und Leseprobe (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht
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Traugott Holtz, Die Offenbarung des Johannes<br />
Einleitung 7<br />
5. Verfasser<br />
Der Verfasser der Offb nennt sich ohne jedes Anzeichen einer Mystifikation<br />
<strong>und</strong> ohne irgendeine Näherbestimmung mit Namen: Johannes. Und<br />
das nicht erst in dem brieflich stilisierten Eingang 1, 4, sondern sogleich in<br />
der gr<strong>und</strong>sätzlichen Annoncierung des Gesamtwerkes 1, 1 <strong>und</strong> ebenso an<br />
seinem Abschluß 22, 8. Den Namen selbst für eine Fiktion zu halten, besteht<br />
keinerlei Anlaß, schon gar nicht unter Berufung auf ein hypothetisches<br />
Gattungsmerkmal für „Apokalypsen“. Man müßte andernfalls die<br />
Adressierung der gesamten Schrift, zumindest an die Gemeinden der<br />
Asia, repräsentiert durch die 1, 11 sowie die in den Sendschreiben Genannten,<br />
für fiktiv halten. Vorausgesetzt ist vielmehr, daß der Verfasser in<br />
den (westlichen) kleinasiatischen Gemeinden bekannt ist <strong>und</strong> ein hohes<br />
Maß von Glaubwürdigkeit <strong>und</strong> Autorität genießt. Nichts deutet darauf<br />
hin, daß das f<strong>und</strong>amental in den Gemeinden angefochten ist, unbeschadet<br />
dessen, daß es durchaus Gegner der von ihm vertretenen Linie in ihnen<br />
(bes. 2, 14 f.; 2, 20–24, wohl auch 2, 2) gibt, wobei freilich nicht ersichtlich<br />
ist, wie stark diese gewesen sind.<br />
Auffällig ist, daß Johannes geradezu sorgfältig darauf bedacht zu sein<br />
scheint, seinen Namen mit keiner näheren Prädikation zu verbinden, obwohl<br />
er sich deutlich den ihm <strong>und</strong> „seinen“ Gemeinden bekannten „Propheten“<br />
funktional verbindet (vgl. z.B. 10, 11; 22, 7–10). Das deutet darauf<br />
hin, daß er – zumindest selbst – eine besondere, singuläre Autorität<br />
beansprucht, die ihn nicht mit den „Propheten“ der Gemeinde auf eine<br />
Stufe stellt. Leider wissen wir weder über die Verfassung der damaligen<br />
Gemeinden der Asia, ihre <strong>und</strong> ihrer Funktionsträger Geschichte <strong>und</strong> Herkunft,<br />
noch über Gruppierungen in ihnen wirklich Verläßliches. Das gilt<br />
auch für die „Nikolaiten“ (2, 15) oder die sich „Prophetin“ nennende Isebel,<br />
ihre Buhlen <strong>und</strong> „ihre“ Kinder (2, 20–23). Es gibt zahlreiche, auch<br />
durchaus ernst zu nehmende Vermutungen; indessen hängen sie schließlich<br />
doch in der Luft, so daß man besser von ihnen absieht.<br />
Auch über die Herkunft <strong>und</strong> Geschichte unseres Verfassers sind wir im<br />
Unklaren. Mit einem sonst im Neuen Testament Genannten ist er freilich<br />
kaum zu identifizieren. Die übrigen unter dem Namen des „Johannes“ bekannten<br />
Schriften des Neuen Testaments, das vierte Evangelium <strong>und</strong> die<br />
drei Johannesbriefe, erheben selbst nicht den Anspruch auf den ihnen sek<strong>und</strong>är,<br />
freilich früh beigelegten Namen für ihren Autor „Johannes“. Und<br />
trotz durchaus ernsthafter Überlegungen, Offb <strong>und</strong> das Johannesevangelium<br />
in eine engere personale Beziehung zu setzen, entspricht das kaum<br />
dem Tatbestand. Auch kann man den Verfasser nicht überzeugend selbst<br />
in weiterem Sinn einem „johanneischen“ Kreis oder einer „johanneischen“<br />
Schule zuordnen. Natürlich partizipiert er an Traditionen, die auch für<br />
das Johannesevangelium wichtig waren; aber das gilt auch für den pauli-<br />
© 2012, <strong>Vandenhoeck</strong> & <strong>Ruprecht</strong> GmbH & Co. KG, Göttingen<br />
ISBN Print: 9783525513873 — ISBN E-Book: 9783647513874