und Leseprobe (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht
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Traugott Holtz, Die Offenbarung des Johannes<br />
1, 1–3: Eröffnung 15<br />
A 1, 1–3: Eröffnung<br />
1, 1 Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott auftrug, um seinen Knechten<br />
zu zeigen, was alsbald geschehen muß; <strong>und</strong> er hat sie durch die Entsendung<br />
seines Engels aufgezeigt seinem Knecht Johannes, 2 der Zeuge<br />
des Wortes Gottes <strong>und</strong> des Zeugnisses Jesu Christi, alles dessen, was er<br />
erfuhr, geworden ist. 3 Selig, wer liest, <strong>und</strong> die, die hören die Worte der<br />
Prophetie <strong>und</strong> die zu dem in ihm Geschriebenen stehen. Denn die Entscheidung<br />
ist nahe.<br />
Die ersten drei Verse sind dem Gesamtwerk in hervorgehobener Weise<br />
vorgeordnet. Sie sind nicht in die literarische Gestalt des Gesamttextes<br />
der Offb einbezogen, die ab 1, 4 bis zum Schlußvers, 22, 21, die eines<br />
Briefes ist. Da sie offensichtlich betont gewählt ist, hat die Herausnahme<br />
dieser ersten Sätze besonderes Gewicht. Andererseits sind sie fest mit<br />
dem Gesamttext des Buches literarisch verb<strong>und</strong>en, so daß sie nicht als<br />
erst sek<strong>und</strong>äre Zufügung beurteilt werden können. Das zeigt sich besonders<br />
überzeugend daran, daß es (erst) zusammen mit dem von V. 3 insgesamt<br />
sieben Makarismen sind (1, 3; 14, 13; 16, 15; 19, 9; 20, 6; 22, 7. 14),<br />
die sich in Offb finden. Angesichts der eminenten Bedeutung, die die<br />
Siebenzahl für die literarische Struktur der Schrift hat, kann dieser Vers<br />
nicht aus der Gesamtkomposition herausgelöst werden. Darüber hinaus<br />
findet sich in dem Schlußteil der Offb, 22, 6–22, eine erkennbar analoge<br />
Passage, durch die der Inhalt der gesamten vorangehenden Schrift, seine<br />
Herkunft, Vermittlung <strong>und</strong> die Bedeutung seiner Rezeption, eingeschärft<br />
wird.<br />
Die exzeptionelle Stellung der ersten drei Verse der Offb signalisiert<br />
ihre inhaltliche Bedeutung. Sie sind nicht mit einführenden Zuweisungen,<br />
wie sie sich Hos 1, 1; Am 1, 1; Jes 1, 1 oder auch zu Beginn der Didache<br />
finden, auf eine Stufe zu stellen, <strong>und</strong> auch nicht gleichsam ein Vorwort.<br />
Vielmehr handelt es sich um eine Summe des ganzen Buches, mit der der<br />
Leser/Hörer sogleich konfrontiert wird. Insofern war es nicht ganz unberechtigt,<br />
daß der den Text eröffnende (<strong>und</strong> ihn tragende) Begriff zum Titel<br />
des ganzen Buches wurde, freilich auf Kosten seiner ursprünglichen Bedeutung<br />
<strong>und</strong> Funktion.<br />
Das Wort „Offenbarung“ (apokalypsis) kommt in der ganzen Schrift nur<br />
an dieser Stelle vor, das dazugehörige Verb gar nicht; es spielt auch sonst<br />
im Neuen Testament keine zentrale Rolle. Es bezeichnet das Offenlegen<br />
der Wirklichkeit von Dingen <strong>und</strong> Geschehen, die nicht jedermann <strong>und</strong> je-<br />
1–2<br />
© 2012, <strong>Vandenhoeck</strong> & <strong>Ruprecht</strong> GmbH & Co. KG, Göttingen<br />
ISBN Print: 9783525513873 — ISBN E-Book: 9783647513874