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PDF-Download - Hohe Tauern

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Damit die Balz nicht verstummt –<br />

Hühnervögel zwischen Jagd und Artenschutz 35<br />

Gesang („Spiessen“). Gegen Rivalen gehen sie mit Schnabelhieben, Fußtritten und<br />

Flügelschlägen vor. Im Gegensatz zu Auer- oder Birkhahn kennt der Haselhahn<br />

keine Balz-Arena, auf der sich mehrere Rivalen imponierend zur Schau stellen. Er<br />

begleitet seine Henne in verhaltener Imponierstellung durchs Unterholz. Nur für<br />

wenige Sekunden zeigt er seine ganze Pracht, wenn er in raschem Trippellauf mit<br />

voll gefächertem Stoß, tief schleifenden Schwingen und auffällig gesträubtem<br />

Kehlbart um die Henne „zirkelt“. Ungewöhnlich für die Waldhühner ist auch die<br />

Beteiligung des Hahnes am Brutgeschehen. Er lockt nicht nur die Henne mit<br />

zickenden Quietschlauten zu einem geeigneten Nistplatz, er wacht auch während der<br />

Bebrütung in Nestnähe. In seltenen Fällen kümmert er sich sogar um die Betreuung<br />

der Küken.<br />

Das Nest der Haselhühner besteht aus einer flachen Bodenmulde, die mit etwas<br />

Waldstreu ausgelegt wird. Als Neststandort<br />

werden markante Strukturen, wie der Wurzelanlauf<br />

von Bäumen, die Basis von Reisighaufen oder<br />

Felsbrocken, auch hohe Wurzelteller bevorzugt.<br />

Typischerweise schmiegt sich die brütende Henne<br />

so an die Umgebung, dass Körper und Gefieder<br />

mit dem Hintergrund völlig verschmelzen.<br />

Gelege von Haselhühnern umfassen 8 - 10 Eier, die tarnfarbig-sandbraun sind und<br />

leicht gesprenkelt. Je nach Region und Brutkonstanz dauert die Bebrütung 3 ½ - 4<br />

Wochen. Frischgeschlüpfte Küken wirken zierlich und zerbrechlich; tatsächlich sind<br />

sie in den ersten Lebenstagen extrem empfindlich gegenüber Kälte und Nässe. Ihre<br />

geringe Körpermasse erlaubt zunächst auch nur kurze Zeiträume zur<br />

Nahrungssuche, dann müssen sie gleich wieder unter die wärmende Mutter.<br />

Entsprechend hoch kann die Mortalität im Kükenalter sein, die in einem Frühjahr mit<br />

besonders ungünstiger Witterung an die 100% ausmachen kann. Eine zweite Hürde<br />

müssen die Junghühner nach Familienauflösung Ende August/Anfang September<br />

nehmen, da Verluste durch Predatoren zu dieser Zeit besonders hoch sind. Letztlich<br />

zehntet der Winter die Hühnerzahl, speziell bei regnerisch-mildem Wetter oder<br />

anhaltender Harschbildung. Ein Freihalten der Überwinterungsgebiete von Störungen<br />

(z. B. Tourismus) verhindert zusätzliche Belastungen der Wildtiere.<br />

Für Naturschutz und Waldbesitz ist die Feststellung wichtig, dass Haselhühner sehr<br />

positiv auf Lebensraumgestaltung und Bewirtschaftung von Wäldern reagieren, so<br />

ferne dabei die wesentlichen Lebensraumstrukturen und Nahrungspflanzen gefördert<br />

werden sowie sonnige Lichtungen, krautreiche Wegränder und üppige<br />

Pioniergehölze entstehen. Besonderen Stellenwert haben Feuchtgebiete, wie<br />

Bachauen, Bach begleitende Erlensäume und Weidengebüsch, natürlich auch die<br />

Haselsträucher am Waldrand. Das Lebensraum Management wird weiters durch die<br />

Tatsache begünstigt, dass Haselhühner keine großflächigen Habitate benötigen,<br />

vielmehr mit einer Vielzahl verstreuter Mosaik Flächen auskommen, soweit diese<br />

untereinander räumlich vernetzt sind. Es gilt jedenfalls zu berücksichtigen, dass<br />

Haselhühner sehr standortstreu sind und wenig ausbreitungsfreudig. Damit werden<br />

große Kahlschläge, finstere Stangenhölzer oder strukturarme Hallenbestände zu<br />

Ausbreitungsbarrieren, genau so wie Nadelholz Reinbestände ohne ausreichendes<br />

Angebot an Weichlaubholz, an Lichtungen mit Beeren und Kräutern oder an<br />

nutzbarem Unterwuchs.<br />

Nationalparkakademie <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong>

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