Das menschliche Manifest - holger-niederhausen
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Empfinden wir jedoch menschlich, wird in uns die Sehnsucht erwachen, dass<br />
die eigentlichen Rechtsfragen erkannt und in voller Gleichberechtigung<br />
beantwortet werden können.<br />
<strong>Das</strong> äußere Recht soll dem Menschen dienen. Es soll ein möglichst getreuer<br />
Spiegel seines lebendigen, aktuellen Rechtsempfindens sein. Natürlich ist<br />
das äußere Recht in zahllosen dicken Gesetzesbüchern festgelegt und kann<br />
sich vielfach vom unmittelbaren Empfinden des Menschen entfremden. Doch<br />
genau aus diesem Grund können und müssen Gesetze und Regelungen auch<br />
geändert werden – auf dass sie wiederum Ausdruck für das reale Empfinden<br />
der Menschen sein können.<br />
Wenn ein Großteil der Menschen in konkreten Arbeits- und damit Rechtsverhältnissen<br />
das Gefühl hat, es „stimmt etwas nicht“, wäre es menschenverachtend,<br />
darauf hinzuweisen, „unsere Rechtsordnung“ schütze aber dies<br />
und jenes. Vielmehr muss zugegeben werden, dass viele Rechtsfragen heute<br />
noch nicht menschlich beantwortet sind.<br />
Es gibt auf Rechtsfragen keine vorgefasste Antwort. Die Antwort muss<br />
zwischen den Menschen gefunden werden, die konkret betroffen sind. Die<br />
Aufgabe der Rechtsordnung bestünde darin, dafür zu sorgen, dass diese<br />
Antwort unter den Voraussetzungen der Gleichheit, der Gleichberechtigung<br />
und ohne den Einfluss von Macht gefunden wird.<br />
Die Gestaltung und der Schutz der Rechtssphäre ist die eigentliche Aufgabe<br />
der Politik und des Staates. Heute jedoch greift der Staat in ihm ganz<br />
wesensfremde Bereiche (z.B. das Bildungswesen) über und nimmt seine<br />
eigentliche Kernaufgabe völlig ungenügend wahr!<br />
Besitz-, Lohn- und Verteilungsfragen sind eigentlich Rechtsfragen. Diese<br />
müssen ganz anders als heute in eine politisch-demokratische Verantwortung<br />
übergehen. Nicht die Bildungsziele können demokratisch entschieden<br />
werden, nicht die Bananenkrümmung oder andere Wirtschaftsfragen, aber<br />
übergeordnete Fragen der Gerechtigkeit – Rechtsfragen. Erst dann werden<br />
wir eine wahre Demokratie haben.<br />
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