06.11.2013 Aufrufe

Pfarrbrief 174 - Pfarre Windischgarsten - Diözese Linz

Pfarrbrief 174 - Pfarre Windischgarsten - Diözese Linz

Pfarrbrief 174 - Pfarre Windischgarsten - Diözese Linz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Auch wenn die Päpste Johannes Paul II.<br />

und Benedikt XVI. eindeutig verschiedene<br />

Persönlichkeiten sind, stehen sie gleichzeitig<br />

in einem tiefen Einklang miteinander. Ihr<br />

Leben und Wirken ist von derselben Liebe<br />

getragen: der Liebe zu Christus, dem Erlöser<br />

des Menschen und von der Liebe zur<br />

Kirche und zur Menschheit. „Der Mensch<br />

ist der Weg der Kirche“, war die Botschaft<br />

des polnischen Papstes. „Nur Gott erfüllt<br />

die tiefste Sehnsucht des Menschen“, erklang<br />

aus dem Mund von Benedikt XVI.<br />

Zugleich waren sie beide davon überzeugt,<br />

dass Europa seine christliche Seele wieder<br />

entdecken muss.<br />

Gerade im Leiden, und wie sie das Leiden<br />

tragen, wird auch die Verschiedenheit Ihres<br />

spirituellen Naturells deutlich. Ein wichtiger<br />

Zugang, um die Art und Weise zu verstehen,<br />

mit der der polnische Papst sich der Krankheit,<br />

dem Leid und dem Tod stellte, ist die<br />

Mystik des Kreuzes. Für Johannes Paul II.<br />

war es klar, dass der Papst für die Kirche so<br />

leiden muss wie der Herr selber für die Kirche<br />

sein Leid auf sich genommen und erst am<br />

Ende vollendet hat. Es war Johannes Paul II.,<br />

der sein Kreuz bis zum Ende trug. Hat nicht<br />

auch der Herr gesagt, dass „der Menschensohn<br />

vieles erleiden muss“ (Mk 8,31)? Ganz<br />

sicher hat auch Papst Johannes Paul II. seine<br />

Mission wie ein Martyrium verstanden, das<br />

er von der Kathedra all dessen, was er erlebt<br />

hatte, verkündigen wollte, bis dorthin, wo<br />

uns jener stumme Schmerzensgestus in<br />

Erinnerung ist, den er spontan am Fenster<br />

seines Arbeitszimmers ausführte und dazu<br />

kein Wort mehr sprechen konnte.<br />

Bedenkt man nun den Zusammenhang von<br />

Benedikt XVI., dann geht es hier um die<br />

Zwei Pontifikate,<br />

ein Zeugnis<br />

Mystik des Kreuzes<br />

und des Dienstes<br />

Mystik des Dienstes. Benedikt hat das Kreuz<br />

des Amtes nicht bis zum Ende getragen, er<br />

hat es niedergelegt. Er ist der Papst, der<br />

selbstlos gibt, was er selbstlos empfangen<br />

hat. Er hat die Kirche geleitet, indem er die<br />

Kirche gelehrt hat. Benedikt XVI. weiß, dass<br />

er als Lehrer des Glaubens, als Hirte und<br />

Apostel vom Herrn eingesetzt wurde, in<br />

seinem Weinberg zu arbeiten, und zwar als<br />

„einfacher und demütiger Arbeiter“, um so<br />

alle Gaben des Glaubens und des Verstandes,<br />

die er von Gott erhielt, zum Wohl der<br />

Kirche und der Welt einzusetzen. So stellt<br />

Benedikt XVI. den dar, der gekommen ist,<br />

„um zu dienen und sein Leben hinzugeben<br />

als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45). In all<br />

dem wird die Demut des Papstes deutlich<br />

und seine Bereitschaft, der Kirche von<br />

heute mit der Macht des Wortes und der<br />

Reflexion des Glaubens zu dienen. In seiner<br />

ersten Enzyklika „Deus caritas est“ (2005)<br />

schrieb der Papst: „Er wird in Demut das<br />

tun, was ihm möglich ist und in Demut das<br />

andere dem Herrn überlassen. Gott regiert<br />

die Welt, nicht wir. Wir dienen ihm nur,<br />

soweit wir können und er uns die Kraft<br />

