Pfarrbrief 174 - Pfarre Windischgarsten - Diözese Linz
Pfarrbrief 174 - Pfarre Windischgarsten - Diözese Linz
Pfarrbrief 174 - Pfarre Windischgarsten - Diözese Linz
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Nachdem das große Heilswerk des Herrn<br />
mit dem Pfingstereignis seinen eindrucksvollen<br />
Abschluss gefunden hat, folgen im<br />
Kirchenjahr, das ja dieses Heilswerk im Jahresrhythmus<br />
abbildet, noch eine Reihe von<br />
Festen, die man theologische Feste nennen<br />
könnte. Es ist fast so, als ob die Kirche nach<br />
der Ausgießung des Heiligen Geistes mit<br />
frischem Mut alles Wichtige ihres Glaubens<br />
noch einmal überdenkt und in liturgischer<br />
Weise darstellt. So ist der Sonntag nach<br />
Pfingsten, alles vorherige zusammenfassend,<br />
dem erhabensten Geheimnis gewidmet,<br />
das die Kirche besitzt, der Allerheiligsten<br />
Dreifaltigkeit. So feiert die Kirche ein tiefes<br />
Geheimnis ihres Glaubens.<br />
Nun hat der französische Philosoph J.P. Sartre<br />
in seinem Roman „Hinter verschlossenen<br />
Türen“ drei Menschen beschrieben, die<br />
auf engstem Raum zusammenleben müssen.<br />
Sie schikanieren sich gegenseitig, sind<br />
im Umgang miteinander wirklich boshaft,<br />
belügen einander, und auch der Hass prägt<br />
ihr Leben in dieser beklemmenden Enge.<br />
Bis eines Tages einer von ihnen aus diesem<br />
menschlichen Gefängnis ausbricht und voller<br />
Wut hinausruft: „Die Hölle, das sind immer<br />
die anderen!“ Ist das wirklich so, sodass<br />
wir immer wieder sagen müssen, dass der<br />
Mensch des Menschen Wolf ist? Nein, und<br />
ganz sicher nicht, denn der Mensch ist nicht<br />
für den Hass, sondern für die Liebe geschaffen.<br />
Menschen können ohne Liebe nicht<br />
sein, und die Menschen fallen regelrecht<br />
auseinander, wenn sie nicht geliebt werden<br />
bzw. selbst nicht lieben dürfen. Leben können<br />
wir nur im liebenden Miteinander. Darin<br />
leuchtet aber erst recht das Geheimnis auf,<br />
das wir am Sonntag nach Pfingsten feiern:<br />
das Geheimnis der Hl. Dreifaltigkeit.<br />
Es ist sicher der Wille Gottes, dass wir dieses<br />
Geheimnis zu verstehen suchen, aber es<br />
ist natürlich geboten und in sich logisch,<br />
dass wir am Ende sagen: wir verstehen es<br />
zwar im letzten nicht, aber wir verehren<br />
das Geheimnis. Logisch, weil Gott nicht der<br />
unendliche Gott wäre, wenn wir endliche<br />
Wesen ihn ganz verstehen könnten. Aber<br />
schauen wir, was man mit menschlichen<br />
Worten sagen kann! Gott ist die Liebe, wie<br />
es im 1. Johannesbrief heißt. Liebe vollzieht<br />
sich immer in der lebendigen Gemeinschaft<br />
von Personen: ein Gott in drei Personen.<br />
Der eine Gott ist kein einsamer Gott; in<br />
ihm sind Vater und Sohn. Und Jesus sagt,<br />
dass noch ein Dritter zu ihnen gehört, der<br />
Heilige Geist. Da ist der Vater, der die Welt<br />
erschafft. Als diese auf Abwege gerät, sendet<br />
er seinen Sohn, der sie erlöst. Und schließlich,<br />
Das Geheimnis der<br />
Allerheiligsten<br />
Dreifaltigkeit<br />
nachdem der Sohn seine Mission erfüllt hat,<br />
