwas Ablenkung eine heitere Note zu verleihen, wurde immer etwas<br />

Schabernack getrieben. So war es der "Waldi“, Oswald Güggi, der immer voller Tücke war.<br />

Sonst ein guter, zuverlässiger Arbeiter, aber es musste immer etwas gehen, um über die<br />

Eintönigkeit hinwegzukommen. Wenn zum Beispiel so eine holde Maid ahnungslos die<br />

Wendeltreppe hinaufging, so machte sich der Waldi sprungbereit, um diese im günstigsten<br />

Moment in die Waden zu kneifen. Natürlich hatten alle übrigen die helle Freude daran.<br />

Das Parterre<br />

Im Parterre war die Ausstanzerei (das heisst sie ist heute noch, nur mit dem Unterschied, dass<br />

die alten Stanzmaschinen durch moderne ersetzt sind). Messingtafeln wurden in entsprechend<br />

breite Streifen geschnitten, je nach Grösse der Platinen und Zubehör. Diese Streifen wurden<br />

bei weiterer Verarbeitung unter die Stanzmaschine gehalten, welche vorher für diesen Zweck<br />

eingestellt war. Zu derselben Zeit wurde noch nicht mit Block gearbeitet. Es gab einfach ein<br />

Unter- und einen Oberteil. Der letztere wurde eingeschraubt und der erstere genau passend<br />

festgeschraubt, dann der Tiefgang reguliert und nun konnte es losgehen. Diese Ausstanzerei<br />

war eine ziemlich gefährliche Arbeit. Es fehlte jegliche Schutzvorrichtung und der betreffende<br />

Arbeiter musste während der Arbeit die Sinne beisammenhalten. Wie schnell war ein Finger<br />

weg! Auch war noch keine Schaltvorrichtung und er musste den Streifen von Hand auf die<br />

entsprechende Distanz nachziehen, nicht zu wenig, sonst gibt es unganze Stücke, aber auch<br />

nicht zu viel, um nicht unnötig Messing zu verschwenden. Diese gefahrvolle Arbeit wurde von<br />

einem Manne namens A. Saner, Bettlach, besorgt der diese Stelle schon viele Jahre inne<br />

hatte. Nebstdem musste er täglich im Weiher den Rechen putzen, damit keine Stauung des<br />

Wassers eintrat, welches das Wasserrad trieb. Ferner im Winter hatte er die Dampfheizung zu<br />

überwachen und zu kontrollieren, sowie bei Fabrikschluss das Tor zu öffnen und schliesslich

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