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Pfarrbrief 174 - Pfarre Windischgarsten - Diözese Linz

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Als die prägende Figur des zweiten vatikanischen<br />

Konzils wird uns Johannes XXIII.<br />

vermittelt. Er wird sozusagen zum medialen<br />

Übervater der kirchlichen Veränderungen<br />

im 20. Jahrhundert stilisiert. Dabei wird oft<br />

vergessen, dass Johannes bereits acht Monate<br />

nach Beginn des Konzils verstarb. In den<br />

medialen Hintergrund gerückt ist hingegen<br />

Paul VI., der das Konzil weiterführte und<br />

auch zu einem Ende brachte. Doch nicht<br />

nur sein Bemühen für das Konzil macht ihn<br />

zu einer interessanten Persönlichkeit der<br />

Kirchengeschichte: Er bereiste als erster<br />

Papst die Welt, baute Brücken zu Orthodoxie,<br />

Judentum und zum kommunistischen<br />

Osten und galt rasch durch seinen Einsatz<br />

für Frieden, Entwicklung und Gerechtigkeit<br />

als der erste moderne Papst. Diesen<br />

nunmehr „vergessenen“ Papst versucht<br />

die 2012 erschienene Biografie wieder ins<br />

rechte Licht zu rücken und so, wie es Kardinal<br />

Lehmann sieht „für die gegenwärtigen<br />

Aufbruchssituationen und Dialogprozesse<br />

in der Kirche“ fruchtbar zu machen. Dass<br />

der Montini-Papst im Gegensatz zu anderen<br />

Papstfiguren des 20.Jahrhunderts auffallend<br />

selten zum Gegenstand der Forschung<br />

geworden ist, kann mitunter als weiterer<br />

Grund für die Monografie des Brixener<br />

Kirchengeschichtlers gesehen werden.<br />

Jörg Ernesti nähert sich Paul VI. vorerst<br />

auf eine eher akademische Art und Weise,<br />

wie das Einführungskapitel zeigt: Eine<br />

Quellensichtung und ein Abschnitt über<br />

wichtige Publikationen zum Thema, sowie<br />

Forschungsdesiderate und Leerstellen innerhalb<br />

der Papstgeschichte werden wahrgenommen.<br />

Einen bestimmt wichtigen<br />

Anhaltspunkt im Verstehen dessen, warum<br />

es um Paul VI. besonders still geworden<br />

ist, gibt Ernesti gleich zu Beginn: Er sei<br />

medial von seinem Vorgänger Johannes<br />

XXIII. und seinem Nachfolger Johannes<br />

Paul II. regelrecht erdrückt worden. Einen<br />

anderen Punkt sieht der Südtiroler in der<br />

Spannung des Pontifikats selbst: Der Papst<br />

habe hoffnungsvoll begonnen, sei aber im<br />

Verlauf der Jahre immer glückloser geworden.<br />

Genau das aber könnte ja ein besonderer<br />

Grund für die Auseinandersetzung sein,<br />

Ein Papst zum<br />

Erinnern<br />

Jörg Ernesti: Paul VI.<br />

Der vergessene Papst<br />

Herder 2012.<br />

müsste man Ernesti hier antworten. Die<br />

innerkirchliche Stille rund um Paul VI. ist<br />

vielleicht eher damit beschrieben, dass sich<br />

sowohl progressive als auch konservative<br />

Züge um den Papst bemühen, aber beide<br />

in ihren Erwartungen von ihm enttäuscht<br />

wurden.<br />

Relativ kurz fällt die Darstellung des Lebens<br />

von Gian Batista Montini bis zu seiner<br />

Papstwahl aus. Wer sich also erhofft, über<br />

seine Zeit als Erzbischof von Mailand oder<br />

als Kurienmitarbeiter an der Seite von Pius<br />

XII. Näheres zu erfahren, wird enttäuscht<br />

werden. Der Autor begründet aber seine<br />

Aussparungen sehr deutlich, indem er festhält,<br />

dass es vorrangig um Paul VI. und<br />

sein Wirken als Pontifex gehe – „um seine<br />

Persönlichkeit dagegen nur insofern, als sie<br />

für sein Handeln als Papst relevant sei.“<br />

Somit liegt der inhaltliche Schwerpunkt auf<br />

den fünfzehn Jahren Pontifikat. Dieser Streifzug<br />

