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12<br />

Baß — o<strong>de</strong>r was?<br />

Alle zitierten Arbeiten sind unter www.<strong>SHACKMAN</strong>.<strong>de</strong> erhältlich<br />

Die Wi<strong>de</strong>rgabe tiefer Frequenzen in kleinen<br />

Räumen ist ein vieldiskutiertes Problem.<br />

Einerseits können sich Schallwellen,<br />

die groß gegen die Raumabmessungen sind,<br />

in einem solchen Raum aus physikalischen<br />

Grün<strong>de</strong>n nicht ausbreiten. An<strong>de</strong>rerseits<br />

sind offensichtlich in manchen Fällen auch<br />

tiefste Frequenzen in sehr kleinen Räumen<br />

hörbar. Bei gleich niedriger Resonanzfrequenz<br />

sind dabei Lautsprecher mit sehr<br />

großen Membranen anscheinend geeigneter,<br />

tiefste Frequenzen mit hörbarem Schalldruck<br />

zu erzeugen, als solche mit kleinen<br />

Membranen.<br />

Zur Erklärung dieses Phänomens ist ein<br />

kurzer Ausflug in die Raumakustik sehr<br />

nützlich. Wie eingangs erwähnt, hat je<strong>de</strong>r<br />

Raum eine untere Grenzfrequenz, unterhalb<br />

<strong>de</strong>r im Raum keine Schallwellen erzeugt<br />

wer<strong>de</strong>n können. Woran liegt das? Die<br />

Schallenergie, die z. B. von einem Lautsprecher<br />

abgegeben wird, kann in <strong>de</strong>m Medium<br />

Luft bekanntlich in Form kinetischer<br />

Energie (Bewegung <strong>de</strong>r Luftmoleküle)<br />

o<strong>de</strong>r als potentielle Energie (Kompression<br />

<strong>de</strong>r Luft) vorkommen. In einer Schallwelle<br />

pen<strong>de</strong>lt die Energie zwischen bei<strong>de</strong>n<br />

Formen hin und her und breitet sich als<br />

Schallenergie im Raum aus.<br />

Die Wand eines Raumes verhin<strong>de</strong>rt jedoch<br />

eine Bewegung <strong>de</strong>r Luftmoleküle, hier ist<br />

nur eine Kompression möglich. Daraus<br />

folgt, daß die längste Schallwelle, die in einem<br />

Raum erzeugt wer<strong>de</strong>n kann, allein<br />

vom Abstand <strong>de</strong>r Wän<strong>de</strong> bestimmt wird.<br />

Eine halbe Schallwelle mit zwei Druckmaxima<br />

an <strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong>n und einem Schnellemaxima<br />

in <strong>de</strong>r Raummitte kann dabei in<br />

einem Raum noch untergebracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Wellenlänge <strong>de</strong>r tiefsten Frequenz entspricht<br />

also <strong>de</strong>m doppelten Abstand <strong>de</strong>r<br />

Wän<strong>de</strong>. Über die Schallgeschwindigkeit ist<br />

die Frequenz errechenbar.<br />

Ein größerer Raum mit <strong>de</strong>n Abmessungen<br />

5x4x2,5 m hat dabei in <strong>de</strong>r längsten Richtung<br />

eine Grenzfrequenz von 35 Hz. Um<br />

Frequenzen von weniger als 20 Hz als<br />

Schallwellen unterzubringen, ist ein Abstand<br />

von min<strong>de</strong>stens 10 m nötig. In kleinen<br />

Räumen liegt die Grenzfrequenz natürlich<br />

höher, im Durchschnitt sind es meistens<br />

40 Hz.<br />

Diese Grenzfrequenz be<strong>de</strong>utet allerdings<br />

nicht, daß tiefere Töne in solchen Räumen<br />

nicht hörbar gemacht wer<strong>de</strong>n können. Da<br />

Schallwellen zur Übertragung <strong>de</strong>r Schallenergie<br />

ausfallen, müssen diese Töne über<br />

Druckwechsel hörbar gemacht wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />

Raum wird zur Druckkammer. Än<strong>de</strong>rt man<br />

das Volumen eines geschlossenen Raumes,<br />

so än<strong>de</strong>rt sich auch <strong>de</strong>r Druck im Raum<br />

proportional. Diese Volumenän<strong>de</strong>rung wird<br />

im Abhörraum durch die Auslenkung <strong>de</strong>r<br />

Membranfläche erzielt. Die Wie<strong>de</strong>rgabe<br />

tiefster Frequenzen ist dabei frequenzunabhängig<br />

nur eine Folge <strong>de</strong>r Volumenän<strong>de</strong>rung.<br />

Bei konstanter Membranauslenkung<br />

können im Raum auch tiefste Frequenzen<br />

reproduziert wer<strong>de</strong>n. Die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an Membranfläche und Auslenkung sind<br />

