Das menschliche Manifest - holger-niederhausen
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Der Intellekt ist nicht der <strong>menschliche</strong> Geist. Mit dem Intellekt kann man<br />
verschiedenste Gedanken formen, bis ins Unendliche räsonieren, diskutieren<br />
und so weiter. Er wird aber immer tot bleiben, mit der realen Wirklichkeit<br />
wird er nie etwas zu tun haben. Zwar lässt sich diese Wirklichkeit durch die<br />
Ergebnisse des Intellekts scheinbar hervorragend beeinflussen – aber er<br />
erfasst an der Wirklichkeit nur das Tote. Sein Reich ist das der Abstraktion –<br />
ein Totenreich.<br />
Genau dies erleben wir doch oft so leidvoll! Wir erleben, dass wir eigentlich<br />
nicht mehr wirklich erleben können... In der Wissenschaft gelten der<br />
Intellekt und die Abstraktion geradezu als Tugend – aber auch dort verlieren<br />
sie die volle Wirklichkeit unter ihren knochigen Fingern.<br />
„Wir können die Probleme nicht mit demselben Denken lösen, das sie verursacht<br />
hat.“ Dieser Satz erfasst etwas von der hier gemeinten Wirklichkeit.<br />
Die Probleme entstehen gerade dadurch, dass das intellektuelle Denken die<br />
Wirklichkeit gar nicht erfasst, sondern immer nur ihr abstraktes, totes<br />
Abbild, was etwas vollkommen anderes ist. Und dann wird dieses tote<br />
Abbild noch weiter verfälscht durch unzählige Vorstellungen, Urteile, Interpretationen<br />
etc.!<br />
Was aber ist dann der Geist?<br />
Diese Frage können wir nur aus der inneren Erfahrung heraus beantworten.<br />
Wo das innerste Menschenwesen wirklich selbst tätig zu werden beginnt; wo<br />
ganz aus dem Eigenen heraus ein Gedanke geformt wird; wo ganz aus dem<br />
Eigenen heraus der Gedanke eines anderen voll bewusst mit-gedacht und<br />
mit-geformt wird; wo dieses ganz Eigene, diese eigene innere Aktivität selbst<br />
wiederum ein inneres Erlebnis wird – da leuchtet die erste Morgenröte des<br />
Geistes auf...<br />
Deswegen ist der „Geist“ kein Fass, das gefüllt werden könnte; deswegen ist<br />
wahre Kultur nichts, was man konsumieren könnte; deswegen kann Kultur,<br />
Bildung, Geistesleben nicht organisiert oder verwaltet werden; deswegen<br />
führt jede Gewohnheit, jede Selbstverständlichkeit, jede Norm, Vorschrift<br />
und Regelung in den Tod des Geistes, ja ist dieser Tod.<br />
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