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Drucksache „Bild“ – Eine Marke und ihre Mägde - Welt der Arbeit

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TEIL II: EIN BLICK AUF DIE GANZE „BILD“<br />

Die deutsche<br />

Medienlandschaft<br />

geprägt wie keine<br />

an<strong>der</strong>e Zeitung<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits erfolglose politische Akteure,<br />

die für ihr Scheitern einen Schuldigen in<br />

den Medien suchen.<br />

Es gehört zu den Lieblingsvorstellungen<br />

politischer Redaktionen, dass die öffentliche<br />

Resonanz, die sie erzeugen, gleichzusetzen sei<br />

mit politischer Relevanz. Die Wirkungen, welche<br />

die Berichterstattung über ein Thema im<br />

Mediensystem auslöst, werden nahezu eins zu<br />

eins umgerechnet in politischen Einfluss. Der<br />

Einflussmechanismus wird <strong>–</strong> indirekt <strong>–</strong> so gesehen,<br />

dass die Medienmacher die Meinung<br />

<strong>ihre</strong>s Publikums prägen, welches sich von dieser<br />

Meinung dann in seiner Rolle als Wähler<br />

steuern lässt; allerdings lässt sich schon am finanziellen<br />

Aufwand für kontinuierliche demoskopische<br />

Untersuchungen ablesen, dass die<br />

politischen Entscheidungsgremien realistischerweise<br />

nicht von einem Gleichklang zwischen<br />

dominieren<strong>der</strong> Medienmeinung <strong>und</strong><br />

mehrheitlicher Wählermeinung ausgehen.<br />

O<strong>der</strong> <strong>der</strong> Einfluss wird <strong>–</strong> sogar direkt <strong>–</strong> so unterstellt,<br />

dass die Politik sowohl mit <strong>ihre</strong>r<br />

Selbstdarstellung als auch im vorauseilenden<br />

Gehorsam mit <strong>ihre</strong>n Entscheidungen den Medien<br />

folgt, um bei späteren Wahlen negative Auswirkungen<br />

zu vermeiden. Von „Mediokratie“<br />

(Meyer 2001) ist die Rede. Der Politologe Klaus<br />

von Beyme differenziert <strong>und</strong> ergänzt, Medien<br />

hätten einen hohen Einfluss in allen Bereichen<br />

<strong>der</strong> symbolischen Politik, jedoch einen<br />

vergleichsweise geringen in <strong>der</strong> Sphäre <strong>der</strong> effektiven<br />

Entscheidungspolitik (vgl. u. a. von<br />

Beyme 1994, 334).<br />

Ohne Zweifel muss Politik, <strong>der</strong>en Führungspersonal<br />

aus freien Wahlen hervorgeht, mit <strong>der</strong><br />

öffentlichen Meinung <strong>–</strong> <strong>und</strong> damit auch mit dem<br />

publizistischen Personal <strong>–</strong> sensibel umgehen. In<br />

einer Demokratie sind Öffentlichkeit, öffentliche<br />

Diskussionen <strong>und</strong> öffentliche Vermittlung<br />

von Politik zugleich Teil des Herstellungsprozesses<br />

von Politik. Die notwendige Aufmerksamkeit<br />

<strong>der</strong> politischen Akteure für alle in den Massenmedien<br />

veröffentlichten Themen <strong>und</strong> Meinungen<br />

überträgt sich jedoch nicht automatisch <strong>und</strong><br />

schon gar nicht ungebrochen auf die Entscheidungsprozesse<br />

<strong>der</strong> Politik <strong>–</strong> auch wenn es in Einzelfällen<br />

so erscheinen mag. Der Blick auf <strong>und</strong><br />

in die Massenmedien hilft <strong>der</strong> Politik in <strong>der</strong> (Anfangs-)<br />

Phase <strong>der</strong> Problemsuche, <strong>der</strong> Deutung<br />

eines Problems <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Festlegung, welche<br />

Fragen <strong>und</strong> Themen sie aufgreifen <strong>und</strong> bearbeiten<br />

soll. Das ist nicht wenig <strong>–</strong> <strong>und</strong> ist im Übrigen<br />

<strong>der</strong> Sinn <strong>der</strong> öffentlichen Meinung.<br />

<strong>„Bild“</strong> tritt vor allem im Mediensystem,<br />

aber auch im politischen System als viel beachteter<br />

Player auf. Medienwissenschaftler analysieren,<br />

<strong>„Bild“</strong> habe die deutsche Medienlandschaft<br />

geprägt wie keine an<strong>der</strong>e Zeitung (vgl.<br />

Schirmer 2001, 1), unter an<strong>der</strong>em aufgr<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>s<br />

betriebswirtschaftlichen Erfolges, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

zur Nachahmung zwinge o<strong>der</strong> anrege (vgl.<br />

Kruip 1999, 264). Vasco Boenisch zitiert mehrere<br />

Politiker <strong>und</strong> Journalisten, welche die These<br />

vertreten, <strong>„Bild“</strong> sei zu einem Leitmedium geworden,<br />

das den Takt vorgebe (vgl. Boenisch<br />

2007, 169). Früher ein polarisierendes <strong>und</strong> verpöntes<br />

Blatt, sei <strong>„Bild“</strong> heute „Orientierungspunkt<br />

für Journalisten <strong>und</strong> Entscheidungsträger<br />

<strong>und</strong> in Themensetzung <strong>und</strong> -präsentation zum<br />

Leitmedium in Deutschland geworden. Der indirekte<br />

Einfluss <strong>der</strong> ‚Bild‘-Zeitung auf die öf-<br />

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