dazu gibt.“ Mit diesen Worten macht der<br />

Papst deutlich, dass der Amtsverzicht, wenn<br />

die Kräfte nachlassen und schwinden, das<br />

demütige Anerkennen dessen ist, was der<br />

Herr in seinem Ratschluss festgelegt hat.<br />

Dass Papst Benedikt XVI. sich in ein Leben<br />

des Gebets und der Meditation zurückzieht,<br />

macht deutlich, dass die „vita contemplativa“<br />

im kirchlichen Aktionismus unserer<br />

Tage nicht vergessen werden darf.<br />

Auf das Jahrtausend-Pontifikat von Karol<br />

Wojtyla, der dem Osten den Weg in die<br />

Freiheit zeigte, folgten nun acht wertvolle<br />

Jahre der theologischen Vertiefung der<br />

Mitte des Glaubens unter Papst Benedikt<br />

XVI. Ganz sicher kann man so feststellen,<br />

dass sich beide Päpste selbst treu geblieben<br />

sind, einfach weil sie Christus und seiner<br />

Botschaft treu geblieben sind, aber auf ganz<br />

verschiedene Weise. Johannes Paul II. hat<br />

dadurch, dass er vor den Augen der Welt<br />

Leiden und Krankheit in beeindruckender<br />

Weise gezeigt hat, der Welt ein großes Signal<br />

gegeben, die Leid, Krankheit und Alter verdrängen<br />

und sogar ausmerzen will. Benedikt<br />

XVI. demonstrierte eindrucksvoll die völlige<br />

Hingabe an den Willen Gottes, dem er sich<br />

auch in den einschneidensten Situationen<br />

seines Lebens unterwirft. Sein Dienst an<br />

der Kirche, wie er ihm jetzt als Papst em.<br />

aufgetragen ist, besteht darin, seine ihm<br />

noch verbliebene Kraft vollkommen für das<br />

Gebet für die Kirche Christi einzusetzen. In<br />

diesem Sinne sei der Rücktritt des Papstes<br />

auch für alle Gläubigen eine Einladung zum<br />

Gebet und zur Verantwortung aller für die<br />

Gemeinschaft der Kirche Gottes. Aber eines<br />

müssen wir schon sehr deutlich feststellen:<br />

Wo sind jene Katholiken, die dem Papst<br />

gehorchen, wenn er das tut, was sie sich<br />

wünschen? Sie stehen links und rechts da,<br />

die dem Papst den Gehorsam verweigern,<br />

einerseits die Traditionalisten mit ihrem<br />

selbstgerechten Lamento, andererseits jene<br />

Initiativpfarrer, die aufmüpfig ihre Herzen<br />

verschließen.<br />

Die Liturgie ist vor allem Werk Gottes, das sich durch die Kirche verwirklicht, durch gemeinsame Zeichen und<br />

Worte. Durch die Liturgie, in der sich ein großes Mysterium verwirklicht, öffnet sich auf der Erde ein Stück Himmel.<br />

Unser Gottesdienst, den wir auf unserer Welt feiern, ist eine Vorbereitung auf den ewigen Lobgesang für<br />

Gott im Himmel, der nie enden wird.<br />

Das Päpstliche Pallium<br />

Unter den Insignien des Papstes ist das Pallium wohl das ungewöhnlichste. Es wird<br />

es aus Wolle gewoben, die von Lämmern stammt, die am Fest der hl. Agnes gesegnet<br />

werden. Es ist Symbol des Hirten und des Bischofs, gleichzeitig aber auch des Lammes,<br />

das für das Heil der Menschen gekreuzigt wurde – Christus. „Die Lammwolle stellt<br />

die kranken, alten und schwachen Schafe dar, die der Hirte auf seine Schultern nimmt<br />

und zum Wasser des Lebens trägt.“ (Papst Benedikt XVI., Predigt in seiner Inthronisierungsmesse<br />

am 24. April 2005). Das päpstliche Pallium in seiner momentanen Form<br />

besteht aus einem Band, einer Art breiter Schärpe mit roten Kreuzen. Das Pallium der<br />

Metropolit-Bischöfe ist schmaler, mit sechs Kreuzen aus schwarzer Seide. Diese Verschiedenheit<br />

