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ber Guppys - Hobbyzucht

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Alles ü<strong>ber</strong> <strong>Guppys</strong><br />

von Leon F. Whitney und Paul Hähnel<br />

Das erste, mir bekannte deutschsprachige Guppybuch<br />

Geschichtliches und Verbreitung:<br />

Der wissenschaftliche Name des Guppy lautet: Lebistes reticulatus (Peters). Lebistes bezeichnet die<br />

Gattung, reticulatus die Art. Der deutsche Ichthyologe W. Peters gilt als Entdecker. Wilhelm C. Peters<br />

fand den Fisch in einer Sammlung konservierter Fische, die 1859 von Venezuela nach Berlin<br />

geschickt wurde. Er beschrieb sie als Poecilia reticulata. Er meinte, daß sie wegen ihrer Ähnlichkeit<br />

mit anderen Fischen der Gattung Poecilia dieser zuzurechnen sei. 1861 beschrieb der Spanier Filippi<br />

dieselbe Art, die er in einer Fischsendung aus Barbados fand. Obgleich auch er die Ähnlichkeit mit der<br />

Poecilia-Gattung bemerkte, stellte er fest, daß es sich um einen vollständig neuen Typ handele, und er<br />

nannte ihn Lebistes poecilia.<br />

Von Trinidad, einer Insel, die der Küste Südamerikas vorgelagert ist, kam eine geringfügig<br />

abweichende Guppy-Form, die von Rev. Ro<strong>ber</strong>t John Lechmere Guppy, einem gebürtigen Engländer<br />

französischer Abstammung, im Jahre 1866 dem Britischen Museum ü<strong>ber</strong>sandt wurde. Diese Trinidad-<br />

Guppy hielt man zunächst für eine gänzlich neue Art. Deshalb nannte Al<strong>ber</strong>t C. Günther, der Direktor<br />

des Museums, sie: Girardinus guppyi.<br />

Um Namensverwechslungen zu vermeiden, nannte ihn schließlich die Ichthyologen nach den<br />

Richtlinien der exakten Wissenschaft Lebistes reticulatus (Peters).<br />

Nach Berichten von Fraser- Brunner hielt Captain J.A.M. Vipan, ein Sammler des Britischen<br />

Museums, diese Art als erster im Aquarium und brachte sie auch zur Nachzucht. In der Zeitschrift<br />

„Proceedings of the Zoological Societies“ betont Capt. Vipan den Wert des Fisches als Fresser von<br />

Mückenlarven. 1909 kreuzte Vipan <strong>Guppys</strong> aus Barbados, Trinidad und Venezuela und wies damit<br />

nach, daß die verschiedenen Unterarten untereinander fortpflanzungsfähig sind.<br />

In Deutschland, wo das Züchten tropischer Fische als Liebha<strong>ber</strong>ei mehr blühte als anderswo, wurde<br />

der Fisch sehr schnell volkstümlich. Die Aquarianer ließen das „i“ in dem Wort guppyi aus und nannten<br />

ihn einfach Guppy. Unter diesem Namen ist er heute in weiten Kreisen allgemein bekannt.<br />

Jeder, der schon einmal beobachten konnte, mit welcher Gier <strong>Guppys</strong> Mückenlarven vertilgen, wird<br />

verstehen, warum das britische Kolonialministerium ebenso wie derartige Institutionen anderer<br />

Staaten alles daransetzen, große Mengen dieser kleinen Fische zu verbreiten, nachdem sie deren<br />

Nutzen erkannt hatten. Anfänglich wurde der Guppy der „Millionen – Fisch“ genannt, wohl weil er sich<br />

unter günstigen Bedingungen derart schnell vermehrt.<br />

Sendung nach Sendung brachte sie in unwirtliche Umgebungen, wo sie natürlich prompt eingingen.<br />

A<strong>ber</strong> jetzt haben sich die <strong>Guppys</strong> in vielen Teilen der Welt eingebürgert. Aus mehreren Gebieten der<br />

Tropen erhebt man den Anspruch, daß der Guppy immer schon dort heimisch gewesen sei.<br />

Mexikanische Ichthyologen, die die Art wildlebend vorfanden, widersprechen deshalb dieser Theorie<br />

der Einführung. Es ist zu bedauern, daß beim ersten Auffinden des Fisches keine Studien zum<br />

ursprünglichen Verbreitungsgebiet gemacht wurden. Später hat die Verpflanzung durch den<br />

Menschen dies unmöglich gemacht. In den Tropen ist der Guppy jetzt jedenfalls genau wie Mark<br />

Twains Yankee – allgegenwärtig. Man hat versucht, auch solche moskitoverseuchte Gewässer mit<br />

<strong>Guppys</strong> zu bevölkern, in denen nur im Sommer die Lebensbedingungen für ihn gegeben sind.<br />

Natürlich ohne Erfolg. Als Mückenlarvenvertilger haben sich Gambusen in wärmeren Gegenden als


tüchtiger erwiesen, ebenso wie die Elritze in kälteren Regionen. Daher hat man davon Abstand<br />

genommen, den Guppy in so großer Zahl zu verpflanzen wie früher.<br />

Angehörige vieler Nationen haben sich mit dem unscheinbaren Objekt unseres Interesses recht<br />

ausgiebig beschäftigt, was seine Reize und seine Anziehungskraft bestätigt. Wo auch immer in der<br />

weiten Welt heute von Menschen aller Rassen und Nationen Fische gehalten werden, nimmt der<br />

Guppy einen bedeutenden, wenn nicht den wichtigsten Platz unter den Fischen ein, die aus<br />

Liebha<strong>ber</strong>ei gezüchtet werden.<br />

Reize der <strong>Guppys</strong> für Liebha<strong>ber</strong><br />

Schönheit: Es gibt keinen schöneren männlichen Fisch, als gerade diese Gattung. Bestenfalls zeigen<br />

die Männchen anderer Arten gleichmäßige schöne Färbung, a<strong>ber</strong> dabei eine große Einförmigkeit,<br />

wodurch also ein Männchen wie das andere aussieht. In einem Becken mit <strong>Guppys</strong> dagegen sind alle<br />

Farbschattierungen lebhaft, klar, anmutig und zart vorhanden. Doch muß man Phantasie besitzen. ,<br />

und wenn man sie mit solchen Augen anschaut, ist jeder einzelne zau<strong>ber</strong>haft. Die Schönheit des<br />

<strong>Guppys</strong> verhält sich jedenfalls zu derjenigen anderer Aquarienfische – man könnte sagen – wie der<br />

Kontrast einer modernen zierlichen Armbanduhr zu einem altmodischen Wecker. Das Weibchen wird<br />

von vielen dagegen nicht als sonderlich schön angesehen. Zugegeben, die Wildform ist wenig<br />

anziehend gefärbt. Jedoch haben sich heutzutage die Guppy - Liebha<strong>ber</strong> schon sehr um eine<br />

Vervollkommnung verdient gemacht, so daß es <strong>ber</strong>eits schon Tiere mit leuchtend gefärbten Flossen in<br />

gold, blau und purpurrot gibt. Bei den Goldguppys und Albinos, Varianten der grauen Wildfarbe des<br />

Körpers, sind auch die Weibchen schöne Fische.<br />

Wie bei allen tropischen Fischen bringt auch hier die richtige Beleuchtung erst ihre volle Schönheit zur<br />

Geltung. Scharfe Augen lassen uns selbst die zartesten Farbtöne noch besser erkennen, und selbst<br />

der Farbblinde, der rot und grün als grau schattiert sieht, kann beim Anblick des <strong>Guppys</strong> noch sehr<br />

wohl alle anderen Farben und Schattierungen unterscheiden.<br />

Veredlungsmöglichkeiten<br />

Glücklicherweise gibt es viele Leute, die ein Talent besitzen, das andere leider entbehren, nämlich die<br />

Fähigkeit, die sie anspornt, lebende Wesen in ihrer Arteigenschaft zu vervollkommnen. Wieder andere<br />

sind zutiefst erfüllt von einer großen Liebe zur Natur. Allen, die eine dieser Gaben oder eine<br />

Verbindung beider besitzen, stellt der Guppy ein einzigartiges Versuchsobjekt dar. Wegen der großen<br />

Variationsbreite lassen sich unendlich viele Farbschläge erzielen. Jeder Züchter der Welt könnte allein<br />

für sich eine ganz bestimmte Form heranziehen. Wir werden noch im einzelnen näher behandeln,<br />

wenn wir einige der Variationen betrachten. Kein Fisch schenkt uns jedenfalls so viel Freude und<br />

Befriedigung, wie gerade dieser kleine Bursche.<br />

Belehrung<br />

Was könnte wohl ein besserer Natur – Anschauungsunterricht sein, als Tag für Tag zu beobachten,<br />

wie sich eine ganze Generation innerhalb weniger Monate entwickelt: Liebesspiele, Befruchtung,<br />

Trächtigkeit, Geburt, Fütterung, Krankheit, Feinde, Leben und Tod! Hier offenbart sich und die Natur<br />

all ihrer Schönheit. A<strong>ber</strong> das Studium endet nicht bloß damit, die Fische im Aquarium zu wissen. Bald<br />

muß man eifrig lernen.<br />

Viele Menschen, die niemals wußten, was Studieren bedeutet, lernten, wie sehr das Leben dadurch<br />

<strong>ber</strong>eichert wird. Was sind Daphinen? Könnte ich mir sie nicht sel<strong>ber</strong> ziehen? Wie würde sich das<br />

bewerkstelligen lassen? Wo leben Tubifex – Würmer? Man wälzt Bücher auf der Suche nach<br />

Beantwortung zahlreicher Fragen. So wird man lernbegierig und dieses Studium öffnet einem die Tür<br />

zum Leben. In einer der Jugend leichtverständlichen Form bietet der Guppy sozusagen einen<br />

Anschauungsunterricht des Lebens.<br />

Geringe Unkosten


Jedermann, ob jung oder alt, arm oder reich, ob Fahrstuhlführer oder Elektroingenieur kann sich die<br />

Guppy – Liebha<strong>ber</strong>ei leisten. Ein Litergefäß, eine Goldfischglocke, ein 10 -, 50 – oder 500 – Liter –<br />

Aquarium. Der eine züchtet beispielsweise seine kleinen Exoten in nur neunzehn 45 – Liter – Becken,<br />

ein anderer Meisterzüchter dagegen besitzt annähernd die gleiche Einrichtung. Wieder ein anderer<br />

besitzt vier 90 -–Liter – Becken in einem Raum seines Hauses, während er acht 12- Liter – Becken im<br />

Keller aufgestellt hat. Es gibt Tausende von Züchtern, die sogar mit einem einzigen Aquarium und<br />

mehreren kleinen Vollgläsern als Aufzuchtbecken zufriedengestellt sind.<br />

Auch die weitere Ausstattung braucht keineswegs kostspielig zu sein. Fast jeder findet in seinem<br />

Bekanntenkreise jemanden, der ein altes Aquarium auf dem Dachboden oder im Keller gern wieder in<br />

Benutzung gesehen hätte. Eine Zeitungsanzeige wird uns Angebote von Zubehörteilen aller Art<br />

bringen. Neue und alte Becken können natürlich auch in Zierfischgeschäften käuflich erworben<br />

werden. Alles zusammengenommen dürfte es wohl nur wenige derartige Steckenpferde geben, die<br />

uns nur so minimale Kosten <strong>ber</strong>eiten, vorausgesetzt natürlich, daß man nicht von sich aus viel Geld<br />

anwenden will, und selbst dann wird der größte Ausgabenposten der Ankauf von besonders<br />

wertvollen Zuchtfischen sein.<br />

Die erforderliche Zeit<br />

Der Liebha<strong>ber</strong> kann für sein Hobby täglich Stunden oder auch nur Minuten opfern. Wir haben<br />

beweisen können, daß bei Einhaltung eines gewissen Systems 80 Becken in täglich 15 Minuten an 6<br />

Tagen einer Woche und 4 Stunden am 7. Versorgt werden können. Wenn man dagegen keine<br />

lebende Algenvertilger hält und ängstlich darauf bedacht ist, die Scheiben stets blitzblank zu halten<br />

oder Schnecken mit der Hand entfernt, anstatt diese Arbeit zwei kleinen Cum<strong>ber</strong>land – Schildkröten<br />

zu ü<strong>ber</strong>lassen, wenn man weiterhin jeden Fisch geradezu bewacht, dann kann man allerdings gut und<br />

gerne einen halben Tag vor seinem Aquarium verbringen. Viele, die Freizeit im Ü<strong>ber</strong>fluß haben,<br />

machen es auch so und finden endlose Freude in ihrer Liebha<strong>ber</strong>ei.<br />

Fütterung – eine einfache Angelegenheit!<br />

Mit der Einführung fertiger Futterarten in Form von Trocken- oder Pastenfutter, erfordert die Fütterung<br />

nur noch einen Bruchteil der Zeit, die man früher dafür benötigte, als man ausschließlich Lebendfutter<br />

verwandte. Wem es Vergnügen <strong>ber</strong>eitet, seine Fische beim Fressen zu beobachten, kann sich bei der<br />

