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Pfarrbrief 174 - Pfarre Windischgarsten - Diözese Linz

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Warum Theologie und Philosophie?<br />

Es ist wahrscheinlich auf den ersten Blick<br />

nicht einleuchtend, warum im Rahmen<br />

des Theologiestudiums auch das Fach<br />

„Philosophie“ zu studieren ist. In diesem<br />

Kontext bedeutet „Philosophie studieren“<br />

zunächst die eigenständige und kritische<br />

Auseinandersetzung mit Philosophie. Dagegen<br />

könnte man einwenden, dass doch<br />

die Theologie, die den Glauben voraussetzt,<br />

schon alle Antworten auf die Lebensfragen<br />

in sich enthalte. Daher ist, erstens, eine<br />

offene Auseinandersetzung besonders mit<br />

nicht-christlichen Philosophien gar nicht<br />

möglich, und daher kann es, zweitens, im<br />

Theologiestudium höchstens darum gehen,<br />

die schon feststehenden Argumente gegen<br />

sie kennenzulernen.<br />

Drei Einwände<br />

Drei Fragen sind daher zu klären: Erstens,<br />

warum geht es um eine offene und kritische<br />

philosophische Reflexion, deren Ergebnis<br />

nicht von vornherein feststeht? Warum<br />

setzen sich Theologiestudierende mit philosophischen,<br />

nicht nur mit theologischen<br />

Problemen auseinander? Genügt nicht der<br />

Glaube, ist es Zweifel an der Wahrheit des<br />

Glaubens, der für Antworten und Vergewisserung<br />

die Philosophie mit herein holt?<br />

Denken bereits Gedachtes?<br />

Um das Philosophieren im Theologiestudium<br />

zu begründen, ist zunächst zu beschreiben,<br />

was man in der Theologie unter Philosophie<br />

versteht. Dabei ist Philosophieren nicht nur<br />

das Denken anderer, das diese irgendwann<br />

entwickelt haben und nun gleichsam fertig<br />

zum Verstehen bereit liegt. Philosophieren<br />

ist das eigene Denken, das sich allerdings<br />

nur in der Auseinandersetzung mit dem<br />

Denken anderer entwickeln kann. Das<br />

bloße Wiederholen der Gedanken großer<br />

und kleiner Philosophen ist noch keine<br />

Philosophie.<br />

Am Beginn ist das Staunen<br />

Schon Platon und Aristoteles setzen den<br />

Beginn des Philosophierens beim Staunen<br />

an, also dort, wo die Wirklichkeit fraglich<br />

wird. Sie ist radikales Fragen, das an die<br />

Wurzel geht und nicht an der Oberfläche<br />

stehen bleibt. Philosophisches Fragen ist auf<br />

den Grund, die Wahrheit und den Sinn der<br />

Wirklichkeit als ganzer ausgerichtet. Dieses<br />

Fragen findet in der wissenschaftlichen<br />

Theologie: Gelebter<br />

und verstehender<br />

Glaube (7)<br />

Ein Rundgang durch das Studium<br />

der katholischen Theologie<br />

(Christliche Philosophie)<br />

Philosophie statt, die von Verstand und<br />

Vernunft in systematischer Reflexion vorgenommen<br />

werden. Im Vollzug des Fragens<br />

ist nicht nur ein Nichtwissen enthalten,<br />

sondern auch schon ein unthematisches<br />

Vorwissen, weil es sonst völlig orientierungslos<br />

wäre und gar nicht in Gang käme.<br />

Jede Philosophie muss sich selbst bejahen<br />

und macht damit indirekt eine Aussage<br />

über die Wirklichkeit. Philosophie ist daher<br />

radikales Fragen nach der Wirklichkeit als<br />

ganzer, als auch das Antworten darauf:<br />

Deutung der Wirklichkeit, Weltanschauung<br />

und auch damit das Selbstverständnis des<br />

Menschen. Dabei kommt die Philosophie<br />

zu Antworten und Ergebnissen, ist aber als<br />

radikales Fragen frei von äußeren Vorgaben.<br />

Es gibt für die Philosophie nichts, was nicht<br />

kritisch hinterfragt und u.U. abgelehnt<br />

werden könnte.<br />

Theologische Vorgabe<br />