des päpstlichen Palliums von dem der Metropolitbischöfe deutet auf die<br />

unterschiedliche Jurisdiktion hin.<br />

Papst Franziskus hat vor einer<br />

„Babysitter-Kirche“ gewarnt,<br />

in der die Gläubigen passiv<br />

bleiben und auf eine Betreuung<br />

warten. Wenn jeder Getaufte<br />

Christus mit Worten und Taten<br />

bezeugt, wird die Kirche wirklich<br />

zur „Mutterkirche“ und die<br />

Gläubigen zu ihren Söhnen<br />

und Töchtern.<br />

Liebe Mitbrüder!<br />

Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht<br />

nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen,<br />

sondern auch um euch eine<br />

Entscheidung von großer Wichtigkeit für das<br />

Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich<br />

wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft<br />

habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass<br />

meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters<br />

nicht mehr geeignet sind, um in angemessener<br />

Weise den Petrusdienst auszuüben.<br />

Ich bin mir sehr bewusst, dass dieser Dienst<br />

wegen seines geistlichen Wesens nicht nur<br />

durch Taten und Worte ausgeübt werden<br />

darf, sondern nicht weniger durch Leiden<br />

und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so<br />

schnell verändert, wird heute durch Fragen,<br />

die für das Leben des Glaubens von großer<br />

Bedeutung sind, hin- und hergeworfen. Um<br />

trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und<br />

„Liebe Freunde, ich freue mich, bei euch<br />

zu sein: umgeben von der Schönheit der<br />

Natur und von eurer Sympathie. Beides tut<br />

mir sehr gut. Danke für eure Freundschaft,<br />

für eure Zuneigung. Ihr wisst, dass dieser<br />

Tag sich für mich von den vorherigen unterscheidet.<br />

Ich bin nämlich nicht mehr<br />

oberster Hirte der katholischen Kirche,<br />

das heißt bis heute abend um 8 Uhr werde<br />

ich es noch sein, dann nicht mehr. Ich bin<br />

einfach ein Pilger, der nun die letzte Etappe<br />

seines Weges auf dieser Erde antritt. Aber<br />

Papst Benedikts XVI.<br />

Botschaft des<br />

Rücktritts<br />

das Evangelium zu verkünden, ist sowohl<br />

die Kraft des Köpers als auch die Kraft des<br />

Geistes notwendig, eine Kraft, die in den<br />

vergangenen Monaten in mir derart abgenommen<br />

hat, dass ich mein Unvermögen<br />

erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst<br />

weiter gut auszuführen. Im Bewusstsein des<br />

Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit<br />

voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von<br />

Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch<br />

die Hand der Kardinäle am 19. April 2005<br />

anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab<br />

dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der<br />

ich möchte weiterhin, mit meinem Herzen,<br />

mit meiner Liebe, mit meinem Gebet, mit<br />

meinem Denken, mit allen meinen geistigen<br />

Kräften für das allgemeine Wohl, für<br />

Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen<br />

Petrus, vakant sein wird und von denen, in<br />

deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur<br />

Wahl des neuen Papstes zusammengerufen<br />

werden muss.<br />

Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem<br />

Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr<br />

mit mir die Last meines Amtes getragen habt,<br />

und ich bitte euch um Verzeihung für alle<br />

meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige<br />

Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres<br />

Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten<br />

wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den<br />

Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit<br />

ihrer mütterlichen Güte beistehe. Was mich<br />

selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft<br />

der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen<br />

durch ein Leben im Gebet dienen.<br />

Aus dem Vatikan, 11. Februar 2013<br />

BENEDICTUS PP XVI.<br />

Papst Benedikt XVI. bei der Begegnung mit dem Klerus von Rom am 14. Februar<br />

Für heute habe ich, bedingt durch meinen Alterszustand, keine große, richtige Ansprache vorbereiten können,<br />

wie man es sich erwarten könnte; ich denke vielmehr an eine kleine Plauderei über das Zweite Vatikanische Konzil,<br />

wie ich es gesehen habe.<br />

Und in Castelgandolfo<br />

sagte der Papst am<br />

28. Februar vor etwa<br />

zehntausend Menschen:<br />

das Wohl der Kirche und der Menschheit<br />

weiterarbeiten. Und ich weiß mich von<br />

eurer Sympathie getragen. Gehen wir miteinander<br />

weiter mit dem Herrn zum Wohl der<br />

Kirche und der Welt. Danke. Ich erteile euch<br />

jetzt von ganzem Herzen meinen Segen: Es<br />

segne euch der allmächtige Gott, der Vater<br />

und der Sohn und der Heilige Geist. Danke<br />

und gute Nacht! Danke euch allen!“<br />

Das waren die letzten öffentlich gesprochenen<br />

Worte von Benedikt XVI.<br />

Fastenpredigten in der Kalvarienbergkirche<br />

„Einfach glauben – wie geht das? - so lautete das Thema<br />

der diesjährigen Fastenpredigten des <strong>Pfarre</strong>rs in der Kalvarienbergkirche.<br />

So zog man auch heuer wieder mit dem<br />

Rosenkranz in den Händen zur stimmungsvollen Kirche;<br />

aber auch der Weg dorthin war schon sehr stimmungsvoll.<br />

Während der Eucharistiefeier, die von den verschiedenen<br />

Gruppen der Katholischen Aktion der <strong>Pfarre</strong> bestens vorbereitet<br />

und gestaltet wurde, wurden die zehn Fastenpredigten<br />

gehalten, die sich ausdrücklich mit dem Glaubensbekenntnis<br />

der Kirche beschäftigten. Sehr herzlich möchten wir den<br />

Vorbetern Gottlieb Gösweiner und Josef Grill danken, der<br />

Mesnerin Maria Leonhartsberger und ihrem „Assistenten“<br />

Ing. Kurt Liesinger. Vergelt’s Gott sagen möchten wir allen,<br />

die die Fastenwoche mitgetragen haben, die mehr als sonst<br />

gefastet und gebetet haben. Danken möchten wir auch Luzia<br />

Thallinger, denn sie hat alle Messen aufgezeichnet. Für viele<br />

ist es immer wieder ein schönes Erlebnis, wenn sie den Weg<br />

zur Kalvarienbergkirche zurücklegen und die Hl. Messe feiern.<br />

Dass manche ältere Pfarrangehörige weder Eis noch „Dreck“<br />

gescheut haben, freut uns ganz besonders. Wir freuen uns<br />

auch über die Kinder, die bereits mehr als in den vergangenen<br />

Jahren an den Freitagen dabei gewesen sind.<br />

8 Nr. <strong>174</strong><br />

April 2013 9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!