Pfarrbrief 174 - Pfarre Windischgarsten - Diözese Linz
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Auch wenn die Päpste Johannes Paul II.<br />
und Benedikt XVI. eindeutig verschiedene<br />
Persönlichkeiten sind, stehen sie gleichzeitig<br />
in einem tiefen Einklang miteinander. Ihr<br />
Leben und Wirken ist von derselben Liebe<br />
getragen: der Liebe zu Christus, dem Erlöser<br />
des Menschen und von der Liebe zur<br />
Kirche und zur Menschheit. „Der Mensch<br />
ist der Weg der Kirche“, war die Botschaft<br />
des polnischen Papstes. „Nur Gott erfüllt<br />
die tiefste Sehnsucht des Menschen“, erklang<br />
aus dem Mund von Benedikt XVI.<br />
Zugleich waren sie beide davon überzeugt,<br />
dass Europa seine christliche Seele wieder<br />
entdecken muss.<br />
Gerade im Leiden, und wie sie das Leiden<br />
tragen, wird auch die Verschiedenheit Ihres<br />
spirituellen Naturells deutlich. Ein wichtiger<br />
Zugang, um die Art und Weise zu verstehen,<br />
mit der der polnische Papst sich der Krankheit,<br />
dem Leid und dem Tod stellte, ist die<br />
Mystik des Kreuzes. Für Johannes Paul II.<br />
war es klar, dass der Papst für die Kirche so<br />
leiden muss wie der Herr selber für die Kirche<br />
sein Leid auf sich genommen und erst am<br />
Ende vollendet hat. Es war Johannes Paul II.,<br />
der sein Kreuz bis zum Ende trug. Hat nicht<br />
auch der Herr gesagt, dass „der Menschensohn<br />
vieles erleiden muss“ (Mk 8,31)? Ganz<br />
sicher hat auch Papst Johannes Paul II. seine<br />
Mission wie ein Martyrium verstanden, das<br />
er von der Kathedra all dessen, was er erlebt<br />
hatte, verkündigen wollte, bis dorthin, wo<br />
uns jener stumme Schmerzensgestus in<br />
Erinnerung ist, den er spontan am Fenster<br />
seines Arbeitszimmers ausführte und dazu<br />
kein Wort mehr sprechen konnte.<br />
Bedenkt man nun den Zusammenhang von<br />
Benedikt XVI., dann geht es hier um die<br />
Zwei Pontifikate,<br />
ein Zeugnis<br />
Mystik des Kreuzes<br />
und des Dienstes<br />
Mystik des Dienstes. Benedikt hat das Kreuz<br />
des Amtes nicht bis zum Ende getragen, er<br />
hat es niedergelegt. Er ist der Papst, der<br />
selbstlos gibt, was er selbstlos empfangen<br />
hat. Er hat die Kirche geleitet, indem er die<br />
Kirche gelehrt hat. Benedikt XVI. weiß, dass<br />
er als Lehrer des Glaubens, als Hirte und<br />
Apostel vom Herrn eingesetzt wurde, in<br />
seinem Weinberg zu arbeiten, und zwar als<br />
„einfacher und demütiger Arbeiter“, um so<br />
alle Gaben des Glaubens und des Verstandes,<br />
die er von Gott erhielt, zum Wohl der<br />
Kirche und der Welt einzusetzen. So stellt<br />
Benedikt XVI. den dar, der gekommen ist,<br />
„um zu dienen und sein Leben hinzugeben<br />
als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45). In all<br />
dem wird die Demut des Papstes deutlich<br />
und seine Bereitschaft, der Kirche von<br />
heute mit der Macht des Wortes und der<br />
Reflexion des Glaubens zu dienen. In seiner<br />
ersten Enzyklika „Deus caritas est“ (2005)<br />
schrieb der Papst: „Er wird in Demut das<br />
tun, was ihm möglich ist und in Demut das<br />
andere dem Herrn überlassen. Gott regiert<br />
die Welt, nicht wir. Wir dienen ihm nur,<br />
soweit wir können und er uns die Kraft<br />
dazu gibt.“ Mit diesen Worten macht der<br />
Papst deutlich, dass der Amtsverzicht, wenn<br />
die Kräfte nachlassen und schwinden, das<br />
demütige Anerkennen dessen ist, was der<br />
Herr in seinem Ratschluss festgelegt hat.<br />
Dass Papst Benedikt XVI. sich in ein Leben<br />
des Gebets und der Meditation zurückzieht,<br />
macht deutlich, dass die „vita contemplativa“<br />
im kirchlichen Aktionismus unserer<br />
Tage nicht vergessen werden darf.<br />
Auf das Jahrtausend-Pontifikat von Karol<br />
Wojtyla, der dem Osten den Weg in die<br />
Freiheit zeigte, folgten nun acht wertvolle<br />
Jahre der theologischen Vertiefung der<br />
Mitte des Glaubens unter Papst Benedikt<br />
XVI. Ganz sicher kann man so feststellen,<br />
dass sich beide Päpste selbst treu geblieben<br />
sind, einfach weil sie Christus und seiner<br />
Botschaft treu geblieben sind, aber auf ganz<br />
verschiedene Weise. Johannes Paul II. hat<br />
dadurch, dass er vor den Augen der Welt<br />
Leiden und Krankheit in beeindruckender<br />
Weise gezeigt hat, der Welt ein großes Signal<br />