schickt er den Parakleten, der „in die ganze<br />
Wahrheit einführt“ (Joh 15,13) und „das Werk<br />
der Heiligung vollendet“ (4. Eucharistisches<br />
Hochgebet). Vater, Sohn und Heiliger Geist<br />
sind nicht drei Götter, sondern der eine Gott<br />
in drei Personen. Die Kirchenväter haben das<br />
Wesen des dreifaltigen Gottes mit diesem<br />
Bild angedeutet: der Vater wirkt mit beiden<br />
Händen in die Welt hinein. Die eine Hand<br />
ist der Sohn, der in seiner Menschwerdung<br />
den unendlichen Abgrund zwischen Gott<br />
und den Menschen überbrückt und dabei<br />
die schuldig gewordene Menschheit wieder<br />
mit dem Vater versöhnt. Die andere Hand ist<br />
der Heilige Geist, der das Wirken des Sohnes<br />
weiterführt und vollendet. Das Bild ist, wie<br />
alle Bilder, die man sich von Gott macht,<br />
unvollkommen. Man könnte auch sagen,<br />
der Sohn und der Geist sind die Arme, mit<br />
denen der Vater uns umarmt und an sein<br />
Herz drückt.<br />
Vielleicht könnte man denken: wenn die<br />
beiden Hände Gottes Willen ausführen, sind<br />
sie geringer als dieser. Das natürlich nicht. Es<br />
heißt ausdrücklich: der Sohn ist dem Vater<br />
wesensgleich. Ebenso der Heilige Geist. Wir<br />
können aber nun besser verstehen, warum<br />
sich die Theologen der ersten Jahrhunderte<br />
so schwer damit taten, die drei göttlichen<br />
Personen und ihre Einheit zu definieren.<br />
Und immer wieder verhalfen die häufig<br />
auftretenden Irrlehren dazu, dass man das<br />
Dogma deutlicher formulierte. Damals wurde<br />
den Christen klar, dass eine gute Theologie<br />
eine gute Philosophie braucht. Die Philosophie<br />
der Griechen, deren Leistungen für die<br />
europäische Kultur wir gar nicht hoch genug<br />
einschätzen können, lieferte das gedankliche<br />
und sprachliche Rüstzeug. Gerade bei der<br />
Rede von den drei göttlichen Personen ist<br />
es z.B. von größter Bedeutung, dass man<br />
genau unterscheidet, was eine „Person“<br />
(griech. hypostasis, lat. persona) ist, und was<br />
das Wesen ist (griech. ousia, lat. substantia,<br />
natura). Denn Gott ist drei Personen, zugleich<br />
aber „eines Wesens“.<br />
Das gleiche “Wortspiel” um Person und Wesen<br />
begegnet uns später bei der Betrachtung<br />
des Gottmenschen Jesus Christus. Christus<br />
ist in zwei Naturen doch nicht zwei Personen,<br />
sondern eine einzige Person. Im<br />
Deutschen wie im Griechischen lässt sich<br />
das durch die Zusammenziehung der zwei<br />
Hauptwörter Gott und Mensch (Theos und<br />
anthropos) anschaulich ausdrücken. Der<br />
Philosoph Robert Spaemann sagt mit Blick<br />
auf die Dreifaltigkeit, dass eine Einpersonalität<br />
Gottes gar nicht denkbar ist, denn nur<br />
in der Gemeinschaft ist man Person. Ein<br />
anderes Vernunftargument ist das des Hl.<br />
Augustinus, das in unserer Zeit C.S. Lewis<br />
aufgreift: wenn Gott die Liebe ist, muss er<br />
aus mehreren Personen bestehen.<br />
In der Hl. Schrift, die die großen Wahrheiten<br />
in anderer Weise, nicht lehrbuchmäßig,<br />
ausdrückt, ist von der Heiligsten Dreifaltigkeit<br />
mehrfach die Rede, allerdings meistens<br />
