Autor: - Mediaculture online
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Zuschauer direkt angesprochen, trotz aller Konventionen, die dabei<br />
abschwächend wirksam sind. Der frontale Blick aus dem Bild heraus wirkt immer<br />
noch direkter, mobilisierender, als wenn der Blick der Figur sich parallel zur<br />
Bildfläche direkt einer anderen Figur zuwendet. Gerade in nichtfiktionalen<br />
Produktionen ist diese Blickrichtung häufig anzutreffen. Die auf diese Weise<br />
suggerierte ‘direkte’ Ansprache führt in vielen Fernsehsparten zu<br />
unterschiedlichen Strategien der Einbeziehung der Zuschauer, die eine andere,<br />
von der Fiktion unterschiedene raumzeitliche Wahrnehmungskonstruktion zur<br />
Grundlage haben.<br />
Auch bei der Parallelführung von Handlungs- und Kameraachse gibt es zwei<br />
Varianten der Bewegungsrichtung: aus dem Bild zum Zuschauer hinaus, also<br />
gegen dessen Blickrichtung gewendet und, entgegengesetzt, mit dem<br />
Zuschauerblick gleichlaufend, in das Innere des Bildes hineinführend. Wenn Cary<br />
Grant mit dem Auto auf der Landstraße in die Bildmitte hineinverschwindet, fühlt<br />
sich der Zuschauer damit nicht konfrontiert: er entschwindet unserem Blick. Nicht<br />
zufällig ist es deshalb ein häufig benutzter Filmschluß, daß der Held in den Film<br />
hinein verschwindet, er verläßt sein Publikum, legt zwischen den Zuschauern und<br />
sich eine größere Distanz, bis er schließlich ganz verschwunden ist.<br />
Schließlich soll noch eine weitere Variation benannt werden. Die frontale<br />
Ansprache des Zuschauers, die direkte Einbeziehung hat den Effekt, daß sie den<br />
fiktiven Raum des Spielfilms aufzubrechen droht. Die Darstellungskonventionen<br />
des Spielfilms erforderten bis in die fünfziger Jahre hinein die<br />
Abgeschlossenheit des fiktionalen Raums gegenüber der Realität des<br />
Zuschauers. Eine direkte Brücke in den Raum der Realität hinein soll vermieden<br />
werden, Bezüge durften nur indirekt, motivisch und thematisch gegeben werden.<br />
Der filmische Raum als Wahrnehmungsraum hatte abgeschlossen zu bleiben. Um<br />
dennoch den Zuschauer in das Geschehen zu involvieren, wurde er nicht frontal<br />
angegangen, die Figuren blickten seitlich schräg an der Kamera vorbei. Damit war<br />
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