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Schulen Wie Kinder effektiv lernen Eindrucksvolle GEW-Fachtagung für Grundschullehrkräfte „Ihren Vortragsstil bei unserer heutigen Fachtagung fand ich sehr professionell, strukturiert, humorvoll und sicherlich für alle gewinnbringend!“ Diese Bemerkung im Rahmen der abschließenden Dankesworte an den Referenten Prof. Dr. Diethelm Wahl seitens des Leitungsteams (Rosi Wahl von der Bezirksfachgruppe Grundschulen und Gewerkschaftssekretär Bernd Huster) konnten vermutlich alle der rund 140 TeilnehmerInnen an der GEW-Fachtagung „Wie Kinder effektiv lernen“ Ende Februar in Vallendar unterschreiben, was sie durch einen warmen und lang anhaltenden Applaus bekräftigten. Prof. Dr. Wahl hatte ihnen nicht nur theoretische Aspekte aus der Lernpsychologie vermittelt, sondern vor allem auch dafür gesorgt, dass sie die Wirksamkeit seiner Methoden im Tagungsverlauf aktiv am eigenen Leibe erfahren konnten. Dabei hielt er keine langatmigen Vorträge, sondern setzte auf einen schnellen Wechsel zwischen Phasen des Inputs und Aktivitäten der Lernenden. Schließlich konnten die TeilnehmerInnen viele Ideen und Anregungen für aktives und vernetztes Lernen mit in ihren Unterrichtsalltag nehmen. Als Veranstalter der Tagung hatten sich die GEW Rheinland-Pfalz, der GEW-Bezirk Koblenz und die GEW-Kreise Koblenz-Mayen, Westerwald, Neuwied, Rhein-Lahn und Rhein-Hunsrück zusammengeschlossen. Zu Beginn hatte Landesvorsitzender Klaus-Peter Hammer die TeilnehmerInnen begrüßt und einige Ziele der Bildungsgewerkschaft für den Arbeitsplatz Grundschule formuliert. So plädierte er für eine gerechte Bezahlung für gleichwertige Arbeit bei den Lehrämtern (also A13 auch für GS-Lehrkräfte) sowie eine Verringerung der Arbeitsbelastung durch Stundenreduzierung und durch Vereinfachung der komplizierten Zeugnisbeurteilungen. Die GEW fordere einen Ersatz der Halbjahreszeugnisse durch das strukturierte Schüler-Lehrer-Eltern-Gespräch analog zur Praxis im 2. Schuljahr. Vernetztes Wissen Prof. Dr. Wahl hatte bis 1991 an der Pädagogischen Hochschule Weingarten im Fachbereich Psychologie zunächst erforscht, welche Gedanken, Gefühle und Gewohnheiten das Handeln von Lehrkräften steuern. Danach entwickelte er mit seinem Team Lernarrangements, die einen nachhaltigen Transfer von Wissen in Handeln unterstützen. Diese als „Lernumgebungen“ bezeichneten Maßnahmen werden mittlerweile seit 20 Jahren systematisch und mit Erfolg evaluiert. Eine seiner zentralen Thesen besagt, dass Lernprozesse dann besonders erfolgreich sind, wenn Neues und bereits gespeichertes Wissen miteinander vernetzt werden. Internationale Forschungen hätten bewiesen, dass Vorkenntnisse dafür noch viel bedeutsamer sind als Begabung und Motivation der Lernenden. Die FortbildungsteilnehmerInnen lernten mehrere seiner aus dieser Erkenntnis abgeleiteten Lernmethoden im Verlaufe der Tagung durch praktische Erprobung kennen. Beispielmethode „Strukturlegetechnik“: Hier werden zentrale Begriffe auf die Vorderseite von 20 bis 30 Kärt- Rückmeldungen zur Fachtagung „Im Namen meines Kollegiums noch einmal herzlichen Dank für die Fortbildung heute in Vallendar. Es war kurzweilig und äußerst spannend - viel Input und hoffentlich auch viel Nachwirkung.“ „Ich möchte mich unbedingt für die äußerst informative und gelungene Veranstaltung bedanken. In meinen fast 40 Dienstjahren habe ich selten eine so ausgewogene, fundierte und fantastisch durchgeführte Veranstaltung erlebt! Von diesem Referenten wünsche ich mir mehr. Aus diesem Grund bitte ich Sie mir die versprochenen Informationen zukommen zu lassen und bedanke mich schon im Voraus dafür. Ihnen weiterhin eine solch glückliche Hand bei der Auswahl der Referenten!“ „Habe heute schon im 4. Schuljahr Methoden von gestern umgesetzt und Kolleginnen von der Veranstaltung vorgeschwärmt.“ „Mit großer Aufmerksamkeit habe ich die interessante Fortbildung mit Prof. Dr. Wahl verfolgt, dessen Persönlichkeit mich sehr in den Bann gezogen hat. Herzlichen Dank für dieses Angebot.“ „Da ich sehr begeistert war von der Fortbildung und den vorgestellten Methoden, [...]“ „Hiermit möchte ich mich noch einmal für die tolle und sehr informative Fortbildung mit Herrn Wahl bedanken. Ich hab schon einiges im Unterricht ausprobiert - es war relativ leicht umsetzbar und funktioniert gut, sogar mit einem 1. Schuljahr.“ 6 GEW-Zeitung Rheinland-Pfalz 4 / 2012
