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Kommunal: Hochwasser 2013 17<br />

Dinge vor Augen und wir müssen<br />

uns einige Fragen stellen.<br />

Was nun?<br />

In Hainburg mussten sogar Bergepanzer eing<strong>es</strong>etzt werden, um drohende Verklausungen gar<br />

nicht erst entstehen zu lassen.<br />

Hier wäre das oberösterreichische<br />

Modell, nach dem nach<br />

einer einmal abgelehnten Hilfe<br />

die Feuerwehr nicht mehr zum<br />

Bergen verpflichtet ist, sinnvoll.<br />

Nach einer Woche Einsatz waren<br />

die Kräfte der Feuerwehren<br />

am Ende. Hier war <strong>es</strong> enorm<br />

hilfreich, dass das Bund<strong>es</strong>heer<br />

bei den Aufräumarbeiten mitgeholfen<br />

hat. Generell lässt sich<br />

sagen, dass die Abstimmung von<br />

Feuerwehren, Bund<strong>es</strong>heer und<br />

Freiwilligenteams hervorragend<br />

funktioniert hat.<br />

Wenn das Schlimmste vorbei ist<br />

und die Einsatzkräfte wieder abgezogen<br />

sind, geht <strong>es</strong> für die Gemeinde<br />

noch weiter, denn <strong>es</strong><br />

müssen ja die Schadenskommissionen<br />

gebildet werden. Hier<br />

konnten wir auf die Erfahrungen<br />

d<strong>es</strong> Hochwassers 2002 zurückgreifen.<br />

Dam<strong>als</strong> hatten wir<br />

einen Schaden von 1,5 Millionen<br />

Euro.“<br />

Hainburg: Das Hochwasser<br />

„verlässt“ Österreich<br />

Östlich von Wien steigen am<br />

6. und 7. Juni die Pegel immer<br />

weiter, weitläufige Überflutungen<br />

der Auen finden statt, in<br />

Hainburg droht der Bahnhof unterspült<br />

zu werden.<br />

Immer noch halten die mobilen<br />

Schutzdämme das Wasser ab –<br />

wo sie stehen. Aber die Dämme<br />

der zuführenden Flüsse sind seit<br />

Tagen durchweicht. Bei Theiß<br />

im Bezirk Melk droht ein drei<br />

Kilometer lang<strong>es</strong> Stück ein<strong>es</strong><br />

Erddamm<strong>es</strong> zu brechen.<br />

Am 6. Juni kommt <strong>es</strong> zu einer<br />

Hangrutschung am Brenner, die<br />

Bund<strong>es</strong>straße bei Schöneberg<br />

muss komplett g<strong>es</strong>perrt werden.<br />

Am 7. Juni meldet die ZAMG<br />

Wetterb<strong>es</strong>serung – mit drohenden<br />

Umwettern und mehr Regen.<br />

Die Aufräummaßnahmen<br />

sind überall voll angelaufen, das<br />

Bund<strong>es</strong>heer ist mit mehreren<br />

tausend Mann im Einsatz, rund<br />

140 Feuerwehren und 10.000<br />

Helfer leisten unschätzbare<br />

Dienste, der Schlamm muss so<br />

schnell wie möglich wegg<strong>es</strong>chafft<br />

werden, bevor er trocknet<br />

und steinhart wird.<br />

Mittlerweile hat sich das Wetter<br />

geb<strong>es</strong>sert, das Hochwasser hat<br />

weite Teile Österreichs schlimm<br />

getroffen. Ein Blick zu den<br />

Nachbarn zeigt uns aber, dass<br />

wir noch Glück hatten. Die Situation<br />

an der Elbe, entlang der<br />

Moldau und auch weiter Donauabwärts<br />

(Budap<strong>es</strong>t ist schwer<br />

getroffen) führen uns ein paar<br />

Die Feuerwehren<br />

Die andere Seite: Wie sehen die Blaulichtorganisationen<br />

das Zusammenspiel der Kräfte?<br />

KOMMUNAL sprach mit Albert Kern, oberster<br />

Feuerwehrler Österreichs: „Die Zusammenarbeit<br />