dabei jedoch bereits bei einer i<strong>de</strong>alen (luftdichten)<br />

Druckkammer recht erheblich,<br />

normale Räume weichen darüberhinaus<br />

von diesem I<strong>de</strong>alfall immer mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

stark ab.<br />

Um in einer i<strong>de</strong>alen Druckkammer von<br />

5x4x2,5 m Abmessung einen Schalldruck<br />

von 100 dB zu erzeugen muß die Membran<br />

eines 38 cm Lautsprecherchassis je 1 cm<br />

Hub in bei<strong>de</strong>n Richtungen ausführen, bei<br />

120 dB wären es bereits 8 cm in bei<strong>de</strong>n<br />

Richtungen. Diese 120 dB kommen bei<br />

Frequenzen unter 40 Hz in normalem Musikprogramm<br />

zum Glück nicht vor, Wohnzimmer<br />

mit i<strong>de</strong>alen Druckkammereigenschaften<br />

lei<strong>de</strong>r auch nicht. In <strong>de</strong>n meisten<br />

Fällen sind erheblich größere Auslenkungen<br />

nötig. Allein die Verkleinerung <strong>de</strong>s<br />

Raumvolumens macht es <strong>de</strong>r Membran etwas<br />

einfacher, daher klingen riesige Boxen<br />

in kleinsten Räumen ab und zu recht gut<br />

(Tür zu). Lei<strong>de</strong>r ist <strong>de</strong>r Übergang zur<br />

Druckkammer bei allen Räumen unterschiedlich,<br />

ebenso das Raumvolumen, bei<strong>de</strong>s<br />

Grün<strong>de</strong> für die unterschiedlichen Standpunkte<br />

<strong>de</strong>r Betroffenen. Weiterhin erfüllen<br />

keine Lautsprecherchassis die For<strong>de</strong>rung<br />

nach konstanter Membranauslenkung. Je<br />

nach Qtc Faktor nimmt die Auslenkung<br />

oberhalb und unterhalb <strong>de</strong>r Resonanzfrequenz<br />

rapi<strong>de</strong> ab (vgl. das Kapitel „Geschlossene<br />

Boxen"). Ein Equalizing erfor<strong>de</strong>rt<br />

bei geschlossenen Boxen höchste Verstärkerleistung<br />

und Belastbarkeit, da die<br />

Fe<strong>de</strong>rsteife <strong>de</strong>r Luft im Gehäuse überwun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n muß, und ist zu<strong>de</strong>m bei Baßreflexboxen<br />

sinnlos, da <strong>de</strong>r Reflextunnel unterhalb<br />

<strong>de</strong>r Resonanzfrequenz „offen" ist<br />

und bei Membranbewegungen sofort ein<br />

Druckausgleich zwischen Vor- und Rückseite<br />

<strong>de</strong>r Mambran stattfin<strong>de</strong>t. Ausgenommen<br />

sind natürlich Boxen mit einer Resonanzfrequenz<br />

unter 15 Hz, diese haben dafür<br />

an<strong>de</strong>re Probleme mit <strong>de</strong>r Aufstellung<br />

(vgl. das Kapitel: Der Lautsprecher im<br />

Raum).<br />

Messen o<strong>de</strong>r hören?<br />

Das menschliche Gehör registriert bei mittleren<br />

und hohen Frequenzen <strong>de</strong>n Einfluß<br />

indirekter Schallanteile, die durch Reflexion<br />

von Decke, Bo<strong>de</strong>n und Wän<strong>de</strong>n eines<br />

Raumes zum Hörer gelangen, auf <strong>de</strong>n<br />

Direktschall vollkommen an<strong>de</strong>rs als ein<br />

Schallpegelmeßgerät. Ein solches Meßgerät<br />

kann nur einen „Momentanwert" liefern,<br />

<strong>de</strong>n Schalldruck, <strong>de</strong>r aus allen Schallwellen<br />

(<strong>de</strong>r direkten und allen indirekten) zu einer<br />

Zeit und an einem Ort (Meßmikrophon)<br />

resultiert. Der Schalldruck ist ein frequenzabhängiger<br />

Wechsel von Unter- und Überdruck<br />

in <strong>de</strong>r Luft (Schwingung). Da die<br />

Wegstrecken von direkten und indirekten<br />

Schallanteilen unterschiedlich groß sind,<br />

kommt es zur Überlagerung gleicher (Überdruck<br />

+ Überdruck) und ungleicher (Überdruck<br />

+ Unterdruck) Zustän<strong>de</strong>, abhängig<br />

vom Verhältnis <strong>de</strong>s Wegstreckenunterschie<strong>de</strong>s<br />

zur Wellenlänge <strong>de</strong>r untersuchten Frequenz.<br />

Diese „Interferenzen" zeigt das<br />

Meßgerät als Anhebung bestimmter und<br />

Absenkung an<strong>de</strong>rer Frequenzen an.<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>SHACKMAN</strong>.<strong>de</strong><br />