Fütterung genügend Zeit lassen. Entscheidend ist jedenfalls, daß die Fütterung nur wenig Zeit<br />

beansprucht. Man kann <strong>Guppys</strong> in 80 Becken in 4 Minuten füttern, das macht 3 Sekunden pro<br />

Becken!<br />

Hausgenossen<br />

Fast jeder einsame Mensch fühlt sich sofort wohler, wenn er irgend etwas Lebendes um sich hat. Das<br />

schafft ein gewisses Gemeinschaftsgefühl. Zugegeben, man beobachtet das Leben dann zwar in<br />

einer anderen Umgebung. Zugegeben sei auch, daß Fische niemals Spielgefährten werden können,<br />

wie z.B. Katzen und Hunde. Doch man kann sie wahrnehmen, sie leben und sie sind schön. Welch<br />

bessere Liebha<strong>ber</strong>ei könnte also schon für ältere Leute, Kranke oder Einsame gefunden werden.<br />

Anknüpfungspunkte für neue Freundschaften<br />

Kürzlich nahmen wir an einem Treffen einer Gesellschaft für tropische Zierfische teil, die 200<br />

Mitglieder hatte. Man stelle sich einmal die großartigen Möglichkeiten zur Anknüpfen neuer<br />

Freundschaften in solch einem Kreis vor. Alles aus dem gleichen Anlaß, nämlich in diesem Falle aus<br />

dem Interesse an den <strong>Guppys</strong>. Sie und ihre Freunde werden vielleicht einen Guppy – Klub gründen,<br />

auf Tümpeltouren gehen, gemeinsam Studien betreiben, Fische untereinander tauschen, kurzum: Ihr<br />

Leben um vieles <strong>ber</strong>eichern.<br />

Großer ideeller Wert<br />

Psychologen und Philosophen reden heutzutage viel ü<strong>ber</strong> Wertschätzung, und zweifellos ist<br />

Freundschaft von größter Bedeutung für viele Menschen. Glaubensgemeinschaften, ja sogar<br />

A<strong>ber</strong>glauben haben ihre gewissen Werte. Und so kann man auch wohl sagen, daß die <strong>Guppys</strong>, oder


auch nur ein Guppy – Pärchen allein, für den Liebha<strong>ber</strong> manchmal eine Bedeutung haben, die in<br />

keinem Verhältnis zu ihrem realen Wert stehen. Solch ein Liebha<strong>ber</strong> könnte sein ganzes Geld für<br />

diese Fische hingeben, auf deren Zucht er all seine Gedanken und Mühen, nicht selten sogar seine<br />

Liebe verwandt hat. Eine Frau zum Beispiel bestand darauf, 2 Dollar zu bezahlen, damit einer von uns<br />

käme, um ihren 10 -–Cent – Guppy zu heilen, obwohl man ihr ein halbes Dutzend wirklich schöner<br />

Exemplare als Ersatz anbot. Der 10 –Cent – Guppy bedeutete für die Frau eben einen Wert, der nicht<br />

mit Geld zu bezahlen war.<br />

Weitere Vorzüge des <strong>Guppys</strong><br />

Lebendgebärend: Viele Fischfreunde sind zunächst einmal schon insofern vom Guppy begeistert,<br />

weil er lebende Junge zur Welt bringt. Dieses ist eine der am meisten geschätzten Eigenschaften<br />

seiner Art.<br />

Schnelle Vermehrung: Ein gut gefüttertes Guppy – Weibchen hat oft ihren ersten Wurf schon im<br />

Alter von 90 Tagen, woraus sich die Dauer einer Generation ergibt. Neue Würfe erfolgen dann<br />

ungefähr alle vier Wochen.<br />

Keine Schäden durch Inzucht: Die meisten Fischarten leiden sehr durch Inzucht und werden kleiner<br />

oder unfruchtbar, manchmal sogar beides. Dem Guppy dagegen macht solches nichts aus. Gerade<br />

diesem Umstand verdanken wir die Entwicklung neuer Zuchtformen. Gleichzeitig erschließt er uns die<br />

Möglichkeit des Vererbung – Studiums.<br />

Polygamie: Ein kräftiges Männchen kann viele Weibchen befruchten. Daher braucht man die Fische<br />

nicht paarweise zur Zucht ansetzen. Hochzucht und Festigung der Stämme wird so noch<br />

nachdrücklicher erzielt.<br />

Unbegrenzte Anpassung an die verschiedensten Lebensbedingungen: Man kann sie in Behältern von<br />

nahezu jeder Größe und Form züchten. Das Wasser, in dem die <strong>Guppys</strong> gedeihen, braucht bezüglich<br />

Säuregehalt, Neutralität und Alkalität nicht konstant zu sein, wie es bei vielen anderen Fischen<br />

erforderlich ist. Zwischen 16 -–38° C halten sie selbst größte Temperaturunterschiede aus, also eine<br />

Skala von fast 20 Grad. Das ist allerdings dann auch die Höchstgrenze.<br />

Die unregelmäßige Fütterung schadet nichts: Während einige Fische von regelmäßiger Fütterung<br />

geradezu abhängig sind, macht es dem Guppy nichts aus, in völlig unregelmäßigen Zeitabständen<br />

gefüttert zu werden. Als Allesfresser vertilgen sie in Hungerzeiten Algen, winzige Wassertiere und<br />

Pflanzen, die für unser Auge nicht sichtbar sind. Manche fressen allerdings auch, wenn sie hungrig<br />

sind, die Jungen irgendeines Weibchens.<br />

Nicht wählerisch im Futter: Die Verschiedenheit der Nahrung, bei der die <strong>Guppys</strong> immer noch<br />

gedeihen, ist recht extrem. Ist die eine Futterart knapp, nimmt man einfach eine andere. Eine Mahlzeit<br />

mag zum Beispiel aus Trockenfutter bestehen, die nächste meinethalben aus Tubifex und dann<br />

vielleicht Daphinen. Sie sind keineswegs verwöhnt, wie unsere Haustiere oder viele andere<br />

Fischarten.<br />

Keine Schreckhaftigkeit: Hin und wieder gibt es wohl ein scheues Weibchen, a<strong>ber</strong> 99% aller <strong>Guppys</strong><br />

sind nicht schreckhaft.<br />

Anfälligkeit für nur wenige Krankheiten: Gegen die meisten der wenigen Krankheiten, die die Art<br />

befallen, haben wir – wenn sie rechtzeitig angewandt werden – geeignete Heilmittel. Jedenfalls gibt es<br />

für sie nur wenige Krankheiten. Krebs, der Fluch einiger anderen Fischarten, tritt bei <strong>Guppys</strong> nur<br />

selten auf.<br />

Nichtstreitsüchtig: Viele Männchen und Weibchen können in harmonischer Eintracht dauernd gehalten<br />

werden. Es kommt nur selten vor, daß einige Weibchen ein zänkisches Wesen zeigen, und das es zu<br />

Beißereien untereinander kommt. Doch dabei wird niemand verletzt, und bald ist der Friede wieder<br />

hergestellt. Manchmal umschwärmen ein Dutzend Männchen ein einzelnes Weibchen, ohne daß sie<br />

aufeinander eifersüchtig sind.


Immer wieder Mutationen: Diese außerordentliche wichtige Tatsache sei nicht zuletzt erwähnt, da sie<br />

wahrscheinlich die grundlegende Ursache für die Beliebtheit des Fisches ist. Wir werden uns in Kapitel<br />

V im einzelnen noch näher damit befassen.<br />

Die Anatomie des Guppy<br />

Das Leben im Wasser hat mannigfache Formen entwickelt. Von den knochenlosen Gallerten aus<br />

weichem Protoplasmen vertreten durch Quallen ü<strong>ber</strong> die niedrigen und höheren Krebsen, zu den<br />

primitiven Fischen mit knorpeliger Wirbelsäule und solchen mit echten Skelettknochen, bis hinauf zu<br />

den hochentwickelten Lebensformen, die gleichermaßen im Wasser schwimmen, als auch mit<br />

flügelartigen Flossen ü<strong>ber</strong> den Wellen segeln können. Der Guppy ist einer der kleineren Vertreter der<br />

ungeheuer mannigfaltigen Arten der großen Fischfamilie. Er lebt im tropischen Warmwasser, kann<br />

a<strong>ber</strong> auch Brackwasser vertragen und gehört – wie wir schon gesehen haben – zur Familie der<br />

Zehnkarpfen.<br />

Seine Färbung verdankt der Guppy mikroskopisch kleinen Farbflecken, die in die Haut eingelagert<br />

sind und Melanophoren genannt werden. Die große Verschiedenheit der uns bekannten Rassen<br />

resultiert aus Anzahl und Anordnung dieser Farbkleckse, die mit Ausnahme bei den am längsten<br />

durch Inzucht fortgepflanzten Exemplaren auftreten.<br />

Die äußere Form des Fisches wird durch das Skelett bedingt. Die Wirbelsäule läuft vom Kopf bis zum<br />

Schwanz.<br />

Sie wird aus einer großen Zahl feiner, durchlöcherter Knochen – Wirbel genannt – gebildet. Der Kopf<br />

mit Gehirnschale oder Schädel stellt den vorderen Abschluß der Wirbelsäule dar. O<strong>ber</strong> – und<br />

Unterkiefer sind aus Knochen gebildet. Die Rippen, mit der Wirbelsäule verbunden, schützen die<br />

meisten Organe, wie das auch bei uns der Fall ist. An verschiedenen Stellen des Körpers sind Flossen<br />

angesetzt. Becken – und Schultergürtel stützen die paarigen Flossen. Zwei Knochenplatten auf jeder<br />

Seite des Kopfes decken die Kiemen ab.<br />

Die Rückenflosse des <strong>Guppys</strong> ist oft die Krönung des ganzen Fisches, zumal sie sich gerade am<br />

höchsten Punkt der Wirbelsäule hochrichtet oder schwungvoll abwärts senkt. Oft genug erstreckt sie<br />

sich auch – besonders bei manchen Rassen und Formen – bis ü<strong>ber</strong> das Ende des Schwanzes. Die<br />

beiden dreieckigen Flossen an den Seiten kurz hinter dem Kopf werden Brustflossen genannt. Der<br />

Körper endet in der Schwanz – oder Caudalflosse. Die Flossen an der Unterseite des Körpers heißen<br />

je nach Anordnung: in der Mitte die Bauchflossen, auch Ventralen genannt, weiter hinten die einzelne<br />

After – oder Analflosse, die eigentlich eine doppelte Reihe von Flossenstrahlen enthält, doch so nahe<br />

aneinandergelegt, daß sie wie eine einzige erscheinen.<br />

Die Flossen werden durch zwei Arten von Strahlen gestützt. Die eine Art ist hart und unverzweigt, die<br />

andere dagegen weich und verzweigt, mit Segmenten. Die Schwimmbewegung wird fast<br />

ausschließlich durch den Schwanz ausgeführt, und zwar durch Bewegung desselben in Form einer<br />

Acht. Alle anderen Flossen unterstützen die Aufwärts – und Abwärtsbewegungen des Fisches und<br />

seine Gleichgewichtslage. Beobachten Sie sel<strong>ber</strong> einmal einen Guppy, und Sie werden feststellen,<br />

daß er sich hauptsächlich durch Körperwendungen in die eine oder andere Richtung dreht.<br />

Verdauungssystem<br />

Guppy haben bezahnte Kiefer und Gaumen. In der Mundhöhle befindet sich eine Zunge; dahinter der<br />

Schlund. Zu beiden Seiten des Schlundes lassen Kiemenschlitze Wasser in die Kiemenhöhle. Vom<br />

Schlund zum umfangreichen Magen führt eine kurze Speiseröhre, Oesophagus genannt. Vom Magen<br />

aus befördern die Eingeweide die verdaute Nahrung auf vielfach gewundenem Wege bis zum After,<br />

dessen Öffnung sich dicht vor der Afterflosse befindet. Zur Verdauung sondert die Le<strong>ber</strong> des Guppy<br />

Galle ab, wohingegen die Milz bei der Reinigung des Blutes hilft. Wie sich aus dem täglichen großen<br />

Nahrungsverbrauch des <strong>Guppys</strong> ergibt, verläuft die Verdauung sehr rasch.<br />

Blutkreislauf


Das Hez ist wesentlich anders gebaut als das der Säugetiere. Es hat zwei Herzkammern an Stelle von<br />

vier, Herzrohr und Ventrikel genannt. Das zirkulierende Blut wird beim Kontrahieren des Herzens aus<br />

dem Ventrikel in die Kiemen gedrückt, wo es Sauerstoff aufnimmt und Kohlensäure abgibt. Das mit<br />