ist aber nicht nur ein Stück Papst-, sondern<br />

ein gutes Stück Weltgeschichte. Ernesti<br />

nimmt den Leser mit in die Spannungen der<br />

60er und 70er Jahre der Kirche, aber auch<br />

der Welt. Er entwirft ein Kaleidoskop von<br />

Geschichte, in die Paul VI. hineingestellt<br />

ist, um als Mensch vor allem aber als Papst<br />

Entscheidungen zu treffen: Beginnend mit<br />

der Aufbruchszeit während des Konzils,<br />

gefolgt von der nachkonziliaren Zeit bis<br />

1970 sowie der Neuausrichtung in der<br />

Ostpolitik, der Öffnung der Kirche für die<br />

moderne Kunst, der Auseinandersetzung<br />

mit den Traditionalisten, die in der Suspension<br />

von Marcel Lefebvre gipfelte und der<br />

Auseinandersetzung mit der italienischen<br />

Innenpolitik, die ihren Höhepunkt in der<br />

Kreuzweg am Karfreitag<br />

Ermordung des damaligen Ministerpräsidenten<br />

Aldo Moro hatte.<br />

Dabei stellt Ernesti einen Papst dar, der in<br />

den 60er Jahren auf Dialog mit der Welt<br />

und vor allem auch mit der Presse setzt,<br />

der besondere Schritte hinsichtlich seiner<br />

Reisen unternimmt und auch politische<br />

Akzente, wie die Aussöhnung mit den Kommunisten<br />

zumindest in Erwägung zieht.<br />

Im Laufe seines Pontifikates jedoch nimmt<br />

diese Auseinandersetzungsbereitschaft ab,<br />

und Paul beginnt laut Ernesti zu zögern und<br />

zu schweigen. Die Reduzierung von Paul<br />

VI. auf die Pillenenzyklika Humanae Vitae<br />

(1968) geht laut Ernesti daraufhin zurück,<br />

dass er nach dieser Enzyklika aufgrund ihres<br />

massiven Echos vor eindeutigen Äußerungen<br />

Abstand nahm. Dieser Annahme kann man<br />

aber auch sehr kritisch gegenüber stehen,<br />

wenn man bedenkt, mit welcher Entschlossenheit<br />

Paul in anderen Zusammenhängen<br />

wie der Einführung der Bischofssynode oder<br />

des Volksaltares vorging.<br />

Ein sehr eindrückliches Bild stellt Ernesti<br />

von Paul VI. als Theologen vor allem in den<br />

Enzykliken Ecclesiam suam (Antrittsenzyklika)<br />

und Evangelii nuntiandi (1975),<br />

in denen er die Begegnung der Welt mit<br />

der Kirche, vor allem aber mit Christus<br />

zum Angelpunkt einer Kirche im Heute<br />

macht.<br />

Schließlich bleibt es aber auch die Auseinandersetzung<br />

mit dem zweiten Vatikanischem<br />

Konzil, seinem Verlauf, seinem Abschluss<br />

und seiner Ergebnisse, die durch die Figur<br />

Paul VI. in den Mittelpunkt der Interessen<br />

gerückt werden: Wie Paul auf das Konzil<br />

wirkte, wie er es zu einem Ende bringen<br />

konnte und mit welcher Konsequenz er<br />

es umgesetzt hat, dazu bietet die Biografie<br />

ebenso spannende wie unerwartete Eindrücke,<br />

wenngleich dieses Thema einer<br />

eigenen Biografie bedürfen würde. Vor<br />

allem in den Jahren der Erinnerung an das<br />

Konzil und seine Protagonisten kann dieses<br />

Werk an Laien und Experten bestimmt<br />

empfohlen werden.<br />

David Pernkopf<br />

Heuer haben wir am Karfreitag wieder den Kreuzweg gebetet. Es waren Kreuzwegtexte, die von Maria Kroisleitner geschrieben<br />

wurden und sehr in die Tiefe gingen. Mit dem <strong>Pfarre</strong>r gelesen hat Heidi Sulzbacher. Großartig musikalisch umrahmt wurde die Feier<br />

in der Kalvarienbergkirche vom Doppelquartet unter der Leitung von DI Otmar Breitenbaumer. Es war kostbarste Passionsmusik,<br />

die es möglich machte, in unserer sehr stimmungsvollen Kalvarienbergkirche ganz still zu werden. Gerade auch für solche, die in<br />

der Fastenzeit zum 1. Mal in unsere Kalvarienbergkirche kamen, war es ein besonderes Erlebnis.<br />

