Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen
Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen
Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das Holz ist halbringporig, mittelschwer, ziemlich hart und zäh. Neben einem<br />
schmalen, gelblichen Splint verleiht insbesondere der rötlich-braune Kern dieser<br />
Baumart einen hohen Holzwert. Das sicherte der Kirsche seit Jahrhunderten einen<br />
Platz bei der Herstellung hochwertiger Innenausstattung (Möbel), wobei die wertvollsten<br />
Stämme zu Furnieren verarbeitet werden.<br />
Die Rinde älterer Bäume ist ringelartig und läßt sich oft streifenartig wie Papier ablösen,<br />
in jungen Jahren ist sie glatter und glänzend. Sie ist mit waagerechten Korkwarzen<br />
(Lenticellen) versehen.<br />
Die Blätter sind grob doppelt gesägt mit vorwärts gerichteten Zähnen, länglich-eiförmig<br />
und nach vorne hin zugespitzt. Am Blattstiel befinden sich 2-4 unsymmetrisch<br />
verteilte Nektarien, die ein zuckerhaltiges Sekret absondern. Die Herbstfärbung<br />
ist hellgelb bis rot.<br />
Die Blüten sind weiß und erscheinen in 2- bis 5-blütigen, doldigen Büscheln unmittelbar<br />
vor dem Austrieb der Blätter (Blütezeit April/Mai). An jungen Bäumen befinden<br />
sich die Blüten meist entlang der Triebe in kurz gestielten Büscheln, bei älteren<br />
Bäumen sind sie dichter gebüschelt aber länger gestielt. Die Blüten der Gattung<br />
Prunus beinhalten fünf Blütenblätter, zahlreiche Staubblätter, einen Griffel sowie<br />
einen unterständigen Fruchtknoten bestehend aus einem Fruchtblatt und zwei Samenanlagen.<br />
Sehr gerne wird die Kirsche, insbesondere die Kulturformen, zur Bienenweide<br />
verwendet, denn die Blüten sind reich an Nektar, Zucker und Pollen.<br />
Die Vogelkirsche besitzt Steinfrüchte, deren Kerne von kugeligen bis herzförmigen,<br />
verholzten Schalen aus Endokarp umschlossen sind. Die wiederum sind von<br />
Fruchtfleisch, bestehend aus Exo- und Mesokarp, eingehüllt. Im Reifezustand sind<br />
die Früchte glänzend rot bis schwarz-rot und das Fruchtfleisch bittersüß.<br />
Die Wurzel der Vogelkirsche ist sehr anpassungsfähig an die Bodentiefe und bildet<br />
meist ein Pfahl- oder Herzwurzelsystem aus. Das gesamte Wurzelsystem besteht<br />
außerdem aus weit streichenden, faserreichen Seitenwurzeln, welche eine entscheidende<br />
Rolle bei der Möglichkeit zu vegetativer Vermehrung (Wurzelbrut) spielt<br />
(siehe unter anderem BECK 1977, KLEINSCHMIT et al. 2000, MITCHELL 1979,<br />
SCHÜTT et al. 1992).<br />
Wie die meisten Lichtbaumarten, hat auch die Vogelkirsche ihr stärkstes Höhenwachstum<br />
in der Jugendphase. Nach KLEINSCHMIT et al (2000) kulminiert das Höhenwachstum<br />
bereits nach 7 bis 15 Jahren, um dann ab Mittelhöhen von 20 bis 23<br />
m bzw. Altern von 30 bis 40 Jahren deutlich nachzulassen.<br />
2.2.2 Verbreitung der Wildkirsche<br />
2.2.2.1 Das natürliche Verbreitungsgebiet<br />
Das natürliche Verbreitungsareal der Wildkirsche wird in Abb. 2.1 dargestellt. Auch<br />
wenn sie nicht so weit nach Norden vordringt wie beispielsweise Fagus sylvatica, so<br />
weist sie insgesamt dennoch ein recht großes Verbreitungsgebiet auf. Sie ist (außer<br />
in Skandinavien) in nahezu ganz Europa heimisch. Außerdem wächst sie in Nord-<br />
Afrika, im Kaukasus und dringt sogar bis ans Kaspische Meer vor.<br />
8