mit den Gemeinden hat hervorragend funktioniert.<br />

Auch die von den Gemeinden<br />

finanzierte Ausrüstung<br />

der Feuerwehren<br />

hat sich <strong>als</strong> ausreichend erwi<strong>es</strong>en.<br />

Nur manchmal hat<br />

sich gezeigt, dass beispielsweise<br />

die Bereitschaft, Mitarbeiter<br />

für ihre Tätigkeit<br />

bei der Freiwilligen Feuerwehr<br />

freizustellen, mit<br />

wachsender Entfernung<br />

vom Unglücksort nachlässt.<br />

Wir hätten erhofft, dass derartige Umweltkatas -<br />

trophen auch der Politik zeigen, wie wichtig die<br />

Freiwilligen Feuerwehren für das Land sind. Aber<br />

leider haben wir beim Thema ,Dienstfreistellungen<br />

am Arbeitsplatz‘ einen gewaltigen Dämpfer<br />

erhalten, weil die Wirtschaft meint, dass sie die<br />

Feuerwehren bereits zur Genüge unterstützt.“<br />

Albert Kern, Präsident d<strong>es</strong> Bund<strong>es</strong>feuerwehr -<br />

verband<strong>es</strong><br />

Erstens: Haben wir die richtigen<br />

Lehren aus 2002 gezogen?<br />

Zweitens: Waren das zufällige<br />

und extrem seltene Wetterkonstellationen<br />

oder hat sich das<br />

Klima schon geändert?<br />

Drittens: Reicht <strong>es</strong>, Dämme zu<br />

bauen? Müssen wir den Flüssen<br />

nicht wieder mehr Platz geben?<br />

Und vor allem Viertens: Wie<br />

können wir Österreich sicherer<br />

machen?<br />

Klar scheint, dass die Hochwasserschutzmaßnahmen<br />

Österreich<br />

entlang der großen Flüsse<br />

sicherer gemacht haben, auch<br />

wenn manche Gemeinden wegen<br />

nicht eingehaltener Terminpläne<br />

überschwemmt wurden.<br />

Wie die Schutzmaßnahmen entlang<br />

der kleineren Flüssen aussehen,<br />

das wird man sich genauer<br />

ansehen müssen. Was sich<br />

aber gezeigt hat ist, dass die<br />

Dämme die Vorhersagezeiten<br />

verkürzt haben. Und die Wucht<br />

d<strong>es</strong> Hochwassers wird an die<br />

nächste Gemeinde nahezu ungebremst<br />

weitergegeben.<br />

Klar scheint auch zu sein, dass<br />

sich das Klima ändert (oder<br />

schon geändert hat). Hier ist<br />

Österreich allein überfordert,<br />

die Weltgemeinschaft müsste<br />

aktiver werden – ein Anliegen,<br />

das in den Bereich Wunschdenken<br />

verwi<strong>es</strong>en werden kann. Es<br />

scheint nur zu bleiben, „vor der<br />

eigenen Tür zu kehren“ und<br />

selbst kleinste Schritte zu setzen.<br />

Dazu gehört vermutlich<br />

auch, den Flüssen wieder mehr<br />

„Ellbogenfreiheit“ zu geben.<br />

Auch das ist ein schwierig<strong>es</strong> Unterfangen<br />

bei der Gier nach Bauplätzen<br />

und Häuschen auf dem<br />

Land und einer Wirtschaft, die<br />

nur nach mehr Bau und mehr<br />

Konsum schreit.<br />

Und Viertens? Österreich ist sicherer<br />

geworden, aber die hundertprozentige<br />

Sicherheit gibt <strong>es</strong><br />

nicht, wie die Verantwortlichen<br />

schon 2002 nach dem Hochwasser<br />

sagten. In den Jahren seither<br />

wurden mehr <strong>als</strong> zwei Milliarden<br />

Euro in Schutzmaßnahmen<br />

g<strong>es</strong>teckt – und trotzdem wird <strong>es</strong><br />

weiter Gemeinden geben, für<br />

die <strong>es</strong> „Land unter“ heißen wird.

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