Der Partizipationsmythos - Otto Brenner Shop
Der Partizipationsmythos - Otto Brenner Shop
Der Partizipationsmythos - Otto Brenner Shop
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
DER PARTIZIPATIONSMYTHOS<br />
<strong>Der</strong> Weg zum eigenen<br />
sozialen Netzwerk<br />
Leitungsebenen. Und schließlich könnten mit<br />
Online-Petitionen und mit spezieller Software<br />
der Liquid Democracy (neue Form von Demokratie<br />
mit stärkerer direkter Beteiligung von Bürgern<br />
an Einzelentscheidungen) weitere<br />
Partizipationsmöglichkeiten eröffnet werden,<br />
um starre Begrenzungen zu „verflüssigen“.<br />
Wie oben bereits ausführlich erläutert<br />
wurde, steht diesen bunten Visionen eine<br />
graue Wirklichkeit gegenüber. Ganz grundsätzlich<br />
scheitert dies schon daran, dass<br />
nahezu alle Verbände mit ihren Aktionen in<br />
den sozialen Medien sowohl auf die breite Öffentlichkeit,<br />
Journalisten und potenzielle Mitglieder<br />
bzw. Unterstützer zielen als auch auf<br />
bestehende Mitglieder. Exklusive Mitgliederangebote<br />
in den sozialen Medien sind bislang<br />
kaum existent. „Wir wissen, dass sehr viele<br />
Unterstützer auf Facebook oder anderen Netzwerken<br />
sind, wir haben aber keine gesonderte<br />
Kommunikation mit denen.“ (V2) Entsprechend<br />
sind aktuelle und potenzielle Mitglieder bzw.<br />
Unterstützer sowohl bei Twitter als auch bei<br />
Facebook jeweils mit Abstand die wichtigsten<br />
Zielgruppen.<br />
Dieser klare Befund hängt allerdings auch<br />
mit der Untersuchungsanlage zusammen: In<br />
den Leitfadeninterviews und in der Online-Befragung<br />
wurden vor allem klassische Bundesverbände<br />
berücksichtigt, von denen die meisten<br />
Untergliederungen haben. Ein enger Austausch<br />
mit Mitgliedern findet sich vermutlich<br />
eher auf den nachgeordneten Ebenen. Viele<br />
Personenverbände wie Gewerkschaften oder<br />
Berufsverbände haben eine Vielzahl von lokalen<br />
und regionalen Facebook-Gruppen. Es ist<br />
zu erwarten, dass analog zur Entwicklung im<br />
Web 1.0 auch in den sozialen Medien eine zunehmende<br />
Ausdifferenzierung der Kommunikationsleistungen<br />
einsetzen wird.<br />
Erste Ansätze dazu sind bei eigenen sozialen<br />
Netzwerken zu beobachten, wie sie der Paritätische<br />
Gesamtverband bereits realisiert<br />
und ein weiterer Verband zum Zeitpunkt des<br />
Leitfadeninterviews geplant hat. Gründe für ein<br />
verbandseigenes soziales Netzwerk sind eine<br />
größere Unabhängigkeit von Facebook –<br />
insbesondere vor dem Hintergrund von datenschutzrechtlichen<br />
Vorbehalten – sowie individuelle<br />
Anwendungen.<br />
70