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Drucksache „Bild“ – Eine Marke und ihre Mägde - Welt der Arbeit

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TEIL I: EINE KRISE, EINE ZEITUNG, EIN ZIRKUS<br />

11 Euro in Deutschland,<br />

in Griechenland<br />

6,50 Euro<br />

sprachenkenntnissen etwa 700 Euro <strong>und</strong> ein<br />

Buchhalter etwa 770 Euro. Angestellte zahlen<br />

7 Prozent <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>er 11 Prozent in die Rentenversicherung<br />

<strong>und</strong> r<strong>und</strong> 5 Prozent in die Krankenversicherung<br />

ein. In einem offenen Brief an<br />

den „Stern“ (4. März 2010) führt <strong>der</strong> griechische<br />

Parlamentspräsident Philippos Petsalnikos<br />

folgende Vergleichszahlen an: Der durchschnittliche<br />

Bruttost<strong>und</strong>enlohn eines deutschen<br />

<strong>Arbeit</strong>ers betrage etwa 11 Euro, <strong>der</strong> eines<br />

griechischen etwa 6,50 Euro. Ein deutscher<br />

Lehrer erhalte mit 30 Berufsjahren etwa<br />

4400 Euro, <strong>der</strong> griechische etwa 2200 Euro. Die<br />

sogenannte Eckrente <strong>–</strong> dies ist die gesetzliche<br />

Altersrente des sogenannten Eckrentners, <strong>der</strong><br />

45 Jahre lang das Durchschnittseinkommen verdient<br />

<strong>–</strong> betrage in Deutschland etwa 1100 Euro,<br />

die in Griechenland r<strong>und</strong> 780 Euro. In Berichten<br />

deutscher Medien wird auf große Unterschiede<br />

aufmerksam gemacht: Danach betragen<br />

die Durchschnittsgehälter in den 11 Staatsbetrieben<br />

mit <strong>der</strong> höchsten Verschuldung im<br />

Jahr etwa 40.000 Euro, das Durchschnittsgehalt<br />

in <strong>der</strong> Privatwirtschaft betrage nur etwa<br />

19.000 Euro (vgl. Handelsblatt, 21. Oktober<br />

2010, S. 16).<br />

Nach Angaben von Eurostat ist in Griechenland<br />

etwa ein Fünftel <strong>der</strong> Bevölkerung armutsgefährdet.<br />

Die obligatorische Mindestrente betrage<br />

etwa 360 Euro, die Durchschnittsrente<br />

etwa 560 Euro. Die Lebenshaltungskosten sind<br />

um etwa 10 Prozent niedriger als in Deutschland.<br />

Die Mieten außerhalb <strong>der</strong> Zentren waren<br />

bisher deutlich niedriger als in Deutschland,<br />

sie sind jedoch in den vergangenen Jahren<br />

stark gestiegen.<br />

Gikas A. Hardouvelis, Finanzwissenschaftler<br />

<strong>und</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> des Akademischen Rates<br />

<strong>der</strong> griechischen Bankengesellschaft, beschreibt<br />

in einem Aufsatz in <strong>der</strong> „Frankfurter<br />

Allgemeinen Zeitung“ (1. September 2010,<br />

S. 7) die Lage so: Griechenland sei in den vergangenen<br />

13 Jahren wirtschaftlich stärker gewachsen<br />

als alle an<strong>der</strong>en EU-Län<strong>der</strong>. Damit<br />

habe sich auch <strong>der</strong> Lebensstandard <strong>der</strong> Griechen<br />

wesentlich verbessert. Seit 2004 habe<br />

sich, unter <strong>der</strong> liberal-konservativen Regierung,<br />

die Lage zugespitzt: Inflation <strong>und</strong> Staatsausgaben<br />

seien teilweise enorm gestiegen, die<br />

Wettbewerbsfähigkeit gesunken. Er beschreibt<br />

die Reaktion <strong>der</strong> Bevölkerung auf die heutigen<br />

Sparmaßnahmen als positiv: „Die Bürger scheinen<br />

genug zu haben von den Jahren <strong>der</strong> Verschwendung,<br />

<strong>der</strong> Steuerhinterziehung, von ineffizienten<br />

Behörden <strong>und</strong> einem Wirtschaftssystem,<br />

das harte <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> gesetzeskonformes<br />

Verhalten nicht immer belohnt.“ An den<br />

Protestaktionen habe nur ein Bruchteil <strong>der</strong> Personen<br />

teilgenommen, die in früheren Jahren<br />

bei solchen Gelegenheiten auf die Straße gegangen<br />

seien.<br />

2.2 Informationen <strong>und</strong> Interpretationen<br />

zur Krise<br />

Im Frühjahr 2010 kann <strong>der</strong> griechische Staat<br />

die Zinsen für seine Schulden nicht mehr bezahlen<br />

<strong>und</strong> sucht deshalb bei <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union in Brüssel in Form von Bürgschaften <strong>und</strong><br />

Krediten um Finanzhilfe nach. Die EU <strong>und</strong> damit<br />

auch Deutschland stehen vor <strong>der</strong> Frage, ob <strong>und</strong><br />

wie die griechische Regierung unterstützt werden<br />

soll, um einerseits das Land <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er-<br />

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