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Erinnerungen eines ETA-Arbeiters - Museums-Gesellschaft Grenchen

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Arbeiter auf der Uhrenbranche beschäftigt sind. Es ist deshalb sehr schwierig, den Werdegang<br />

einer Uhr zu erklären. Eine Platine, das ist die Fassung des Uhrwerkes aus Messing, muss<br />

zuerst ausgestanzt werden; dann kommt dieselbe in die Dreherei, wo sie beidseitig bis auf die<br />

entsprechende Dicke flach gedreht wird (blanchieren), dann kommt sie in die Anzeichnerei<br />

(Pointage), wo die zu bohrenden Löcher durch Punkte angezeichnet werden und jetzt kommt<br />

sie ins Percages (Bohrerei), dann wird sie adouciert, wo sie wieder flach geschliffen wird. Jetzt<br />

kommt sie wieder in die Dreherei, wo die grösseren Operationen wie z.B. Platz für das Barillet<br />

(Uhrfedergehäuse) ausgedreht wird, sowie rondiert, genau auf die Grösse gedreht. Der Dreher<br />

hängt das Stück an Spitzen, wo es einen gewissen Halt hat. Sind die Dreharbeiten fertig, so<br />

kommt die Platine in die Fräserei, wo die kleineren Passagen ausgefräst werden. Dann sind<br />

noch Löcher welche mit Gewinde versehen werden müssen (Taraudages). Eine Platine erhält<br />

noch nebst der Oberplatine Brücken ebenfalls aus Messing, welche die gleichen Partien<br />

durchgehen müssen. So kommt eine Platine durch 20 Hände. Ist die Platine fertig, so kommt<br />

sie in die Vergolderei und dann erst in die Hände, wo sie fertigerstellt und zusammengesetzt<br />

wird. Das ist ungefähr ein Bild, wie die Uhr früher entstanden ist. Und dabei habe ich noch<br />

vieles vergessen wie z.B. das Räderwerk (Finissages), das Mecanisme, das Aufzugswerk, das<br />

Balancier, die Unruhe. Jedes Ding, mag es noch so unscheinbar sein, erfordert eine geübte<br />

Hand. Es braucht nur ein Zahn <strong>eines</strong> Rädchens nicht genau zu stimmen, so leidet das ganze<br />

Uhrwerk. Es gibt Partien, wo jedes Stück unter die Lupe genommen werden muss.<br />

So gibt die Uhr viel Arbeit. Früher machte ein Arbeiter mehrere Partien, jetzt ist es aber anders<br />

geworden. Jetzt macht ein Arbeiter nur eine Operation. Damit es schneller geht. Auf diese<br />

Weise braucht es mehr Arbeiter und die Herstellung wird beschleunigt. In letzter Zeit hat sich<br />

vieles geändert in der Herstellung. Die Technik hat sehr grosse Fortschritte gemacht. Näheres<br />

darüber will ich aus gewissen Gründen nicht verraten. So bin ich etliche Jahre Lückenbüsser<br />

gewesen und schon habe ich mir gewünscht, eine selbständige Partie, wo ich von niemandem<br />

mehr abhängig wäre, auszuführen. Meine ehemaligen Schulkameraden habe ich immer<br />

beneidet, die eine richtige Partie erlernen konnten, ich dagegen nur immer Handlangerdienste<br />

verrichten musste.<br />

Endlich sollte mein Wunsch in Erfüllung gehen. Eines Tages kam ein mir schon lägst<br />

bekannter Arbeiter, der seinen Platz vis à vis der Eingangstüre hatte, zu mir und sagte, ich<br />

käme auf seine Partie, denn er wolle auf die Automaten und er könne mir die Partie zeigen die<br />

ersten 8 Tage. Die anderen 8 Tage müsse er selbst noch lernen auf den Automaten. Natürlich<br />

sagte ich ohne weiteres zu und freute mich riesig darauf, nun endlich einen dauernden Platz<br />

zu erhalten.

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