Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen
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Beginn des Mittelalters zunächst gefördert worden sein. Denn diese zählten neben<br />
den beiden heimischen Eichenarten zu den „fruchtbaren“ im Oberholz der Mittelwälder<br />
gehaltenen Baumarten (SIEDER 2003). In den letzten Jahrhunderten dagegen<br />
führten Intensivierungen im Rahmen der geregelten Forstwirtschaft zur Auslöschung<br />
vieler lokaler und regionaler Vorkommen (SCHOPPA 2000). Die vergleichsweise<br />
geringe Populationsdichte oder –größe der rezedenten Arten ermöglicht<br />
einerseits zwar das Nebeneinander vieler verschiedener Arten auf kleiner Fläche,<br />
birgt andererseits aber, u.a. aus Gründen interspezifischer Konkurrenz, die permanente<br />
Gefahr lokaler Extinktionen. Vermutlich kommt ihnen im Hinblick auf ihre<br />
ökosystemaren Funktionen aber eine Schlüsselrolle zu, da sie die Fähigkeit besitzen,<br />
entstandene Waldöffnungen (Löcher, Freiflächen) schnell zu besiedeln und dadurch<br />
für Kontinuität im Nährstoffkreislauf zu sorgen bis diese Lücken wieder<br />
durch konkurrenzstärkere Arten besetzt werden. Diese Eigenschaften dürften unverzichtbar<br />
sein für die Stabilität von Waldökosystemen gegenüber kleinräumigen<br />
Störungen, insbesondere im Hinblick auf Klimaveränderungen (vgl. SCHOPPA 2000,<br />
KOWNATZKI 2002).<br />
1.2 Die genetische Vielfalt: Biologische Bedeutung sowie wissenschaftliche<br />
Nutzbarmachung<br />
Da ein (Wald-)Ökosystem ein offenes, dynamisches Eingabe-Ausgabe-System darstellt,<br />
liegt seine Identität in der Gesamtheit aller Kennzeichen seines Stoff-, Energie-<br />
und Informationshaushalts. Der Informationshaushalt, der steuernd auf die<br />
Stoff- und Energieflüsse wirkt und auf die Schließung des Nährstoffkreislaufes<br />
abzielt, hat seine materielle Basis in der DNS (der genetischen Information). Da die<br />
genetischen Informationen nicht im Rahmen des Ökosystems sondern durch die<br />
Populationen der beteiligten Arten weitergegeben werden, ist der Zustand eines<br />
Ökosystems nicht nur durch das Artenspektrum, sondern auch durch die genetischen<br />
Strukturen der Populationen dieser Arten gegeben (HATTEMER und GRE-<br />
GORIUS 1996).<br />
Angepaßtheit und Anpassungsfähigkeit der Populationen als die wichtigsten Komponenten<br />
der Ökosystemstabilität basieren also auf der Existenz und der Ausnutzung<br />
genetischer Variation. Insbesondere bei sessilen, langlebigen Organismen wie<br />
den Waldbäumen, deren Existenz unter zeitlich und räumlich sehr heterogenen<br />
Umweltbedingungen gesichert sein muß, ist das von größter Bedeutung (vgl. GRE-<br />
GORIUS 1996).<br />
Genetische Inventuren mit Isoenzym-Genmarkern zeigen, daß die meisten Waldbaumpopulationen<br />
relativ schwach differenziert sind, so daß ein großer Teil der genetischen<br />
Variation einer Art also schon innerhalb einzelner Waldbestände gespeichert<br />
ist (HATTEMER et al. 1993). Der größte Teil der Untersuchungen basiert allerdings<br />
auf der genetischen Inventur dominanter Baumarten (Hauptbaumarten mit<br />
hoher Konkurrenzkraft). Aufgrund ihrer weitgehend zusammenhängenden Bestände<br />
besitzen sie die Fähigkeit, Störungen, die eine Gefahr für den Verlust geneti-<br />
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