Erinnerungen eines ETA-Arbeiters - Museums-Gesellschaft Grenchen
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Die Verträglichkeit der <strong>Arbeiters</strong>chaft<br />
Die Arbeiter und Arbeiterinnen verstanden sich gut untereinander. Natürlich gab es auch<br />
Meinungsverschiedenheiten, aber zu ernsten Streitigkeiten kam es fast nie. Jedermann hatte<br />
das heimelige Gefühl des Geborgenseins. Kam aber zur Abwechslung so ein Streit vor und es<br />
wurde deswegen im Büro darüber Klage erhoben, so kam man nicht gut an. Statt dass sich die<br />
Direktion dareinmischte, wurde beiden Parteien gehörig die Meinung gesagt, dass man als<br />
Arbeitskameraden miteinander friedlich auskommen soll und wenn das wieder vorkommen<br />
sollte, so würden beide Parteien empfindlich gebüsst. Das half. Aber wie erwähnt, kamen<br />
Zankereien ganz selten vor. Gewöhnlich am Nachmittag vor Arbeitsbeginn standen die Frauen<br />
in einem Kreis zusammen und besprachen die allerneusten Neuigkeiten und schon öfters ist<br />
es vorgekommen, dass die Uhrenzeiger schon ein Beträchtliches über die Zeit des<br />
Arbeitsbeginnes hinweggeschritten waren und die Neuigkeiten noch nicht erschöpft und<br />
deshalb die Frauen noch immer im Kreise dastanden. Insbesondere nach dem grossen<br />
Wochenmarkt wurden sie fast nicht fertig mit dem gegenseitigen Bestaunen und Bewundern<br />
der gekauften Sachen. Eine hatte ein schönes Blusli, eine andere ein neues Hemd, eine dritte<br />
hatte einen Rock, welches alles spottbillig auf dem Markt gekauft werden konnte und bis dann<br />
diese Artikel gründlich angesehen und betastet und nach dem Preise beurteilt waren, war ein<br />
gutes Stück Arbeitszeit verflossen. Aber es zeugte davon, dass die Leute ein gutes<br />
verträgliches Verhältnis untereinander hatten.<br />
1902 Fabrikanbau und elektrisches Licht<br />
Nach und nach wurde das Abteil wo ich arbeitete von Arbeitern angefüllt. An den Fenstern<br />
hatten sich Acheveur und Achveuse angesiedelt, alles kunterbunt durcheinander. So waren im<br />
oberen Zimmer Stahldreher, Dareauteur [Taraudeur], Finissagesbohrer, Grandmoyenbohrer,<br />
Sertisseur, wieder eine Abteilung Acheveur, Pivoteur, ferner Préparage, Polisseuse,<br />
Echap[p]ement, Plantages Taillages Schraubenspalterei. Alles wurde mit der Zeit gänzlich<br />
besetzt und so wurde es zur unumgänglichen Notwendigkeit, dass zu einem Neubau<br />
geschritten werden musste. So entstand das Gebäude an der Ostseite, welches die vordere<br />
mit der hinteren Fabrik miteinander verband. Diese waren bis anhin mit einer grossen<br />
hölzernen Brücke verbunden. Das neue Gebäude ist zweistöckig, im Parterre bekam die<br />
Mechanik ihr neues Heim. Im ersten Stock war der Remonteursaal. Im zweiten Stock war der<br />
Platz für das technische Büro vorgesehen. Die Mechanik wurde dadurch bedeutend erweitert.<br />
Neue Maschinen, Hobel- und Fräsmaschinen sowie Drehbänke wurden gesetzt. Nur die<br />
Schmiede blieb noch am alten Platz. Die Remonteure bekamen durch den Neubau mehr