Wie gehen nun radikales Fragen und Theologie<br />

zusammen, die sich doch nach eigenem<br />

Verständnis zur Vorgabe des Glaubens<br />

bekennt? Theologie will den Glauben nicht<br />

aus neutraler Perspektive in Frage stellen,<br />

prüfen und gegebenenfalls ablehnen, sondern<br />

sie setzt ihn voraus und versucht ihn<br />

denkend zu entfalten und zu begründen.<br />

Was sind nun die Vorgaben des Glaubens?<br />

Menschen glauben nicht an bestimmte<br />

Sätze (der Bibel oder der Tradition) oder<br />

Lehren. Der Glaube drückt sich zwar in<br />

solchen Sätzen und Lehren aus und stützt<br />

sich auf sie. Aber als personaler Vollzug<br />

bezieht sich der Glaube auf eine in diesen<br />

Sätzen angesprochene Wirklichkeit, die<br />

selbst nicht wieder theoretischer, sondern<br />

personaler Art ist. Nur an diese Wirklichkeit,<br />

an Gott selbst, kann man glauben.<br />

Dieser Gott hat den Menschen als sein<br />

Abbild geschaffen. Darin liegt auch die<br />

Vorgabe, dass unsere Existenz und unsere<br />

Freiheit als solche von Gott gegeben und als<br />

bleibende gewollt sind. Der Glaube ist der<br />

subjektive Ermöglichungsgrund der Freiheit,<br />

weil der Glaube an das Geschenktsein und<br />

Gewolltsein der eigenen Freiheit zu einem<br />

Selbstvertrauen und Mut führt, ohne die<br />

Freiheit nicht vollzogen werden kann. Das<br />

radikale Fragen nach der Wirklichkeit als<br />

ganzer (=Philosophie) ist – theologisch interpretiert<br />

– eine wesentliche Vollzugsform<br />

der von Gott geschenkten Freiheit.<br />

Lernziele<br />

Es geht um die Fähigkeit „philosophisch<br />

zu denken“ d.h. sich den radikalen Fragen<br />

des Lebens zu stellen und angesichts<br />

ihrer kritisch reflektierte Standpunkte zu<br />

beziehen. Fragen nach dem Mensch- und<br />

Weltbild werden aufgeworfen, Kriterien des<br />

menschlichen Handelns und ihre Zusammenhänge<br />

werden beleuchtet, was ist der<br />

Grund meines Wissens, mit welchen Andersdenkenden<br />

setzt man sich auseinander,<br />

u.v.m. Gerade in der Auseinandersetzung<br />

mit dem anderen Denken wird die eigene<br />

Position entdeckt und ebenso kritisch beleuchtet.<br />

Sie wird entweder gestützt oder<br />

überwunden. Am Ende sollte ein differenzierterer<br />

Standpunkt stehen als zu Beginn.<br />

Darüber hinaus gehört die Frage nach der<br />

Möglichkeit theologischer Rede zu den<br />

Inhalten des philosophischen Denkens im<br />

Rahmen des Theologiestudiums.<br />

Inhalte<br />

Ein Bereich klärt, wie Erkenntnis möglich<br />

ist. Die Auseinandersetzung mit der<br />

„Erkenntnistheorie“ ist ein wesentlicher<br />

Baustein der Philosophie in der Theologie.<br />

Davon nicht zu trennen ist eine „theologische<br />

Erkenntnistheorie“, die auf die<br />

Bedingungen sinnvoller Aussagen über Gott<br />

reflektiert. Kann man über Gott überhaupt<br />

rational begründbare Aussagen machen,<br />

also etwas „erkennen“, und falls ja, wie?<br />

Oder hört das Erkennen dort auf, wo der<br />

Glaube anfängt? Von den vielen weiteren<br />

Feldern philosophischen Fragens sind für<br />

Theologen u.a. die Hermeneutik (z.B. in<br />

Bezug auf das Problem der Überlieferung<br />

des Glaubens), die Sprachphilosophie (Verhältnis<br />

von Sprache und Wirklichkeit), die<br />

Ethik (wird meist in der Moraltheologie<br />

behandelt), die Philosophiegeschichte, die<br />

Logik und die Metaphysik in besonderer<br />

Weise bedeutsam.<br />

Jede gute Nacht beginnt mit einem guten Abendgebet.<br />

Täglich eine kleine Gewissenserforschung erspart uns den Psychiater.<br />

Und dann soll ein kleines Dankgebet folgen, bevor wir Gott um eine ruhige Nacht bitten.<br />

