Erinnerungen eines ETA-Arbeiters - Museums-Gesellschaft Grenchen
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das Fass zur Entzündung gebracht und der Krieg war da. Statt uns an den üblichen<br />
Höhenfeuern des 1. August [1914] zu erfreuen, riefen die Glocken mit Sturmleuten die<br />
Schweizer zu den Waffen, um die Grenzen zu beschützen. Mit Ausnahme Italien, das sich<br />
einstweilen neutral verhielt, waren unsere Nachbarstaaten miteinander in Kriegszustand<br />
getreten. In der Fabrik war von einer Stunde auf die andere keine Arbeit mehr. Viele Leute<br />
hatten dabei fast vollständig den Kopf verloren und wussten nichts weiteres zu tun, als<br />
tagelang den an die Grenzen marschierenden Truppen zuzuschauen. Andere wieder liessen<br />
sich nicht stören, machten die nötigen Hausarbeiten wie Holz zerkleinern, im Garten alles in<br />
Ordnung bringen. Wurde einmal ein Gaffer gefragt, ob er denn nichts zu tun habe, so erhielt<br />
man zur Antwort: "Jetzt macht man doch nichts mehr. Weiss man ja nicht, was alles mit einem<br />
geht und darum hat es keinen Sinn mehr zu arbeiten!“ Tatsächlich hat unsere Ortschaft noch<br />
nie so viele Soldaten vorbeimarschieren gesehen. Aus allen Gauen unserer Heimat zogen sie<br />
in endlosen Reihen Biel zu, woselbst Bahntransport für dieselben erfolgte. Leider war der seit<br />
1911 im Bau befindliche <strong>Grenchen</strong>bergtunnel noch nicht vollendet und so musste der Zug den<br />
Umweg über Sonceboz Tavannes Moutier machen.<br />
In der Fabrik wurde durch Plakatanschlag bekannt gegeben, dass vorläufig nicht an das<br />
Arbeiten zu denken sei. Man müsse die ersten entscheidenden Schlachten abwarten, die<br />
geschlagen werden. So mussten wir halt feiern, etwa 1/3 der Arbeiter waren als Soldaten und<br />
Beschützer an die Grenze gezogen. In <strong>Grenchen</strong> war beständig Militär einquartiert in den<br />
Schulhäusern oder in der Turnhalle. Kaum sind diese weitergezogen, so rückten schon wieder<br />
andere an. In der Fabrik war also Ruhe. Die Räder standen still, weil der Kriegsgott Mars es so<br />
will. Jetzt war es in der Tat die beste Gelegenheit, welche aber auch beim Schopfe gefasst<br />
wurde, dass die Automätler mit ihren Maschinen zu besserem Lichte kamen. Zu diesem<br />
Zwecke wurden die Maschinen in verschiedene Säle versetzt. So kamen die Tiges-Automaten<br />
in den einstigen Schalenmacher-Saal. Die Schraubenmaschinen wurden im oberen Saal auf<br />
der Südwestseite aufmontiert und die übrigen kamen an die Ostseite. So nun also waren sie<br />
hübsch getrennt. Es war aber klar, dass dieses nur als vorübergehend gedacht war, denn<br />
gleiche Maschinen gehören einfach zusammen.<br />
Man zählte das Jahr 1918, der Krieg neigte sich seinem Ende entgegen, als Profilstangen an<br />
der östlichen Seite der Fabrikanlage Neubauten in grossem Ausmasse anzeigten, ein Teil bis<br />
stark an die Kapellstrasse und ein Flügel nach Süden.<br />
Muss aber noch schnell um drei Jahre zurück, um etwas Wichtiges zu erwähnen. Es war also<br />
am St. Ursen Tag, 30. September [1915], als in Mümliswil im Talbezirk ein grosses