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MEMS – Herstellung, Bauformen, Realisierungen

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<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Herstellung</strong>, <strong>Bauformen</strong>,<br />

<strong>Realisierungen</strong><br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 1 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

Welche Themen werden behandelt?<br />

1. Einleitung - Was sind <strong>MEMS</strong>?<br />

2. Basistechnologien der Mikrosystemtechnik<br />

2.1 Lithographiebasierte Verfahren<br />

2.2 Miniaturisierung herkömmlicher Fertigungsverfahren<br />

2.3 Hilfsverfahren<br />

3. <strong>MEMS</strong> - Grundstrukturen und deren Funktionsweise<br />

3.1 Wichtige Theoretische Erkenntnisse<br />

3.2 Membrane<br />

3.3 Feder-Masse-Systeme<br />

3.4 Combdrives<br />

4. Fallbeispiele<br />

4.1 Beschleunigungssensor<br />

4.2 Drucksensor<br />

5. Ausblick: Lab-on-a-Chip<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 2 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

1. Was sind <strong>MEMS</strong>?<br />

Mikro<br />

Elektro<br />

Mechanische<br />

Wie der Name schon nahelegt, handelt es sich bei<br />

<strong>MEMS</strong> um miniaturisierte Systeme mit sowohl<br />

elektrischen/elektronischen als auch mechanischen<br />

Komponenten<br />

Systeme<br />

Bubble Jet Druckkopfdüse<br />

Heizelement<br />

Ø 40µm<br />

Tintenreservoir<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 3 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2. Basistechnologien der Mikrosystemtechnik<br />

2.1 Lithographiebasierte Verfahren<br />

2.1.1 Fotolithographie<br />

2.1.2 LIGA <strong>–</strong> Lithographie, Galvanik, Abformung<br />

2.1.3 Elektronenstrahlstrukturierung<br />

2.2 Miniaturisierung herkömmlicher Fertigungsverfahren<br />

2.3 Hilfsverfahren<br />

2.3.1 Thin Film Deposition and Doping<br />

2.3.2 Wet Chemical Etching<br />

2.3.3 Dry Plasma Etching<br />

2.3.4 Surface Micromachining <strong>–</strong> Sacrificial Layers<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 4 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.1.1 Fotolithographie<br />

Vorteile:<br />

• Weitverbreitete Technologie<br />

• Kostengünstig bei Massenfertigung<br />

• Mechanik & Elektronik in einem IC<br />

• Strukturbreiten bis in den nm-Bereich<br />

Nachteile:<br />

• Nur „flächige“ Strukturen möglich<br />

• Materialien sind von der verwendeten<br />

Technologie abhängig<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 5 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.1.2 LIGA <strong>–</strong> Lithographie, Galvanik, Abformung<br />

Bei diesem im Forschungszentrum Karlsruhe entwickelten<br />

Verfahren wird eine relativ dicke Schicht röntgenempfindlichen<br />

Kunststoffs (meist PMMA = Plexiglas) auf<br />

einem Metallträger mit Hilfe von Röntgentiefenlithographie<br />

(1:1 Maske!) belichtet.<br />

Die nach dem Ätzen entstandene Form<br />

Durch den metallischen Träger besteht nun die Möglichkeit<br />

an diesen galvanisch Metall anzulagern.<br />

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<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.1.2 LIGA <strong>–</strong> Lithographie, Galvanik, Abformung (Fortsetzung)<br />

Setzt man den Galvanisierungsvorgang fort, bis sich eine<br />

Dicke Metallschicht auf der Oberfläche gebildet hat...<br />

...erhält man entweder das gewünschte Bauteil aus Metall...<br />

...oder eine Metallform, die zum Spritzgiessen oder<br />

Heissprägen von Kunststoffen dienen kann.<br />

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<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.1.2 LIGA <strong>–</strong> Lithographie, Galvanik, Abformung (Fortsetzung)<br />

Vorteile:<br />

• Sehr hohes Aspektverhältnis - je nach Struktur bis zu 50 <strong>–</strong> 500! und eine<br />

Oberflächenqualität im Submikrometerbereich<br />

• Strukturhöhen bis zu 3mm<br />

• Grosse Materialpalette: Kunststoffe, Metalle, Keramiken<br />

Nachteile:<br />

• Zwingend: Direktbelichtung mit 1:1 Maske<br />

• <strong>Herstellung</strong> von 1:1 Masken ist sehr teuer<br />

• Erst ab sehr grossen Stückzahlen wirtschaftlich<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 8 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.1.3 Elektronenstrahlstrukturierung<br />