Als der selige Pius IX. (Giovanni Maria Mastai<br />

Ferretti, 1846-1878) am 7. Februar 1878<br />

verstarb, ergaben sich für die anstehende<br />

Papstwahl bedeutsame Änderungen. Es war<br />

das erste Konklave des 19. Jahrhunderts, das<br />

aufgrund der politischen Gegebenheiten im<br />

Vatikan stattfinden musste. Das Konklave,<br />

aus dem Papst Pius VII. (Barnaba Gregorio<br />

Chiaramonti, 1800-1823) hervorging, hatte<br />

in Venedig stattgefunden. Leo XII. (Annibale<br />

della Genga, 1823-1829), Pius VIII.<br />

(Francesco Saverio Castiglioni, 1829-1830),<br />

Gregor XVI. (Bartolomeo Alberto Mauro<br />

Cappellari, 1831-1846) und Pius IX. wurden<br />

im Quirinalspalast gewählt.<br />

Die Arbeiten für die Herrichtung des Konklave,<br />

das zur Wahl Leos XIII. (Gioacchino Pecci,<br />

1878-1903) führen sollte, waren dem Architekten<br />

der Apostolischen Paläste, Vincenzo<br />

Martinucci, übertragen worden. Für die Unterbringung<br />

der Papstwähler mussten verschiedene<br />

Institutionen des Heiligen Stuhles, so die<br />

Päpstliche Nobelgarde, ihre Quartiere räumen<br />

und eine Reihe hochstehender Privatpersonen<br />

ihre Wohnungen verlassen. Architekt Martinucci<br />

hatte die im Apostolischen Palast des<br />

Vatikans verfügbaren Räume zu mehr oder<br />

weniger abgeschlossenen kleinen Wohnungen<br />

für je einen Kardinal, seinen Konklavisten<br />

und seinen Diener umzugestalten sowie die<br />

in Anspruch genommenen Kapellen, Höfe<br />

und Stockwerke durch Vermauerung von der<br />

Außenwelt vollständig abzuschließen.<br />

In neun Tagen und neun Nächten – tagsüber<br />

durften wegen der zu erledigenden Geschäfte<br />

Heute werden immer wieder Katholiken<br />

zu mehr Toleranz ermahnt und aufgerufen.<br />

Wer heute in der Gesellschaft als intolerant<br />

bewertet wird, der muss sich vieles gefallen<br />

lassen. Was man darunter versteht, das merkt<br />

man spätestens, wenn man betroffen ist<br />

und tolerant sein bedeutet, dass wir unsere<br />

Meinung nicht vertreten, dass wir uns<br />

ruhig halten und alles an uns geschehen<br />

lassen. Was das für den Glauben bedeutet,<br />

sieht man, wenn uns die Öffentlichkeit vor<br />

Augen führt, dass in Glaubensfragen alles<br />

gleichermaßen richtig sei, da es ohnedies<br />

keine absolute Wahrheit geben könne. Es<br />

mag einem wundern, dass jeder seine Meinung<br />

haben darf, aber nur, solange er diese<br />

Kleine Notizen zur<br />

Geschichte des<br />

Christentums (38)<br />

Das Konklave des<br />

Jahres 1878 – eine Papstwahl<br />

in einer neuen Zeit<br />

des Kardinalskollegiums keine Baumaterialien<br />

angefahren werden – verwirklichten 523<br />

Arbeiter die Pläne des Architekten. Jede der<br />

einzelnen Zellen bestand aus zwei bis vier<br />

Räumen, je nach der Größe der Zimmer oder<br />

mit Rücksicht auf die Möglichkeit, gesonderte<br />

Ausgänge auf die Flure zu haben. Durch<br />

private Verständigung unter den Kardinälen<br />

wurden einige Veränderungen in der Verteilung<br />

der Zellen herbeigeführt. Sanitäre<br />

Einrichtungen musste der Großteil der Purpurträger<br />

miteinander teilen.<br />

Am Abend des 18. Februar, um 19.30 Uhr,<br />

wurde das Konklave feierlich geschlossen,<br />

nachdem der Kardinalkämmerer sich persönlich<br />

davon überzeugt hatte, dass sich keine<br />

unbefugte Person mehr im Konklavebereich<br />

aufhielt. Von den vierundsechzig Kardinälen<br />

waren sechzig beim Einzug in das Konklave<br />

zugegen. Die Kardinäle aus Dublin und Rennes<br />

waren schwerkrank; der Patriarch von<br />

Lissabon kam am Abend des 19. Februar in<br />

der Ewigen Stadt an und wurde unverzüglich<br />

