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12<br />

Kommunal: Hochwasser<br />

Helmut Reindl, Hans Braun<br />

Das Ganze beginnt mit einer ungewöhnliche<br />

Großwetterlage<br />

und „Dominik“ und „Frederik“.<br />

Über der Sahara bildet sich ein<br />

(selten<strong>es</strong>) Tief und zieht nach<br />

Norden über das Mittelmeer.<br />

Gleichzeitig wird durch die<br />

Schönwetterlage über dem südlichen<br />

Osteuropa, der Ukraine,<br />

Rumänien und der Türkei,<br />

feuchte Luft aus dem Bereich<br />

Schwarz<strong>es</strong> Meer ang<strong>es</strong>augt. Infolge<br />

di<strong>es</strong>er ungewöhnlichen<br />

Zusammenwirkung entsteht Ende<br />

Mai das Tief, das von deutschen<br />

Meteorologen „Dominik“<br />

genannt wird. Ein paar Tage<br />

später bildet sich „Frederik“, ein<br />

Adria-Tief (di<strong>es</strong>e Namen werden<br />

übrigens vom Institut für Meteorologie<br />

der Uni Berlin vergeben,<br />

für ein paar hundert Euro kann<br />

man auch eine „Patenschaft“<br />

übernehmen). Und di<strong>es</strong>e Wettersysteme<br />

umkreisen Mittel -<br />

europa nördlich d<strong>es</strong> Alpenhauptkamm<strong>es</strong>.<br />

Zu der Zeit, <strong>es</strong> ist der 30. Mai,<br />

ein Donnerstag, gibt <strong>es</strong> die erste<br />

Wetterwarnung, herausgegeben<br />

von der ZAMG, der Zentralanstalt<br />

für Meteorologie und Geodynamik<br />

in Wien. Unter anderem<br />

heißt <strong>es</strong>, „bis Sonntag ist<br />

mit starkem Regen, Muren und<br />

Überschwemmungen zu rechnen,<br />

b<strong>es</strong>onders an der Alpennord -<br />

seite“. Mit einer Beruhigung sei<br />

erst in einer Woche zu rechnen.<br />

Was so eine Prognose für einen<br />

Bürgermeister bedeutet, erzählt<br />

uns Johann<strong>es</strong> Pr<strong>es</strong>sl, Bürgermeister<br />

von Ardagger, zwischen<br />

Mauthausen und Ybbs-Persenbeug<br />

an der Donau.<br />

Ein Bürgermeister ist<br />

gerade in einer Krise für<br />

fast all<strong>es</strong> zuständig<br />

„Bereits bevor das Hochwasser<br />

da ist, hat der Bürgermeister eine<br />

wichtige Funktion, wenn <strong>es</strong><br />

Foto: FF Eberau<br />

In Krisensituationen ist <strong>es</strong> wichtig,<br />

Entscheidungen sofort zu treffen.<br />

Und man braucht Ortskenntnis, um<br />

rasch die richtigen Leute zu finden.<br />

Johann<strong>es</strong> Pr<strong>es</strong>sl, Bürgermeister von<br />

Ardagger<br />

Geländegängige Heer<strong>es</strong>fahrzeuge unterstützen die örtlichen Einsatzkräfte von Anfang an. In den<br />

ersten Tagen kommen 700 Soldaten zum Einsatz, mit Fortlaufen der Aufräumarbeiten werden <strong>es</strong><br />

dann immer mehr, die mit Schlammb<strong>es</strong>eitigung, Instandsetzung und Sicherung von Infrastruktur<br />

b<strong>es</strong>chäftigt sind.<br />

Wichtig ist, die Arbeit richtig zu machen,<br />

denn <strong>es</strong> hilft nichts, wenn zwar Katastrophenzüge<br />

der Feuerwehr und das Bund<strong>es</strong>heer<br />

kommen, aber nicht richtig eing<strong>es</strong>etzt<br />

werden. Da muss die Gemeinde die<br />

Organisation übernehmen.<br />

Stefan Mühlberger, Bürgermeister der<br />

schwerstbetroffenen Gemeinde Kössen<br />

darum geht, die Prognosen auf<br />

die jeweilige lokale Situation<br />

umzulegen. Denn man kann sich<br />

nicht darauf verlassen, dass Experten<br />

von außerhalb wissen,<br />

was das Ansteigen d<strong>es</strong> Wasserspiegels<br />

um einige Zentimeter<br />

für den Ort bedeuten wird.<br />

Als Einsatzleiter vor Ort hat man<br />

auf Basis der Alarm- und Einsatzpläne<br />

alle behördlichen Entscheidungen<br />

zu treffen. Genauso<br />

wichtig ist der Bürgermeister<br />

aber wenn <strong>es</strong> darum geht, die<br />

Leute richtig einzusetzen. Man<br />

muss den richtigen Ton treffen,<br />

um Leute zu motivieren. Nur<br />

wenn man die Menschen in der<br />

Gemeinde kennt, kann man entscheiden,<br />

ob <strong>es</strong> b<strong>es</strong>ser ist, die Sirenen<br />

heulen zu lassen oder ob<br />

man die Menschen persönlich<br />

informiert. Beispielsweise habe<br />

ich, <strong>als</strong> ich wusste, wie hoch das<br />

Wasser wahrscheinlich steigen<br />

wird, alle zehn Häuser, bei denen<br />

zu erwarten war, dass sie betroffen<br />

sein würden, persönlich<br />

aufg<strong>es</strong>ucht oder angerufen. Nur<br />

so kann man f<strong>es</strong>tstellen, wie<br />

Menschen emotional reagieren.<br />

Und nur im persönlichen G<strong>es</strong>präch<br />

kann man erfahren, ob<br />

die Betroffenen jemanden haben,<br />

der ihnen hilft, oder ob man<br />

jemanden organisieren muss.<br />

In Krisensituationen ist <strong>es</strong> wichtig,<br />

Entscheidungen sofort zu<br />

treffen. Und man braucht Ortskenntnis,<br />

um rasch die richtigen<br />

Leute zu finden. Wenn beispielsweise<br />

eine Pumpe ausfällt, dann<br />

sollte man einen Mechaniker,<br />

der das Gerät kennt, gleich zur<br />

Hand haben.<br />

Man muss nicht nur einzelnen<br />

Personen gegenüber den richtigen<br />

Ton finden, um Dinge zu<br />

kommunizieren, sondern auch<br />

der Bevölkerung <strong>als</strong> Ganz<strong>es</strong>. Da<br />

muss man wissen, wie die Leute<br />

g<strong>es</strong>trickt sind! Die Menschen haben<br />

das Bedürfnis, zu erfahren,<br />

was passiert. Wir haben darum<br />

beispielsweise mehrere Informationsblätter<br />

gedruckt, und ich<br />

habe viel auf Facebook gepostet<br />

– darunter auch viele Fotos, weil<br />

die Leute sehen wollen, wie die<br />

Situation wirklich ist, wo Sperren<br />

sind usw.<br />

Wir hatten z. B. einen Einsatz,<br />

weil fünf Leute in einem Boot<br />

auf der Donau in Not geraten<br />

waren. Natürlich haben da die<br />

Sirenen geheult. In di<strong>es</strong>er Situation<br />

mussten wir die Bevölkerung<br />

informieren, dass nicht etwa<br />

ein Damm gebrochen war,<br />

sondern dass <strong>es</strong> eben ,nur‘ um<br />

die Rettung di<strong>es</strong>er Menschen<br />

ging. Da war <strong>es</strong> wichtig, rasch<br />

und richtig zu informieren.“

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