Erinnerungen eines ETA-Arbeiters - Museums-Gesellschaft Grenchen
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gewissen Beitrag einzeichnete. War die Unterzeichnung genügend, so wurde der Betrag<br />
zusammengezählt und mit dem finanziellen Ergebnis wurde ein nützlicher Gegenstand für die<br />
Haushaltung wie z.B. ein Bügeleisen, Küchegeschirr und so weiter als Hochzeitsgeschenk<br />
gekauft. Es war aber auch Pflicht und Schuldigkeit, dass sich die Brautleute dafür<br />
revanchierten und die Spender zu einem Trunke einluden, wo es dann gewöhnlich hoch her zu<br />
gehen pflegte. Es gab da darunter solche, die in der Arbeit nicht so tüchtig, aber dafür im<br />
Trinken, Tanzen und Lustigsein ganz erstaunliche Leistungen vollbrachten. Der darauffolgende<br />
Tag war aber zum Arbeiten so ziemlich futsch.<br />
Wenn ein junger Arbeiter ausgelernt hatte, so musste er der Trinksitte gemäss sein Tribut<br />
bezahlen. So war es bei den Pivoteurs Mode, dass ein Ausgelernter 2 dl Schnaps und eine<br />
grosse Zwiebel vertilgen musste, ansonst er nicht als ein echter Pivoteur angesehen werden<br />
konnte. Auch wurde das heimliche Trinken sehr gepflegt, trotzdem dieses streng verboten war.<br />
Da aber die verbotenen Früchte am süssesten schmecken, so wurde sehr viel diesem<br />
Trinksporte gehuldigt und es wurde dabei sehr schlau und raffiniert vorgegangen. In der<br />
hintern Fabrik unmittelbar vor dem Estrich war die Benzinkammer, wo die betreffenden<br />
Arbeiter, die mit Arbeitwaschen zu tun hatten, die Benzinkessel in einem Schrankfach mit<br />
Schlüssel versorgten. Nicht selten war aber bei dem Kessel noch ein Fläschchen mit<br />
gebranntem Wasser. Wenn die Luft rein war, so wurde öfters dieser Ort mehr als sonst von<br />
nöten aufgesucht um schnell einen tüchtigen Schluck aus dem Fläschchen zu nehmen. Im<br />
Sommer, wenn es am Montag so recht heiss und schwül war, wurden die Mauern der Fabrik<br />
zu eng und man beschloss, saalweise mit einem Fässchen Bier in den kühlen Wald oder sonst<br />
an einen schönen Ort zu pilgern, um sich dort am köstlichen Gerstensaft und bei Tanz und<br />
Lied zu erlaben und lustig zu sein.<br />
Am Silvestertag wurde am Morgen noch gearbeitet, aber wehe dem, der an diesem Tage zu<br />
spät kam. Dann wurde ihm ganz sicher ein Streich gespielt. So wurde mit Putzfäden ein<br />
Doggel gemacht und an seinen Platz gesetzt. Am Nachmittag war allgemeine Putzete. Die<br />
Frauen brachten von zu Hause Fegbürste, Zuber und Feglumpen. Die Männer nahmen das<br />
Zimis bestehend aus Züpfe, Wurst oder Hammen sowie Wein mit sich. Nach dem die<br />
Maschinen gründlich geputzt waren, die Tiroirs (Schubladen) von altem Gerümpel, welcher<br />
sich übers Jahr angesammelt hatte, gereinigt waren, ging es an ein Putzen und Fegen. Zuerst<br />
kamen die Schubladen an die Reihe, dann die Etablis und zuletzt den Boden. Nach einer<br />
Stunde war dieser Reinigungsprozess vollendet. Jetzt ging es hinter den Imbiss.<br />
Gruppenweise sassen sie beisammen und es wurde das scheidende Jahr noch einmal mit<br />
kritischen Betrachtungen durchgangen. Witze flogen hin und her, tüchtig angestossen und ein<br />
fröhliches Liedlein angestimmt und sogar unter den Klängen einer Mundharmonika das