Mag. Michael U. Thallinger<br />

Ezechiel ist der erste Prophet, der in größerem<br />

Maße nicht-israelitische Überlieferungen<br />

heranzieht. Darunter sind nicht wenige, die ursprünglich<br />

mythischer Art waren. Dies hängt<br />

offenbar mit der Diasporasituation Israels (=<br />

Exil) zusammen. Neben der Verwendung von<br />

kanaanäisch-phönizisichem Gut ist vor allem<br />

die Verwendung mesopotamischer Stoffe,<br />

Bilder und kultischer Bräuche festzustellen.<br />

Oft hat Ezechiel auch altes Volksgut an Vorstellungen,<br />

Erzählungen, Liedern und Gedichten<br />

herangezogen. Mit der Verwendung dieser<br />

Überlieferungen will er sich (und damit Gott)<br />

Gehör im Volk verschaffen, und es sollen die<br />

Botschaft und der Anruf Gottes noch besser<br />

bei den Menschen ankommen. Auch wählt<br />

er bestimmte Motive (Ehe von Jahwe - Israel;<br />

Weinstock Israel), um damit die Geschichte<br />

Israels im Ganzen zu deuten. Er zeigt damit an,<br />

dass das Volk schon in Ägypten Götzendienst<br />

getrieben hat, als es von Anfang an sündig war<br />

und trotz der immer wiederkehrenden Umkehrforderungen<br />

Jahwes bis in die Gegenwart<br />

herein ungehorsam geblieben ist. Ezechiel ist<br />

in der Überlieferung Israels tief verwurzelt.<br />

In seinem Berufungserlebnis machte er die<br />

Grunderfahrung, dass Jahwe nicht an einen<br />

Ort gebunden ist. Das bedeutet einen grundlegenden<br />

Bruch mit der Überlieferung, die im<br />

…bietet der „Bibelkurs „Altes Testament“<br />

(Teil 1 und Teil 2), der in der <strong>Pfarre</strong> <strong>Windischgarsten</strong><br />