gegeben, die Leid, Krankheit und Alter verdrängen<br />
und sogar ausmerzen will. Benedikt<br />
XVI. demonstrierte eindrucksvoll die völlige<br />
Hingabe an den Willen Gottes, dem er sich<br />
auch in den einschneidensten Situationen<br />
seines Lebens unterwirft. Sein Dienst an<br />
der Kirche, wie er ihm jetzt als Papst em.<br />
aufgetragen ist, besteht darin, seine ihm<br />
noch verbliebene Kraft vollkommen für das<br />
Gebet für die Kirche Christi einzusetzen. In<br />
diesem Sinne sei der Rücktritt des Papstes<br />
auch für alle Gläubigen eine Einladung zum<br />
Gebet und zur Verantwortung aller für die<br />
Gemeinschaft der Kirche Gottes. Aber eines<br />
müssen wir schon sehr deutlich feststellen:<br />
Wo sind jene Katholiken, die dem Papst<br />
gehorchen, wenn er das tut, was sie sich<br />
wünschen? Sie stehen links und rechts da,<br />
die dem Papst den Gehorsam verweigern,<br />
einerseits die Traditionalisten mit ihrem<br />
selbstgerechten Lamento, andererseits jene<br />
Initiativpfarrer, die aufmüpfig ihre Herzen<br />
verschließen.<br />
Die Liturgie ist vor allem Werk Gottes, das sich durch die Kirche verwirklicht, durch gemeinsame Zeichen und<br />
Worte. Durch die Liturgie, in der sich ein großes Mysterium verwirklicht, öffnet sich auf der Erde ein Stück Himmel.<br />
Unser Gottesdienst, den wir auf unserer Welt feiern, ist eine Vorbereitung auf den ewigen Lobgesang für<br />
Gott im Himmel, der nie enden wird.<br />
Das Päpstliche Pallium<br />
Unter den Insignien des Papstes ist das Pallium wohl das ungewöhnlichste. Es wird<br />
es aus Wolle gewoben, die von Lämmern stammt, die am Fest der hl. Agnes gesegnet<br />
werden. Es ist Symbol des Hirten und des Bischofs, gleichzeitig aber auch des Lammes,<br />
das für das Heil der Menschen gekreuzigt wurde – Christus. „Die Lammwolle stellt<br />
die kranken, alten und schwachen Schafe dar, die der Hirte auf seine Schultern nimmt<br />
und zum Wasser des Lebens trägt.“ (Papst Benedikt XVI., Predigt in seiner Inthronisierungsmesse<br />
am 24. April 2005). Das päpstliche Pallium in seiner momentanen Form<br />
besteht aus einem Band, einer Art breiter Schärpe mit roten Kreuzen. Das Pallium der<br />
Metropolit-Bischöfe ist schmaler, mit sechs Kreuzen aus schwarzer Seide. Diese Verschiedenheit<br />
des päpstlichen Palliums von dem der Metropolitbischöfe deutet auf die<br />
unterschiedliche Jurisdiktion hin.<br />
Papst Franziskus hat vor einer<br />
„Babysitter-Kirche“ gewarnt,<br />
in der die Gläubigen passiv<br />
bleiben und auf eine Betreuung<br />
warten. Wenn jeder Getaufte<br />
Christus mit Worten und Taten<br />
bezeugt, wird die Kirche wirklich<br />
zur „Mutterkirche“ und die<br />
Gläubigen zu ihren Söhnen<br />
und Töchtern.<br />
Liebe Mitbrüder!<br />
Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht<br />
nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen,<br />
sondern auch um euch eine<br />
Entscheidung von großer Wichtigkeit für das<br />
Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich<br />
wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft<br />
habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass<br />
meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters<br />
nicht mehr geeignet sind, um in angemessener<br />
Weise den Petrusdienst auszuüben.<br />
Ich bin mir sehr bewusst, dass dieser Dienst<br />
wegen seines geistlichen Wesens nicht nur<br />
durch Taten und Worte ausgeübt werden<br />
darf, sondern nicht weniger durch Leiden<br />
und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so<br />
schnell verändert, wird heute durch Fragen,<br />
die für das Leben des Glaubens von großer<br />
Bedeutung sind, hin- und hergeworfen. Um<br />
trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und<br />
„Liebe Freunde, ich freue mich, bei euch<br />
zu sein: umgeben von der Schönheit der<br />
Natur und von eurer Sympathie. Beides tut<br />
mir sehr gut. Danke für eure Freundschaft,<br />
für eure Zuneigung. Ihr wisst, dass dieser<br />
Tag sich für mich von den vorherigen unterscheidet.<br />
Ich bin nämlich nicht mehr<br />
oberster Hirte der katholischen Kirche,<br />
das heißt bis heute abend um 8 Uhr werde<br />
ich es noch sein, dann nicht mehr. Ich bin<br />
einfach ein Pilger, der nun die letzte Etappe<br />
seines Weges auf dieser Erde antritt. Aber<br />
Papst Benedikts XVI.<br />
Botschaft des<br />
Rücktritts<br />