verhüllt. Im Buch Genesis sagt Gott: „Lasst<br />
uns den Menschen machen als unser Abbild“.<br />
Das Hebräische kennt keinen Pluralis<br />
maiestatis. Das „Wir“ lässt also auf mehrere<br />
schließen. Andererseits besteht das Alte<br />
Testament immer wieder darauf, dass Gott<br />
„ein einziger“ ist. Wenn beide Aussagen<br />
zusammen gesehen werden, haben wir das<br />
Geheimnis der Dreifaltigkeit.<br />
Ebenfalls im Alten Testament haben wir ein<br />
sehr aussagestarkes Bild, das uns zugleich einen<br />
Hinweis darauf gibt, dass das Dogma von<br />
der Dreifaltigkeit keineswegs eine Spezialität<br />
nur für Fachtheologen ist, sondern mit dem<br />
Leben der Menschen zu tun hat. Dort wird<br />
– ebenfalls im Buch Genesis – berichtet, wie<br />
Abraham eines Tages in Mamre sich unter<br />
einem schattigen Baum der Betrachtung<br />
der Geheimnisse Gottes hingibt, besonders<br />
der Frage, warum ihm Gott eine zahlreiche<br />
Nachkommenschaft verheißt, er aber und<br />
seine Frau Sara in Wirklichkeit kein einziges<br />
Kind hervorgebracht haben. Während er nun<br />
dort in der Mittagshitze sitzt und nachdenkt,<br />
kommen drei Männer auf ihn zu, denen er<br />
sogleich ansieht, dass sie etwas Besonderes<br />
sein müssen. In seiner großen Gastfreundschaft<br />
lädt er sie zu einer „Erfrischung“ ein,<br />
die aber ein ausgewachsenes Festmahl wird.<br />
Die Art und Weise, wie die drei Männer<br />
mit ihm reden, ist außerordentlich seltsam.<br />
Man hat den Eindruck, dass einer redet, und<br />
dann wieder, dass mehrere reden: „Und der<br />
Herr erschien ihm bei den Terebinthen von<br />
Mamre, als er bei der Hitze des Tages am<br />
Eingang des Zeltes saß. Und er hob seine<br />
Augen auf und sah: und siehe, drei Männer<br />
standen vor ihm; sobald er sie sah, lief er<br />
ihnen vom Eingang des Zeltes entgegen<br />
und verneigte sich zur Erde und sagte: Herr,<br />
wenn ich denn Gunst gefunden habe in<br />
deinen Augen, so geh doch nicht an deinem<br />
Knecht vorüber! Man hole doch ein wenig<br />
Wasser, dann wascht eure Füße, und ruht<br />
euch aus unter dem Baum! Ich will indessen<br />
einen Bissen Brot holen, dass ihr euer Herz<br />
stärkt; danach mögt ihr weitergehen; wozu<br />
wäret ihr sonst bei eurem Knecht vorbeigekommen?<br />
Und sie sprachen: Tu so, wie du<br />
geredet hast!“ (Gen 18,1 ff). Und dann heißt<br />
es weiter: „Und ‚sie sagten‘ zu ihm: Wo ist<br />
deine Frau Sara? Und er sagte: Dort im Zelt.<br />
Da sprach er: Wahrlich, übers Jahr um diese<br />
Zeit ‚komme ich‘ wieder zu dir, siehe, dann<br />
hat Sara, deine Frau, einen Sohn. Und Sara<br />
horchte am Eingang des Zeltes, der hinter<br />
ihm war. Abraham und Sara aber waren alt,<br />
hochbetagt; es erging Sara nicht mehr nach<br />
der Frauen Weise. Und Sara lachte in ihrem<br />
Innern und sagte: Nachdem ich alt geworden<br />
bin, sollte ich noch Liebeslust haben? Und<br />
auch mein Herr ist ja alt! Da sprach der Herr<br />
140 Angehörige unserer <strong>Pfarre</strong> haben – das sind mehr als im<br />
vergangenen Jahr – an den Einkehrtagen teilgenommen und von<br />
