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Übersetzungskompendium Mittelhochdeutsch - Leinstein.de

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ÜBERSETZUNGSKOMPENDIUMMITTELHOCHDEUTSCH<br />

SEITE11<br />

Da setzte er an und trank:<br />

Einen Schluck, <strong>de</strong>r war sehr groß.<br />

Wie voll die Kanne auch immer währe,<br />

sie war <strong>de</strong>m einen Schluck nicht groß genug,<br />

außer man gießt sich in Notzeiten einen ein.<br />

Er goss es schnell hinein,<br />

und ließ es in sich fließen.<br />

So wie es noch nie geschah.<br />

Da setzte er sich hin und sagte:<br />

Der Wein ist ein rechtes Juwel,<br />

ich höre eine süße Stimme<br />

in meinem Kopf singen;<br />

die höre ich gerne klingen.<br />

Es ist richtig, dass ich ihn kröne,<br />

er singt mehr süße Töne,<br />

als alle Schlachten klingen<br />

und alle Vögel singen.<br />

Mir war so etwas noch nie bekannt.<br />

Es singt besser, als Hôrant <strong>de</strong>n dritten<br />

Teil je gesungen hat.<br />

Da setzte er an und trank,<br />

dass die Bank zu krachen begann.<br />

Er sagte: „Deshalb muss ich lachen, das ist zum sehr gut zum Lachen.<br />

Das Lachen freut mir das Gemüt.<br />

Es macht <strong>de</strong>s Weines Güte.<br />

Ich habe mein ganzes Gemüt<br />

in <strong>de</strong>n Freu<strong>de</strong>n wohl getränkt;<br />

ich habe mich hineingesetzt.<br />

Ich sang seit jener Stun<strong>de</strong>,<br />

dass ich als Erstes trinken konnte<br />

und mir <strong>de</strong>r Wein so gut gefiel.<br />

Ich weiß sehr wohl, dass irgen<strong>de</strong>in großes<br />

Schiff in das Meer nie so tief gesunken ist.<br />

Deshalb setzte er an und trank:<br />

Einen gewaltigen Trank.<br />

Ich bin jung gewor<strong>de</strong>n im Körper und<br />

an Lebenskraft.<br />

„Wohl mir“, so sprach <strong>de</strong>r gute,<br />

„dass ich im Trinken ein so großer Meister bin.<br />

Seht, das nenne ich Verstand!<br />

Ich weiß wohl: Dort zu Paris, zu Padua, zu Tervis,<br />

in Rom und in <strong>de</strong>r Toskana<br />

fin<strong>de</strong>t man irgen<strong>de</strong>inen Menschen,<br />

<strong>de</strong>ssen Meister ich nicht gewesen bin,<br />

es wird nie einen geben,<br />

<strong>de</strong>r so wird wie ich.<br />

In allen <strong>de</strong>utschen Reichen<br />

kommt keiner an mich heran.<br />

Der sowohl spät als auch früh<br />

an Trinken mithält.<br />

Des Weines Nachbar<br />

Richard <strong>Leinstein</strong>

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