Ein Elektronenstrahlschreiber steuert einen<br />

(geformten) Elektronenstrahl rasterförmig über<br />

einen elektronenempfindlichen Resist.<br />

Leider ist dieses serielle Schreiben sehr<br />

zeitaufwendig und eignet sich deshalb nicht<br />

für die Massenproduktion.<br />

Unverzichtbar ist diese Verfahren allerdings für<br />

die <strong>Herstellung</strong> hochauslösender Masken (z.B.<br />

für die Röntgentiefenlithografie aus 2.1.2) oder<br />

die Produktion von Prototypen.<br />

Die Auflösungsgrenze liegt bei etwa 10-20nm.<br />

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<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.2 Miniaturisirung herkömmlicher Fertigungsverfahren<br />

Fräswerkzeug mit einer<br />

Schnittbreite von 50 µm<br />

Durch Einsatz von CNC-Hochpräzisionsmaschinen<br />

ist es möglich viele der üblichen<br />

Formgebungsverfahren wie<br />

• Schneiden<br />

• Bohren<br />

• Drehen<br />

• Fräsen<br />

• Sandstrahlen<br />

• Laserabtragung<br />

• Funkenerosion<br />

auch im mikrotechnologischen Bereich mit<br />

einer Genauigkeit von bis zu 1µm einzusetzen<br />

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<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.2 Miniaturisirung herkömmlicher Fertigungsverfahren (Fortsetzung)<br />

Vorteile:<br />

• Vollkommen 3-dimensionale Strukturen möglich<br />

• „kostengünstige“ Fertigung von Prototypen<br />

• Grosse Materialpalette<br />

Nachteile:<br />

• Feinste Stukturen nur etwa 10-100µm (1 bis 2<br />

Grössenordnungen grösser als bei<br />

lithographischen Verfahren)<br />

• Jedes Werkstück muss einzeln gefertigt werden<br />

• Kosten bei Massenfertigung sinken nicht so<br />

stark wie bei lithographischen Verfahren<br />

• Aspektverhältnis je nach Material nur 1-10<br />

Laserstrukturiertes<br />

menschliches Haar<br />

Ø 60µm<br />

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<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.3.1 Thin Film Deposition and Doping<br />

Ziel dieser Verfahren:<br />

An- bzw Einlagerung von Fremdstoffen an/in Siliziumstrukturen zwecks <strong>Herstellung</strong> von<br />

• Leitern<br />

• Widerständen<br />

• Opferschichten<br />

• Maskierungsschichten<br />

Folgende Verfahren werden anschliessend kurz vorgestellt:<br />

• Silicon Dioxide („oxide“)<br />

• CVD <strong>–</strong> Chemical Vapour Deposition<br />

• Evaporation (Bedampfung)<br />

• Sputter Deposition<br />

• Doping (Dotierung)<br />

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<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.3.1 Thin Film Deposition and Doping (Fortsetzung)<br />

• Silicon Dioxide („oxide“)<br />

• Oxidation von Silizium in einer O 2 - oder einer H 2 O -Atmosphere<br />

(800°C <strong>–</strong> 1200°C).<br />

• Verwendung als Masken- und als Opferschicht (Sacrificial Layer).<br />

• Problem: Volumenzuwachs der Struktur. Eine Oxidschicht<br />

der Dicke d verbraucht eine Siliziumschicht der Dicke 0,44d.<br />

=> Oberfächenspannungen. Einsatz nur bei spannungsunempfindlichen<br />

Strukturen.<br />

• Besondere Verfahren:<br />

LOCOS („LOCal Oxidation of Silicon“): Oxidation begrenzt auf<br />

Fläche, die nicht von einer Maskenschicht (z.B. „Silicon nitride“)<br />

abgedeckt ist.<br />

SIMOX („Separation by IMplantation of OXigen“): Einbringen von<br />

Sauerstoff in tiefere Schichten des Wafers mit Hilfe von<br />

Ionenimplantation.<br />

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<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.3.1 Thin Film Deposition and Doping (Fortsetzung)<br />

