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<strong>GEW</strong> fordert mehr Unterstützung<br />
für Ganztagsschulen in neuer Form<br />
Der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende<br />
Tilman Boehlkau:<br />
„Die Ganztagsschule<br />
in<br />
neuer Form<br />
benötigt noch<br />
Nachbesserungen<br />
von Seiten der<br />
Politik.“<br />
„Wenn zu Beginn des<br />
Schuljahres 2003/<br />
2004 weitere 82 Ganztagsschulen<br />
in neuer<br />
Form eingerichtet<br />
werden, dann bedarf<br />
dies einer größeren<br />
Unterstützung von<br />
Seiten des zuständigen<br />
Ministeriums sowie<br />
der Schulträger, die<br />
von der Politik stärker<br />
in die Verantwortung<br />
genommen werden<br />
müssen als vor einem Jahr," sagte<br />
der <strong>GEW</strong>-Vorsitzende Tilman<br />
Boehlkau vor der Presse.<br />
Schulen<br />
Die Ergebnisse der <strong>GEW</strong>-Umfrage zur<br />
Situation an den neuen Ganztagsschulen<br />
vom vergangenen Jahr wurde im<br />
Februar und März auf vier Schulungen<br />
der <strong>GEW</strong> von 120 teilnehmenden<br />
Personalräten erneut bestätigt. Schlecht<br />
bis unzulänglich stellt sich an den meisten<br />
neuen Ganztagsschulen die Raumsituation<br />
dar. Insbesondere wurden angemessene<br />
Aufenthalts-, Ruhe- und Arbeitsräume<br />
für die SchülerInnen sowie<br />
zum großen Teil nur provisorisch eingerichtete<br />
Essensräume angeprangert.<br />
Auch für die LehrerInnen an den<br />
Ganztagsschulen fehlen Arbeitsräume.<br />
"Hier muss das Ministerium die Schulträger<br />
in die Pflicht nehmen und darf<br />
Ganztagsschulen nur zulassen, wenn<br />
das Raumprogramm den Anforderungen<br />
auch wirklich gewachsen ist" stellte<br />
Tilman Boehlkau fest. Er forderte das<br />
Ministerium auf, möglichst rasch die<br />
aus dem Investitionsprogramm des<br />
Bundes zur Verfügung gestellten Mittel<br />
den Schulträgern für bauliche Maßnahmen<br />
an den Ganztagsschulen<br />
zweckgebunden weiterzuleiten und mit<br />
den Kommunen über zusätzliche Verwaltungskräfte<br />
zu verhandeln.<br />
Die Eltern, so laut <strong>GEW</strong> viele Personalräte,<br />
seien oft mit "unzureichenden<br />
Informationen" über die neuen Ganztagsschulen<br />
"angelockt" worden, z.B.<br />
im Hinblick auf die Hausaufgabenbetreuung.<br />
Zurzeit würde häufig nicht<br />
pädagogisch ausgebildetes Personal eingesetzt.<br />
Die folge seien oft nicht vollständig<br />
erledigte Hausaufgaben bzw.<br />
Unruhe in der Hausaufgabenzeit. Einige<br />
Schulen klagten deswegen bereits<br />
für den zweiten Jahrgang über rückläufige<br />
Anmeldezahlen und sähen die<br />
Fortsetzung des pädagogisch wichtigen<br />
Ganztagsangebotes in Frage gestellt. "Es<br />
kann und darf nicht sein, dass die<br />
Hausaufgabenzeit in der neuen Ganztagsschule<br />
durch nicht hinreichend qualifizierte<br />
Kräfte betreut wird. Gerade<br />
schwache SchülerInnen brauchen die<br />
pädagogische Hilfestellung - aber auch<br />
gute SchülerInnen können nur durch<br />
den Einsatz von Lehrkräften besonders<br />
gefördert werden!" sagte Boehlkau.<br />
"Die Ganztagsschule in neuer Form<br />
benötigt noch Nachbesserungen von<br />
Seiten der Politik - z.B. mehr pädagogisches<br />
Personal -, damit sie sich zu einer<br />
qualitativ guten Ganztagsschule<br />
entwickelt und nicht eine Aufbewahrungseinrichtung<br />
wird," betonte der<br />
<strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende.<br />
<strong>GEW</strong> lehnt Vergleichsarbeiten am Ende der Grundschule ab<br />