den besinnlichen Stunden profitiert. Darüber freuen wir uns und<br />
hoffen, dass in Zukunft noch mehr erkennen, wie wichtig solche<br />
Besinnungsstunden sein können. Die Einkehrtagsleiter sind bei<br />
den Leuten durchwegs gut angekommen. Beichtgelegenheit gab<br />
es, und zum Abschluss wurde eine Hl. Messe gefeiert. Eigentlich<br />
darf man von einem Einkehrtag fast nicht reden, denn oft sind es<br />
nur Besinnungsstunden, die dann manchen immer noch zu lang<br />
dauern. Danke allen, die für diese Besinnungsstunden dankbar sind.<br />
Auch gab es einen Jugendeinkehrtag. Und den Einkehrtagsleitern<br />
danke ich ganz persönlich, denn man findet heute immer weniger<br />
Priester, die bereit sind, Besinnungsstunden zu geben.<br />
zu Abraham: Warum hat Sara denn gelacht<br />
und gesagt: Sollte ich wirklich noch gebären,<br />
da ich doch alt bin? Sollte für den Herrn eine<br />
Sache zu wunderbar sein? Zur bestimmten<br />
Zeit komme ich wieder zu dir, übers Jahr<br />
um diese Zeit, dann hat Sara einen Sohn“<br />
(Gen 18,9 ff).<br />
Die Kirche hat in dieser Begebenheit mit den<br />
drei Männern (Engeln) eine Art Vorbild auf<br />
die Heiligste Dreifaltigkeit gesehen. In den<br />
ostkirchlichen Ikonen gilt diese sehr häufig<br />
dargestellte Szene als „Bild“ der göttlichen<br />
Dreieinigkeit. So recht nach ostkirchlicher<br />
Art, wo man das Geheimnis gern im Indirekten<br />
ausdrückt. Uns aber ist es ein Hinweis<br />
darauf, dass alle theologischen Aussagen, so<br />
abstrakt und abgehoben sie manchmal auf<br />
den ersten Blick erscheinen, immer auch mit<br />
Sinnangebote in Krisenzeiten<br />
Einkehrtage in der Fastenzeit<br />
„Brunnentage“<br />
dem gewöhnlichen Leben der Menschen zu<br />
tun haben. Und kann man nicht auch im<br />
Geheimnis der Dreifaltigkeit das Urbild der<br />
menschlichen Familie erkennen?<br />
Der Dreifaltigkeitssonntag zwischen Pfingsten<br />
und Fronleichnam wird auch von einem<br />
großen Teil der Messgemeinde als Hochfest<br />
nicht mehr wahrgenommen. Zu ambivalent<br />
ist der Festinhalt. Einerseits gehört der<br />
Glaube an die Dreifaltigkeit Gottes zum<br />
selbstverständlichen Vollzug des christlichen<br />
Glaubens in Gebet und Liturgie: Wir bekreuzigen<br />
uns im Namen des dreifaltigen Gottes,<br />
wir bekennen ihn im Glaubensbekenntnis,<br />
wir taufen in seinem Namen, und auch zur<br />
Lossprechungsformel in der Beichte gehört<br />
die trinitarische Formel genauso wie zum<br />
Segen am Ende der Eucharistiefeier.<br />
In der Zeit der Krise brauchen Menschen dauerhafte Sinnangebote. Krisenzeiten sind Entscheidungszeiten, in denen der<br />
einzelne Mensch gefragt ist. Da in Krisenzeiten Gefahr und Chance in gleicher Weise liegen, muss der Mensch tatsächlich eine<br />
Entscheidung treffen, um eine Initiative ergreifen zu können. Sinn darf der Mensch nicht im Sinnlichen suchen, im Konsum,<br />
im Sex und im Rausch, sondern in der Einheit von Gott und Welt.<br />
Fraueneinkehrtag<br />
Alteneinkehrtag<br />
Männereinkehrtag<br />
14 Nr. <strong>174</strong> April 2013<br />
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