Erinnerungen eines ETA-Arbeiters - Museums-Gesellschaft Grenchen
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ging. Die Pignons waren schon gehärtet und es musste die Maschine auf den langsamen<br />
Gang gebracht werden. Als ich diese Arbeit fertig hatte, lieferte ich selbe meinem frischen<br />
Meister, Visiteur Hr. Gottl. Vogt, Bärenwirt, ab. Mit Bangen wartete ich das Resultat der Arbeit<br />
ab. „Jo hm, sie dörfti ziemli besser si. Aber es wird de mit der Zyt scho go. Du bisch halt no nit<br />
uf der Höchi.“ So lautete das Ergebnis meiner ersten Arbeit. Mit gemischten Gefühlen nahm<br />
ich dieses Urteil entgegen. Zugleich gab er mir ein Combe Pignons Coulantes zum Etampieren<br />
und Fräsen. Der Lehrmeister zeigte mir den Vorgang des Etampierens und gab mir die<br />
Endmasse für die Carrélöcher. Dieser Jauges bestand aus einem alten Etampiercarré.<br />
Dasselbe war mit drei anderen in ein rundes Messingstück getrieben und so waren die Jauges<br />
verschiedener Grössen immer hübsch beieinander. Das kleinste hatte eine Grösse von 0,85<br />
mm, das grösste 1,40 mm. Die etampierten Pignons mussten an dem dafür bestimmten<br />
Jauges leicht darangehen und durften nicht Spiel haben. Um den Spielraum herzustellen,<br />
mussten die Etampes etwas grösser sein, so z.B. musste für das Loch 0,85 mm ein<br />
Etampiercarré von der Grösse von 0.87 mm genommen werden. Diese Arbeit ging besser von<br />
Stapel als die erstgenannte. Eine Knacknuss war für mich das Anfertigen von Carrés. Solche<br />
waren vorhanden, d.h. von den Automaten vorébauchiert und ich musste nun lernen,<br />
dieselben auf die vorgeschriebene Grösse herunterzufeilen. In den Schraubstock wurde eine<br />
Form gespannt, ungefähr der Grösse des Carrés. Jetzt wurde mir das Feilen des Carrés<br />
vordemonstriert und dann kam die Rolle an mich. Ich nahm also die Feile zur Hand und fing an<br />
zu feilen. Der Meister stellte aber meine Manipulationen mit einem energischen Halt ab. "Das<br />
gibt ja keine Flächen. Siehst du denn nicht, dass das Zeug flach statt rund herauskommt. Du<br />
musst bei jedem Feilenstoss die Feile heben und ja keine runde Bewegung machen, sonst gibt<br />
das nie ein schönes regelrechtes Carré!“ Nach Feierabend schraubte ich den Schraubstock ab<br />
und nahm ihn nebst den erforderlichen Utensilien zum Carréfeilen mit nach Hause und übte<br />
bis es ging. Nun war auch dieses so ziemlich überwunden. Beschwerde machte mir nur noch<br />
das richtige Härtnen derselben. Zur selben Zeit war man noch nicht so gut eingerichtet wie<br />
heute. Das Luftgebläse musst man mit der eigenen Lungenkraft herstellen. Man nahm das zu<br />
härtnende Stück auf eine Kohle, dann konzentrierte man das Feuer der Weingeistlampe<br />
mittels einem Glasröhrchen (Jalumont genannt) so lange auf das Stück, bis es schön<br />
rotglühend war. Dann wurde es schnell in ein Ölgefäss getaucht. Auch dieses Kunststück<br />
konnte ich mir aneignen. Nach dem Etampieren mussten die Pignons auf der andern Seite<br />
gefräst werden. Die Brosche hatte zu viel Spielraum und so musste ich während dem Fräsen<br />
das Ding immer hinunterdrücken, damit es stimmte. Es brauchte also einen gewissen Trick<br />
zum Fräsen. Das war mir aber doch zu bunt. Bei der erster besten Gelegenheit schraubte ich<br />
die Broschenhülse ab, ging damit in die Mechanik und liess mir eine neue Brosche, welche<br />
genau in die Hülse passte, anfertigen. Als ich die neue Brosche erhalten hatte, zentrierte ich<br />
mit Unterlagen von Stahlplättli die Hülse, sodass die Brosche ziemlich genau stimmte. Auf