Schulen chen geschrieben. Die TeilnehmerInnen erhielten hierzu Kärtchen zum Sachunterrichtsthema „Getreide“, auf die Rückseiten sollten die jeweiligen Erklärungen geschrieben werden. Danach wurden die Kärtchen so ausgelegt, wie sie dem Sinn nach zusammengehörten, so dass eine sachlogische Struktur entstand. Bei der Methode „Netzwerk“, die in kleinen Gruppen durchgeführt wurde, erhielt jede Person zufällig verteilte Begriffe zur behandelten Thematik. In einer Vorbereitungsphase konnte sich jede Person darauf vorbereiten, jeden ihrer Begriffe zu erläutern. Eine Person mit einem „Startbegriff“ begann, die anderen schlossen sich an. So entstand eine sachlogische Struktur. Methode „Advance Organizer“: Hier hielt Prof. Wahl einen Beispielvortrag, wie er von einer Lehrperson zu Beginn einer Unterrichtseinheit etwa 10 Min lang präsentiert werden kann. Noch v o r der eigentlichen Behandlung des Themas entwickelt man schrittweise die wesentlichen Grundgedanken und benutzt zum besseren Verständnis möglichst viele Beispiele, Vergleiche, Analogien usw. (eine Art „informierendes Erzählen“). Es wird nichts Wichtiges zurückgehalten, alles Wesentliche wird vorweggenommen. Somit soll ein grundlegendes Verständnis für die Thematik geschaffen werden. Als konkrete Beispiele stellte er Advance Organizer zu den Themen „Mein Körper“, „Coca Cola“ und „Entstehung der Alpen“ vor. Die Befürchtung, hier würde durch Vorwegnahme aller wesentlichen Botschaften das Interesse der Lernenden sinken, konnte durch empirische Untersuchungen widerlegt werden. Im Gegenteil, die Motivation steigt durch eine bessere Orientierung beim selbstgesteuerten Lernen. Diese sorgt für einen größeren sofortigen Lernerfolg, besseres längerfristiges Behalten und eine höhere Transferfähigkeit. Wechselseitiges Lehren und Lernen (WELL) Eine andere essentielle These der Arbeit von Prof. Dr. Wahl ist, dass „Wechselseitiges Lehren und Lernen“ (WELL) mit eingeschobenen aktiven Lernphasen eine hoch strukturierte Form des Lernens mit folgenden Vorteilen darstellt: • Höhere Aufmerksamkeit • Positive Auswirkungen auf Kompetenzerleben und intrinsische Motivation • Bessere Lernleistungen, höherer Kompetenzerwerb • Besseres Lernklima, weniger Konflikte Die Methode konnte von den Teilnehmerinnen u.a. am Thema „Waldameisen“ nach folgendem Schema getestet werden: 1. Expertenphase - die Lernenden erwerben einen Status als Experten zu Teilbereichen des Themas (dies kann in Einzel, - Partner- oder Gruppenarbeit geschehen). 2. Austauschphase - die Lernenden setzen sich neu zusammen, so dass verschiedenartige Experten ein Paar oder eine Gruppe bilden. Die Arbeitsergebnisse werden verglichen, Informationen weitergegeben, Sachverhalte erläutert. 3. Vertiefungsphase - die verschiedenen Lerninhalte sollen von allen Lernenden gleich gut verstanden werden, deshalb erfolgt eine abschließende Vertiefung, Übung und Anwendung des Gelernten. Zu den WELL-Methoden, die die Teilnehmer im Rahmen des Fortbildungstages erfolgreich ausprobieren konnten und die hier nur kurz aufgezählt werden sollen, gehören u.a. das Partnerinterview, das Multiinterview, das Partnerpuzzle, das Lerntempoduett oder das Gruppenpuzzle. Prof. Wahl belegte mit Auszügen aus empirischen Untersuchungen die Überlegenheit dieser Methoden gegenüber konventionellen Lernarrangements. Zum Abschluss gab der Referent, der den Seminartag immer wieder auch mit humorvollen Einschüben auflockerte, den TeilnehmerInnen noch einen Merksatz als Handlungsmaxime mit auf den Weg, den man beim Unterricht stets berücksichtigen möge: „Den Lernenden das Gefühl geben, dass sie es schaffen können!“ Unseren LeserInnen, die durch unseren Bericht dazu inspiriert wurden, sich intensiver mit den lernpsychologischen Erkenntnissen von Prof. Dr. Wahl und seinen daraus abgeleiteten Lernmethoden beschäftigen zu wollen, sei folgendes seiner Werke besonders empfohlen: Diethelm Wahl: Lernumgebungen erfolgreich gestalten. Vom trägen Wissen zum kompetenten Handeln. 2. erweiterte Auflage. Klinkhardt Verlag 2006. Thomas Rauch Klassenfahrten nach Berlin (incl. Transfer, Unterkunft, Programmgestaltung nach Absprache). Broschüre anfordern bei: Berliner Informations- und Studienservice e.V. (BISS e.V.) Fichtestr. 30 · 10967 Berlin, Tel. (030) 6 93 65 30 www.berlin-mit-biss.de · Email: kontakt@berlin-mit-biss.de GEW-Zeitung Rheinland-Pfalz 4 / 2012 7
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