und Leseprobe (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht
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Traugott Holtz, Die Offenbarung des Johannes<br />
4 Einleitung<br />
dem Ansturm des Bösen stand, Zeugen <strong>und</strong> Bürger der Zukunft des Gottesvolkes.<br />
Daß all das in Wahrheit doch unter der Macht Gottes steht, offenbart<br />
sich darin, daß sich in dem gesamten Geschehen nichts anderes<br />
vollzieht, als was in der Schrift seit jeher über die Geschichte Gottes <strong>und</strong><br />
der Welt angesagt ist; die Ansagen der Propheten in Verheißungen <strong>und</strong><br />
Drohungen vollziehen sich in den Erfahrungen der Gegenwart.<br />
Der Verfasser der Offb ist offenbar bestrebt, den von ihm Angeredeten<br />
die Erfahrungen, die sie in der gegenwärtigen Welt erleiden, durch die<br />
Fülle der sich in ihrer <strong>und</strong> seiner Tradition anbietenden prophetischen Metaphern<br />
als die verheißene Geschichte Gottes mit ihnen zu erschließen.<br />
Darin dürfte die erdrückende Fülle der „apokalyptischen“ Schilderungen<br />
dessen begründet sein, was über die Welt hereinbricht, wie ebenso die<br />
Fülle der Gottes- <strong>und</strong> Christusprädikationen <strong>und</strong> auch der Heilsverheißungen<br />
für die, die Teilhaber der Gottesherrschaft sind <strong>und</strong> werden. Die<br />
aufeinander folgenden Plagenreihen haben gewiß keine streng zeitliche<br />
Abfolge innerhalb einer festgelegten Endgeschichte im Blick; sie erschließen<br />
die Geschichte der Rezipienten des Buches unter immer neuen<br />
Aspekten <strong>und</strong> Perspektiven, um ihre volle Wirklichkeit offenbar zu machen.<br />
Es ist ein Zeichen gestalterischer Kraft, daß Johannes die Fülle der<br />
Traditionen, die er aufzuarbeiten sich gedrungen fühlt, in eben der Form<br />
zu bändigen vermochte, wie sie in seinem Werk vorliegt. Der Vergleich<br />
mit anderen uns überkommenen „Apokalypsen“ läßt das eindrücklich erkennen.<br />
Die literarische Gestaltung des gesamten Buches dient einer aktuellen<br />
Deutung des Überkommenen aus dem Glauben daran, daß die Geschichtsherrschaft<br />
Gottes in Jesus Christus endzeitlich gültig Gestalt gewonnen<br />
hat. Offb ist nicht eine gerade so eben christlich eingefärbte jüdische<br />
Apokalypse, sondern ein vom Christus-Glauben von Anfang bis<br />
Ende wesenhaft bestimmtes Buch, dessen Ziel es ist, die in „apokalyptischer“<br />
Gestalt artikulierten Erwartungen des Judentums als in der Christus-Geschichte<br />
erfüllt aufzuweisen. Offb dient vornehmlich dazu, den<br />
Glauben der Gemeinde(n) <strong>und</strong> ihrer Glieder zu bestärken <strong>und</strong> sie ihrer<br />
eigenen Geschichte zu vergewissern angesichts der gegenwärtigen geschichtlichen<br />
Bedrängnisse als der Geschichte des Einen, mit sich selbst<br />
identischen Gottes, der immer schon durch die Propheten sich seinem<br />
Volk offenbarte – gewiß auch der Synagoge gegenüber. So ist Offb primär<br />
ein Buch, das den Glauben an Gott angesichts der Gewalt einer gottwidrigen<br />
Welt festigen will; daß es dadurch auch ein Trostbuch ist oder werden<br />
kann, ist gewiß richtig, auch wenn darin nicht ihr eigentliches Ziel liegen<br />
dürfte.<br />
© 2012, <strong>Vandenhoeck</strong> & <strong>Ruprecht</strong> GmbH & Co. KG, Göttingen<br />
ISBN Print: 9783525513873 — ISBN E-Book: 9783647513874