Das menschliche Manifest - holger-niederhausen
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fänger“, da sie für diese „mitarbeiten“. Wie aber würden wir denken, wenn<br />
wir unsere wahrhaft <strong>menschliche</strong>n Empfindungen zu erleben versuchen?<br />
Wenn es uns wirklich gelingt, uns mit unserer tiefsten Sehnsucht zu<br />
verbinden und menschlich zu denken, würden wir eine Gemeinschaft von<br />
Menschen – sei es eine Familie, ein Bezirk, eine Stadt, ein Land, eine<br />
Region, eine Welt – auch wirklich als Gemeinschaft empfinden. Wir würden<br />
es so empfinden wollen. Wir würden die Gemeinschaft wollen und durch<br />
unser Denken, Fühlen und Taten zur Realität machen. 14<br />
In einer Gemeinschaft hat jeder Anteil am gemeinsamen Wohl und Wehe.<br />
<strong>Das</strong> ist das Wesen von Gemeinschaft, es ist gar keine gesonderte Vereinbarung.<br />
Was ein jeder gerechterweise bekommt, ist keine Gnade, sondern<br />
ein unmittelbares, gewolltes Recht. Es gibt keine Almosen, es gibt nur Menschen<br />
unter Menschen und die Frage: Wie ist es recht, das Gemeinsame<br />
unter uns aufzuteilen?<br />
Hier führen alle Begriffe wie „Lohnnebenkosten“ oder „Sozialabgaben“ ganz<br />
in die Irre, weil sie den Blick auf eine Illusion lenken. Was in die Sozialversicherungen<br />
fließt, was als Anteil an die momentan kranken und arbeitslosen<br />
Menschen geht, ist keine Abgabe, denn von vornherein bestand eine gemeinschaftliche<br />
(in diesem Fall: demokratische) Einigkeit darüber, dass dieser<br />
Anteil diesen Menschen gebührt.<br />
Erwirtschaftet werden muss dieser Anteil natürlich von denen, die arbeiten<br />
können. Wenn es aber nun wieder als Abgabe empfunden wird, sogar noch<br />
als Zwangsabgabe, ist man im Denken erneut ganz auf den egoistischen<br />
Standpunkt zurückgefallen. Es bedeutet im Grunde, dass man den Anderen<br />
lieber verhungern ließe oder ihm zumindest die Schuld an seiner<br />
„Untätigkeit“ usw. gibt – und selbst als Wohltäter betrachtet werden will.<br />
Arbeitslosigkeit ist heute zumeist unverschuldet. Im heutigen „Wirtschaftssystem“<br />
werden immer weniger Menschen gebraucht – und der Konkurrenz-<br />
14 Die Wurzel liegt im Denken. Wenn ich jemanden als Gegner betrachte, dann ist er<br />
mein Gegner. Wenn ich jemanden als Schwester betrachte, dann ist sie meine<br />
Schwester...<br />
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