Sauerstoff angereicherte Blut wird in die Rückenarterie – die sich in kleine und kleinste Gefäße<br />

verzweigt – durch den ganzen Körper gepumpt. Das Blut gibt in den feinsten Gefäßen den Sauerstoff<br />

ab und nimmt Kohlensäure und Abfallprodukte wieder auf. Es fließt dann durch die Venen zum Herzen<br />

wieder zurück. Neben den Venen sorgen auch die Lymphgefäße dafür, das Blut aus den feinsten<br />

Gefäßen wieder zum Herzen zu transportieren, um von dort aus wieder in die Kiemen gepumpt zu<br />

werden.<br />

Die Kiemen, die dem Fisch als Organ für den Sauerstoff – Kohlensäure – Austausch dienen, werden<br />

wegen ihrer exponierten Lage leicht von Krankheiten befallen. Jede Kieme besteht aus einem<br />

Knochenbogen, der an seiner Außenfläche zahnartige Gebilde aufweist, Kiemenrechen genannt. Er<br />

besitzt an der Hinterseite oder auf der hinteren O<strong>ber</strong>fläche Kiemenblättchen, die dauernd von Wasser<br />

umschlossen werden, das vom Maul aus durch die Kiemenöffnung gepreßt werden.<br />

Die Schwimmblase<br />

Der Guppy hält sein Gleichgewicht und seine Position im Wasser mit Hilfe einer Luftblase im Inneren<br />

des Körpers. Zahlreiche Blutgefäße durchziehen die Blasenwand und helfen, den gasförmigen Inhalt<br />

aufrechtzuerhalten, indem sie die zugeführte Sauerstoffmenge so regulieren, daß sowohl die<br />

Schwimmblase ein Luftreservoir bildet, als auch ein Organ ist, das den Fisch in die Lage versetzt, sich<br />

dem Wasserdruck anzupassen. Versuche haben gezeigt, daß das Gas in der Schwimmblase einen<br />

höheren Prozentsatz Kohlensäure enthält, als die normale Atmosphäre.<br />

Fortpflanzungssystem<br />

Die eierlegenden Fische werden ovipar genannt. Diejenigen, die ähnlich wie die Säugetiere lebende<br />

Junge zur Welt bringen, nennt man vivipar. Die Arten jedoch, deren Eier im Mutterkörper reifen und<br />

deren Jungen bei der Geburt aus dem Ei schlüpfen, werden als ovovivpar bezeichnet. Die Eierstöcke<br />

werden von winzig kleinen Zellen, den Keimepithelien, durchzogen, die sich teilen und so die<br />

Nachkommenschaft entstehen lassen. Nach erneuter Spaltung und Entwicklung werden sie zu Eiern,<br />

a<strong>ber</strong> erst, nachdem sie im Laufe dieses Prozesses einen Dotter ausgebildet haben. Die Embryonen<br />

daraus werden innerhalb des Mutterkörpers aus der Nahrung im Ei ernährt; nicht dagegen ü<strong>ber</strong> die<br />

Placenta im mütterlichen Uterus. Die Jungen werden durch winzige Venen des Mutterkörpers mit<br />

Sauerstoff versorgt und geben die Kohlensäure wieder ab und zwar durch die enge Verbindung von<br />

winzig kleinen Kapillaren in den Wänden der Follikel, in denen sie sich entwickelten.<br />

Ein kurzer Verbindungsgang leitet die winzigen vollentwickelten Embryonen, wie die Jungen genannt<br />

werden, im Augenblick der Geburt zur Geschlechtsöffnung. Dort scheinen sie sich gleichsam<br />

aufzurollen und werden dann in die <strong>ber</strong>gende Sicherheit der Pflanzen abgestoßen. Oder a<strong>ber</strong> sie<br />

liegen bewegungslos auf dem Sand oder Kies des Bodens. Ihre ersten selbständigen Bewegungen<br />

tragen sie stets abwärts, und dort rasten sie eine ganze Weile, bevor sie sich weiterbewegen. Im<br />

Becken, sondern sie sich in kleinen Gruppen eine ganze Zeitlang von den größeren Fischen ab.


Der männliche Guppy ist – ebenso wie andere lebendgebärende Fische – mit einem Begattungsorgan<br />

(Gonopodium) versehen. Bei der Geburt ist die Afterflosse des Männchens der des Weibchens noch<br />

ähnlich. Mit zunehmendem Wachstum verändert sie sich a<strong>ber</strong> langsam, so daß sie im Ruhestadium<br />

dünner und länger erscheint als die des Weibchens. Der Flossenansatz am Körper differiert bei den<br />

beiden Geschlechtern dann ebenfalls. Die männliche Flosse rückt mit dem Größerwerden immer<br />

weiter nach vorn. Nach Entwicklungsabschluß sind die neun Flossenstrahlen dicht aneinandergerückt.<br />

Am Ende des längsten Strahls, es ist der dritte, befindet sich ein Häutchen mit einem nach hinten<br />

gerichteten Haken. Dieses Häutchen faltet sich ü<strong>ber</strong> dem Gonopodium. Es befindet sich in ihm a<strong>ber</strong><br />

keine Röhre, wie so oft irrigerweise angenommen wird. Das Geschlechtsorgan liegt dicht hinter dem<br />

After.<br />

Vor dem After befinden sich zwei von den Beckenknochen gestützte Bauchflossen, die sich von<br />

denen des Weibchen ebenfalls merklich unterscheiden.<br />

Die Begattung vollzieht sich in der Weise, daß die drei umgebildeten Flossen nach vorn schwingen,<br />

sich möglicherweise den Bruchteil einer Sekunde <strong>ber</strong>ühren, und so eine Röhre bilden, durch welche<br />

dann die männlichen Spermien in das weibliche Geschlechtsorgan eingeführt werden.<br />

Beim Männchen wird das Organ, in dem sich das Keimplasma sammelt und das Sperma bildet,<br />

Samendrüsen genannt. Eine kurze Röhre verbindet die inneren Geschlechtsorgane mit den äußeren.<br />

Die Spermatogenese, wie das Reifen des Spermas vom Keimplasma an genannt wird, unterscheidet<br />

sich erheblich von dem Vorgang bei den Säugetieren. Die Samendrüsen sind mit Gewebe angefüllt,<br />

das sich aus Keimplasmazellen (Primordiale Geschlechtszellen) zusammensetzt. Während der


ganzen Zeit des Teilungsprozesses bringen die Zellen immer mehr ihrer Art hervor. Man nahm an,<br />

daß sie sich einmal verausgaben müßten. Jedoch haben Versuche von Zellverpflanzungen bei<br />

Säugetieren gezeigt, daß das Keimplasma unvergänglich ist. Es scheint sich nur zu verausgaben,<br />

wenn das Tier altert.<br />

Die ersten Zellen, die durch die Urgeschlechtszellen gebildet werden, nennt man Spermatocyten.<br />

Diese wiederum bilden sich zu Zellen um, die mit einem Schwänzchen versehen sind, die der<br />

Fortbewegung dienen. Die letztgenannten Zellen werden kurz Spermien genannt. Sie liegen eng<br />

geordnet in Zellkammern, Spermatocysten genannt. Bei den Säugetieren befindet sich das Sperma in<br />

Samenkanälchen mit der Kopfseite nach außen und dem Schwanz nach innen gerichtet. Es bewegt<br />

sich in großen Mengen durch den Samenleiter, wie das Kanälchen genannt wird. A<strong>ber</strong> beim<br />

männlichen Guppy bleiben sie ballenförmig zusammengeklebt in sogenannten Spermatophoren. Nicht<br />

also Massen von losem Sperma, wie bei Säugetieren, sondern eine Kette von Spermatophoren<br />

verläßt den Samenleiter in einen Raum dicht an der Außenseite.<br />

Wie wir schon beobachtet haben, ist die doppelte Afterflosse des Männchens so modifiziert, daß sie<br />

eine Vorwärtsbewegung machen kann, um so eine Durchgangsröhre für die Spermien zu bilden. Der<br />

Vorgang der Spermaausschüttung geht derart rasch vor sich, daß das menschliche Auge nicht folgen<br />

kann. Der Zau<strong>ber</strong>er, der uns mit seinen blitzschnellen Manipulationen blufft, ist schleichend langsam,<br />

verglichen mit den Bewegungen des männlichen <strong>Guppys</strong>. Die Samenträger werden in die weibliche<br />

Geschlechtsöffnung hineingestoßen, und, sind sie erst einmal dort eingetreten, zum Eileiter befördert.<br />

Der Körper des Weibchens entwickelt die Eier. Die Röhre, welche die männlichen Spermien aufnimmt<br />

und zu den Eierstöcken weiterleitet, bezeichnet man mit Eileiter oder Ovidukt. Dieser Name ist<br />

allerdings nicht ganz zutreffend, denn Ovidukt bedeutet „Weiterleiten des Eies“ – und <strong>Guppys</strong> legen ja<br />

gar keine Eier.<br />

Im Eileiter werden die Spermien von der sie umschließenden Haut befreit. Man nimmt an, daß die von<br />

dem Weibchen ausgeschiedenen Sekrete diese Haut aufweichen und so die Spermien freimachen.<br />

Das Sperma gelangt dann in die Falten des Uterus und wartet hier auf die ankommenden reifen Eier,<br />

um sie zu befruchten.<br />

Die Eibildung ist der Spermienbildung nicht unähnlich. Einige der Urzellen teilen sich, ihr Produkt teilt<br />

sich erneut und bildet dann die Eier. Die Anzahl der Eier ist der entscheidende Faktor für die Anzahl<br />

der schlüpfenden Jungen. Tausende von Spermien sind für ein Ei bestimmt. Die Natur bildet nur sehr<br />

sparsam, ist dagegen mit Spermien ungeheuer verschwenderisch. Bei einer männlichen<br />

Samenentleerung der meisten männlichen Säugetiere werden zehn Millionen oder mehr Spermien<br />

abgestoßen. Im Falle des <strong>Guppys</strong> ist es jedoch unbekannt, wieviel in den Körpers des Weibchens<br />

eindringen. Die Anzahl der Spermien muß jedoch sehr groß sein, weil nach einer einzigen Begattung<br />

annähernd acht Monate lang Wurf nach Wurf hervorgebracht werden kann. Beim Säugetier dagegen<br />

lebt das Sperma nur wenige Tage im Uterus des Weibchens.<br />

Die Befruchtung beim Guppy ist ein äußerst interessanter Vorgang. Die Spermien dringen in die<br />

Eierstöcke ein und warten auf den ersten Schub der reifen Eier. Jeder folgende Schub Eier wird nicht<br />

eher reif zur Vereinigung mit den wartenden Samen, bevor nicht das allerletzte Ei des<br />

vorhergehenden Schubes den Körper des Fisches als lebender Embryo verlassen hat. Nach dem<br />

Abstoßen des ersten Wurfs entwickeln sich die neuen Eier rasch und werden durch das schon<br />

vorhandene Sperma befruchtet. Forschungen haben ergeben, daß die Spermien im weiblichen Körper<br />

ü<strong>ber</strong> acht Monate „ruhen“ können und dennoch befruchtungsfähig bleiben.<br />

Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften des Weibchens ist wohl ihr Vermögen, eine große<br />

Anzahl von Jungen vor und nach der Geburt in sich zu tragen. Wenngleich das Weibchen auch<br />

verhältnismäßig groß erscheint, so ist es doch erstaunlich, wie z.B. 75 Junge mitsamt ihrer<br />

Embryonalhaut auf so kleinen Platz verpackt sein können. Und ebenso interessant ist die Frage, wie<br />

sie diese Menge in ihrem Magen unterbringen kann. Wir beobachteten ein Guppy – Weibchen, das<br />

seine Jungen ebensoschnell wieder auffraß, wie es sie gebar. Wenn ein Weibchen seine Jungen in<br />

einem Schwarm ruhig um sich her schwimmen hat, jedoch dabei gestört wird, so wird man kurz darauf<br />

keine Spur der Nachkommenschaft mehr finden. Vor allem a<strong>ber</strong> liegt der Grund, die Jungen zu<br />

fressen, im Hunger der Mutter.


