06.11.2013 Aufrufe

GEW-ZEiTUnG Rheinland-Pfalz

GEW-ZEiTUnG Rheinland-Pfalz

GEW-ZEiTUnG Rheinland-Pfalz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wenn schulische Wirklichkeit auf Schulpolitik trifft …<br />

Die LFG Realschule plus im Gespräch mit Abgeordneten der Grünen<br />

Nach dem Gespräch mit der SPD-Abgeordneten Bettina Brück<br />

im September 2011 traf sich die Landesfachgruppe Realschule<br />

plus der <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> diesmal am 28. Februar in der<br />

Landesgeschäftsstelle der <strong>GEW</strong> mit den beiden Abgeordneten der<br />

Landtagsfraktion der Grünen, Lisa Bröskamp und Ruth Ratter.<br />

Beide sehen den Schwerpunkt ihrer politischen Arbeit im Bereich<br />

der Bildung. Damit setzte die FG RS plus ihre Tradition fort, das<br />

Gespräch mit den bildungspolitisch Verantwortlichen der Landesregierung<br />

und des Landtags zu suchen, um im gemeinsamen<br />

Austausch den Blick der Politik auf die schulische Wirklichkeit<br />

und die sich daraus ergebenden Erfordernisse zu schärfen.<br />

Schulen<br />

Dass es dabei zwangsläufig zu erheblichen Reibungen zwischen den<br />

Forderungen der <strong>GEW</strong> und der immer wieder laut aufquietschenden<br />

„Schuldenbremse“ kommen musste, war vorauszusehen. Dennoch<br />

waren die Vertreter der Fachgruppe, Henning Caspari (stv. Vors.<br />

des HPR RS plus), Ludwig Julius, Micha Tietz und Alexander Witt<br />

(Vors. des BPR RS plus) intensiv darum bemüht, die Einsicht in<br />

die Notwendigkeit verbesserter Arbeitsbedingungen an der RS plus<br />

und die qualitative<br />

Weiterentwicklung<br />

ihrer Schulart zu<br />

wecken und politisches<br />

Handeln<br />

einzufordern.<br />

Wortkräftig unterstützt wurden sie dabei von Klaus-Peter Hammer,<br />

dem Vorsitzenden der <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />

Gleich zu Beginn erinnerten die Vertreter der Fachgruppe die beiden<br />

Abgeordneten an Aussagen der Grünen vor der Wahl. Damals<br />

hatte die Partei die Forderung der <strong>GEW</strong> nach „Equal Pay“ an der<br />

RS plus unterstützt und noch unmittelbar vor Beginn der Koalitionsverhandlungen<br />

hatte die Landesfachgruppe die zukünftigen<br />

Regierungspartner an diesen kapitalen „Geburtsfehler“ der RS<br />

plus erinnert und einen ernsthaften Einstieg in den Abbau des<br />

„Gerechtigkeitsdefizits“ an der RS plus eingefordert, das gerade in<br />

den kooperativen Systemen die innerschulische „Klassenbildung“<br />

verstärkt. Die beiden Abgeordneten stimmten erneut der Zielsetzung<br />

einer Angleichung der Bezahlung von Lehrkräften grundsätzlich<br />

zu, verwiesen aber auf die engen finanziellen Spielräume<br />

des Landes. Stattdessen entwarfen sie umrisshaft einen bislang auf<br />

Regierungsebene noch nicht beratenen Weg, wie im Rahmen eines<br />

Punktesystems durch Weiterqualifikation ein Anspruch auf bessere<br />

Bezahlung erworben werden könnte. Die Verknüpfung eines solchen<br />

Anreizsystems mit einem zukünftigen „Weiterbildungsgesetz“<br />

bewerteten die <strong>GEW</strong>-Vertreter sehr kritisch. Der Bezahlung von<br />

Lehrkräften muss, auf alle Schularten bezogen, zunächst das Prinzip<br />

der Gleichwertigkeit pädagogischer Arbeit auf der Basis einer<br />

gleichwertigen Lehrerbildung zu Grunde gelegt werden.<br />

Auch die Kritik am von den Grünen im Landtag mitgetragenen<br />

Dienstrechtsänderungsgesetz und an der Festschreibung eines<br />

jährlichen Besoldungszuwachses von 1 % innerhalb der nächsten<br />

5 Jahre konnte den Landtagsabgeordneten nicht erspart bleiben.<br />

Widerspricht diese Regelung doch fundamental der Forderung<br />

der <strong>GEW</strong>, die Besoldungsentwicklung der Tarifentwicklung im<br />

öffentlichen Dienst folgen zu lassen. Reallohnverluste sind auch<br />

deshalb für die Kollegien in den Schulen nicht hinnehmbar, da dort<br />

in den vergangenen Jahren die Anforderungen und Belastungen<br />

stark zugenommen haben.<br />

Damit lenkte die Landesfachgruppe das Gespräch auf ein weiteres<br />

zentrales Anliegen: Qualität von Schule braucht motivierte Lehrkräfte<br />

durch deutlich verbesserte Arbeitsbedingungen. Hier reicht<br />

es nicht, nur auf Vorbereitung<br />

und Qualifizierung<br />

von Lehrkräften<br />

zu setzen, so notwendig<br />

diese natürlich sind,<br />

sondern die gestiegenen<br />

Anforderungen der Integration und Förderung an der RS plus sind<br />

in entsprechender Qualität nur zu leisten, wenn in die Schaffung<br />

entsprechender Gestaltungsspielräume investiert wird: Senkung der<br />

Klassenmesszahl, auch ab Klassenstufe 7, Senkung des Unterrichtsdeputats,<br />

Erhöhung der Anrechnungspauschale. Einig war man<br />

sich ja in der Überzeugung, dass alle von der Vielfalt heterogener<br />

Lerngruppen profitieren können, dass Schule den gesellschaftlichen<br />

Auftrag hat, zum sozialen Ausgleich beizutragen, doch muss dafür<br />

vom Land die Reinvestition der „Demographischen Rendite“ zu<br />

100 % gewährleistet werden!<br />

An der wirklich problematischen Umsetzung der Inklusion, wie sie<br />

sich einerseits in der mangelnden, unsicheren, nicht verlässlichen<br />

Personalzuweisung mit förderpädagogischer Kompetenz an den<br />

Schwerpunktschulen und andererseits an den Widerständen gegenüber<br />

Integration/Inklusion zeigt, machten die Vertreter der Fachgruppe<br />

deutlich, dass die Akzeptanz von „gemeinsamem Lernen“<br />

dann schwindet, wenn die Ressourcen nicht stimmen.<br />

Abschließend wurde von den Abgeordneten der Grünen das Gespräch<br />

auf den Bereich der Schulsozialarbeit gelenkt. Beide Seiten<br />

stimmten darüber überein, dass im Lebensraum Schule auch diese<br />

Profession ihren selbstverständlichen Platz haben muss. Diskussionsbedarf<br />

wurde in der Frage gesehen, ob es daher nicht Sinn macht,<br />

Schulsozialarbeit auch strukturell dem Bildungsbereich zuzuordnen.<br />

Darüber, aber auch zu der Frage und den Konsequenzen von mehr<br />

Selbstständigkeit von Schulen wollen <strong>GEW</strong> und die Grünen des<br />

Landes zukünftig ihren Austausch intensivieren. Die an die beiden<br />

Abgeordneten gerichtete Einladung zum Besuch einer am Projekt<br />

„Selbstverantwortliche Schule“ beteiligten RS plus wurde gerne<br />

angenommen.<br />

Ludwig Julius<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4 / 2012<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!