Grundzüge der Außen- und Sicherheitspolitik Russlands unter ...
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näherten sich den Prämissen ihrer oppositionellen Kritiker an <strong>und</strong><br />
übernahmen sie schließlich weitgehend. Der bekannte russische Politologe<br />
Sergej Karaganow konstatierte bereits 1993 einen „entstehenden<br />
politischen Konsens in <strong>der</strong> politischen Klasse Rußlands“. 10 Dieser<br />
Prozess lief zunächst ohne Austausch <strong>der</strong> handelnden Personen ab.<br />
Ergebnis <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>auffassungen in <strong>der</strong> politischen Elite<br />
des Landes war um die Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre ein „außenpolitischer<br />
Konsens“ (Olga Alexandrova 11 ) als Teil eines „patriotischen Konsenses“<br />
(Gerhard Simon 12 ), <strong>der</strong> sämtliche politisch relevanten Kräfte – die<br />
zunehmend schwachen „Demokraten“, die dem Kreml nahe stehenden<br />
Parteien <strong>und</strong> Fraktionen in <strong>der</strong> Staatsduma sowie die einflussreichen<br />
Nationalisten <strong>und</strong> Kommunisten – auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage ähnlicher bis<br />
gleichen Auffassungen umspannte. 13<br />
Eine <strong>der</strong> zentralen Postulate des „patriotischen Konsenses“ besteht aus<br />
<strong>der</strong> Annahme, dass Russland eine Groß- <strong>und</strong> Weltmacht bzw. wie<strong>der</strong><br />
eine solche zu werden hat. „Welchen Weg Russland auch immer geht,<br />
sein strategisches Hauptinteresse wird die Wie<strong>der</strong>herstellung einer<br />
erneuerten Großmacht, eines mächtigen russischen Staates sein.“ 14<br />
Moskau erhob somit schon geraume Zeit vor dem Aufstieg Putins zum<br />
Präsidenten (1999/2000) wie<strong>der</strong> Anspruch auf globales Mitspracherecht.<br />
10<br />
Karaganov, Sergei A.: Russia: Towards “Enlightened Post-Imperialism”. In:<br />
Weidenfeld, Werner/Janning, Josef (Hrsg.): Europe in Global Change. Strategies and<br />
Options for Europe. Gütersloh 1993, S. 126f.<br />
11 Alexandrova, Olga: Der außenpolitische Konsens in Rußland. Aktuelle Analysen des<br />
BIOst, Nr. 17/1997.<br />
12 Simon, Gerhard: Der patriotische Konsens. Aktuelle Analysen des BIOst, 11/1997;<br />
<strong>der</strong>s.: Die Identität Rußlands <strong>und</strong> die internationale Politik. In: Aussenpolitik, III/1997,<br />
S. 245-256; <strong>der</strong>s.: Russische Normalität. Kohäsion <strong>und</strong> Gefährdung durch den<br />
patriotischen Konsens. In: Neue Zürcher Zeitung, 18./19.10.1997, S. 7; <strong>der</strong>s.: Auf <strong>der</strong><br />
Suche nach <strong>der</strong> „Idee für Rußland“. In: Osteuropa, 12/1997, S. 1169-1190, v. a.<br />
S. 1172f.<br />
13 Dieses Konzept hat in <strong>der</strong> westlichen Russland-Forschung bei weitem nicht jene<br />
Bedeutung erfahren, die ihm angesichts seiner analytischen Reichweite zukommen<br />
würde. Anfang 2003 lenkte eine deutsche Politik-Professorin die Aufmerksamkeit<br />
wie<strong>der</strong> darauf (vgl. Mommsen, Margareta: Wer herrscht in Rußland? Der Kreml <strong>und</strong><br />
die Schatten <strong>der</strong> Macht. München 2003, S. 137ff).<br />
14 Serebrjannikov, Vladimir V. u. a.: Bezopasnost’ Rossii i armija (Die Sicherheit<br />
<strong>Russlands</strong> <strong>und</strong> die Armee). Moskva 1995, S. 239.<br />
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