• CVD <strong>–</strong> Chemical Vapour Deposition<br />

• Gasförmige Ausgangsverbindungen<br />

(„Precursor“) werden an heissen Wafern<br />

vorbeigeleitet.<br />

• Chemische Struktur bricht auf;<br />

nichtflüchtige Anteile des Precursors lagern<br />

sich ab, flüchtige werden abgesaugt.<br />

• Unterstützende Massnahmen:<br />

Zuführung von zusätzlicher Energie durch<br />

Plasma oder Laser, Senkung des<br />

Umgebungsdrucks<br />

• Wird verwendet zum Auftragen von:<br />

- Polysilizium<br />

- Siliziumnitrid („nitride“)<br />

- PSG („phosphor silicate glass“ =><br />

Opferschicht)<br />

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<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.3.1 Thin Film Deposition and Doping (Fortsetzung)<br />

• Evaporation (Bedampfung)<br />

• Aufzudampfendes Material wird durch<br />

Erhitzen in den gasförmigen Zustand<br />

überführt und kondensiert dann auf dem<br />

kalten Wafer.<br />

• Max. Temperatur: etwa 1200°C<br />

(=> Materialauswahl)<br />

• Materiale hauptsächlich Elemente, da die<br />

Zusammensetzung beim Aufdampfen von<br />

Stoffgemischen schwer zu steuern ist.<br />

• Mögliche Heizquellen sind z.B.<br />

Elektronenstrahl oder ein Wolframfaden.<br />

Elektronenstrahlverdampfer<br />

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<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.3.1 Thin Film Deposition and Doping (Fortsetzung)<br />

• Sputter Deposition<br />

Plasmafeld zwischen zwei geladenen Platten<br />

generiert Ar + -Ionen. Diese treffen mit hoher<br />

kinetischer Energie auf das negativ geladene<br />

Target (Kathode) und schlagen Atome aus dem<br />

Atomgitter, die sich auf dem Wafer (Anode)<br />

ablagern.<br />

• Doping (Dotierung)<br />

Einbringen von Fremdatomen (z.B. Phosphor, Bor)<br />

in das Siliziumgitter zwecks Veränderung der<br />

elektrischen aber auch mechanischen und<br />

chemischen Eigenschaften.<br />

2 Hauptverfahren: Ionenimplantation und Diffusion<br />

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<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.3.2 Wet Chemical Etching<br />

Einführung ins Ätzen von Mikrostrukturen:<br />

Bei allen Ätzverfahren, die bei der Fertigung von ICs und <strong>MEMS</strong> verwendet werden<br />

unterscheidet man zwei grosse Hauptgruppen:<br />

isotrope und anisotrope<br />

Während isotrope Ätzverfahren gleichmässig in alle Richtungen ätzen, wodurch es zu<br />

Unterätzungen kommen kann (siehe Abb.), tragen anisotrope Ätzverfahren das zu<br />

ätzende Material z.B. senkrecht zur Waferoberfläche oder entlang von Atomebenen ab.<br />

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<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.3.2 Wet Chemical Etching (Fortsetzung)<br />

• Ältestes Verfahren in der Mikrosystemtechnik<br />

• Verwendete Ätzbäder sind z.B. HF- und HNO 3 -<br />

Lösungen (sehr korrisiv!!!)<br />

• Setzt Existenz von Materialien voraus, die gut mit<br />

der Siliziumfertigung harmonieren, aber von der<br />

Ätzlösung nicht angegriffen werden. Für o.g. Lösung<br />

dient z.B. Siliziumnitrid als Maskenmaterial<br />

• Bei Strukturen im Submikrometer-Bereich spielt<br />

dieses Verfahren keine sehr grosse Rolle mehr, da<br />

sich mit anisotropischen Trockenätzverfahren eine<br />

deutlich höhere Genauigkeit erreichen lässt.<br />

• Oberhalb des µm-Bereichs weiterhin sehr wichtig,<br />

da einfacher, billiger, sauberer (=> selektives<br />

Entfernen von Resist).<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 18 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.3.2 Wet Chemical Etching (Fortsetzung)<br />

• Wichtiger Faktor beim Nassätzen: der Ätzstopp<br />

Da sich das Ätzverhalten zwischen dotiertem und undotiertem Silizium<br />

unterscheidet, kann man diese Eigenschaft nutzen, um einen Ätzvorgang bzgl. der<br />

Ätztiefe zu begrenzen. Dies geschieht mit Hilfe von dotierten Siliziumlagen, die z.B.<br />

per Ionenimplantation in der gewünschten Tiefe erzeugt wurden.<br />

Ebenfalls als Ätzstopp verwendet werden vergrabene SiO 2 -Schichten (=> SIMOX).<br />