stattfindet. Seit vielen Jahren<br />

lädt <strong>Pfarre</strong>r Dr. Gerhard Maria Wagner zum<br />

Besuch des Bibelkurses „Altes Testament“<br />

ein. Zehn interessierte Frauen und Männer<br />

treffen einander ca. monatlich unter der Leitung<br />

unseres Herrn <strong>Pfarre</strong>rs zum besseren<br />

Verständnis des Alten Testaments. Dieser<br />

Kurs bietet die Möglichkeit zur Weiterbildung<br />

im biblischen Bereich, und gleichzeitig den<br />

sinnvollen Umgang mit der Bibel. Die gut<br />

verständlichen, schriftlichen Unterlagen<br />

des Katholischen Bildungswerkes sorgen<br />

für fundierte theologische Informationen.<br />

Ohne den Erklärungen unseres Kursleiters<br />

<strong>Pfarre</strong>r Dr. Wagner wären jedoch viele Fragen<br />

unbeantwortet. Die persönlichen Gespräche<br />

Das Buch Ezechiel (Ez)<br />

Der Prophet Ezechiel<br />

und seine<br />

Grunderfahrungen (2)<br />

Buch Deuteronomium Heilige Schrift (Tora)<br />

wurde: Jahwe sei nur im Tempel zu Jerusalem<br />

anwesend (Dtn 12,1-7; vgl. Joh 4,20).<br />

Ezechiel verkündet, dass die richtige Gottesverehrung<br />

nicht an einen ganz bestimmten<br />

Ort gebunden ist, sondern an das aufrechte<br />

Verhalten des Menschen, wo immer er sich<br />

aufhält. Der Glaubende kann Jahwe überall<br />

erfahren. Ezechiel wendet sich besonders an<br />

den Einzelmenschen. Jeder ist in erster Linie<br />

für sich verantwortlich, indem er selbst über<br />

sein Heil oder Verderben entscheidet (vgl.<br />

18,20). Jahwe prüft den Menschen, der sich<br />

ständig zur Umkehr mahnen lassen und sich<br />

auch tatsächlich bekehren (vgl. 3,16-21) muss.<br />

Ezechiel wendet sich gegen Götzendienst<br />

und sozial-ethische Vergehen. Dies kann<br />

dann nur zum Vernichtungsgericht führen.<br />

Er führt darum die prophetische Mahnung<br />

weiter und ruft zu Umkehr und Wandlung.<br />

Zunächst meint er, dass der Mensch dies<br />

von sich aus könne (18,30f). Später erwartet<br />

und regen Diskussionen machen uns klar,<br />

wie aktuell die Bibel (auch das AT), für uns<br />

Ezechiel die Wandlung des Menschen als<br />

Folge der Erlösungstat Jahwes:<br />

• durch Vergeben der Schuld, die der Mensch<br />

nicht tilgen kann (35,25)<br />

• durch Erneuerung der Lebensmitte infolge<br />

eines neuen Herzens, das nicht mehr<br />

gefühllos ist (11,19f; 36,26)<br />

• durch Begabung mit dem Geist Jahwes<br />

(Heiligen Geist), der zum Tun des göttlichen<br />

Willens antreibt (37,5.10.14)<br />

Der erlöste und erneuerte Mensch vermag<br />

dann wie von sich aus das Rechte in Übereinstimmung<br />

mit Jahwes Weisungen zu tun.<br />

Er bildet mit anderen eine Gemeinschaft, die<br />

nicht nur untereinander, sondern vor allem<br />

(und) mit Jahwe in enger Verbundenheit<br />

lebt (11,20; 36,25-28). Jahwe, der mit seiner<br />

Herrlichkeit den Tempel verlassen hat (vgl.<br />

10,18-22), wird zurückkehren (43,4). Dann<br />

wird vom Tempel Heil ausgehen (47,1-12) und<br />

Jerusalem „Hier ist der Herr“ heißen (48,35;<br />

vgl. Offb 21-22).<br />

Der Überlieferung nach starb Ezechiel als<br />

Märtyrer, der gevierteilt wurde. Eine alte Bauernregel<br />

besagt: „Leinsamen säe an Ezechiel,<br />

dem 100. Tag nach Neujahr, so gedeiht er<br />

wunderbar.“ (Sein Namenstag wurde früher<br />

Ende März gefeiert!)<br />

Mag. Kurt Rumplmayr<br />

TV- Talkshows – Im Kampf gegen den journalistischen Müll<br />

Es ist höchste Zeit, dass wir den TV-Talkshows ein Ende bereiten. Das macht man in Zukunft am besten so, dass keiner mehr hingeht, um<br />

sich der Diskussion zu stellen, und keiner schaut sich den „Dreck“ an. Unerträglich ist es für Katholiken, die Gott und seine Kirche lieben,<br />

geworden, denn fast ohne Ausnahme wurde in Deutschland, aber auch in Österreich auf die Kirche und den Papst eingedroschen. Was<br />

bei diesen Talkshows herauskommen soll, verrät schon die Gästeliste. Da sitzt einer da, den man vorher krampfhaft gesucht hat, weil er<br />

die Kirche verteidigt, aber fünf andere (auch mit „Klerikerkrawatte“) stürzen sich auf ihn. Einzelne, die zu Papst und Kirche stehen, haben<br />

oft nicht einmal die Chance, Vorurteile und Klischees zurechtzurücken. Schon gar nicht dürfen sie ausreden. So fragen sich nicht wenige<br />

in unserer Zeit nach dem Sinn solcher „Abendveranstaltungen“, wo die Gesprächsleiter oftmals überhaupt kein Fachwissen vorweisen<br />

können, sehr wohl aber blödsinnige Fragen stellen. Ganz sicher geht es den meisten Moderatoren nicht darum, dass Informationen<br />

vermittelt und gegensätzliche Meinungen fair ausgetauscht werden, sondern vielmehr darum, dass Emotionen geschürt und Vorurteile<br />

gefestigt werden. Da schaue ich mir in Zukunft lieber ein Fußballspiel an. Selbst da hat man mehr Respekt voreinander!<br />

Neue Einblicke und<br />

Zugänge zum<br />

„Alten Testament“<br />

Menschen ist. Darüber hinaus werden uns<br />

Wege aufgezeigt, wie nach der Bibel heute<br />

gelebt werden kann, und dass die „Heilige<br />

Schrift“ absolute Gültigkeit und Aktualität<br />

hat. Der Kurs erstreckt sich über zwei Jahre<br />

zu je sieben Abenden, wobei im ersten Jahr<br />

u.a. folgende Themen behandelt werden:<br />

Das Alte Testament als Reden von Gott;<br />

Israel in Ägypten; Auf dem Weg ins gelobte<br />

Land; Erneuerung und Wiederaufbau des<br />

Gottesvolkes; Israel bis zur Zeitwende. Der<br />

zweite Teil behandelt die Propheten, die<br />

Psalmen und die Weisheiten Die Auseinandersetzung<br />

mit dem Alten Testament ist für<br />

alle Kursteilnehmer eine große Bereicherung.<br />

Unser Dank gilt daher unserem Kursleiter<br />

<strong>Pfarre</strong>r Dr. Wagner<br />

Maria Bossert<br />

24 Nr. <strong>174</strong> April 2013<br />

25

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