Copyright SHACKMAN.de - 70
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Elektrostatische Lautsprecher —<br />
gibt es die originalgetreue Wie<strong>de</strong>rgabe<br />
Die originalgetreue Wie<strong>de</strong>rgabe komplexer<br />
Musik ist bekanntlich keine leichte Aufgabe<br />
für einen Lautsprecher.<br />
Sie erfor<strong>de</strong>rt nicht nur die exakte Reproduktion<br />
aller Schallwellen vom 17 m bis 1,7<br />
cm Länge und Schalldruckpegel von 120 dB<br />
(1 : 1000000), erst die zeitliche Abfolge bestimmter<br />
Frequenzen und Amplitu<strong>de</strong>n erzeugt<br />
die Klangstruktur <strong>de</strong>r Musikinstrumente.<br />
So unterschei<strong>de</strong>n sich einige Musikinstrumente<br />
kaum in <strong>de</strong>n Frequenzen, die sie erzeugen,<br />
allein die Reihenfolge <strong>de</strong>r Grundund<br />
Obertöne bewirken einen völlig unterschiedlichen<br />
Klang.<br />
Ein weiteres Problem bei <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgabe<br />
komplexer Musik sind die sogenannten<br />
mikrozeitlichen Pegelschwankungen verschie<strong>de</strong>ner<br />
Instrumente.<br />
Diese Lautstärkenschwankungen angehaltener<br />
Töne informieren über das „Gattungstimbre",<br />
ob ein Klang von einem Blas- o<strong>de</strong>r<br />
Streichinstrument erzeugt wird. Mit <strong>de</strong>r<br />
Zahl <strong>de</strong>r Instrumente eines Orchesters<br />
summieren sich dabei die Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />
<strong>de</strong>n Lautsprecher ganz erheblich. Kleinste<br />
zeitliche o<strong>de</strong>r dynamische Fehler wer<strong>de</strong>n bei<br />
<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgabe sofort als undifferenzierter<br />
Klang hörbar.<br />
Um keine Illusionen aufkommen zu lassen,<br />
die perfekte Musikreproduktion über Lautsprecher<br />
ist unmöglich, auch wenn einige<br />
Werbeprospekte an<strong>de</strong>rer Meinung sein sollten.<br />
Sobald die Wie<strong>de</strong>rgabequalität die Aufnahmequalität<br />
erreicht, kann man von optimaler<br />
Wie<strong>de</strong>rgabe sprechen, eine weitere Steigerung<br />
ist logischerweise nicht möglich.<br />
Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Klang eines guten Kopfhörers<br />
kennt, weiß wie gering dieser Unterschied<br />
mittlerweile sein kann.<br />
Warum ist eine Wie<strong>de</strong>rgabe mit Kopfhörerqualität<br />
eigentlich so schwer zu realisieren?<br />
Ein kurzer Seitenblick zur Aufnahmetechnik<br />
bietet eine <strong>de</strong>utliche Erklärung. Ein winziges<br />
Stück einer wenige tausendstel Millimeter<br />
dicken Kunststoff-Folie ist das Kernstück<br />
<strong>de</strong>r besten Studiomikrophone.<br />
Praktische masselos folgt diese Folie als<br />
Membran eines Kon<strong>de</strong>nsatormikrophons <strong>de</strong>n<br />
Schallschwingungen <strong>de</strong>r Luft. Ein aufgedampfter<br />
Metallbelag auf <strong>de</strong>r Folie und eine<br />
feststehen<strong>de</strong> Gegenelektro<strong>de</strong> ergeben einen<br />
Kon<strong>de</strong>nsator, <strong>de</strong>r zur Erzeugung eines elektrischen<br />
Signals genutzt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Durch <strong>de</strong>n konsequenten Verzicht auf bewegte<br />
Masse, Schwingspulen und Magnetfel<strong>de</strong>r<br />
sowie <strong>de</strong>n Einsatz mo<strong>de</strong>rnster Technologien<br />
ist inzwischen eine fast perfekte<br />
Umwandlung von akustischer in elektrische<br />
Energie möglich gewor<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>r Entwicklung einer neuen Studio-Mikrophonserie<br />
<strong>de</strong>s dänischen Meßgeräte-Spezialisten<br />
„Bruel & Kjaer", die auch die<br />
anspruchvollsten Aufnahmesituationen meistern<br />
sollte, zeigte sich wie<strong>de</strong>r sehr <strong>de</strong>utlich<br />
wie wichtig diese Kombination aus dynamisch<br />
