Übersetzungskompendium Mittelhochdeutsch - Leinstein.de
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ÜBERSETZUNGSKOMPENDIUMMITTELHOCHDEUTSCH<br />
SEITE20<br />
was ich leisten konnte<br />
und habe manche üble Stun<strong>de</strong><br />
in eurem Dienst verbracht.<br />
Ich bin gegangen und geritten,<br />
dass ich [nun] ein Bedürftiger bin.<br />
Mir ist <strong>de</strong>r Leib und <strong>de</strong>r Sinn,<br />
Freu<strong>de</strong>, Ehre und Besitz,<br />
vergangen durch die Bedrückung,<br />
dass ich euch nicht wohl gedient habe.<br />
Jedoch sollt ihr mich genießen lassen,<br />
dass ich euch mit ganzer Treue diente<br />
und sogar meine Arbeit zugrun<strong>de</strong> gerichtet habe.<br />
Der Herr sagte: „Du bist ein Bastard,<br />
und <strong>de</strong>mentsprechend ergeht es dir.<br />
Du hast mich so enttäuscht,<br />
dass ich mich immer darüber freue,<br />
dass du ganz verdirbst.<br />
Ob du vor Hunger stirbst,<br />
ich gebe dir nicht einmal ein halbes Brot.<br />
Du lässt mich nicht ohne Not,<br />
<strong>de</strong>swegen nehme ich dir das Leben.<br />
Heute will ich dir Frie<strong>de</strong>n geben.<br />
Auch wenn ich dich nie mehr sehe,<br />
so tu ich dir doch so weh,<br />
dass dir mein Zorn fühlbar wird.<br />
Geh her, versichere mir das Land<br />
so wie <strong>de</strong>in Leben dir lieb ist!“<br />
Da war nicht mehr Gna<strong>de</strong> dabei,<br />
als er ihm das Land versicherte<br />
und auch sogleich von Dannen zog.<br />
Der Herr war wie ein böser Geist,<br />
<strong>de</strong>r sich verhält wie ein sehr ungetreuer Mann,<br />
<strong>de</strong>n niemand mögen kann.<br />
Wer ihm dient, <strong>de</strong>r ist verloren.<br />
Er ist immer zornig auf <strong>de</strong>n Mann,<br />
wenn er ihn belohnen soll.<br />
Man diene ihm übel o<strong>de</strong>r recht,<br />
das ist letztlich egal.<br />
Er achtet nicht auf <strong>de</strong>n Freund,<br />
<strong>de</strong>n er nicht bezahlen muss.<br />
So einen fin<strong>de</strong>t er genauso selten,<br />
wie viele Leute er auch kennen lernen wird,<br />
wie <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>händler ein Pferd fand,<br />
das <strong>de</strong>r Herr ungeta<strong>de</strong>lt ließ.<br />
Er höre, damit es ihn bedrieße:<br />
Derjenige, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m argen mil<strong>de</strong>s rät,<br />
tut sich selbst keinen Gefallen [befriedigt seiner nicht]<br />
so wie es <strong>de</strong>r Herr seinen Freun<strong>de</strong>n antat:<br />
sie verloren ihre Ratschläge und ihre Gebete;<br />
das bereuten sie immer.<br />
Wer sich nicht von Herzen um vom Geiste her<br />
Richard <strong>Leinstein</strong>