Das menschliche Manifest - holger-niederhausen
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sektoren“, wo selbst eine Vollzeitarbeit nicht genügt, um auch nur eine<br />
dreiköpfige Familie zu ernähren.<br />
Nirgendwo wird hier die entscheidende Frage gestellt, was die Beteiligten als<br />
gerecht empfinden. Wenn ein Mensch eine Arbeit braucht, muss er seine<br />
Arbeitskraft letztlich zu jedem Preis verkaufen. Es ist ein menschenunwürdiger<br />
Zustand, ähnlich einem Sklavenmarkt – auch wenn es heute<br />
„nur“ ein „Arbeitsmarkt“ ist...<br />
Auch die Lohnfrage wird also aus der <strong>menschliche</strong>n Rechtssphäre herausgerissen<br />
und in einen „Markt“ hineingezwungen, zu einer „Wirtschaftsfrage“<br />
gemacht: Welchen Preis ist deine Arbeit wert? Und dieser Preis richtet sich<br />
danach, wie viele „Mitanbieter“ der gleichen Arbeit es gibt und so weiter.<br />
Die Menschen müssen sich dann mit diesem „Preis“ zufriedengeben. Es ist<br />
eine Machtfrage, die einseitig – und sei es mit Hilfe des „Marktes“ –<br />
beantwortet wird.<br />
Die Rechtsfrage ist: Welche Entlohnung ist für die jeweilige Arbeit gerecht?<br />
Und welcher Anteil des Erlöses ist in Bezug auf den Eigentümer der<br />
Produktionsmittel gerecht, in Abhängigkeit von dessen Investitionen und so<br />
weiter?<br />
Wem gehören die Produktionsmittel überhaupt, mit welchem Recht, und<br />
welche Rechte ergeben sich aus deren Eigentum bzw. Nutzung?<br />
Dies sind Rechtsfragen – das heißt, sie müssen zwischen den beteiligten<br />
Menschen beantwortet werden, können keine vorgegebene, einseitige<br />
Antwort finden, wenn das wahrhaft Menschliche anwesend sein soll.<br />
In Wahrheit besitzt eben nicht der Besitzer der Produktionsmittel den Erlös<br />
und zahlt dann gewisse Anteile aus, sondern dieser Erlös wird zunächst von<br />
niemandem bzw. von allen besessen, weil er von allen erarbeitet wird. Was<br />
mit dem gemeinsam Erarbeiteten geschehen soll, ist eine Rechtsfrage – eine<br />
offene Frage... Gelöst werden kann sie nur, wenn alle beteiligten Menschen<br />
sich begegnen und aus dieser Begegnung heraus die Antworten finden...<br />
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