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Praxisbeispiele aus der politischen Bildung<br />

umgesetzt werden, sind Erdkunde (internationale Orientierung,<br />

globaler Strukturwandel), das Fach Mathematik (wirtschaftliche<br />

Berechnungen in den Regionen und in der Weltbank), sowie Wirtschafts-<br />

und Sozialkunde als Wahlpflichtfach der Realschule und<br />

der Regionalen Schule. Neben den inhaltlichen Zugewinnen, die<br />

das Planspiel bietet, die aber in gewissem Umfang ein „normaler“,<br />

lehrgangsbezogener Unterricht auch vorzuweisen hat, ermöglicht<br />

das Planspiel eine mehrseitige Entgrenzung des schulischen Lernens,<br />

indem es den Lernort verlagert, die Fächergrenzen außer<br />

Acht lässt und den Zeitrahmen des 45-Minuten-Taktes der Schule<br />

sprengt. Dadurch trägt diese Form der politischen Bildung dazu<br />

bei, methodisch-kommunikative Kompetenzen aufzubauen und<br />

verstärkt zu fördern, affektiv-emotionale (Rollenidentifikation) Fähigkeiten<br />

auszubauen und zu erproben, soziale Fähigkeiten weiterzuentwickeln,<br />

Fähigkeiten zum Erkennen von Problemen und<br />

Strategien des Problemlösens zu erweitern, den Erwerb von Prozesskompetenz<br />

anzustoßen, und die Teamarbeit in vielen verschiedenen<br />

Ausprägungen zu trainieren.<br />

Das Planspiel aus Schülersicht -<br />

Ergebnisse einer kleinen Evaluation<br />

Im Rahmen der Nachbetrachtung des Planspieles habe ich die<br />

Schülerinnen und Schüler anonym einen Fragebogen ausfüllen<br />

lassen. Über 90 Prozent der befragten Jugendlichen fanden das<br />

Planspiel interessant und anregend, 61 Prozent gaben an, dass ihnen<br />

die Methode geholfen habe, die Inhalte besser zu verstehen.<br />

Rund 70 Prozent behaupteten, sie hätten sich auch nach dem Ende<br />

des Planspiels mit manchen Inhalten weiter beschäftigt, indem sie<br />

beispielsweise mit ihren Eltern darüber diskutiert hätten. Mehr als<br />

die Hälfte der Jugendlichen war der Meinung, die Zeit (immerhin<br />

eine Woche) habe nicht ausgereicht, und man hätte noch weiterspielen<br />

müssen. Ein Schüler schrieb auf den Rückmeldebogen: „Ich<br />

verstehe jetzt viel mehr, wenn ich die Nachrichten schaue. Politik<br />

ist schwieriger, als ich gedacht habe. Die Politiker haben keinen<br />

leichten Job.“<br />

Doch die aus meiner Sicht beste Bestätigung für die nachhaltige<br />

Wirkung lieferte die Aussage einer Schülerin, die Monate später<br />

bei einer Gesamtkonferenz über POL&IS berichten sollte. Sie stand<br />

auf und eröffnete ihren kurzen Vortrag mit den Worten: „Ich, als<br />

Regierungschefin Afrikas ...“<br />

Marc A. Gollon<br />

Marc A. Gollon, Realschullehrer an der Regionalen Schule Wörth,<br />

Ausbildung als Moderator für Studientage des EFWI Landau in den<br />

Bereichen Methoden- und Kommunikationstraining sowie Teamentwicklung<br />

* Informationen zum Planspiel POL&IS sind über die regional zuständigen Jugendoffiziere<br />

zu bekommen (auch unter www.jugendoffiziere.de)<br />

Demokratie lernen? -<br />

Lernortkooperation Schule - Unternehmen - Landtag<br />

Seit 1999 findet in Rheinland-Pfalz eine neue und bundesweit<br />

bisher einmalige Form der Lernortkooperation statt, an der neben<br />

der Berufsbildenden Schule Bingen mehrere Unternehmen (Fa.<br />

Boehringer Ingelheim Pharma KG, Sparkasse Rhein-Nahe, Volksbank<br />

Alzey, Kreissparkasse Alzey) und der rheinland-pfälzische<br />

Landtag beteiligt sind. Ziel war es, dieses handlungsorientierte und<br />

praxisnahe Projekt als festen Bestandteil in die duale Ausbildung<br />

der Unternehmen zu integrieren, um den Auszubildenden die<br />

Möglichkeit zu geben, Einblicke in die Arbeit des Landtages zu<br />

gewinnen, Verständnis für politische Ereignisse und Zusammenhänge<br />

zu entwickeln, politisches Interesse zu wecken und so vor<br />

allem Vorurteile gegenüber Politik und Politikern abzubauen.<br />

Inzwischen finden mit großem Erfolg jedes Jahr zwei bis drei Seminare<br />

statt, die sich jeweils über drei Tage erstrecken. Begleitet<br />

und organisiert werden die Veranstaltungen, die jeweils abwechselnd<br />

an einem Tag in der Berufsbildenden Schule, dem beteilig-<br />

ten Unternehmen und dem Landtag durchgeführt werden, von<br />

dem/der jeweiligen Fachlehrer/in der BBS Bingen, einem/einer<br />

Ausbilder/in des beteiligten Unternehmens und dem Leiter des<br />

Bereichs „Jugend und Schule“ der Landtagsverwaltung des rheinland-pfälzischen<br />

Landtages. Inhaltlich gestalten sich die Seminare<br />

wie folgt:<br />

1. Tag ( Landtag)<br />

• Einführung („Politik - Was geht mich das an?“)<br />

• Gespräch mit dem Bürgerbeauftragten des Landes Rheinland-<br />

Pfalz<br />

• Teilnahme an einer Ausschusssitzung des rheinland-pfälzischen<br />

Landtages<br />

• Gespräch mit Abgeordneten (i.d.R. Ausschussvorsitzende/r und<br />

Mitglieder der einzelnen Fraktionen)<br />

2. Tag (Berufsbildende Schule)<br />

• Historische Aspekte und Entwicklung des Landes Rheinland-<br />

Pfalz (Film)<br />

• Internet-Rallye zum Thema „Landtag und Politik“<br />

3. Tag (Unternehmen)<br />

• Rollenspiel „Ausschusssitzung“ (Thema variabel, z.B. Führerschein<br />

mit 16 Jahren? Tierversuche? etc.), in der die Auszubildenden<br />

das in den Tagen zuvor Erlebte und Erfahrene „nachspielen“<br />

müssen, indem sie die Rolle von Abgeordneten übernehmen.<br />

Ergänzt wird das Seminar durch einen Wettbewerb, in dem die<br />

Auszubildenden Fragen zu den angebotenen Programmpunkten<br />

beantworten. Die Punktbesten erhalten dann von den Kooperati-<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 6 /2003<br />

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