Grundzüge der Außen- und Sicherheitspolitik Russlands unter ...
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Unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Geopolitik“ gehandelte russische Publikationen<br />
beinhalten aber in vielen Fällen wenig mehr als politische Agitation, die<br />
von <strong>der</strong> Anwendung wissenschaftlicher – o<strong>der</strong> jedenfalls nachvollziehbarer<br />
– Methoden weit entfernt ist <strong>und</strong> nicht selten mit Verschwörungstheorien<br />
Hand in Hand geht. Das betrifft auch manche jener Werke, die<br />
zur Verwendung als Lehrbücher an Hochschulen zugelassen sind. Ein<br />
Beispiel ist die inzwischen in vier Auflagen vorliegende „Geopolitik“<br />
von Nikolaj Nartow. Die beiden letzten Auflagen sind in <strong>der</strong> Serie „Der<br />
goldene Fonds <strong>der</strong> russischen Lehrbücher“ erschienen. Die vierte<br />
Auflage enthält 15 Kapitel. Sie behandeln u. a. die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Geopolitik;<br />
geopolitische Richtungen in Westeuropa <strong>und</strong> Nordamerika; die<br />
russische Schule <strong>der</strong> Geopolitik <strong>und</strong> den Neoeurasismus; die geopolitische<br />
Lage <strong>Russlands</strong>; geopolitische Betrachtungen zu den USA,<br />
China, Japan, Indien, islamischen Län<strong>der</strong>n, Afrika <strong>und</strong> Lateinamerika.<br />
An <strong>der</strong> Ausrichtung seiner Überlegungen lässt <strong>der</strong> Autor keinen Zweifel;<br />
gleich <strong>der</strong> erste Absatz des Vorworts kritisiert USA <strong>und</strong> NATO. Zudem<br />
heißt es, dass die „Orange Revolution“ in <strong>der</strong> Ukraine im Herbst 2004<br />
von „Sponsoren von jenseits des Ozeans“ (gemeint: den USA) ermöglicht<br />
worden sei; Lettland, Estland, Norwegen, Finnland <strong>und</strong> Japan würden<br />
an Russland Gebietsansprüche stellen usw. 53<br />
Im Zentrum <strong>der</strong> meisten aktuellen Überlegungen zur Geopolitik in Russland<br />
steht die – in <strong>der</strong> politischen Elite wie auch <strong>der</strong> Bevölkerung aktiv<br />
vertretene bzw. allgemein akzeptierte – Auffassung, dass man dazu „verurteilt“<br />
sei, „eine Großmacht zu sein“, „Russland ohne Imperium <strong>und</strong>enkbar“<br />
sei bzw. „Russland entwe<strong>der</strong> eine Großmacht (ein Imperium)<br />
o<strong>der</strong> gar nicht sein wird.“ Überzeugende Gründe für diese „Verurteilung“<br />
<strong>und</strong> „Undenkbarkeit“ werden allerdings kaum jemals genannt<br />
(wenn man sich nicht mit Aussagen wie z. B. jener, dass Russland „in<br />
an<strong>der</strong>en Maßstäben <strong>und</strong> Bedeutungen nicht existieren kann“ 54 , zufrieden<br />
geben will). Jedenfalls definiert Moskau von <strong>der</strong> Prämisse des Großmachtstatus<br />
ausgehend seine Interessen an <strong>der</strong> traditionell instabilen<br />
53 Nartov, Nikolaj A./Nartov, Vladimir N.: Geopolitika (Geopolitik). Moskva 2007,<br />
S. 3.<br />
54 Podberezkin, Aleksej: Russkij Put’ (Der russische Weg). Moskva 1996, S. 41.<br />
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