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und Leseprobe (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht

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Traugott Holtz, Die Offenbarung des Johannes<br />

Einleitung 3<br />

keit nur metaphorisch geredet werden, da scharf zwischen den beiden<br />

Welten, zwischen diesem Äon <strong>und</strong> dem kommenden Äon, geschieden<br />

werden muß.<br />

Deren Parallelität ist freilich insofern ungleichgewichtig als der gegenwärtige<br />

Äon radikal temporär begrenzt ist durch den end-gültigen, eschatologischen<br />

Einbruch des kommenden Äons, dieser aber als die Welt<br />

Gottes doch auch schon vorgreifend gegenwärtig ist in der zeitübergreifenden<br />

Existenz Gottes (s. Offb 1, 4. 8 u. ö.), nämlich in seinem Wort, seinen<br />

Verheißungen, in seinem Volk. Darin bewahrt sich die überkommene<br />

jüdische Identität derer, die sich mit dem „dualistischen“ Geschichtsverständnis<br />

der nachexilischen Zeit des Judentums in steigendem Maße<br />

religionsgeschichtlichen Einflüssen einer sich neu formierenden Umwelt<br />

öffneten.<br />

Ein solches Amalgam aus Krisenerfahrung <strong>und</strong> die Aufnahme dualistisch<br />

f<strong>und</strong>ierter transzendenter Elemente in das Weltverständnis ist offenbar<br />

der Nährboden „apokalyptischer“ Vorstellungen. Dem entspricht historisch,<br />

daß „apokalyptisches“ Denken <strong>und</strong> sein literarischer Niederschlag<br />

in der Periode der jeweils zwei Jahrh<strong>und</strong>erte um Christi Geburt sich besonders<br />

intensiv im Bereich des östlichen Mittelmeers entfalteten. Es ist<br />

vielleicht etwas überspitzt, sicher aber nicht ganz verfehlt, von einem<br />

Quantensprung des gesamten Denkens <strong>und</strong> Fühlens, veranlaßt durch den<br />

Schock der geistigen <strong>und</strong> politischen Hellenisierung dieses gesamten Raumes<br />

(einschließlich Ägypten), zu sprechen. Freilich wirken deutlich Elemente<br />

<strong>und</strong> Anstöße älterer Entwicklungen nach (z.B. Ez; Sach; Jes<br />

[24–27; 63–65]), wie denn auch in späteren Zeiten – bis in die Gegenwart –<br />

„apokalyptische“ Texte <strong>und</strong> Vorstellungen sich entfalten. In der Zeit um<br />

die Entstehung unserer Offb jedenfalls spielen sie in weiten Teilen des religiösen<br />

Denkens <strong>und</strong> Fühlens eine gewichtige Rolle <strong>und</strong> dringen in die<br />

Literatur in z.T. erheblichem Maße ein, immer aber in Verbindung mit<br />

theologischen Elementen, die die Texte als ganze als einer breiteren (Glaubens-)Gemeinschaft<br />

zugehörig ausweisen.<br />

2. Charakter der Offb<br />

Diesem Milieu gehört Offb zweifellos zu <strong>und</strong> teilt mit ihm wesentliche<br />

Gr<strong>und</strong>lagen. Das betrifft vor allem das Welt- <strong>und</strong> das heißt hier das Geschichtsverständnis.<br />

Die Welt ist von Gott geschaffen <strong>und</strong> findet in ihm ihr<br />

Telos, ihr Ziel <strong>und</strong> Ende. Die Gegenwart aber steht weitgehend unter der<br />

Gewalt der gegengöttlichen Mächte, deren Herrschaft sich katastrophal<br />

steigert, zugleich aber auch seinem Ende durch den richtenden <strong>und</strong> erlösenden<br />

Zugriff Gottes bzw. seines Beauftragten ganz nahe ist. Nur ein<br />

Rest, eine auf das äußerste bedrängte Schar treuer Knechte Gottes hält<br />

© 2012, <strong>Vandenhoeck</strong> & <strong>Ruprecht</strong> GmbH & Co. KG, Göttingen<br />

ISBN Print: 9783525513873 — ISBN E-Book: 9783647513874

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