Resist<br />

Silizium<br />

Dot. Silizium<br />

Silizium (Substrat)<br />

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<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.3.3 Dry Plasma Etching<br />

• Anisotropische Ätzverfahren <strong>–</strong> Ätzrichtung ist<br />

durch den Ionenfluss vorgegeben<br />

• Wichtigstes Verfahren zur Erstellung von hohen<br />

Strukturen mit geraden Wänden<br />

• Das Grundprinzip haben alle Plasmaätzverfahren<br />

gemeinsam: Im Plasma generierte Ionen werden<br />

von umgekehrt geladenem Substrat angezogen<br />

und gehen mit dem zu ätzenden Material eine<br />

flüchtige Verbindung ein, die abgesaugt wird.<br />

• Ionen werden immer senkrecht zum Wafer<br />

beschleunigt => sie treffen <strong>–</strong> in erster Näherung <strong>–</strong><br />

nie die Wände.<br />

• Unterschiede zwischen den Verfahren liegen z.B.<br />

in der Wahl der Ionenquelle, den chemischen<br />

Zusätzen und dem Arbeitsdruck.<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 20 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.3.3 Dry Plasma Etching (Fortsetzung)<br />

Beispiel: RIE <strong>–</strong> Reactiv Ion Etching<br />

Plasma besteht aus 3 Komponenten:<br />

SF 6 => F* Radikale<br />

O 2 => O* Radikale<br />

CHF 3 => CF x<br />

+<br />

Ionen<br />

Jede der Komponenten hat eine spezielle Aufgabe:<br />

F* ätzt chemisch Silizium zu flüchtigem SiF 4<br />

O* passiviert die Si-Oberfläche mit SiO x F y<br />

CF x<br />

+<br />

löst die SiO x F y <strong>–</strong> Schicht vom Boden und<br />

bilden das flüchtige CO x F y<br />

Das Verhältnis aus diesen 3 Reaktionen bildet nun<br />

die Grundlage für eine Reihe von Variationsmöglichkeiten,<br />

die sich hauptsächlich in der Qualität<br />

der Wände auswirken.<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 21 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.3.3 Dry Plasma Etching (Fortsetzung)<br />

Wie bekomme ich nun aber schöne gerade Wände?<br />

Lösung: Black Silicon Method<br />

Mikrograss<br />

zu viel<br />

O 2<br />

zu wenig<br />

Farbe/Oberfläche<br />

grau<br />

glatt<br />

schwarz<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 22 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.3.4 Surface Micromachining <strong>–</strong> Sacrificial Layers (Opferschicht)<br />

Wie fertige ich Gebilde, die auf grossen Flächen<br />

vom Substrat getrennt sind und nur von wenigen<br />

Aufhängungspunkten gehalten werden?<br />

Dies erreicht man mit so genannten<br />

Opferschichten<br />

Das Verfahren ist einfach:<br />

• Auftragen der Opferschicht<br />

• Formen der Opferschicht<br />

• Auftragen der Baustrukturschicht<br />

• Formen der Baustrukturschicht<br />

• selektives Wegätzen der Opferschicht<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 23 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

2.3.4 Surface Micromachining <strong>–</strong> Sacrificial Layers (Fortsetzung)<br />

Im Zusammenhang mit den Opferschichten gibt es<br />

eine Interessante Anwendung von CVD:<br />

Geschlossene Hohlräume<br />

Wie wir gerade eben gelernt haben, erzeugt man<br />

Hohlräume mit Opferschichten. Möchte man aber<br />

eine geschlossene Struktur um die Opferschicht<br />

haben, hat man das Problem, dass man die<br />

Opferschicht nicht mehr wegätzen kann...<br />

Lösung:<br />

1. feine Löcher lassen, durch die die Ätzflüssigkeit<br />

eindringen kann.<br />

2. Verschliessen der Löcher nach dem Ätzen mit<br />

CVD<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 24 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

3. <strong>MEMS</strong> - Grundstrukturen und deren Funktionsweise<br />

3.1 Wichtige theoretische Erkenntnisse<br />

3.2 Membrane<br />

3.3 Feder-Masse-Systeme<br />

3.4 Combdrives<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 25 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