Ein Lautsprecher mit linearem Frequenzgang<br />

im reflektionsfreien Raum wird in<br />

einem Wohnraum immer eine mehr o<strong>de</strong>r<br />

weniger „verbogene" Schalldruckmeßkurve<br />

zeigen, ohne dabei schlecht zu klingen.<br />

Fast alle Versuche diesen Frequenzgang<br />

mit elektronischen Mitteln zu linearisieren,<br />

führen erfahrungsgemäß zu einer klanglichen<br />

Verschlechterung.<br />

Der Grund hierfür ist die Fähigkeit <strong>de</strong>s<br />

Gehörs zwischen gleichen aber zeitlich verschobenen<br />

Signalen zu unterschei<strong>de</strong>n. Da<br />

<strong>de</strong>r reflektierte Schall eine größere Wegstrecke<br />

als <strong>de</strong>r Direktschall zurücklegen<br />

muß, ergibt sich über die konstante Schallgeschwindigkeit<br />

(ca. 343 m/s) eine zeitliche<br />

Verzögerung.<br />

1 m : 343 m/s = 0,003 s = 3 m/s.<br />

Der zuerst einfallen<strong>de</strong> Schall wird vom<br />

Gehör als Originalschall wahrgenommen,<br />

dieser und sehr gering verzögerte Schall<br />

(Beugung um <strong>de</strong>n Kopf) wird zur Richtungsortung<br />

genutzt. Verzögerungen zwischen<br />

1 m/s und 30 m/s wer<strong>de</strong>n als Reflektionen<br />

bewertet, die Wirkung <strong>de</strong>r Signale<br />

mit wachsen<strong>de</strong>r Verzögerungszeit stark<br />

abgeschwächt. So muß z. B. ein um 10 m/s<br />

verzögertes Signal um 10 dB lauter als <strong>de</strong>r<br />

Direktschall sein, um die Richtungsortung<br />

zu beeinflussen. (Davon profitiert auch ein<br />

namhafter amerikanischer Hersteller; diese<br />

Erkenntnisse sind allerdings schon älter<br />

und nicht wie behauptet von ihm. Haas H.,<br />

Über die Wirksamkeit eines Einfachechos,<br />

Acustica, 1961 S. 49.) Bei größeren Verzögerungszeiten<br />

als 30 m/s, wer<strong>de</strong>n zwei zeitlich<br />

und auch räumlich getrennte Signale<br />

gehört.<br />

Die Übergänge zwischen diesen Zeitbereichen<br />

sind gleitend.<br />

Alle mehr als ca. 2 m/s verzögerten Signale<br />

erzeugen einen Raumeindruck, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r<br />

Summe, Intensität und Verzögerungsdauer<br />

<strong>de</strong>r Signale abhängt.<br />

An<strong>de</strong>rs als bei tiefen Frequenzen, wo aufgrund<br />

<strong>de</strong>r großen Wellenlängen, Laufzeitunterschie<strong>de</strong><br />

nicht hörbar sind und die<br />

Schalldruckabweichungen vom linearen Verlauf<br />

unangenehm hörbar wer<strong>de</strong>n, ist <strong>de</strong>r<br />

durch die höheren Frequenzen erzeugte<br />

Raumeindruck eine natürliche Begleiterscheinung<br />

<strong>de</strong>s Hörens. Eine Stimme, die im<br />

reflektionsfreien (schalltoten) Raum gehört<br />

wird, klingt eigenartig, ebenso bei unnatürlich<br />

hohem Reflektionsanteil (Ba<strong>de</strong>zimmereffekt).<br />

Je<strong>de</strong>s Linearisieren (Einmessen), das über<br />

ein Linearisieren <strong>de</strong>s Lautsprechers ohne<br />

Raumeinflüsse hinausgeht, verfälscht nicht<br />

nur <strong>de</strong>n Direktklang, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n<br />

Raumeindruck mit <strong>de</strong>m Ergebnis hörbarer<br />

Anhebungen und Absenkungen trotz linearer<br />

Meßkurve, abgesehen von <strong>de</strong>r Problematik<br />

<strong>de</strong>s Linearisierens, da mit je<strong>de</strong>r<br />

Anhebung auch die abschwächen<strong>de</strong>n Reflektionen<br />

stärker wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Sinne einer natürlichen Musikwie<strong>de</strong>rgabe<br />

sollten sehr kurze (Störung <strong>de</strong>r Stereo-<br />

Ortung) und sehr lange (Echo) Verzögerungszeiten<br />

durch geeignete Aufstellung im<br />

Raum und Bedämpfung durch Möbel und<br />

Vorhänge vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Probleme im<br />

tieffrequenten Bereich lassen sich durch<br />

richtige Aufstellung ebenfalls recht einfach<br />

lösen, daher ist bei guten Lautsprechern <strong>de</strong>r<br />

Aufstellungsort, in Grenzen, vorgeschrieben.

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