und zeitlich richtigem Impulsverhalten<br />
ist.<br />
Nur ein praktisch masseloses System ist in<br />
<strong>de</strong>r Lage, bei<strong>de</strong> Parameter simultan zu erfüllen,<br />
ohne Kompromisse einzugehen.<br />
Bei einem masselosen System liegt die theoretische<br />
mechanische Resonanzfrequenz unendlich<br />
hoch, bei <strong>de</strong>n realisierten Mikrophonen<br />
ist die unterste Resonanzfrequenz mit<br />
ca. 50 kHz noch immer weit oberhalb <strong>de</strong>s<br />
Hörbereiches.<br />
Geringste Masse be<strong>de</strong>utet bestes Impulsverhalten,<br />
hohe mechanische Resonanzfrequenz<br />
be<strong>de</strong>utet lineares Phasenverhalten, da Phasendrehungen<br />
immer erst im Bereich dieser<br />
Resonanzfrequenz o<strong>de</strong>r darüber auftreten.<br />
So ist z. B. <strong>de</strong>r Phasenfrequenzgang <strong>de</strong>s<br />
Mikrophons 4007 von 50 - 20 kHz innerhalb<br />
von ± 5° linear.<br />
Bei <strong>de</strong>n elektrostatischen Kopfhörern wird<br />
dieses Prinzip umgekehrt verwen<strong>de</strong>t, hier<br />
wird ebenfalls eine Folie zwischen zwei<br />
Metallgittern aufgehängt. Wird diese Folie<br />
elektrostatisch aufgela<strong>de</strong>n, kann sie durch<br />
Anlegen einer elektrischen Spannung an die<br />
Metallgitter bewegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Da auch diese Folie praktisch masselos ist<br />
und über die gesamte Fläche gleichmäßig<br />
angetrieben wird, reproduziert sie exakt das<br />
vom Mikrophon aufgenommene Signal. Der<br />
geringe Unterschied zwischen Aufnahme<br />
und Kopfhörerwie<strong>de</strong>rgabe resultiert aus <strong>de</strong>r<br />
Ähnlichkeit und Kompromißlosigkeit <strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong>n Wandler. ' ' ; '~<br />
Eine Vergrößerung <strong>de</strong>r strahlen<strong>de</strong>n Fläche<br />
führt zu <strong>de</strong>n elektrostatischen Lautsprechern.<br />
Dieser Wandler besitzt alle Vorteile <strong>de</strong>s<br />
elektrostatischen Kopfhörers und reproduziert<br />
auch kleinste Details so, wie sie vom<br />
Mikrophon aufgenommen wur<strong>de</strong>n. Da auch<br />
hier die Folienmembran über die gesamte<br />
Fläche gleichmäßig angetrieben wird, beeinträchtigt<br />
die etwas größere Masse an<strong>de</strong>rs als<br />
beim dynamischen Membranlautsprecher<br />
nicht das Impulsverhalten <strong>de</strong>s Wandlers.<br />
Der elektrostatische Lautsprecher besteht<br />
praktisch aus einer unendlichen Zahl masseloser<br />
angetriebener Einzelmembranen, während<br />
beim dynamischen Tauchspulenlautsprecher<br />
<strong>de</strong>r größte Teil <strong>de</strong>r bewegten Masse<br />
nur die Verbindung zwischen Antrieb und<br />
Umgebungsluft herstellt.<br />
Der geringe Abstand <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Metallgitter<br />
ermöglicht lei<strong>de</strong>r keine großen Auslenkungen<br />
<strong>de</strong>r Folie. Soll ein solcher Elektrostat zur<br />
Reproduktion eines gesamten hörbaren Frequenzbereiches<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n, so ergeben<br />
sich recht unhandliche Abmessungen.<br />
Dieser Umstand hat die Verbreitung <strong>de</strong>r<br />
filektrostaten in <strong>de</strong>r Vergangeheit gründlich<br />
behin<strong>de</strong>rt.<br />
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Einige bekannte Exemplare besitzen Membranflächen<br />
von über 2 m 2 und müssen <strong>de</strong>nnoch<br />
im Baßbereich als Kompromiß betrachtet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Als Ausweg bietet sich nur die Möglichkeit,<br />
einen kleineren Elektrostaten mit einem<br />
Schwingspulenlautsprecher zu kombinieren.<br />
Die Realisierung einer solchen Kombination<br />
ist jedoch alles an<strong>de</strong>re als einfach.<br />
Alle Schwingspulenlautsprecher arbeiten bekanntlich<br />