3.1 Wichtige theoretische Erkenntnisse<br />

Bei der Miniaturisierung von mechanischen und elektrischen<br />

Konstruktionen gilt zu beachten, dass sich die meisten physikalischen<br />

Eigenschaften nicht linear mit der Grösse ändern!<br />

Flächen ~ l 2<br />

Volumen (und damit z.B. auch die Masse) ~ l 3 .<br />

Eine für <strong>MEMS</strong> sehr wichtige<br />

Grösse ist z.B. das Durchbiegen<br />

eines Stabs unter seinem eigenen<br />

Gewicht ζ. ζ ~ l 2 , was zur Folge hat,<br />

dass eine Struktur die 10 mal kleiner<br />

ist sich 100 mal weniger durchbiegt.<br />

Sie ist also deutlich steifer als die<br />

grössere Struktur.<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 26 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

3.1 Wichtige theoretische Erkenntnisse (Fortsetzung)<br />

Mit dieser Erkenntnis können wir nun auch erklären, warum bei dieser<br />

Struktur unten die quadratische Masse allein von 2 kleinen Auslegern<br />

gehalten werden kann, ohne auf dem Boden aufzuliegen...<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 27 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

3.2 Membrane<br />

Erster Ansatz zum Messen an einer<br />

Membran:<br />

Piezowiderstand<br />

Membran<br />

Kapazitive Messung:<br />

Membran<br />

Verbesserung: gleiche Membranlast,<br />

doppelte Widerstandsänderung:<br />

Piezowiderstand<br />

Membran<br />

Kondensatorplatten<br />

Hauptanwendungesgebiet für<br />

Membrane sind Kraft- und<br />

Drucksensoren (passiv) aber<br />

auch Mikropumpen (aktiv).<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 28 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

3.2 Membrane (Fortsetzung)<br />

Fertigungsschritte:<br />

Erweiterung des Messbereichs<br />

durch Kraftkompensation:<br />

F 0<br />

F E<br />

+<br />

-<br />

Membran mit<br />

Verschiebungsdetektor<br />

Verstärker<br />

v out<br />

Rückstelleinrichtung<br />

für Membran<br />

Die Rückstelleinrichtung<br />

verhindert, dass die Membran mit<br />

dem Trägermaterial in Berührung<br />

kommt, was das Ende des<br />

Messbereichs bedeutet.<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 29 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

3.3 Feder-Masse-Systeme<br />

Prinzip:<br />

F=k*x F=m*a => a=k*x/m<br />

m<br />

x<br />

<strong>Bauformen</strong>:<br />

Piezowiderstand<br />

m<br />

Wir sehen: Unter optimalen<br />

Bedingungen ist die Beschleunigung,<br />

die die Masse m erfährt proportional<br />

zur Verschiebung x.<br />

Hauptanwendungsgebiet sind<br />

Beschleunigungssensoren.<br />

m<br />

C<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 30 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

3.4 Combdrives<br />

Prinzip:<br />

a) & b) c) & d)<br />

a) Kapazitiver Verschiebungssensor in x-Richtun<br />

x,F<br />

y<br />

z<br />

x<br />

C 1<br />

C 2<br />

F => C 1 > C 2<br />

Combdrives können verschiedene<br />

Funktionen erfüllen:<br />

• Kapazitiver Verschiebungssensor in<br />

x-Richtung<br />

• Verschiebungsaktuator in x-Richtung<br />

• Rotationsaktuator um x-Achse<br />

• Hebeaktuator in z-Richtung<br />

b) Verschiebungsaktuator in x-Richtung<br />

U 1<br />

U 2<br />

U 1<br />

U 2<br />

x,F<br />

U 1 > U 2 => F<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 31 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

3.4 Combdrives (Fortsetzung)<br />

c) Rotationsaktuator um x-Achse<br />

F<br />

U<br />

U => F<br />

d) Hebeaktuator in z-Richtung<br />

F<br />

U<br />

U => F<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 32 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

4. Fallbeispiele (<strong>Realisierungen</strong>)<br />

Eine grosse Packung<br />

Gummibärchen für denjenigen<br />

der mir folgende 3 Fragen<br />

(richtig) beantworten kann*:<br />

1. Welche Grundstrukturen<br />

werden hier verwendet?<br />

2. Was für eine Art von<br />

Sensor ist diese Struktur?<br />

3. Wozu sind die ganzen<br />

Löcher gut?<br />

* Sorry, Professoren und andere<br />

Titelträger sind leider<br />

ausgeschlossen ;-)<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 33 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