in das Konklave eingelassen, der Erzbischof<br />

von New York, Kardinal Mac Closkey, traf<br />

jedoch erst nach der erfolgten Wahl des neuen<br />

Papstes in Rom ein.<br />

MIT<br />

VERWUNDERUNG<br />

Relativismus ist<br />

Willkürherrschaft<br />

nur für sich behält. In dem Glauben, dass es<br />

ganz sicher keine endgültige Wahrheit gibt,<br />

spricht man vom Relativismus. Nun war es<br />

Papst Benedikt XVI., der in seinen Predigten<br />

ständig von der „Diktatur des Relativismus“<br />

gesprochen hat. Wie absurd diese Diktatur<br />

tatsächlich ist, wird deutlich, wenn man<br />

Außer den Kardinälen, ihren Konklavisten<br />

(jeder Purpurträger durfte für sich eine Begleitung<br />

bestimmen) und Dienern wurden<br />

in das Konklave mit eingeschlossen: Der<br />

Präfekt der Apostolischen Sakristei mit drei<br />

Hilfskräften, der Sekretär des Heiligen Kollegiums<br />

mit seinen Beamten und Dienern,<br />

mehrere Zeremoniare, zwei Ärzte, ein Chirurg<br />

und ein Apotheker, vier Barbiere, je ein<br />

Schreiner, Maurer, Schlosser, Schmied und<br />

Glaser, zwei Küchenchefs, vier Köche und<br />

sieben Unterköche, drei Aufseher und 21<br />

Bedienstete verschiedener Art. Während<br />

früher – noch bei der Wahl Pius’ IX. wurde<br />

es so gehandhabt – die Kardinäle und ihre<br />

Begleitung das Essen ins Konklave gebracht<br />

erhielten, hatte man diesmal eine gemeinschaftliche<br />

Küche eingerichtet. Die Kardinäle<br />

nahmen ihre Mahlzeiten in den Zellen ein,<br />

während die übrigen Konklaveteilnehmer an<br />

getrennten Tischen (für die Konklavisten, die<br />

Diener, die Handwerker usw.) gemeinsam<br />

speisten.<br />

Die Kosten für die baulichen Maßnahmen<br />

im Apostolischen Palast beliefen sich auf<br />

57.871,67 Lire (324.100 Euro); diejenigen der<br />

Herrichtung für die Sixtinische Kapelle, in der<br />

die Requiemmessen und die Abstimmungen<br />

stattfanden, 19.961,30 Lire (140.000 Euro).<br />

Waren früher die Papstwahlversammlungen<br />

von eigens ausgehobenen Truppen und<br />

Einheiten der päpstlichen Armee bewacht<br />

worden, konnten nun nach dem Ende des<br />

Kirchenstaates (1870) nur noch die päpstlichen<br />

Palastgarden zum Schutz des Konklaves<br />

herangezogen werden.<br />

Dreikönigsaktion<br />

Das Gesamtergebnis der Sternsingeraktion 2013 erbrachte in Österreich 15, 4 Millionen. Das bedeutet eine Steigerung um<br />

0,42% gegenüber dem Vorjahr. Das Ergebnis in der <strong>Diözese</strong> <strong>Linz</strong> steigert sich um 2,28% auf 3,041.167,63. In der <strong>Pfarre</strong> St. Jakob<br />

in <strong>Windischgarsten</strong> konnten wir 23.876, 50 überweisen. Mit dem Zahlschein wurden 475,00 Euro überwiesen.<br />

Wir wollen allen nochmals dafür herzlich Vergelt‘ s Gott sagen!<br />

sieht, wie diese Diktatur behauptet, dass<br />

es keine Wahrheit gebe außer jene, die ihr<br />

gefällt, dass nichts bedeutsam wäre außer<br />

den Dingen, die das eigene Gewissen für<br />

bedeutsam hält, dass Autorität eine Illusion<br />

sei, die stets hinterfragt werden muss, bis<br />

man die richtige Antwort bekommt. Die<br />

richtige Antwort ist zweifellos allein jene,<br />

die von den Relativisten geltend gemacht<br />

und unterstützt wird, und wenn sie einmal<br />

erfolgt ist – und eine neue Autorität eingesetzt<br />

wurde – dann muss jede Hinterfragung<br />

der Autorität ein Ende haben. Denn diese<br />

Autorität – ihre Autorität – ist die wahrhaft<br />

gerechte, gute und barmherzige. Und wehe<br />

denen, die das nicht anerkennen.<br />

26 Nr. <strong>174</strong> April 2013<br />

27

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