Eines der wichtigsten Probleme ist die Frage, ob ein Weibchen, das <strong>ber</strong>eits von einem Männchen<br />

befruchtet wurde, auch noch von einem zweiten oder dritten Männchen befruchtet werden kann. Wir<br />

haben versuchsweise ein goldgezeichnetes Weibchen mit einem ebensolchen Männchen gepaart.<br />

Während das Weibchen ihre ersten gold – gezeichneten Jungen zur Welt brachten, wurden einige<br />

junge Männchen von natürlicher Farbe ins Becken gesetzt. Der nächste Wurf enthielt keine<br />

Goldvariation. Die Spermien der naturfarbenen Männchen hatten die Eier befruchtet. Der Versuch<br />

wurde viele Male mit demselben Ergebnis wiederholt. Auch als wir später die Gold – Guppy –<br />

Weibchen durch Albinoweibchen ersetzten, hatten wir dieselbe Resultate.<br />

Will man einen Schluß daraus ziehen, so läßt sich folgendes sagen: Wird ein Weibchen mit einem<br />

bestimmten Männchen gepaart, so kann das Sperma dieses Männchen alle Eier befruchten, a<strong>ber</strong><br />

wenn zur Zeit der Geburt das Weibchen mit einem anderen Männchen zusammengesetzt wird, so<br />

befruchtet höchstwahrscheinlich das frischere Sperma dieses Männchen den nächsten Schub Eier.<br />

Dieses Resultat ist für die Zucht von eminentem Wert.<br />

Die Trächtigkeitsperiode beträgt 22 bis 24 Tage, und zwar bezeichnet man damit die Zeitspanne<br />

zwischen Befruchtung und Geburt. Unter den günstigen Bedingungen erblickt also alle 27 bis 30 Tage<br />

eine neue Brut das Licht der Welt. Die fünf bis sechs Tage Unterschied werden für die Zeit <strong>ber</strong>echnet,<br />

die für die Entwicklung der Eier einer Befruchtungsperiode nötig ist. Nach 30 bis 35 Tagen lassen sich<br />

<strong>ber</strong>eits die Geschlechter unterscheiden. Der Körper der größeren Weibchen bekommt dann den<br />

Trächtigkeitsfleck, den die Männchen nicht aufweisen. Bei den Männchen zeigt sich a<strong>ber</strong> <strong>ber</strong>eits die<br />

Ausbildung des Geschlechtsorganes. Deutliche Farbpunkte oder schwarze Flecken können vom 40.<br />

Tage an festgestellt werden. Bei schnellwachsenden Arten zeigen sich die Schwanzfarben schon<br />

nach 28 Tagen. Es bestehen diesbezüglich große Unterschiede. Einige reifen <strong>ber</strong>eits zwei Wochen<br />

früher aus als andere. Schnellwachsende Männchen fangen <strong>ber</strong>eits nach 28 Tagen an, Farbe zu<br />

entwickeln. In Versuchen ließ sich nachweisen, daß die charakteristische Schwarz – Rot – Gelb-<br />

Pigmentierung von Hormonen abhängig zu sein scheint, die in Drüsen erzeugt werden. Das ist eine<br />

sehr wichtige Wahrnehmung. Die weiblichen Hormone hemmen die Farbentwicklung, wie sie beim<br />

Männchen auftritt. Weibchen, die männliche Hormone injiziert bekommen, entwickeln männliche<br />

Eigenschaften. Unreife Weibchen können das Sperma reifer Männchen so lange bei sich tragen, bis<br />

sie selbst reif sind. Darum ist es notwendig, alle erwachsenen Männchen aus dem Zuchtbecken mit<br />

Jungbrut herauszuhalten, oder a<strong>ber</strong> man muß die Jungen gleich nach der Geburt in ein anderes<br />

Becken setzen.<br />

Das unbefruchtete Guppy – Weibchen hat alle 4 bis 6 Tage eine Periode, während welcher es das<br />

Männchen annimmt. Dies hat man durch Beobachtungen festgestellt und fernerhin bemerkt, daß,<br />

wenn die Temperatur 27 Grad beträgt, jedes Weibchen eine Schrägstellung im Wasser einnimmt. Im<br />

kalten Wasser ändert das Weibchen selten seine Stellung, obgleich die Männchen es weiterhin<br />

verfolgen, dies sogar, wenn äußerlich kein Sexual – Rhythmus erscheint, noch möglicherweise innere<br />

Veränderungen auftreten. Alles erreichbare Beweismaterial ü<strong>ber</strong>zeugt davon, daß <strong>Guppys</strong> in warmen<br />

tropischen Gewässern fruchtbarer sind.<br />

Man nimmt an, daß das Männchen einen Tag nach Unterbringung im Becken eine Substanz<br />

absondert, die veranlaßt, daß das Weibchen die Schrägstellung auch im Wasser unter 27 Grad<br />

einnimmt. Manche Züchter stimmten in der Ansicht ü<strong>ber</strong>ein, daß sie bei begattungsscheuen Weibchen<br />

bessere Resultate erzielen, wenn sie viele Männchen zu diesem Weibchen ins Zuchtbecken bringen.<br />

Es ist vielleicht dieser unbekannten, vom Männchen produzierten Substanz zuzuschreiben, daß dann<br />

mehr Aussicht besteht, solche Weibchen zur Befruchtung geneigter zu machen.<br />

Das Nervensystem<br />

Der Guppy hat alle Sinnesorgane der Säugetiere und vielleicht noch andere, die wir bei diesen gar<br />

nicht finden. Das Gehirn ist das Hauptwahrnehmungs – und Empfindungsorgan. Das Rückenmark<br />

läuft durch den Rückenmarkskanal der Wirbelsäule. <strong>Guppys</strong> riechen mit den Endungen der<br />

Riechnerven. Der Riechnerv verbindet die Nasenhöhle mit dem Gehirn. Der Vorgang des Riechens ist<br />

jedoch nicht mit dem Atemsystem gekoppelt. <strong>Guppys</strong> hören durch zwei geschlossene Höhlungen auf<br />

beiden Seiten des Kopfes. Die Höhlungen enthalten Gehörsteinchen (Otolithen), die die Schallwellen<br />

ü<strong>ber</strong>tragen. Sie fühlen mittels in die Haut eingelagerter Nervenverbindungen und der<br />

Seitenlinienorgane, die wir bei allen Fischen wiederfinden. Sie schmecken ihr Futter. Das<br />

Gleichgewichtsempfinden wird anscheinend durch die Gehörsteinchen ermöglicht.


Durch die Regenerationsfähigkeit der Nerven geben die <strong>Guppys</strong> für Neurologen wertvolles<br />

Versuchsmaterial ab. Unbeschadet läßt sich nämlich das Rückenmark durchschneiden. Es regeneriert<br />

sich innerhalb kürzester Frist wieder – manchmal schon am dritten Tage nach Ausführung der<br />

Operation.<br />

Das Ausscheidungssystem<br />

Die Nieren filtrieren das Blut und entfernen daraus die ü<strong>ber</strong>schüssigen Abfallprodukte, die ü<strong>ber</strong> die<br />

Harnleiter zur Blase gelangen. Niere sowie Blase sind beides kleine Organe. Die Blase entlädt sich<br />

durch die Kloake genau hinter dem After. Das Blut trägt die Abfallgase in die Kiemen, durch die sie in<br />

das Wasser abgeführt werden.<br />

Notwendige technische Hilfsmittel<br />

Was benötigt man nun eigentlich zur Aufzucht von <strong>Guppys</strong>? Zunächst sehr wenig! Ein Einmachglas<br />

von einigen Litern, versehen mit Kies und Pflanzen und dann noch ein Fangnetz sichern <strong>ber</strong>eits den<br />

besten Erfolg. Noch besser und rationeller kann man es natürlich machen, wenn man sorgfältig die<br />

Ausrüstung zusammenstellt. Nachdem ich viele Guppy – Liebha<strong>ber</strong> kennengelernt und ihre<br />

Gebrauchsmaterialien studiert habe, versuchte ich eine Anlage ausschließlich für Guppy – Zucht in<br />

der zweckentsprechendsten Form zu gestalten. Und dies nun ist die Einrichtung, für die ich mich<br />

entschloß. Nach mehren Jahren der Erprobung sehe ich jetzt nur noch wenige<br />

Verbesserungsmöglichkeiten.<br />

Becken<br />

Unsere eigenen Becken enthalten 45 und 68 Liter. Ein anderer hat 8 und 40 – Liter – Becken, der<br />

nächste wiederum 45 und 68 Liter – Becken. Der eine hat ein Auto – Luftkompressor installiert, der<br />

andere wiederum benutzt verschiedene kleine Pumpen. Wir haben Leuchtstoffröhren und Glühlampen<br />

ausprobiert. Der Pflanzenwuchs ist bei der verschiedenartigen Beleuchtung natürlich unterschiedlich.<br />

Jetzt, wo Sie dieses Buch lesen, benutzen wir beide gerade ausschließlich Glühlampen und zwar eine<br />

35 – Watt – Lampe mit Reflektor ü<strong>ber</strong> jedem großen Becken.<br />

Ein Liebha<strong>ber</strong>, der nur einen Stamm züchtet, mag gut und gerne mit 6 oder 8 Becken auskommen.<br />

Ein Anfänger kann <strong>Guppys</strong> sogar in ein paar großen Mayonnaise – Gläsern aufziehen, die er<br />

freundlicher von einem Gastronomen bekommen hat, und vermag so einige Fische erfolgreich zu<br />

halten, voraus natürlich, daß er eine Möglichkeit hat, die Temperatur zu regulieren, und nicht zuviel<br />

Fische in seinen Gläsern hält, da dann künstliche Durchlüftung nötig ist.<br />

Es sind jedoch nur wenige Liebha<strong>ber</strong> mit derartigem Behelf zufrieden. Wenn die Zahl der <strong>Guppys</strong><br />

wächst, so steigt auch der Bedarf an einer besser durchdachten Einrichtung. Die vielen kleinen<br />

Erfindungen aus der Branche des Zierfischhandels verführen einen Zierfischfreund leicht zu<br />

Anschaffungen. Man kann nur schweren Herzens die Kataloge wieder schließen, die all die<br />

interessanten Sortimente und nützlichen Dinge enthalten, wie z. B.: teure Pflanzen, Heilmittel,<br />

Pumpen, Filter, Ablaichkästen. Der nächste Schritt des Fischliebha<strong>ber</strong>s ist zu nächst einmal ein<br />

großes Becken. Er kann aus rostfreiem Stahl oder ein Schwarzblech – Gestell sein. A<strong>ber</strong> es muß eine<br />

automatische Vorrichtung haben, die Temperatur zu kontrollieren. Hierzu gehört ein Heizer mit einem<br />

Thermostaten oder eine Röhre, die beide Prinzipien in sich vereinigt. Dann selbstverständlich noch<br />

eine O<strong>ber</strong>leuchte mit Reflektor, und es ist dafür gesorgt, daß sich die Fische in allerprächtigsten<br />

Farben zeigen.<br />

Wasser<br />

...... ist ein schwieriges Problem! Wer einen kristallklaren, schnellfließenden Bach kennt, dessen<br />

Wasser sich als passend für <strong>Guppys</strong> erwiesen hat, verfügt gewöhnlich ü<strong>ber</strong> das beste Wasser.<br />

Entchlortes Wasser aus den großen Stadt – Reservoiren ist auch gut. Wasser aus artesischen<br />

Brunnen tötet die Fische oft sehr schnell. Quellwasser ist auch nicht immer verläßlich, ebensowenig<br />

Wasser aus Bächen, die Ablagerungen von Mineralien durchfließen. Ein Kenner behauptet, daß das<br />

Wasser, in dem Nitella wächst und gedeiht, das Gegebene sei. Dies dürfte ein ausgezeichneter<br />

Prüfstein sein. Man sollte es ausprobieren. Einige Liebha<strong>ber</strong> unterhalten mit Glas ausgekleidete


Speicherbecken, die sie mit gechlortem Leitungswasser füllen und es darin abstehen lassen, bis sich<br />

das Chlor ausgeschieden hat. Dann erst leitet man es direkt in die Becken, um das vorher mit einem<br />

Saughe<strong>ber</strong> abgelassene Wasser zu ersetzen. Niemals tue man <strong>Guppys</strong> in Wasser, das durch<br />

Tonschlamm verschmutzt ist. Schon 2% können in zwei Stunden zur Erstickung führen, indem<br />

nämlich die Kiemen mit Schlamm verklebt werden. Die <strong>Guppys</strong> erscheinen dann an der O<strong>ber</strong>fläche,<br />

ringen nach Luft und schwimmen auf der Seite, alles Beweise ihres schlimmen Zustandes.<br />

Es ist durchaus möglich, daß sich die <strong>Guppys</strong> in ihrer heimatlichen Umgebung nicht das ganze Jahr<br />

ü<strong>ber</strong> im gleichen Maße vermehren. Ihre Fortpflanzungsgewohnheiten werden höchstwahrscheinlich im<br />

hohen Maße von der Nahrungsmenge und den Wasserverhältnissen beeinflußt. Während der<br />

Trockenperiode gelangt wesentlich weniger Frischwasser in die Ströme und Teiche, in denen sie<br />

leben. Das Wasser wird dann zeitweilig stagnant. In der feuchten Jahreszeit dagegen frischt neu<br />

hinzufließendes Wasser, zum Teil Regenwasser, also praktisch destilliertes Wasser, den Lebensraum<br />

der <strong>Guppys</strong> wieder auf und damit ebenso den kleinen Fisch selbst. Und gleichermaßen wie sich das<br />

Wasser wieder einstellt, so natürlich auch wieder das Futter.<br />

Wie wenige Aquarianer denken a<strong>ber</strong> wohl daran, ihre <strong>Guppys</strong> im Altwasser mit zugefügtem<br />

Frischwasser wieder zu beleben? Wenn es den Guppy nicht so gut geht, empfiehlt es sich dringend,<br />

diese Behandlung anzuwenden, und sehr schnell wird man dann die Wiedererweckung aus einem<br />

Stadium der Apathie beobachten können. Kurz gesagt: Die armen kleinen <strong>Guppys</strong> warten das ganze<br />

Jahr hindurch auf die Regenzeit, a<strong>ber</strong> sie kommt einfach nicht.<br />

Wasserwechsel im Becken<br />

Wenn man Wasser direkt in ein gut bepflanztes Becken gießt, kann es einem passieren, daß man<br />

tiefe Löcher im Kies verursacht, die Pflanzen herausspült und Wirbel sowie Trübungen im Wasser<br />

erzeugt. All dies kann man in verschiedener Weise vermeiden:<br />

1.) Man halte die Hand muldenförmig unter die Wassero<strong>ber</strong>fläche und gieße dort Wasser hinein.<br />

2.) Zwei verschieden große Netze werden ineinandergegeben, untergetaucht und dort hinein wird<br />

das Wasser gegossen.<br />

3.) Gute Dienste leistet auch ein Ausguß einer Kanne angebrachtes Moskitonetz, welches man<br />

zweckmäßigerweise zu einer 15 cm langen Rolle zusammendreht, mit etwas Stoff umwickelt, der<br />

Länge nach zusammennäht und mit einem Ende ü<strong>ber</strong> das Gießrohr der Kanne steckt. Damit sich<br />

keine Störungen im Becken bemerkbar machen, taucht man dann diese verlängerte Stoffröhre<br />

während des Gießens ins Wasser.<br />

Wenn das Wasser eines Beckens einmal sein kristallklares Aussehen verliert, so ist die Beobachtung<br />

der meisten Vorgänge sehr beeinträchtigt, die zu erkennen für uns von eminenter Wichtigkeit sind.<br />

Diese Wassertrübung, die alles verschleiert, kann mancherlei Ursachen haben.