4.1 Beschleunigungssensor (Lösung)<br />

Bei vorangegangener Struktur handelt es sich um den 2-Achsen-<br />

Beschleunigunssensor ADXL202(E) der Firma Analog Devices.<br />

Ein paar technische Daten:<br />

• Messbereich: ±2g<br />

• Auflösung: 5mg<br />

• Betriebsspannung: 3V <strong>–</strong> 5,25V<br />

• Stromaufnahme:


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

4.1 Beschleunigungssensor (Fortsetzung)<br />

Wichtigere Anwendungsgebiete:<br />

• KFZ-Sicherheitstechnik:<br />

- Airbagsteuergeräte (Crashdetektion)<br />

- ESP-Steuergeräte<br />

• Motiontracking-Systeme für VR-Anwendungen<br />

BlueTrak der Uni Bonn<br />

• Systemüberwachung von Maschinen<br />

(Messung von Vibrationen)<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 35 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

4.2 Drucksensor<br />

Poly-Si<br />

Dehnungsstreifen<br />

Nitride<br />

Membran<br />

Anschluss<br />

(Metall)<br />

Vakuum/Referezdruck<br />

Poly-Si<br />

Dehnungsstreifen<br />

Nitride<br />

Membran<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 36 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

4.2 Drucksensor (Fortsetzung)<br />

Anwendungsgebiete:<br />

• Chemische Industrie - Prozessüberwachung<br />

• Sensorik für Flugzeuge (Höhenmesser, Barometer)<br />

• Medizintechnik - von Einwegblutdrucksensoren bis<br />

zu Blutdrucküberwachungssensoren in Herzkatheterspitzen<br />

(Bild)<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 37 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

5. Ausblick <strong>–</strong> Lab-on-a-chip<br />

• Gegenstand vieler Forschungsarbeiten<br />

• Abfolgen von chemischen und biologischen Prozessen werden in einem Chip realisiert<br />

• Spart Energie, Hilfschemikalien, Laborfläche und Arbeitskräfte<br />

• Geräte werden transportabel (z.B.: Analyse von DNA noch am Ort eines Verbrechens)<br />

• Verfahren lassen sich einfach parallelisieren<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 38 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

5. Ausblick <strong>–</strong> Lab-on-a-chip (Fortsetzung)<br />

Heizelement<br />

Membran<br />

Mikropumpe zum Transport von Flüssigkeiten im Chip<br />

Mit LIGA-Technologie hergestellte<br />

Miniturbine zum Messen von Gasdurchfluss<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 39 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

Ende<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 40 / 41


<strong>MEMS</strong> <strong>–</strong> Mikroelektromechanische Systeme<br />

Literaturverzeichnis<br />

• „Mechanical Microsensors“ - Elwenspoek, Wiegerink<br />

• „Einführung in die Mikrosystemtechnik“ <strong>–</strong> Völklein, Zetterer<br />

• VLSI-Skript WS02/03 TI Uni Mannheim <strong>–</strong> Prof. Fischer<br />

• http://www.analog.com<br />

• http://hikwww1.fzk.de/pmt/arbeitsthemen/d_index_fertigung.html<br />

• http://www.oxfordlasers.com<br />

• http://www.ece.gatech.edu/research/labs/vc/theory/oxide.html<br />

• http://www.sandia.gov/1100/CVDwww/cvdinfo.htm<br />

• http://grover.mirc.gatech.edu/<br />

• http://www.leb.e-technik.uni-erlangen.de/lehre/mm/html/deposition_sputter.htmRti<br />

• http://www.memsguide.com/<strong>MEMS</strong>equipments-Etchingprocess_dry_RIE_def.htm<br />

• Comparison of Bosch and cryogenic processes for patterning high aspect ratio features in silicon by<br />

Martin J. Walker - Oxford Instruments Plasma Technology<br />

• http://mitghmr.spd.louisville.edu/course98/pressuregen.html<br />

• Micromachined Mirrors by Robert Alan Conant, Berkeley 1993,2000<br />

• http://www.joy-stick.net/reviews/gamepads/freestyl.htm<br />

• http://www.novasensor.com/<br />

• http://www.devicelink.com/mem/archive/96/01/003.html<br />

Ralf Drescher - 24.06.2003 - Seminar <strong>MEMS</strong> 41 / 41

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