Autor: - Mediaculture online
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Proportionen des abgebildeten Raumes verändern sich: seine Tiefe verringert sich<br />
(Tele) oder vergrößert sich (Weitwinkel).<br />
Der Zoom bedeutet eine ökonomische Vereinfachung, da nicht mehr Schienen für<br />
eine Kamerafahrt verlegt werden müssen. Auch muß keine aufwendige Planung<br />
des Fahrtverlaufs erfolgen. „Ökonomisches Volumen“ und „filmische Intelligenz“,<br />
so der Filmtheoretiker und Filmemacher Hartmut Bitomsky, werden durch den<br />
Zoom in geringerem Maße benötigt, der Zoom „simuliert<br />
Produktionsbedingungen und - weisen, die er nicht hat; genauer: durch den Zoom<br />
täuschen die Produktionsbedingungen vor, mehr herzugeben, als sie tatsächlich<br />
tun.“ (Bitomsky 1972, S. 13).<br />
Bitomsky spricht deshalb auch von „Betrug“, doch erfolgt diese Kritik aus einem<br />
gewissen filmischen Purismus heraus, der sich durch nichts rechtfertigt. Er<br />
verabsolutiert einen historischen Stand der Produktionsmittel, setzt ihn als<br />
filmischen Reichtum absolut. Die verstärkte Nutzung des Zooms in den siebziger<br />
Jahren hat auch in der Zwischenzeit nachgelassen, der Zoom ist heute<br />
unangefochten ein filmisches Gestaltungsmittel neben anderen.<br />
Mit den technischen Veränderungen werden auch Kamerablicke möglich, die<br />
kaum noch Entsprechungen in der außerfilmischen Realität des Betrachters<br />
haben. Sie liegen in der Kombination mehrerer Komponenten: Die Synthese von<br />
Schwenk und Zoom, oder Kamerafahrt und Zoom kann dabei gleichlaufend sein,<br />
d. h. die Bewegungen von Fahrt und Zoom sind gleichlaufend und einander<br />
ergänzend. Sie können aber auch gegenläufig benutzt werden: bei einer<br />
Kamerafahrt auf ein Objekt zu kann gleichzeitig ein Zoom eingesetzt werden, der<br />
ein Sich- Entfernen vom Objekt suggeriert. (z. B. in Einstellungen in Hitchcocks<br />
„Vertigo“, auch in Spielbergs „Jaws“). Bei genauer Abstimmung der Bewegungen<br />
scheint keine Bewegung stattzufinden, wohl aber verändern sich die<br />
Proportionsverhältnisse des Gezeigten, so daß der Eindruck einer Veränderung im<br />
Sehen (‘schreckgeweiteter Blick’) entsteht.<br />
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