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Kommunal: Bauen & Wohnen<br />
Mietrecht: Luftschadstoffe und Schimmelpilze in Innenräumen<br />
Wenn Wohnen krank macht<br />
Frische, schadstofffreie Luft ist einew<strong>es</strong>entliche Voraussetzung für die<br />
G<strong>es</strong>undheit und das Wohlbefinden<br />
was ist, wenn die<br />
Schadstoffe oder<br />
Katharina Sagerer<br />
Der Schutz der menschlichen<br />
G<strong>es</strong>undheit ist in Österreich in<br />
Hinblick auf die sogenannten<br />
„klassischen“ Luftschadstoffe im<br />
Bereich der Außenluft durch eine<br />
Reihe von g<strong>es</strong>etzlichen Regelungen<br />
b<strong>es</strong>timmt. Menschen in<br />
Industrieländern halten sich<br />
aber durchschnittlich 20 Stunden<br />
am Tag (etwa 85 Prozent<br />
der g<strong>es</strong>amten Lebenszeit) in g<strong>es</strong>chlossenen<br />
Räumen auf. Ein<br />
spezifisch<strong>es</strong> G<strong>es</strong>etz für Qualitätsanforderungen<br />
an die Innen -<br />
raumluft gibt <strong>es</strong> in Österreich<br />
(noch) nicht. Gleichwohl finden<br />
sich in verschiedenen Rechtsgebieten<br />
Regelungen, die die Innenraumluft<br />
bzw. Innenraumluftschadstoffe<br />
betreffen.<br />
Rechtslage im Mietrecht<br />
Auch das Mietrecht kann bei<br />
Luftschadstoffen in Innenräumen<br />
einschlägig sein. Hier spielt<br />
§ 1096 ABGB die zentrale Rolle.<br />
d<strong>es</strong> Menschen. Aber<br />
Wohnung durch<br />
Schimmelpilze beeinträchtigt ist?<br />
gegenstands richtet sich dabei<br />
nach der vertraglichen Vereinbarung<br />
und der Verkehrssitte. Mangels<br />
anderer Vereinbarungen ist<br />
eine mittlere, <strong>als</strong>o durchschnittliche<br />
Brauchbarkeit anzunehmen.<br />
Ein Mietobjekt ist beispielsweise<br />
dann brauchbar, wenn <strong>es</strong> eine<br />
dem Vertragszweck entsprechende<br />
Verwendung zulässt, <strong>als</strong>o eine<br />
Wohnung zum sofortigen Bewohnen<br />
geeignet ist. Di<strong>es</strong>e Eignung<br />
ist zu bejahen, wenn die<br />
Wohnung keine gröberen die<br />
Benützung hindernden Mängel<br />
aufweist. Mängel, die jederzeit<br />
ohne größere Aufwendungen behoben<br />
werden können, stehen<br />
der Annahme der Brauchbarkeit<br />
nicht entgegen.<br />
Im Vollanwendungsbereich d<strong>es</strong><br />
MRG greift § 3 leg<br />
cit, der die<br />
Erhaltungspflicht<br />
d<strong>es</strong><br />
Vermieters<br />
zwingend<br />
derart regelt,<br />
§ 3 Abs 2 MRG b<strong>es</strong>timmt, dass<br />
der Vermieter verpflichtet ist, Erhaltungsarbeiten<br />
am Mietgegenstand<br />
durchzuführen, soweit <strong>es</strong><br />
sich um die Behebung „erns ter“<br />
Schäden d<strong>es</strong> Haus<strong>es</strong> oder die B<strong>es</strong>eitigung<br />
einer erheblichen G<strong>es</strong>undheitsgefährdung<br />
handelt.<br />
Damit ein g<strong>es</strong>undheitsgefährlicher<br />
Mangel in die Erhaltungspflicht<br />
d<strong>es</strong> Vermieters fällt (§ 3<br />
Abs 2 Z 2 2. Fall MRG), ist vorausg<strong>es</strong>etzt,<br />
dass die Gefährdung<br />
vom Mietgegenstand ausgeht,<br />
<strong>als</strong>o die Wurzel der Gefährdung<br />
im Zustand d<strong>es</strong> Mietgegenstands<br />
selbst hat. Zudem muss die Gefahr<br />
für die G<strong>es</strong>undheit der Bewohner<br />
„erheblich“ sein.<br />
Bagatellbeeinträchtigungen, die<br />
nur bei übergroßer Sensibilität<br />
spürbar sind, sollen nicht um -<br />
fasst sein. Den Materialien zur<br />
Wohnrechtsnovelle 2006 (Einführung<br />
d<strong>es</strong> § 3 Abs 2 Z 2 2. Fall<br />
MRG) ist weiters zu entnehmen,<br />
dass dann, wenn der g<strong>es</strong>undheitsgefährdende<br />
Zustand im<br />
Inneren d<strong>es</strong> Mietobjekts aus -<br />
schließlich auf das Verhalten d<strong>es</strong><br />
Mieters zurückgeht,<br />
der Mieter vom<br />
Vermieter<br />
nicht die B<strong>es</strong>eitigung<br />
der G<strong>es</strong>undheitsgefahr<br />
fordern könne.<br />
Mag. Katharina<br />
Sagerer ist Universitätsassistentin<br />
am Institut für<br />
Zivilrecht an der<br />
Johann<strong>es</strong>-Kepler-<br />
Universität Linz.<br />
www.zivilrecht.<br />
jku.at<br />
Di<strong>es</strong>e Regelung b<strong>es</strong>timmt, dass<br />
der Vermieter dem Mieter das<br />
Mietobjekt in brauchbarem Zustand<br />
zu übergeben hat. Der Vermieter<br />
hat aber auch dafür Sorge<br />
zu tragen, den Mietgegenstand<br />
während der Vertragsdauer in<br />
brauchbarem Zustand zu erhalten.<br />
Die Brauchbarkeit d<strong>es</strong> Mietdass<br />
er dafür zu sorgen hat, dass<br />
der Mietgegenstand im jeweils<br />
ortsüblichen Standard erhalten<br />
bleibt und erhebliche Gefahren<br />
für die G<strong>es</strong>undheit der Bewohner<br />
b<strong>es</strong>eitigt werden. Di<strong>es</strong> allerdings<br />
nur nach Maßgabe der<br />
rechtlichen, wirtschaftlichen und<br />
technischen Möglichkeiten.<br />
Schadhafte Wohnungen<br />
In der Regel liegt bei einer Mietwohnung,<br />
die aufgrund einer<br />
hohen Konzentration von Schadstoffen<br />
nur noch eing<strong>es</strong>chränkt<br />
bzw. nicht mehr bewohnbar ist,<br />
kein brauchbarer Zustand d<strong>es</strong><br />
Mietobjekt<strong>es</strong> mehr vor und der<br />
Vermieter verletzt seine Erhal-