In jedem Becken sammeln sich Abfallprodukte aller Art, wie z. B. unverwertete Nahrung, Exkremente<br />

von Fischen, Pflanzenü<strong>ber</strong>reste, Schmutz im Wasser, Erde aus dem Darm verfütterter Würmer unsw.<br />

Anstatt vorn im Becken, wo man es leicht absaugen könnte, sieht man es durch das Wasser wirbeln.<br />

Schuld daran sind die sich aufwärts bewegenden Luftblasen der Durchlüftung. Für denjenigen, der ein<br />

Filter benutzt, ist es jedoch eine Kleinigkeit, diese Trübungen zu beseitigen. Man soll allerdings dabei<br />

den Durchlüfter nicht bewegen. Ein Filter zusätzlich, und schon ist das Wasser jedenfalls wieder<br />

kristallklar.<br />

Eine andere Art, das Becken sau<strong>ber</strong> zu halten, ist gänzliches Abschalten des Durchlüfters, und<br />

zwar solange, bis der Schmutz sich am Boden abgesetzt hat. Dann ist er abzusaugen und<br />

Frischwasser aufzufüllen.<br />

Bakterielle Trübung ist ein weiterer Übelstand und meistens durch Ü<strong>ber</strong>fütterung der Tiere bedingt.<br />

Wenn Antibiotica, zum Beispiel Penicillin, Auremycin oder Terramycin dem Wasser beigegeben<br />

werden, verschwindet die Trübung – leider jedoch nicht immer! Die Fütterung mit Enchyträen oder<br />

Mikrowürmern und einiges von ihren Futterresten geben gleichfalls bedauerlicherweise Ursache für<br />

das Bakterienwachstum und eine üble Trübung des Wassers. Wenn die Antibiotica da nicht helfen,<br />

muß das Wasser abgezogen und ersetzt werden.<br />

Die Frage des Säure – und Alkaligehalts, ein Wert in pH gemessen, läßt sich leicht kontrollieren.<br />

Gelbes imprägniertes Papier, wenn man es in kleinen Rollen in jedem Zierfischgeschäft haben kann,<br />

zeigt einigermaßen genau den pH – Wert an. <strong>Guppys</strong> halten sich am besten bei einem pH – Wert von<br />

sieben. Das ist der neutrale Wert. Genauer sind flüssige Indikatoren, bei denen der pH – Wert durch<br />

Vergleichsröhren festgestellt wird. Doch ist diese Art wesentlich kostspieliger – und, da die<br />

Flüssigkeiten nicht unbegrenzt haltbar sind, nicht so genau und einfach im Gebrauch wie das<br />

Indikatorpapier.<br />

Ist das Wasser zu sauer, füge man am besten etwas doppeltkohlensaures Natron hinzu, ist das<br />

Wasser alkalisch, so benutze man dagegen saures Natriumbiphosphat oder Phosphorsäure. Die<br />

Menge, die notwendig ist, hängt vom Säure – oder dem Alkaligehalt des Wassers ab, ebenso natürlich<br />

auch von der Größe des Beckens. Für ein 10l – Becken ist eine kleine Prise von jeder Chemikalie<br />

durchaus genug, für ein 50l – Becken muß schon ein viertel Teelöffel sein. Ob die Chemikalien im<br />

Wasser auflöst und mithin gut vermischt sind, kann man durch Kontrolle an dem Vergleichspapier<br />

ablesen.<br />

Algen sind winzige Pflanzen, die im Wasser gedeihen und hier die verschiedenartigsten Wirkungen<br />

erzielen. Ein Mikroskop führt uns in eine neue, fremde Welt, die sich dort erstreckt, wo die meisten<br />

Menschen nur grünliche Farbe im Wasser sehen. Die Biologen sind der Meinung, daß Algen einst die<br />

ersten Pflanzen auf der Erde waren, und alle anderen Vegetationsformen, Bäume eingeschlossen,<br />

aus diesen bescheidenen Anfängen sich entwickelten. Manche Algenkolonien nehmen recht viel Platz<br />

ein, man denke nur zum Beispiel an die zottigen braunen Massen, die man bei Ebbe an den<br />

Küstenfelsen sieht. Es gibt violett gefärbte, rote, blaugrüne und rein grüne Algen. „Froschspeichel“,<br />

wie er in stehenden Gewässer gedeiht, ist z.B. eine Form davon. Die Vielgestalt in der Welt der Algen<br />

ist geradezu verwirrend. Alle Algen enthalten Chlorophyll, jede Zelle hat einen Zellkern. Das<br />

Chlorophyll unterscheidet sie von den Bakterien und Pilzen. Blaugrüne Algen haben jedoch keine<br />

Zellkerne, bilden somit eine Ausnahme und verdienen besonders eingeordnet zu werden.<br />

Beachtenswert ist, daß Algen große Mengen Kohlendioxyd aufspalten und manche Arten im<br />

Fischbecken daher hervorragende Dienste tun. Bei mikroskopischer Betrachtung unterscheiden wir<br />

Algen, die als zusammenhaftende Masse Glas und Kies ü<strong>ber</strong>ziehen. Andere wieder sind<br />

freibeweglich, z.B. Euglena viridis, den Studenten der Botanik so gut bekannt durch ihren<br />

spindelförmigen Körper und den Mangel an fester Zellulose in den Wänden – was ihnen ermöglicht,<br />

sich wie ein Wurm zu krümmen – mit rotem Augenfleck und der Geißel, die sie vorwärtstreibt. Einige<br />

Algen können das Wasser vergiften. Beobachtungen haben erwiesen, daß absterbende und<br />

verwesende Blaualgen Fische in sehr kurzer Zeit töten können. Sogar in Seen sind<br />

nachgewiesenermaßen tonnenweise Fische durch sie vernichtet worden.<br />

Einige Algenformen haben sich in winzigen Kolonien zusammengefunden. Durch das Algenstudium<br />

eröffnet sich dem aufmerksamen Beobachter jedenfalls ein großer Teil der Entwicklungsgeschichte.<br />

Jeder Guppy – Liebha<strong>ber</strong> muß ü<strong>ber</strong> Algen Bescheid wissen, und sei es auch nur zum Zweck ihrer<br />

Kontrolle. Algen können sich nicht bei Dunkelheit vermehren. Viele sterben sogar schon ab, wenn


grelles Licht abgeblendet ist. Doch vernichtet man sie auf diese Weise, entstehen leicht schädliche<br />

Auswirkungen auf die Fische. Besser ist es schon, das Becken aus dem hellsten Licht wegzurücken<br />

und es so aufzustellen, daß das Wasser klar bleibt. In allzuhellem Licht wird jedes Becken grün.<br />

Wasserpest ins Becken gepflanzt, neigt dazu, die Vermehrung einiger Algenformen zu verhindern. An<br />

einigen Arten freischwimmender Algen tun sich auch Daphinen gütlich und vermehren sich sehr<br />

schnell dabei. Bei genügender Durchlüftung und Hinzufügung von mehr Daphinen, als die Fische<br />

fressen können, wird das Becken schnell wieder klar werden, wenn die Algenart die richtige ist. Oft<br />

erscheinen einem die Daphinen bei der Fütterung ganz grün, dies nämlich wegen der Algen in ihrem<br />

Verdauungskanal.<br />

Das Wachstum all dieser Arten kann jedoch durch richtige Dosierung der Lichtmenge eingedämmt<br />

werden. Einige Aquarianer tun Schnecken oder Plecostomus in die Becken, um die Algen von den<br />

Scheiben wegfressen zu lassen. Es ist von Vorteil, Grünalgen an den Seiten und der Rückscheibe zu<br />

belassen und sie nur an der Vorderseite mit einer Rasierklinge abzuschaben.<br />

Eine andere Methode, dem Ü<strong>ber</strong>handnehmen der Algen zu begegnen, ist das Anbringen von<br />

Schutzblenden, die das Licht abhalten. Aquarienlack auf Rückscheibe und Seitenscheiben hält viel<br />

Licht aus einem vor dem Fenster aufgestellten Becken ab. Außerdem bietet sich damit ein schönerer<br />

Hintergrund.<br />

Schwimmpflanzen halten ebenfalls im großen Umfang Licht ab. Man kann dazu Riccia, Salvinia oder<br />

Wasserfarn nehmen, keinesfalls jedoch „Entengrütze“ – ein Ärgernis für jeden Aquarianer!<br />

Filter<br />

Ein Filter hilft das Wasser kristallklar zu erhalten. Es kann fein aus gearbeitet sein und an der<br />

Außenseite angebracht werden, oder in einfacher Form – z.B. in einer Ecke des Beckens – nur mit<br />

Glaswolle und Knochenkohle gefüllt. Viel zu viele Guppy – Liebha<strong>ber</strong> vergessen, diese Filtermasse<br />

genügend oft auszuwaschen und begünstigen so unbewußt eine andauernde Verschlechterung des<br />

Wassers.<br />

Pumpen<br />

Einerseits kann ein Filter nun mal nicht ohne Pumpe arbeiten, andererseits ist die Durchlüftung a<strong>ber</strong><br />

unbedingt notwendig, weil die Beckeninsassen immer zahlreicher werden und bald ohne künstliche<br />

Durchlüftung nicht mehr auskommen. Dabei empfiehlt sich eine Pumpe, die leise läuft. Jedenfalls muß<br />

man beim Einkauf der Zubehörteile sehr vorsichtig im voraus kalkulieren. Wie weit will man seine<br />

Liebha<strong>ber</strong>ei später ausdehnen? Auf die Pumpe sollte man sein Hauptaugenmerk richten, denn von<br />

Ausrüstungsgegenständen aus zweiter Hand hat man nicht allzuviel. Es macht sich jedenfalls bezahlt,<br />

eine gute Pumpe zu kaufen, weil eine starke Pumpe nur wenig mehr als eine schwache kostet.<br />

Wenn man die Ausgaben niedrig halten möchte und einen Filter nicht anschaffen will, kann man sich<br />

eine durchaus zufriedenstellende Durchlüftung aus zwei 20 – Liter – Kannen anfertigen. Die eine wird<br />

auf einem Tisch befestigt, die andere auf den Boden gestellt. Man verbindet sie durch einen ¼ cm<br />

weiten Schlauch, der in beiden Gefäßen in einem Hahn jeweils dicht ü<strong>ber</strong> dem Boden endet. Oben auf<br />

jeder Kanne wird ein Ventil angelötet. Eine Luftleitung läuft vom Ventil des tieferstehenden Gefäßes<br />

zum Durchlüfter des Aquariums. Die Kanne auf dem Tisch ist voll Wasser, die Kanne auf dem Boden<br />

dagegen leer. Wenn dann das Wasser durch die Röhre zu der Kanne auf dem Boden hinunterläuft,<br />

wird die Luft aus ihr herausgepreßt, und zwar durch das Rohr welches zum Durchlüfter führt. Ist das<br />

o<strong>ber</strong>e Gefäß leergelaufen, befestigt man die Luftleitung an dessen Ventil und vertauscht die beiden<br />

Gefäße. Es ist ü<strong>ber</strong>raschend, wie lange dieses einfache Hilfsmittel Luft ins Aquarium pumpt. Als ein<br />

provisorisches Hilfsmittel kann auch der Innenschlauch eines Autoreifens dienen, den man in einer<br />

