6.ZT_Dezember_2012.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Dr. Helmut Fuchs<br />
ist Gründungspräsident und Verwaltungsrat der European Academy for Training<br />
and Development EATD AG und Inhaber und Cheftrainer der TAM-Trainer-Akademie-München,<br />
der ältesten und renommiertesten Ausbildungsstätte<br />
für Managementtrainer in Deutschland.<br />
Beschreibung von dreißig Charaktertypen,<br />
z.B. Der Verlogene, Der<br />
Skrupellose, Der Dünkelhafte, Der<br />
Geizige, Der Redselige, Der Nörgler,<br />
Der Gefallsüchtige. Diese sog.<br />
Charaktere des Theophrast wurden<br />
durch den französischen Schriftsteller<br />
Jean de la Bruyière (1645-1696)<br />
wiederentdeckt, übersetzt und durch<br />
Charakterstudien aus seiner eigenen<br />
Zeit ergänzt. (Quelle Wikipedia)<br />
Im 20.Jahrhundert haben Ernst<br />
Kretschmer und William Sheldon<br />
den Zusammenhang von Charaktermerkmalen<br />
und Konstitutstyp<br />
hervorgehoben<br />
und ähnlich wie die<br />
Schädelvermessungen<br />
des Phrenologen Franz<br />
Joseph Gall, die sich<br />
ja teilweise auch bis in<br />
die 60 Jahre des letzten Jahrhunderts<br />
gehalten haben und Gehirnchirurgen<br />
die Legitimation gaben,<br />
teilweise bei Kranken ganze Teile<br />
des Großhirns wegzuschneiden, die<br />
Psychologie gezeichnet. Ich selbst<br />
mußte in Psychologie-Seminaren<br />
während meines Studium noch die<br />
psycho-morpholgischen Zusammenhänge<br />
nach Sheldon einpauken.<br />
Die Theorien über psycho-morphologische<br />
Zusammenhänge wurden<br />
nun mittlerweile wissenschaftlich<br />
widerlegt. Zwischen Körperbautyp<br />
und Persönlichkeit besteht kein<br />
gesicherter Zusammenhang. Aus<br />
heutiger Sicht sind also Konstitutionstypologien<br />
wissenschaftlich<br />
nicht aufrechtzuerhalten. Trotzdem<br />
finden wir sie im esoterisch angehauchten<br />
Umfeld der Personalentwicklung<br />
auch heute noch vertreten.<br />
„Eventuell zu beobachtende Korrelationen<br />
sind demnach eher durch<br />
den Einfluss der objektiven oder<br />
der subjektiv wahrgenommenen<br />
körperlichen Eigenschaften auf das<br />
Selbstbild und die entsprechenden<br />
Selbstbeurteilungen zu interpretieren.“<br />
(Wikipedia)<br />
„Eine Glücksbesetzung, die jeder<br />
einstudieren und trainieren kann:<br />
die Charakterrolle steht allen offen“<br />
Auf diesen uralten Schultern stehend<br />
hat nun jüngst Prof. Seligman<br />
seine neueren Theorien zur Bedeutung<br />
des Charakters in der Betrachtung<br />
der Determinanten eines<br />
„guten und glücklichen Lebens“<br />
formuliert und hat bei historischen<br />
Untersuchungen die folgenden immer<br />
wieder auftretenden Kategorien<br />
von Tugenden markiert : Weisheit,<br />
Mut, Menschlichkeit, Gerechtigkeit,<br />
Mässigung und Transzendenz. Charakterstärken<br />
sind dabei die psychologischen<br />
Merkmale – Prozesse<br />
oder Mechanismen –, welche die<br />
Tugenden definieren. Charakterstärken<br />
sind demnach unterscheidbare<br />
Wege, um eine oder mehrere Tugenden<br />
auszuüben beziehungsweise<br />
zu zeigen. Sie stellen einen Teil der<br />
Persönlichkeit eines Menschen dar.<br />
Von der kühlen Persönlichkeit jahrzehntelang<br />
verdrängt, verbreitet er<br />
nun umso helleren Glanz: seine Tugenden<br />
und Stärken sind die großen<br />
Glücksbringer unseres Lebens – im<br />
Alltag, in unseren Beziehungen und<br />
im Berufsleben. Eine Glücksbesetzung,<br />
die jeder einstudieren und<br />
trainieren kann: die Charakterrolle<br />
steht allen offen,“ schreibt der Psychologe<br />
Andreas Huber in der Zeitschrift<br />
Psychologie heute.<br />
Die akademische Psychologie<br />
besinnt sich nun also<br />
anscheinend wieder auf ihre<br />
Geschichte und ihre alte<br />
Königsdisziplin.<br />
Am Psychologischen Institut der<br />
Universität Zürich befindet sich<br />
eines der Zentren der „Positiven<br />
Psychologie“ in Europa. Eine neue<br />
Studie innerhalb der Fachrichtung<br />
„Persönlichkeitspsychologie und<br />
Diagnostik“ versucht erstmals einen<br />
kausalen Zusammenhang zwischen<br />
bestimmten Charakterstärken und<br />
der Lebens- und Arbeitszufriedenheit<br />
herzustellen.<br />
„Wir können heute mit empirischen<br />
Methoden nachweisen, dass bestimmte<br />
Charakterstärken wesentlich<br />
dazu beitragen, dass Menschen<br />
54 Zukunft-Training 12/2011