das Evangelium zu verkünden, ist sowohl<br />
die Kraft des Köpers als auch die Kraft des<br />
Geistes notwendig, eine Kraft, die in den<br />
vergangenen Monaten in mir derart abgenommen<br />
hat, dass ich mein Unvermögen<br />
erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst<br />
weiter gut auszuführen. Im Bewusstsein des<br />
Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit<br />
voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von<br />
Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch<br />
die Hand der Kardinäle am 19. April 2005<br />
anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab<br />
dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der<br />
ich möchte weiterhin, mit meinem Herzen,<br />
mit meiner Liebe, mit meinem Gebet, mit<br />
meinem Denken, mit allen meinen geistigen<br />
Kräften für das allgemeine Wohl, für<br />
Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen<br />
Petrus, vakant sein wird und von denen, in<br />
deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur<br />
Wahl des neuen Papstes zusammengerufen<br />
werden muss.<br />
Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem<br />
Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr<br />
mit mir die Last meines Amtes getragen habt,<br />
und ich bitte euch um Verzeihung für alle<br />
meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige<br />
Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres<br />
Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten<br />
wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den<br />
Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit<br />
ihrer mütterlichen Güte beistehe. Was mich<br />
selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft<br />
der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen<br />
durch ein Leben im Gebet dienen.<br />
Aus dem Vatikan, 11. Februar 2013<br />
BENEDICTUS PP XVI.<br />
Papst Benedikt XVI. bei der Begegnung mit dem Klerus von Rom am 14. Februar<br />
Für heute habe ich, bedingt durch meinen Alterszustand, keine große, richtige Ansprache vorbereiten können,<br />
wie man es sich erwarten könnte; ich denke vielmehr an eine kleine Plauderei über das Zweite Vatikanische Konzil,<br />
wie ich es gesehen habe.<br />
Und in Castelgandolfo<br />
sagte der Papst am<br />
28. Februar vor etwa<br />
zehntausend Menschen:<br />
das Wohl der Kirche und der Menschheit<br />
weiterarbeiten. Und ich weiß mich von<br />
eurer Sympathie getragen. Gehen wir miteinander<br />
weiter mit dem Herrn zum Wohl der<br />
Kirche und der Welt. Danke. Ich erteile euch<br />
jetzt von ganzem Herzen meinen Segen: Es<br />
segne euch der allmächtige Gott, der Vater<br />
und der Sohn und der Heilige Geist. Danke<br />
und gute Nacht! Danke euch allen!“<br />
Das waren die letzten öffentlich gesprochenen<br />
Worte von Benedikt XVI.<br />
Fastenpredigten in der Kalvarienbergkirche<br />
„Einfach glauben – wie geht das? - so lautete das Thema<br />
der diesjährigen Fastenpredigten des <strong>Pfarre</strong>rs in der Kalvarienbergkirche.<br />
So zog man auch heuer wieder mit dem<br />
Rosenkranz in den Händen zur stimmungsvollen Kirche;<br />
aber auch der Weg dorthin war schon sehr stimmungsvoll.<br />
Während der Eucharistiefeier, die von den verschiedenen<br />
Gruppen der Katholischen Aktion der <strong>Pfarre</strong> bestens vorbereitet<br />
und gestaltet wurde, wurden die zehn Fastenpredigten<br />
gehalten, die sich ausdrücklich mit dem Glaubensbekenntnis<br />
der Kirche beschäftigten. Sehr herzlich möchten wir den<br />
Vorbetern Gottlieb Gösweiner und Josef Grill danken, der<br />
Mesnerin Maria Leonhartsberger und ihrem „Assistenten“<br />
Ing. Kurt Liesinger. Vergelt’s Gott sagen möchten wir allen,<br />
die die Fastenwoche mitgetragen haben, die mehr als sonst<br />
gefastet und gebetet haben. Danken möchten wir auch Luzia<br />
Thallinger, denn sie hat alle Messen aufgezeichnet. Für viele<br />
ist es immer wieder ein schönes Erlebnis, wenn sie den Weg<br />
zur Kalvarienbergkirche zurücklegen und die Hl. Messe feiern.<br />
Dass manche ältere Pfarrangehörige weder Eis noch „Dreck“<br />
gescheut haben, freut uns ganz besonders. Wir freuen uns<br />
auch über die Kinder, die bereits mehr als in den vergangenen<br />
Jahren an den Freitagen dabei gewesen sind.<br />
8 Nr. <strong>174</strong><br />
April 2013 9