Garage in der Nähe aufpumpen läßt und danach an dem Luftrohr befestigt.<br />

Kies<br />

.... erweist sich als außerordentlich nützlich, um den Pflanzenwurzeln einen Halt zu geben.<br />

Zweckmäßigerweise wird er gegen den Hintergrund des Beckens zu aufgeschüttet. Gegen die<br />

Vorderscheibe hin läßt man ihn sanft abfallen. Nach kurzer Zeit schon ebnet sich jedoch das Ganze


ein. A<strong>ber</strong> solange noch ein leichtes Gefälle vorhanden ist, sammeln sich die Ü<strong>ber</strong>reste automatisch an<br />

den tiefsten Stellen, wo man sie dann herausfiltern kann. Die meisten Liebha<strong>ber</strong> bevorzugen eine<br />

Kiessorte mit mittlerer Körnung. Es empfiehlt sich, gewaschenen und durchsiebten Kies zu kaufen.<br />

Der Versand erfolgt in reinen Zuckersäcken, und man braucht ihn vor der Benutzung nicht erst zu<br />

waschen. Der Kies sollte stets peinlich sau<strong>ber</strong> gehalten werden und zwar jedes Fleckchen. In ihm<br />

entwickeln sich nämlich mehr Giftstoffe, als in allen anderen Teilen eines Beckens zusammen. Wir<br />

bepflanzen unsere Aquarien gern mit Wasserfarn, weil er eine so vorzügliche Reinlichkeitswache ist.<br />

Seine Wurzeln verwesen, wenn der Kies unsau<strong>ber</strong> ist, und die Pflanze treibt dann an der O<strong>ber</strong>fläche.<br />

Diese Warnung bedeutet, daß nicht alles in Ordnung ist.<br />

Wenigstens einmal in der Woche sollte man den Kies gründlich wenden, jedoch nicht dort, wo<br />

Pflanzenwurzeln aufgerissen werden könnten. Futterreste, die sich zwischen den Steinen festgesetzt<br />

haben, werden dann im Wasser hochgewirbelt. Der Filter wird diese Reste entfernen, und das, was<br />

sich vorn noch im Becken festgesetzt hat, muß dann abgesaugt werden.<br />

Durchlüftung<br />

Sauerstoff wird aus der Luft an der O<strong>ber</strong>fläche vom Wasser absorbiert. Nebenbei bemerkt, enthält das<br />

Wasser immer einen gewissen Prozentsatz, ungeachtet der, Fische, die ihn verbrauchen, oder der<br />

Pflanzen, die ihn erzeugen. Man muß sich dabei vor Augen halten, daß bei Dunkelheit die Pflanzen<br />

weder Kohlendioxyd aufnehmen noch Sauerstoff abgeben. Eher vollzieht es sich umgekehrt. Der<br />

Hauptfaktor, der den Sauerstoffgehalt bedingt, ist die Temperatur des Wassers. Kaltes Wasser enthält<br />

mehr Sauerstoff als warmes. Das große Problem in jedem Becken ist, wie man Kohlendioxyd los wird.<br />

Pflanzen absorbieren eine große Menge davon. A<strong>ber</strong> das Kohlendioxyd kann nicht schnell genug aus<br />

dem Wasser entweichen, wenn das Becken ü<strong>ber</strong>völkert ist. Nach dieser Ü<strong>ber</strong>legung ist die<br />

Durchlüftung nicht dazu da, um Sauerstoff zuzuführen, sondern vielmehr um zu helfen, das Wasser<br />

vom Kohlendioxyd zu befreien. Die große Anzahl der Luftblasen vergrößerte die Berührungszone Luft<br />

– Wasser. Ein kräftiger Strom wird dann sehr schnell den Ü<strong>ber</strong>schuß an Kohlendioxyd entfernen. Es<br />

treten a<strong>ber</strong> auch noch andere Giftstoffe auf, wie z.B. Restprodukte von toten Fischen und Schnecken,<br />

die mit Hilfe der Durchlüftung entfernt werden. A<strong>ber</strong> keine noch so starke Durchlüftung wird<br />

Mineralsalz oder metallische Gifte entfernen. Die einzigen Gifte, die von der Durchlüftung entfernt<br />

werden, sind solche im gasförmigen Zustand.<br />

Ein untrüglicher Beweis für die Beschaffenheit und Qualität des Wassers ist der, ob Mückenlarven<br />

darin leben können. Man kann auch ein Büschel Nitella ins Wasser tun. Wenn es anwächst, ist es<br />

ganz sicher, daß <strong>Guppys</strong> in dem Wasser gedeihen können. Was das Wasser betrifft, so können<br />

unsere kleinen Fische in aller Art unreinem Wasser leben, worin andere Fische eingehen. Ein Versuch<br />

bewies die Tatsache, daß eine Anzahl <strong>Guppys</strong> in einem Freilandteich von unwahrscheinlich faulem<br />

Wasser noch gedeihen. Wenn auch der Kohlendioxydgehalt gering war, reichte doch die Nahrung<br />

aus. Dieses ist natürlich nicht als eine Empfehlung gedacht, daß man seine Becken vernachlässigen<br />

soll, sondern bloß als Lob für die Anpassungsfähigkeit der <strong>Guppys</strong>.<br />

Pflanzen<br />

Pflanzen geben Anlaß zu beträchtlichen Gegensätzen unter den Guppy – Züchtern, z.B. darü<strong>ber</strong>,<br />

welche Pflanzen am besten für die Fische geeignet sind. Es mag hier einmal aufgezählt werden,<br />

welche Pflanzen fünf der erfolgreichsten Züchter zufriedenstellen und welche sie benutzen.<br />

Vorausgeschickt sei jedoch, daß wir in erster Linie an Nützlichkeit denken – und erst in zweiter Linie<br />

an Schönheit. Der erste nimmt Wasserfarn. Jedes Zuchtbecken hat zwei große Pflanzen. Wenn diese<br />

Schößlinge auf den Blättern entwickeln, entfernt er dieselben und pflanzt sie dicht in den Kies eines<br />

50 – Liter – Beckens. Die Weibchen bringen dann ihre Jungen zwischen den Blättern des Wasserfarns<br />

zur Welt und die Brut kann sich von den älteren Fischen fernhalten, die gut gefüttert und entfernt<br />

werden müssen, wenn ein Wurf Jungfische erscheint. Schwimmpflanzen werden dagegen nicht<br />

verwendet.<br />

Der Wasserfarn zeigt unter verschiedenen Lichtverhältnissen vielerlei Blattformen. Die gewöhnliche<br />

Glühlampe bewirkt ein farnähnliches Wachstum. Das Wachstum insgesamt gesehen geht<br />

verhältnismäßig schnell vor sich, a<strong>ber</strong> die Blätter zeigen viele Auszackungen und haben fast das


Aussehen eines Farnkrautes. Leuchtstoffröhren mit kaltem, weißem Licht geben dem Wasserfarn eine<br />

Ähnlichkeit mit der Sellerie – Pflanze. Wenn das Licht dicht auffällt, bildet die Pflanze breite, platte<br />

Blätter.<br />

Der nächste Züchter nimmt nur Zwerg – Sagittarien, die dicht gepflanzt werden. Die neuen Schößlinge<br />

bedecken dann den ganzen Boden des Aquariums, so daß er einem ungeschorenen Rasen ähnelt.<br />

Die Jungfische ver<strong>ber</strong>gen sich darin. Schwimmpflanzen werden ebenfalls nicht gebraucht.<br />

Ein Dritter wiederum verwendet ausschließlich Najas zum Schutz seiner Jungfische. Die von ihm<br />

gehaltenen Weibchen fressen weit weniger als sonst normalerweise ihre Brut, wenn sie in einem<br />

Becken mit Najas ihre Jungen werfen. Für Zuchtpaare dagegen benutzt er viele verschiedene<br />

Pflanzen im Becken, meist jedoch nur des guten Aussehens wegen.<br />

Ein vierter hält zum Schutz der Jungfische lediglich Nitella und in den Becken der Zuchtpaare<br />

Cryptocorynen in verschiedenen Arten, weil sie viel Kohlendioxyd verbrauchen und wenig Licht zu<br />

ihrem Gedeihen benötigen. Der fünfte verwendet Tausendblatt und Najas mit gleich gutem Erfolg.<br />

Man unterscheidet übrigens verschiedene Tausendblatt – Arten oder Myriophyllen. Bei der<br />

kalifornischen Varietät stehen die Blätter dichter zusammen als bei der aus Florida. A<strong>ber</strong> jede gibt der<br />

Brut guten Schutz, vorausgesetzt, daß sich genügend Pflanzen im Becken befinden, die bis zum Kies<br />

herunterreichen. In den Brutbecken hält er auch keine Schwimmpflanzen, sondern nur solche Arten<br />

wie Schrauben – Vallisneria, Wasserfarn, Hygrophila, Cryptocorynen und in großen Becken je eine<br />

Amazonas – Schwertpflanze.<br />

In unbedeckten Freilandbecken, in denen Fische das ganze Jahr ü<strong>ber</strong> gezogen werden, kann man<br />

beobachten, daß sich die <strong>Guppys</strong> zwischen verschiedenen Arten von Nadelsimsen sehr rasch<br />

vermehren. Tatsächlich sind die Becken so voll Pflanzen, daß man gar nicht mehr weiß, wo die Fische<br />

sind. Pflanzen und Fische sind in diesen Züchtereien gleich wichtige Erzeugnisse. Man kann dort a<strong>ber</strong><br />

auch Elodea, Schrauben – Vallisneria und andere Pflanzen sehen, die zum Schutz der Brut dienen.<br />

Fast alle älteren Bücher ü<strong>ber</strong> tropische Fischkulturen erwähnen häufig das biologische Gleichgewicht<br />

in den Becken. Damit ist gemeint, daß die Pflanzen den von den Fischen gebrauchten Sauerstoff<br />

abgeben und Kohlendioxyd absorbieren. Letzteres verwendet wiederum die Pflanze für ihren<br />

Zellenaufbau. Pflanzen wurden daher als Sauerstoffspender angesehen, und es wurde geraten,<br />

diejenigen Pflanzen zu wählen, die viel Sauerstoff abgeben. Im Lichte der neuesten Untersuchungen<br />

hat sich diese Auffassung geändert.<br />

Getrocknetes Material als Schutz<br />

Spanisches Moos, getrocknet und gut gewaschen, bietet gleichfalls vorzüglichen Schutz für die Brut.<br />

Alle Zierfischhändler haben es vorrätig. In dem dichten Gewirr kann die Brut leicht den<br />

ausgewachsenen Fischen entkommen. Jedoch ist die Pflanzensubstanz tot und kann nicht mehr der<br />

Reinhaltung des Wassers dienen, wie es die lebende Pflanze tut.<br />

Pflanzen als Schmuck<br />

Für das Schaubecken im Wohnzimmer ist das Schönheitsprinzip wichtiger als das der Nützlichkeit.<br />

Nicht das die vorerwähnten Pflanzen fehlen sollen, vielmehr hängt es hier davon ab, wie die Pflanzen<br />

geordnet sind. Eine Ranke Myriophyllum, anmutig aus einer Ecke wachsend, gibt dem Ganzen einen<br />

Hauch von Schönheit. A<strong>ber</strong> die meisten Schwimmpflanzen sind ein Nachteil, denn sie halten das Licht<br />

von den wurzelnden Pflanzen ab und mindern den Beleuchtungseffekt, so daß die Schönheit der<br />

Fische nicht mehr voll zur Geltung kommt. Die Liste der schmückenden und nützlichen Pflanzen ist so<br />

groß, daß man schon entweder seinen nächstbesten Händler fragen oder ein Buch zur Hand nehmen<br />

muß, in welchem die Pflanzen beschrieben werden. Zahlreiche Kataloge der Firmen für Aquarium –<br />

Zubehör bringen entsprechende Beschreibung.<br />

Nachdem man sich für bestimmte Pflanzen entschieden und sie gekauft hat, beginnt das Vergnügen<br />

der Bepflanzung, bis alles dem Geschmack entspricht. Unglücklicherweise bleibt es a<strong>ber</strong> nicht dabei.<br />

Pflanzen wachsen nämlich und einige müssen immer beschnitten und neu gepflanzt werden. Dies ist<br />

ein Grund, nur langsamer wachsende Pflanzen zu nehmen, z.B. Vallisnerien und Cryptocorynen.


