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5<br />
Gruppe ihre Gelübde ab. Heute<br />
haben wir 13 afrikanische<br />
Mitbrüder mit ewiger Profess,<br />
17 mit zeitlicher Bindung und<br />
4 Novizen.<br />
„Mafuriko“ - die<br />
Überschwemmung<br />
Im April 1990 hatte unsere<br />
Gemeinschaft in Ndanda<br />
nochmals einen schweren<br />
Schlag zu verkraften. Nach außergewöhnlich<br />
schweren Regenfällen brach<br />
in der Nacht vom 4. auf den 5. April der<br />
gesamte Rand des Makonde-Hochplateaus<br />
in einer Länge von 80 Kilometern ab und<br />
rollte als riesige Lawine aus Schlamm und<br />
Geröll ins Lukuledital. Auch mitten durch<br />
Ndanda donnerte ein solcher Abbruch, verwandelte<br />
den friedlichen Ndandabach in<br />
einen reißenden Strudel, verschüttete den<br />
Stauweiher für unser Kraftwerk, zerriss die<br />
in Berg gefasste Wasserleitung, spülte unsere<br />
Brücke weg, überflutete das Turbinenhaus<br />
und verwandelte unseren Obstgarten<br />
in einen Pfuhl von Schlamm. Die Regierung<br />
legte uns nahe, wegzuziehen und<br />
Ndanda aufzugeben. Nach eingehenden<br />
Überlegungen und Beratungen mit Fachleuten<br />
aus der Schweiz kamen wir zu dem<br />
Schluss, dass es doch sinnvoll sei zu bleiben<br />
und unter Berücksichtigung bestimmter<br />
Vorsichtsmaßnahmen unser Leben als<br />
Abtei weiterzuführen. Es folgten Monate<br />
des Wiederaufbaus und dann Jahre einer<br />
weiteren friedlichen Entwicklung.<br />
Vielfältige Aufgaben<br />
Im November 2001 - nach mehr als 25<br />
Jahren im Dienst - richtete Abt Siegfried<br />
die Bitte an den Erzabt, im Hinblick auf seine<br />
Gesundheit und sein Alter zurücktreten<br />
zu dürfen. Die Bitte wurde genehmigt und<br />
am 4. Dezember wurde P. Dionys Lindenmaier,<br />
der bisherige Novizenmeister, zum<br />
neuen Abt gewählt. Die Abtsweihe war<br />
am 5. Januar 2002 durch Bischof Gabriel<br />
Mmole von Mtwara. Abt Dionys hat als<br />
ehemaliger Novizenmeister ein sehr enges<br />
Verhältnis zu den afrikanischen Mitgliedern<br />
der Gemeinschaft, so ist er in einer idealen<br />
Position, die Gemeinschaft in die Zukunft<br />
zu führen und die vielfältigen Aufgaben in<br />
Angriff zu nehmen, die die Ortskirche von<br />
der Abtei erwartet.<br />
An derartigen Aufgaben fehlt es beileibe<br />
nicht. An erster Stelle steht die Abtei als<br />
Zentrum des Gebetes, wobei dem Chorgebet<br />
im islamischen Umfeld eine besondere<br />
Bedeutung zukommt. Nicht weniger<br />
Zeugniskraft hat das Leben der Mönche als<br />
christliche Gemeinschaft nach dem Vorbild<br />
der Urkirche. Im sozialen Bereich steht an<br />
erster Stelle das große Hospital mit 320<br />
Betten und einer Schule für KrankenpflegerInnen.<br />
Die Mwena-Siedlung, die einst<br />
700 Leprakranke beherbergte, kann nach<br />
dem Rückgang dieser Krankheit bald in ein<br />
Schulungszentrum zur Arbeit mit den Aids-<br />
Kranken umfunktioniert werden. Wichtig<br />
bleiben sodann die Handwerkerschule<br />
mit 140 Lehrlingen und möglicherweise<br />
auch die Übernahme unserer ehemaligen<br />
Die Abtei Ndanda – im Jubiläumsjahr 2006<br />
Sekundarschule. Im Bereich der Glaubensvertiefung<br />
kommt unserem Bildungshaus<br />
eine ganz besondere Bedeutung zu, sei es<br />
in der Weiterbildung von Führungskräften<br />
in den Pfarreien, in der Jugendarbeit, den<br />
Kirchenchören, der Frauenarbeit oder den<br />
vielfachen Möglichkeiten von Exerzitien.<br />
Wichtig und notwendig ist sodann die Sorge<br />
für die afrikanischen Diözesan-Priester,<br />
die in der Abtei einen Ort finden sollten,<br />
wo sie einmal ausruhen und wieder auftanken<br />
können. Eine eigene Stellung hat<br />
unsere Ndanda-Mission-Press, denn das<br />
Land braucht eine christliche Literatur, gar<br />
nicht zu reden von den Möglichkeiten in<br />
Film und Radio. Es bleibt die Mitarbeit an<br />
einer zeitgemäßen Liturgie und Katechese,<br />
die Bereitschaft zum Dialog mit den<br />
getrennten Christen, dem Islam und auch<br />
der afrikanischen Tradition. Und schließlich<br />
bleibt uns auch noch als Missionsbenediktiner<br />
von St. Ottilien unser direkter Missionsauftrag,<br />
sei es innerhalb von Tansania oder<br />
in Mozambique oder sonst wo in Afrika.<br />
Entscheidend für alles aber ist ein großes<br />
Gottvertrauen, das Wissen, dass Gott uns<br />
hierher nach Ndanda geführt hat und auch<br />
- trotz all unserer Schwächen - mit uns den<br />
Weg in die Zukunft geht.