22.11.2013 Aufrufe

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

geprägten Geruchssinn haben, optisch wahrgenommen und als Nahrungsquelle genutzt<br />

werden (BONN & POSCHLOD 1998). Dieses Verhältnis ist von mutualistischer<br />

Natur, denn die Avifauna ist ein wichtiger Ausbreitungsvektor von Kirschensamen.<br />

Außerdem nehmen nach KOLLMANN (1994) die Vögel durch das Entfernen des<br />

Fruchtfleisches Einfluß auf die Keimung, da das Fruchtfleisch keimhemmend<br />

wirkt. Auf der anderen Seite hat die Kirsche ihrerseits verschiedene Schutzmechanismen<br />

entwickelt, die die Embryonen vor der Verdauung oder vor zu frühem<br />

Gefressenwerden schützen, wie z.B. eine harte Samenschale sowie im unreifen Zustand<br />

saure und toxische Früchte mit unauffälliger Farbe (vgl. BONN & POSCHLOD<br />

1998, TURĈEK 1967).<br />

Bei der Verfrachtung durch Vögel sind Endozoochorie 2.4 und Synzoochorie 2.5 für die Samen<br />

der Wildkirsche am bedeutendsten. Von den Früchten der Wildkirsche ernähren<br />

sich nach TURĈEK (1968) etwa 48 Vogelarten. Die wichtigsten Vertreter sind<br />

Rabenvögel, Drossel- und Grasmückenarten. Während die Rabenvögel (Elster, Eichelhäher,<br />

Dohle) als auch Pirol, Star und Ringeltaube die Früchte der Wildkirsche<br />

über Entfernungen von teilweise über 1 km ausbreiten, wurden für Drosseln und<br />

Grasmücken meist nur kürzere Distanzen festgestellt (unterhalb 1 km, meist jedoch<br />

in einem Radius von nur ca. 30m). TURĈEK (1961) berichtet weiterhin von Amseln<br />

und Singdrosseln, die Kirschen zu ihren Schlafplätzen verfrachtet haben, wobei die<br />

Samenbäume 50 – 400 m entfernt waren. Auch für die Jungenfütterung wiederum<br />

werden teilweise größere Distanzen zurückgelegt als bei gewöhnlichem Verzehr<br />

(TURĈEK 1968). Außerdem werden Blaumeise, Kleiber als auch der Haussperling<br />

als Fruchtfleischfresser beschrieben (JORDANO 1995), was allerdings keine<br />

nennenswerten Ausbreitungsdistanzen zur Folge hat, da meist nur die gestielten<br />

Kerne am Baum zurückbleiben und später auch direkt am Baum herunterfallen<br />

(eigene Beobachtung).<br />

Das durch die Avifauna nach dem Fraß erzeugte Verbreitungsmuster als auch die Ausbreitungsdistanz<br />

im Wald hängt im wesentlichen von den durch die Habitatpräferenzen<br />

der Vögel erzeugten Bewegungsmustern als auch von der Retentionszeit der gefressenen<br />

Früchte ab. Der höchste ornithochore Diasporenniederschlag wurde meist in<br />

Lichtungen und an Waldrändern beobachtet, nicht aber im geschlossenen Wald.<br />

Nach HERRERA (1985) sind je nach Entfernung der nächsten Bestandeslücke auch<br />

sehr große Ausbreitungsdistanzen möglich, womit auch eine Einwanderung der für<br />

solche Sukzessionsstadien typischen Arten erleichtert wird. Die meisten Bestandeslücken<br />

bieten eine große Zahl an Rast- und Nistmöglichkeiten für Vögel. So<br />

werden isolierte Einzelbäume oder Sträucher innerhalb solcher Bestandeslücken in<br />

der Literatur häufig als “recruitment foci” bezeichnet, da besonders dort ein hoher<br />

Diasporenniederschlag durch frugivore Vögel zu verzeichnen ist (KOLLMANN<br />

2000).<br />

Es ist jedoch nicht zu vernachlässigen, daß die Kirsche als Waldpionier insbesondere<br />

auch in der freien Landschaft auf nicht bewaldeten Standorten anzutreffen ist.<br />

Besonders im Schutz von Dornsträuchern im Inneren von Gebüschen (wie z.B.<br />

2.4<br />

Ausbreitung von Diasporen über den Verdauungstrakt von Tieren<br />

2.5<br />

Ausbreitung von Diasporen durch Anlage von Nahrungsvorräten in Verstecken<br />

18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!