Wenn man dagegen Hygrophila oder Schwimmpflanzen ins Becken bringt, so ist dauerndes Stutzen<br />

erforderlich. A<strong>ber</strong> wir müssen zugestehen, daß ihr schnelles Wachstum erkennen läßt, welchen guten<br />

Einfluß sie auf die Gesunderhaltung des Wassers ausüben.<br />

Temperatur<br />

Man weiß von den <strong>Guppys</strong>, daß sie die sehr tiefe Temperatur von 10° und die sehr hohe von 36°<br />

aushalten können, dabei jedoch nicht sehr lange leben. Die ideale Zuchttemperatur ist 24 – 30°. Bei<br />

21° können sie zwar leben, a<strong>ber</strong> sicherlich wird in Zimmer – und Freilandbecken, die diese<br />

Temperatur halten, nur wenig Bruttätigkeit und mangelndes Wachstum zu bemerken sein. Temperatur<br />

unter 21° sind nachteilig, ebenso die ü<strong>ber</strong> 32°. Gegen plötzliche Temperaturschwankungen sind sie<br />

längst nicht so empfindlich wie andere Fischarten. Man denke dabei einmal nur an den Wildguppy in<br />

seinem natürlichen Lebensraum. Er schwimmt im warmen Wasser des Baches, in dem er lebt und<br />

gelangt an eine Stelle, wo eine kühle Quelle einmündet. Im Nu vollzieht sich ein Temperatursturz von<br />

10°C, doch unser Guppy lebt dennoch. Das darf also auch Anwendung auf die Praxis der<br />

Zierfischzucht finden, wenn man sie von einem Becken in ein anderes mit 5 oder 6°<br />

Temperaturunterschied bringt, selbst auch dann, wenn es wärmer ist als das erste. Es sind z.B.<br />

<strong>Guppys</strong> im Winter unbeschadet nach Hause gebracht worden, obgleich es draußen so kalt war, daß<br />

die Behälterisolierung das Wasser nicht mehr genügend warmhalten konnte. Die Tiere waren im<br />

kalten Wasser wie erstarrt. Als sie darauf in Wasser von 24° getan wurden, lebten sie zusehends<br />

schnell wieder auf und zwar ohne nachteiligen Folgen.<br />

Natürliches Futter<br />

Futter für <strong>Guppys</strong><br />

Wir denken an Lebendfutter, wenn wir von natürlichem Futter für <strong>Guppys</strong> sprechen. A<strong>ber</strong> was wir als<br />

Lebendfutter liefern können, ist nicht dem natürlichen Futter gleich, welches der Fisch in seinem<br />

natürlichen Lebensraum vorfindet. Glücklicherweise ist der Guppy in der Wahl seiner Nahrung nicht<br />

anspruchsvoll, und das meiste Lebendfutter ist ihm bekömmlich. Daher kann man ihm das<br />

verschiedenste Futter geben, und er wird dabei dennoch gut gedeihen. Bezüglich seiner Ernährung<br />

braucht man auch nicht zu untersuchen, welche Gewohnheiten der Fisch in seiner ursprünglichen<br />

Umgebung hat. Folgendes Lebendfutter ist zu empfehlen und leicht zu beschaffen:<br />

Infusorien<br />

Selbst Wasser, welches uns kristallklar erscheint, enthält – wenn man es unter einem Mikroskop<br />

betrachtet – viele winzige, kleine Lebewesen. Tümpelwasser im Sommer wimmelt nur so von<br />

Mikroorganismen. Wir entdecken darin eine große Mannigfaltigkeit der Formen. Obwohl wir ein<br />

Mikroskop benötigen, um es zu erkennen, sieht sie der Guppy dagegen anscheinend und frißt und<br />

gedeiht gut davon.<br />

Aus diesem Grunde sind winzige Tiere oder Pflanzen, resp. Lebewesen, in denen beide<br />

Eigenschaften vereinigt sind , das ideale Jungfischfutter. Im Sommer, bei nicht zu großer Trockenheit,<br />

ist das grünliche Tümpelwasser immer voll von Infusorien, im Winter kann man sie sich leicht züchten.<br />

Sie vermehren sich auf faulendem Gemüse aller Art. Auf etwas getrocknetem Alfalfa – Heu mit einem<br />

hohen Proteingehalt, verdorbenen Salatblätter, in viel Sonne oder künstlicher Beleuchtung, entwickelt<br />

sich eine Kultur rapide.<br />

Wenn Teile dieses grünen Wassers in das Becken gegossen werden, verteilt sich die trübe Flüssigkeit<br />

im klaren Beckenwasser. Die Jungfische fallen sofort darü<strong>ber</strong> her. Augenscheinlich ist das, was wir<br />

nicht im einzelnen sehen können, für die Jungfische sichtbar, oder sie finden es „mit der Nase“.<br />

Einige Liebha<strong>ber</strong> machen sich feine Netze und gehen damit auf Staubfutterfang. Da sich bei dem<br />

Keschern die Infusorien wie Schaum an der O<strong>ber</strong>fläche des Zeuges sammeln, schüttele man das Netz<br />

häufig, damit das Wasser abläuft, ehe man weitertümpelt. Wer es selbst einmal versuchen will,<br />

versäume jedoch nicht, häufig die Innenseite des Netzes nach außen zu kehren und es im Wasser der<br />

Transportkanne hin und her zu schwenken.


Größere Guppy – Züchtereien unterhalten aufeinanderfolgende Kulturen. Sie benutzen dabei eine<br />

Infusoriensorte, um die nächste Kultur damit zu impfen. Man zieht sie zweckmäßigerweise im Sommer<br />

in Balgen im Hinterhof, dagegen im Winter in flachen Gefäßen auf den Fensterbänken nach Süden,<br />

die einen Großteil des Tages dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Wahrscheinlich dürfte dies wohl die<br />

beste Jungfischnahrung sein. Wenn eine Infusorienkultur zu lange steht, fängt sie unangenehm zu<br />

riechen, jedoch bevor dieser Zustand erreicht ist, kann man viel Nutzen daraus ziehen.<br />

Mikrowürmchen<br />

Für unsere Guppy – Nachzucht ist das Essig – Älchen oder eine verwandte Art davon das<br />

nächstgrößere Lebendfutter. Es ist gerade groß genug um sichtbar zu sein. Diese winzigen Würmer<br />

wurden von Schweden aus in der Zierfischliebha<strong>ber</strong>ei eingeführt. Die weiblichen Tiere sind 3 mm lang.<br />

Die männlichen sind etwas kürzer. Die Weibchen bringen etwa 15 lebende Junge auf einmal auf die<br />

Welt, die innerhalb weniger Tage wieder fortpflanzungsfähig werden. Sie gedeihen auf vielen<br />

Nährböden. Eine kleine Portion von ihnen auf eine Mischung von Brot und Hefe gebracht, die fast<br />

flüssig gehalten wird, wimmelt bald von diesen winzigen Würmchen. Es ist empfehlenswert, sie in<br />

geschlossenen Marmeladegläsern mit glatter Innenseite zu halten, weil sie gern an der Seitenwand<br />

des Glases hochkriechen, wenn ihre Zahl in der Mitte zu groß wird. Hier kann man sie dann mit einer<br />

Messerklinge abschaben, die man zur Fütterung ins Aquarium taucht. Die Jungfische müssen sich<br />

allerdings erst an dieses Futter gewöhnen. Wenn sie a<strong>ber</strong> einmal auf den Geschmack gekommen<br />

sind, nehmen sie auch Mikrowürmer gern und wachsen gut dabei.<br />

Daphnien<br />

Es wird manche Guppy- Freunde vielleicht ü<strong>ber</strong>raschen, wenn sie jetzt lesen, daß sich die Experten<br />

nicht der Ansicht anschließen, daß die Daphnien das beste Guppy – Futter seien. Denn es gibt sehr<br />

viele, die ü<strong>ber</strong>haupt nichts anderes verfüttern. Lebende Daphnien kann man in Aquariengeschäften<br />

kaufen. A<strong>ber</strong> abgesehen davon, daß sie ziemlich teuer sind, haben sie nur eine beschränkte<br />

Lebensdauer und müssen deshalb schnellstens verfüttert werden. Die Daphnien haben in ihren<br />

Behältern den gesamten Sauerstoff sehr bald verbraucht. Sie müssen deshalb möglichst kühl<br />

gehalten werden, damit ihre Aktivität gering bleibt, wenn man sie längere Zeit ohne Nahrung lebend<br />

erhalten will. Manche Geschäfte verkaufen gefrorene Daphnien. Verfüttert man sie an die Tiere,<br />

scheinen sie ebensogut zu sein, wie lebende. Ententeiche mit Süßwasser sind meistens die besten<br />

Fangplätze für Daphnien. Anscheinend haben die Entenexkremente einen besonders guten Einfluß<br />

auf die Vermehrung der Daphnien. Daphnien sind merkwürdige winzige Gliederfüßler. Sie differieren<br />

in den Farben zwischen rot und grün entsprechend der Art ihrer jeweiligen Nahrung. Es gibt ca. 50<br />

verschiedene Daphnien – Arten . Eine, Daphnia magna, ist viele Male größer als der kleinste Vertreter<br />

dieser Gattung. Die bekannteste Art ist die Daphnia pulex. Sehen wir sie uns einmal unter dem<br />

Binocular -–Mikroskop an. Eine wirkliche seltsame Gestalt zeigt sich uns dann. Wo wir die Grenze<br />

zwischen Kopf und Rumpf vermuten, ist keine Spur von Einkerbung vorhanden, an Stelle des<br />

Schwanzes ein langer Stachel. Es könnte tatsächlich so scheinen, daß dieser Dorn schwere<br />

Verletzungen im Fischkörper hervorrufen kann. Bei Daphnia longispina ist dieser Stachel fast ebenso<br />

lang, wie der gesamte Körper.<br />

Daphnien können im Ü<strong>ber</strong>fluß von uns gezüchtet werden. In kühleren nördlichen Gegenden macht<br />

man das während des Winters am besten in der Wohnung, dagegen im Frühjahr und Herbst in<br />

Freilandbecken. In südlichen Gebieten hält man das ganze Jahr ü<strong>ber</strong> am besten im Freien und zwar in


großen Freilandbecken. In den milderen Wintermonaten ist das auch in nördlichen Gegenden möglich.<br />

A<strong>ber</strong> an vielen Plätzen, Sümpfen, Tümpeln, Weihern, Abflüssen von Schuttplätzen oder<br />

Geflügelfarmen kommen sie in solchem Ü<strong>ber</strong>fluß vor, daß es gar nicht nötig ist, sie zu züchten oder zu<br />

kaufen.<br />

Für den Daphnienfang braucht man nur ein einfaches Netz. Es wird am besten aus Müllergaze oder<br />

Nylonstoff in Form eines Kissenbezuges hergestellt. Mittels eines Ringes wird es an einem langen<br />

Stock befestigt. Hat man Daphnien ausfindig gemacht, zieht man das Netz langsam in 8 - förmigen<br />

Bewegungen durch das Wasser. Manchmal kann man so schon mit wenigen Kescherzügen bis zu<br />

einem halben Liter Daphnien fischen, viel öfter sind es jedoch nur einige Tee – oder Eßlöffel voll. Die<br />

Transportkanne muß so kühl wie möglich gehalten werden. Andernfalls werden die meisten kleinen<br />

Kreaturen tot sein, bevor wir im Hause angelangt sind. Jedermann kann mit etwas Glück soviel Futter<br />

mitbringen, daß er gut und reichlich seine Fische damit zu füttern vermag und den Rest einfrieren<br />

lassen kann.<br />

So bleiben sie viele Monate frisch.<br />

Jene mit vielen Becken sollten sich einen Satz Daphniensiebe anschaffen, die jeweils immer<br />

feinmaschiger werden. Die Daphnien werden dann oben hineingeschüttet und gut durchgewaschen.<br />

Die kleineren rinnen dabei durch die Siebmaschen und werden vom zweiten abgefangen, während die<br />

allerkleinsten erst im allerfeinsten Sieb hängen bleiben. Die drei verschiedenen Daphnien – Größen<br />

können dann an die jeweils entsprechenden <strong>Guppys</strong> verfüttert werden.<br />

Eine Warnung allerdings: Niemals gebe man eine gr0ße Portion Daphnien in ein Becken mit Jungbrut.<br />

Denn die Wasserflöhe entziehen dem Wasser nicht nur sehr viel Sauerstoff, sondern räumen auch<br />

gewaltig unter den Infusorien auf, auf die die Jungfische angewiesen sind, was den Hungertod der<br />

<strong>Guppys</strong> zur Folge hat.<br />

Mückenlarven<br />

Während des ganzen Frühlings, Sommers und Herbstes legen die Mücken ihre Eier auf die<br />

O<strong>ber</strong>fläche jeder Wasseransammlung ab, der sie ansichtig werden und zwar unter besonderer<br />

Bevorzugung von Wasser, das <strong>ber</strong>eits in Verwesung ü<strong>ber</strong>gegangene, organische Stoffe enthält. Die<br />

Eier bilden winzige treibende Flöße, aus denen die noch zarten Larven entschlüpfen, die sich jedoch<br />

in wenigen Tagen schon zu recht ansehnlichen dunkelbraunen Larven entwickeln – ein Leckerbissen<br />

allererster Ordnung für jeden erwachsenen Guppy.<br />

Für kleinere Jungfische fischt man am besten die auf jedem stehenden Wasser treibenden<br />