nach <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>s massege-<br />
33<br />
hemmten Wandlers, bei <strong>de</strong>m ein Großteil<br />
<strong>de</strong>r Antriebsleistung zur Überwindung <strong>de</strong>r<br />
Massenträgheitskräfte verbraucht wird.<br />
Nur wenige Lautsprecher mit sehr stabilen,<br />
leichten Membranen und exzellentem Impulsverhalten<br />
sind daher zur Kombination<br />
mit Elektrostaten geeignet.<br />
Um die nötigen Membranamplitu<strong>de</strong>n und<br />
damit ungewünschte Verzerrungen in engsten<br />
Grenzen zu halten, ist <strong>de</strong>r Einsatz eines<br />
Baßhorns sehr empfehlenswert.<br />
Beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung gewinnt bei solchen<br />
Kombinationen die Frequenzweiche, die<br />
<strong>de</strong>n Wandlern die entsprechen<strong>de</strong>n Frequenzbereiche<br />
zuführt.<br />
Eine Frequenzweiche mit ungenügen<strong>de</strong>r<br />
Filtersteilheit ist für <strong>de</strong>n Klang ebenso ruinös<br />
wie eine Frequenzweiche mit schlechtem<br />
Impulsübertragungsverhalten. Eine gelungene<br />
Kombination bietet dagegen alle<br />
Vorteile eines Elektrostaten mit besseren<br />
Baßwie<strong>de</strong>rgabeeigenschaften bei erheblich<br />
geringerem Platzbedarf.<br />
Gibt es bei allen Vorteilen dieser Elektrostaten<br />
eigentlich keine Nachteile?<br />
Durch die relativ große Strahlerfläche wird<br />
<strong>de</strong>r Schall stark gerichtet abgestrahlt. Diese<br />
oft als negativ beurteilte Eigenschaft be<strong>de</strong>utet<br />
aber auch, daß Reflektionen von <strong>de</strong>n<br />
Raumwän<strong>de</strong>n kaum stattfin<strong>de</strong>n können.<br />
Dadurch wer<strong>de</strong>n klangliche Überlagerungen<br />
von Aufnahme- und Wie<strong>de</strong>rgaberaum<br />
vermie<strong>de</strong>n. Der Wie<strong>de</strong>rgaberaum bleibt<br />
praktisch ausgesperrt, ähnlich wie es bei<br />
Kopfhörerwie<strong>de</strong>rgabe erlebt wird, <strong>de</strong>r nur<br />
<strong>de</strong>n Auf nahmeraum reproduziert und<br />
sonst nichts.<br />
Die Folge ist, daß elektrostatische Wandler<br />
sehr genau auf <strong>de</strong>n Hörplatz ausgerichtet<br />
wer<strong>de</strong>n müssen, damit er so gut klingt, wie<br />
er kann. Diese Einschränkung <strong>de</strong>s Hörbereichs<br />
wird jedoch von <strong>de</strong>nen, die nur auf<br />
die absolute Klangqualität achten, nicht als<br />
störend empfun<strong>de</strong>n.<br />
Das Römer ELS-Hornsystem ist ein Beispiel<br />
für ein Hybridsystem von Elektrostat<br />
und Schwingspulenlautsprecher.<br />
Im unteren Frequenzbereich wird ein Podszus-Görlich<br />
Chassis eingesetzt (s. Lsp.-<br />
Handbuch, Kap. Podszus-Görlich Lautsprecher).<br />
Durch die extrem leichte und verwindungsfreie<br />
Hartschaummembran besitzt<br />
dieses Chassis elektrostatenähnliche Klangeigenschaften<br />
und eignet sich daher beson<strong>de</strong>rs<br />
zur Kombination mit Elektrostaten.<br />
Durch <strong>de</strong>n Einsatz eines kleinen Back-Loa<strong>de</strong>d<br />
Baßhorns mit angepaßtem Subwoofei<br />
genügt ein Membrandurchmesser von 20 cm<br />
zur Baßwie<strong>de</strong>rgabe, was natürlich <strong>de</strong>m Impulsverhalten<br />
im gesamten Arbeitsbereich zugute<br />
kommt.<br />
Um die Qualität <strong>de</strong>s verwen<strong>de</strong>ten Elektrostaten<br />
optimal ausnutzen zu können, wer<strong>de</strong>n<br />
diese mittels einer von R. A. E. speziell füi<br />
Elektrostaten entwickelte Röhrenendstufe<br />
eingesetzt, die <strong>de</strong>n sonst nötigen Eingangsübertrager<br />
überflüssig macht.<br />
Das Gesamtergebnis ist ein Baßhorn, das<br />
manchmal wie ein Elektrostat klingt und eir<br />
Elektrostat, <strong>de</strong>r wie ein Baßhorn klingt.<br />
R. A. E. ELS-Hybridbaßhörner. Ein Schrit<br />
weiter zur Realität.