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Erinnerungen eines ETA-Arbeiters - Museums-Gesellschaft Grenchen

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Herr Th. Schild den 60ten Geburtstag feiern. Mit seinen Geschwistern und Brüdern hat er das<br />

Unternehmen, welches von seinem verehrten Vater gegründet wurde, vergrössert und<br />

erweitert. Doch sah er sich genötigt, die Leitung einer jungem Kraft anzuvertrauen und dazu<br />

war sein Neffe, Herr Dr. R. Schild, bestimmt. Ihm wurde die schwere Arbeit zuteil, das Werk<br />

weiterzuführen und den Verhältnissen der neuen Zeit anzupassen in Bezug auf moderne<br />

Maschinen und neue Kaliber. Aber auch die Fabrik selbst, d.h. aus deren Gebäulichkeiten ein<br />

einheitliches Ganzes zu schaffen, war seine Aufgabe.<br />

Eine bedeutende Umwälzung in der Totalplanierung der Uhr hat sich vollzogen. Der Vorschlag<br />

dazu kam aus dem maschinentechnischen Büro. Eine Planierung des Uhrwerks ist für das<br />

technische Büro eine ungeheuer grosse Arbeit wenn man bedenkt, dass das Uhrwerk aus<br />

zirka 200 Teilen besteht und für jeden Teil, auch für das winzigste Schräubchen, ein Plan<br />

angefertigt werden muss und dann kommen noch die Pläne für die Stücke im halbfertigen<br />

Zustande für Décolletages. Kurz eine[r] gewaltige[n] Arbeit wurde dadurch zum freien<br />

Gestalten <strong>eines</strong> Kalibers den Weg geebnet. Das Ausprobieren der Teile fällt weg. Alles muss<br />

genau nach Plan gemacht werden und so muss es klappen. Natürlich muss das technische<br />

Büro die Verantwortung übernehmen, wenn es trotz Plan nicht passen würde. Als nun mit<br />

dieser neuen Methode die grössten Schwierigkeiten überwunden waren, zeigte sich ein<br />

grosser Fortschritt in der Herstellung der Werke. Und jetzt wird alles nur nach Plan gemacht.<br />

Das Werk der Uhr wird immer kleiner<br />

Als ich vor 7 Jahren eine grössere Velotour machte, kam ich auch in Erstfeld am Fusse des<br />

Gotthards vorbei und besuchte dort einen alten bekannten Arbeiter, der früher auch in der<br />

"Eterna" arbeitete. Derselbe treibt dort das Handwerk <strong>eines</strong> Rhabilleurs und ein Uhren- und<br />

Bijouteriegeschäft. Unter anderem fragte ich ihn, wie es ihm auch gehe. Er machte aber eine<br />

bedenkliche Miene und sagte endlich: "Jo lue, der Ma wird immer wie älter und d'Uhr immer<br />

wie chlyner!" Ich musste ihm beistimmen, denn der Rekord zielt diesmal nach unten; wie<br />

kleiner die Uhr, desto grösser der Rekord. Die Werke mit 7 Linien waren sonst die kleinsten.<br />

Jetzt gib es aber Werke, welche nur eine Grösse von 4 1/2 Linien haben. Es ist kaum<br />

glaublich, dass solche kleine Werke ohne Plan zustande gekommen wären. Diese Methode<br />

wirkt sich sogar bis zum Remonteur aus. Derselbe braucht nicht mehr daran herumzuflicken<br />

und doktern, sondern kann die Teile nur zusammensetzen, während nach alter Methode eine<br />

Menge Werkzeuge nötig waren wie z.B. Hammer, Ausreibahlen, Bohrer und wie die Dinge alle<br />

heissen. Es braucht jetzt nur ein Brüxel, Tournevis und Bürstchen. Der Remonteur nach dem<br />

alten Schlage hatte aber den Vorteil, dass derselbe in der Zwischenzeit noch in privater Weise<br />

Uhren reparieren konnte und so noch manchen Franken verdiente.

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