Die <strong>GEW</strong> hält die Entscheidung von<br />
Bildungsministerin Doris Ahnen, flächendeckende<br />
Vergleichsarbeiten in<br />
Mathematik und Deutsch im vierten<br />
Grundschuljahr durchzuführen, aus<br />
pädagogischen wie aus bildungspolitischen<br />
Gründen für einen falschen<br />
Schritt.<br />
„Aus pädagogischer Sicht sehen wir Vergleichsarbeiten<br />
mit großer Skepsis, weil<br />
sie die Leistung der Kinder auf abfragbares<br />
Wissen reduzieren, anstatt jedes<br />
Kind ganzheitlich mit all seinen Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten anzuerkennen.<br />
Das geplante Vorhaben ist insofern<br />
mit den pädagogischen Zielen und<br />
Arbeitsweisen einer modernen Grundschule<br />
nur wenig zu vereinbaren.“, sagte<br />
der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende Tilman<br />
Boehlkau.<br />
Vergleichsarbeiten gegen Ende der<br />
Grundschulzeit machen aus Sicht der<br />
<strong>GEW</strong> zudem wenig Sinn, wenn mit<br />
ihnen ´Hinweise für die individuelle<br />
Förderung der Kinder‚, wie das Bildungsministerium<br />
betont, erreicht werden<br />
sollen. „Unterstützungsleistungen<br />
für SchülerInnen und Eltern, die erst<br />
in der vierten Grundschulklasse erfolgen,<br />
kommen zu spät und erreichen<br />
nicht mehr das erklärte Ziel.“, hob Boehlkau<br />
hervor. Die <strong>GEW</strong> habe deshalb<br />
in den Gesprächen mit den BildungspolitikerInnen<br />
der Regierungsparteien<br />
und dem Ministerium vorgeschlagen,<br />
die - von der Politik unbedingt gewollten<br />
- Vergleichsarbeiten bereits im dritten<br />
Grundschuljahr durchzuführen,<br />
um noch genügend Zeit zu haben, individuell<br />
Rückschlüsse zu ziehen und<br />
effektive Hilfe leisten zu können. „Das<br />
Vorziehen der Vergleichsarbeiten auf<br />
den Beginn der vierten Klassenstufe war<br />
vor diesem Hintergrund offenbar ein<br />
Kompromiss.“, so der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende.<br />
„Der Verdacht, dass die Vergleichsarbeiten<br />
ebenfalls als ein weiteres Selektionsinstrument<br />
für die Schullaufbahnempfehlung<br />
am Ende der Grundschulzeit<br />
dienen sollen, ist leider nicht von der<br />
Hand zu weisen.“, meinte Tilman Boehlkau.<br />
Die Aussage der Ministerin, die<br />
´Testergebnisse seien aber auch eine zusätzliche<br />
Information für Eltern und<br />
Kinder, wenn es um die Wahl der weiteren<br />
Schullaufbahn gehe´, können<br />
nach Auffassung der Gewerkschaft<br />
kaum anders gedeutet werden.<br />
Wenn in diesem Zusammenhang die<br />
IGLU-Studie zitiert werde, müssten die<br />
politisch Verantwortlichen schon deutlicher<br />
machen, inwiefern mit dieser<br />
Studie vor allem das „Vermessen“ von<br />
SchülerInnen-Leistungen gegen Ende<br />
der Grundschulzeit als eine sinnvolle<br />
bildungspolitische Strategie angesehen<br />
werden könne, hinterfragte der <strong>GEW</strong>-<br />
Landesvorsitzende. Richtig sei, dass<br />
IGLU den Grundschullehrkräften bescheinige,<br />
´Strategien zu beherrschen,<br />
um mit heterogenen Schülerschaften<br />
umzugehen sowie individuell zu fördern´,<br />
wie auch das Bildungsministerium<br />
betone. Durch Vergleichsarbeiten<br />
würden aber weder diese Fähigkeiten<br />
der GrundschullehrerInnen gestärkt<br />
noch die Grundschule entscheidend<br />
weiterentwickelt, glaubt Tilman Boehlkau.<br />
pm-gew<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung Rheinland-Pfalz 6 /2003<br />
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