Übersetzungskompendium Mittelhochdeutsch - Leinstein.de
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ÜBERSETZUNGSKOMPENDIUMMITTELHOCHDEUTSCH<br />
SEITE28<br />
wenn <strong>de</strong>in Herr mir Hass entgegenbringt,<br />
so will ich ihm diesen gerne stillen.<br />
Er hat sein Lei<strong>de</strong>n nie durch<br />
meinen Willen erfahren.<br />
Es ist ohne mein Wissen geschehen,<br />
das will ich vielfach wie<strong>de</strong>rgutmachen.<br />
Ich bin reich an Rittern und Land,<br />
an Kraft und Verstand,<br />
dass ich ihm die Buße nicht versage.<br />
In vierzig Tagen von heute an<br />
heiße ich ihn an das Wasser kommen.<br />
Wenn er seine Klage vorgebracht hat,<br />
sie sei falsch o<strong>de</strong>r richtig,<br />
dann wer<strong>de</strong> ich gebührend büßen.<br />
Damit nahm <strong>de</strong>r Bote Abschied<br />
und als er bei seinem Herren ankam<br />
und dieser <strong>de</strong>n Tag vernommen hatte:<br />
„Alle Ritter, die ich habe“, sagte er,<br />
„die müssen dorthin“.<br />
Wenn ich dann erkenne,<br />
dass er mir Wi<strong>de</strong>rstand leistet,<br />
dann nehme ich ihm alles,<br />
was er hat.<br />
„Nach<strong>de</strong>m sie bei<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n festgesetzten Tag gewartet hatten,<br />
ritten sie zu <strong>de</strong>m Fluss,<br />
<strong>de</strong>r ihrer bei<strong>de</strong>r Königreiche trennte.<br />
Der ärmere König schlug vor,<br />
dass je<strong>de</strong>r zwölf Ritter aussuche<br />
und zu Schiff auf eine schöne Insel fahren,<br />
die sich im Wasser befand.<br />
Da zogen sie bei<strong>de</strong> los.<br />
Als sie schließlich einan<strong>de</strong>r erblickten,<br />
sagte <strong>de</strong>r ärmere: „Lasst mich bei Gott<br />
verstehen, was ich euch angetan habe!“<br />
Darauf antwortete <strong>de</strong>r reiche: „Euch<br />
ist Bescheid gegeben durch meinen Brief<br />
und meinen Boten;<br />
die habt ihr bei<strong>de</strong> wohl vernommen,<br />
und wenn ihr bei<strong>de</strong>n nicht glaubt,<br />
so will ich es euch erklären<br />
und die Wahrheit sagen.<br />
Mir ist ein Leid durch euch geschehen,<br />
das ich nicht verdient habe:<br />
Mir wur<strong>de</strong> solch ein bösartiger<br />
Traum von euch zuteil,<br />
dass ich mich für immer dafür schämen müsste,<br />
wenn ihr mir diese Schan<strong>de</strong> nicht büßtet,<br />
die mir nachts wi<strong>de</strong>rfuhr.<br />
Da dachte <strong>de</strong>r ärmere daran,<br />
dass er viele Ritter gebracht hatte,<br />
die besten seines ganzen Lan<strong>de</strong>s<br />
Richard <strong>Leinstein</strong>