Mückeneierflößchen heraus. Tut man sie dann auf die Wassero<strong>ber</strong>fläche des Jungfischbeckens,<br />

entwickeln sich die darin enthaltenen winzigen Larven und werden, sobald sie schlüpfen, auf den<br />

Aquariengrund schwimmen wollen, und dort von den Fischen verspeist.<br />

Die ü<strong>ber</strong>lebenden „Kribbler“ kommen a<strong>ber</strong> bald wieder zur Wassero<strong>ber</strong>fläche, wo sie sich aufhalten<br />

und durch ein herausgestrecktes Rohr atmen. Auf das leiseste Geräusch und jede andere Störung<br />

reagieren sie mit hastigzuckender Flucht in tiefere Wasserschichten. Beim Mückenlarvenfang soll man<br />

deshalb das Fangnetz nach dem Untertauchen sofort wieder hochreißen, damit die Larven keine Zeit<br />

mehr finden, unerreichbar tief wegzutauchen. Mückenlarven lassen sich dicht gedrängt in jedem<br />

Transportgefäß befördern, weil sie ja nicht auf den im Wasser enthaltenen Sauerstoff angewiesen<br />

sind. A<strong>ber</strong> anderseits unterläßt man es besser, mehr Larven zu sammeln, als von den <strong>Guppys</strong><br />

innerhalb eines oder höchstens zweier Tage vertilgt werden. Denn verfüttert man sie nicht sofort,<br />

entwickeln sich die Larven zu Mücken und wir haben das Zimmer voll fliegender Insekten.<br />

Bachröhrenwürmer<br />

Diese in allen Aquarienhandlungen vorrätigen Würmer, sind weitverbreitete Bewohner des Süß – und<br />

Brackwassers. Sie leben im Inneren von Röhren im Schlamm und kommen im stehenden ebenso wie<br />

im fließenden Wasser vor, manchmal in solchen Mengen, daß sie wie rote Polster den Bodengrund<br />

bedecken, wobei sie mit ihrem Hinterende dauernd im Wasser wedeln. Für den Guppyliebha<strong>ber</strong> ist<br />

gewöhnlich nur die Art Tubifex tubifex von Bedeutung, ein Wurm von etwa 3,5 cm Länge, dessen


Körper sich ungefähr in 60 Segmente teilt. Es gibt jedoch 113 Tubificiden – Arten, von denen sich<br />

mehrere als Guppy – Futter eignen. Tubifex tubifex kann man manchmal in großen Mengen im flachen<br />

Wasser unter einem Siel finden.<br />

Eine ganze Anzahl sogenannter Tubifex gehören in Wirklichkeit gar nicht zur Gattung Tubifex,<br />

sondern zur Gattung Limnodrilus, von der uns etwa 28 Arten bekannt sind. Nur im ganz geringen<br />

Maße ziehen <strong>Guppys</strong> die eine oder andere vor. Beide sind Vertreter der Familie der Tubificiden. Aus<br />

diesem Grunde wurde uns auch vorgeschlagen, sie unter der Bezeichnung Tubificiden und nicht als<br />

Tubifex zu behandeln.<br />

Wo auch immer man sie entdeckt, ist die einfachste Sammelmethode die, daß man sie mitsamt der<br />

o<strong>ber</strong>sten 5 – cm – Schlammschicht in einen wasserdichten Behälter schaufelt. Nachdem man sie so<br />

aus ihren Röhren herausgespült hat, bilden sie zusammenhängende Kolonien auf dem Gefäßboden.<br />

Der Schlamm wird ausgewaschen und die Würmer an einem kühlen Ort oder langsam fließendem<br />

Wasser aufbewahrt. Eine andere Möglichkeit, Tubifex vom Schlamm zu säu<strong>ber</strong>n ist die, daß man die<br />

Mischung in Musselin – Gaze tut, und so hält, daß der unterste teil etwas klares Wasser in einem<br />

darunter gestellter Eimer <strong>ber</strong>ührt. Die Würmer winden sich nämlich durch den Stoff, und fast der<br />

ganze Schlamm bleibt im Kescher zurück.<br />

In flachen Gefäßen halten sich die Würmer im Kühlschrank mehrere Wochen. Werden die<br />

Tubifexwürmer jedoch zu warm aufbewahrt oder sterben einige Kolonie ab, dann geht auch der übrige<br />

Teil schnell zugrunde, wobei sich ein unangenehmer Geruch entwickelt. Um kleinere Mengen Tubifex<br />

solange wie möglich aufzubewahren, gibt man sie in flache Behälter mit einer 2,5 cm hohen<br />

Sandschicht als Bodengrund. Anstatt sich zu Klumpen zusammenzuballen, verteilen sich die Würmer<br />

und kriechen einzeln an verschiedenen Stellen in den Grund. Wird das Wasser in Bewegung gehalten<br />

oder öfters gewechselt und das Gefäß an einem verhältnismäßig kühlen Ort aufgestellt, können sie<br />

viele Male als Guppymahlzeiten dienen.<br />

Der Transport von Tubifexwürmer umfaßt hauptsächlich das Problem, wie man ihren Erstickungstod<br />

verhindert. Werden sie nämlich zu dicht zusammengequetscht, erhalten sie weder genügend<br />

Sauerstoff, noch können sie sich ihrer Abfallstoffe entledigen und sterben dann natürlich. Die besten<br />

erfolge, Tubifex lebend nach Hause zu transportieren, hatte ich damit, daß ich anstatt Wasser einige<br />

Eiswürfel auf den Klumpen Würmer in der Kanne schichtete und sie dann in flachen Schalen<br />

aufbewahrte. Die lebenden Würmer ziehen sich dann von den abgestorbenen zurück und halten sich<br />

in dichten Klumpen zusammen, so daß man das Wasser leicht täglich erneuern kann. Unter günstigen<br />

Bedingungen können Tubifexwürmer wochenlang ohne Futter existieren.<br />

Rote Mückenlarven<br />

Diese Larven eines mückenähnliches Insektes sind durchweg blutrot gefärbt und klammern sich<br />

aneinander. Sie leben in schlammigen, verschmutzten Gewässern, obwohl man sie manchmal auch in<br />

Daphnien – Keschern aus verhältnismäßig klarem Wasser fischen kann. Im kalten Wasser halten sich<br />

die roten Mückenlarven lange am Leben. Erwärmt man jedoch das Wasser, dann haben sich schon<br />

sehr bald die „Würmer“ in geflügelte Insekten verwandelt.<br />

Regenwürmer<br />

Die <strong>Guppys</strong> fressen auch zerschnittene Regenwürmer, doch nur wenige Leute haben Lust, sie zu<br />

zerstückeln. Man kann sich jedoch eines in England patentierten sehr sinnreiches Zerteilers bedienen.<br />

Er besteht aus zwei rechteckigen flachen Platten aus rostfreiem Stahl, deren Flächen mit kreisrunden<br />

Einkerbungen bedeckt sind. Den Wurm legt man dazwischen und reibt die Fläche solange<br />

aneinander, bis der Wurm eine formlose Masse ist, deren verhältnismäßig kleine Teilchen von den<br />

Fischen gefressen werden können.<br />

Jeder wird schon einmal die aufgeworfenen Erdhäufchen der Regenwürmer auf Rasenflächen<br />

gesehen haben. Die Würmer fressen nämlich eine ansehnliche Menge organischer Stoffe gemischt<br />

mit Erde, doch wird nur ein geringer Teil verdaut und vom Körper aufgenommen. Darum<br />

verschmutzen zerhackte Regenwürmer, falls man sie nicht ein oder zwei Tage aufbewahrt, vielfach<br />

das Wasser, nämlich solange, bis sie alles Unverdaute von sich gegeben haben. Oder sie müssen in<br />

einem feinmaschigen Netz nach dem Zerreiben gut abgespült werden.


Um ohne Umgraben schnell zu einer Tasse voll Regenwürmer zu kommen, löst man in etwas Wasser<br />

genügend Kalium – Permanganat – Kristalle bis eine kirschrote Färbung erzielt wird. Diese Lösung<br />

schütet man auf einen Grasflecken und schon in wenigen Minuten kommen die Würmer aus der Erde.<br />

Regenwürmer bewahrt man am besten in Becken im Keller auf, wo sie dann monatelang leben<br />

können. Eine Art, und zwar der Mistregenwurm, wird von den Liebha<strong>ber</strong>n gezüchtet, wobei dann<br />

später jedoch nur die kleineren Würmer verfüttert werden, die größeren dagegen nicht. Man soll<br />

jedoch nicht vergessen, die so aufbewahrten Würmer zu füttern, und zwar eignen sich gemahlene<br />

Hundekuchen, ja sogar altbackenes Brot am besten hierfür.<br />

Konserviertes Futter<br />

Unter diesem Begriff verstehen wir jegliches Trocken -, konserviertes oder tiefgekühltes Futter, also<br />

nicht Futter, das noch lebt.<br />

Weiße Mückenlarven (Chaoborus, Corethra)<br />

Beim Fang von Daphnien in Wasserlöchern waldiger Gegenden ist es nicht ungewöhnlich, daß man –<br />

besonders an schattigen Stellen – Hunderte langgestreckter, fast durchsichtige Wesen gleichfalls mit<br />

heraufbringt. Sie sind 1,5 cm lang, an beiden Enden zugespitzt und tragen jeweils in der Nähe der<br />

Enden dunklere Flecken. Sie liegen parallel mit der Wassero<strong>ber</strong>fläche. Es sind die Larven der<br />

Büschelmücke. Die sichtbaren Teile sind die Augen und kleine bohnenförmige, luftgefüllte<br />

Gleichgewichtsorgane, die paarweise am Ende des gegliederten Körpers angeordnet sind. Eine<br />

Mücke legt etwa 100 Eier auf die Wassero<strong>ber</strong>fläche, woraus dann später die kleinen glashellen Larven<br />

schlüpfen. Bevor sie ausgewachsen sind, machen sie ein Puppenstadium durch und verwandeln sich<br />

dabei in kommaförmigen Organismen mit dickem Kopf und zwei Atemröhren, die sie ü<strong>ber</strong> die<br />

Wassero<strong>ber</strong>fläche in die Luft strecken. An beiden Formen tun sich die <strong>Guppys</strong> liebend gern gütlich.<br />

Sie können auch häufig im Winter unter der Eisdecke gefangen werden, und sind in Aquarien –<br />

Fachgeschäften stets erhältlich. Sie können im Wasser dicht gedrängt a<strong>ber</strong> nicht zu warm aufbewahrt<br />

werden.<br />

Andere Arten von Lebendfutter<br />

Es gibt noch Dutzende andere Lebewesen, von denen die <strong>Guppys</strong> gedeihen. Zweifellos wird die eine<br />

oder andere Art durch Veröffentlichungen noch mehr bekannt und dann auch gesammelt und ü<strong>ber</strong><br />

den Fachhandel verkauft werden. Oder die Guppyzüchter werden sie selbst aufziehen. Zum Beispiel<br />

die gerade noch sichtbaren Cyclops – kleine einäugige Crustaceen – finden besonderen Anklang. Sie<br />

sind ungeheuer fruchtbar. Ein einziger Cyclops könnte 4,5 Milliarden Nachkommen in einem Jahr<br />

hinterlassen, wenn sie nicht vernichtet werden. Vielleicht werden auch Sie noch einige Geheimnisse<br />

der Aufzucht dieser oder jener Art heraustüfteln und anderen Aquarianern Ihr Wissen vermitteln, unter<br />

dem Motto: „Der Himmel die Grenze“.<br />

Die Vererbung<br />

Um zu wirklich lohnenswerten Ergebnissen in der Guppyzucht zu gelangen, muß man sich schon die<br />

wissenschaftlichen Ansichten zu eigen machen. Der Wissenschaftler ist ein Zweifler, nur daran<br />

interessiert, die Wahrheit kennenzulernen, insofern diese Wahrheit ermittelt werden kann. Ihm wird<br />

von Anfang an eine kritische Beurteilung aller Dinge eingeschärft. Niemals ist er geneigt, irgendeine<br />

Behauptung oder Vermutung, stammt sie nun von ihm selbst oder von anderen, einfach zu beweisen;<br />

er ist nur daran interessiert, sie zu prüfen. Oft unterlaufen ihm Fehler und spätere Forschungen<br />

erkennen seinen Irrtum. Dies ist ihm nur willkommen; denn sein einziges Ziel bleibt, der<br />

Gesamtsumme menschlichen Wissens einen neuen Teil hinzuzufügen.<br />

Der geschulte Wissenschaftler ist in seiner Denkungsart genau das Gegenteil eines<br />

Rechtsanwaltes. Nehmen wir an, ein Rechtsanwalt versucht in der Gerichtsverhandlung die eine Seite<br />

des Falles glaubhaft darzulegen, der andere bezweckt das gleiche auf der Gegenseite. So verlegen<br />

sie sich fest darauf, etwas zu beweisen. Der Wissenschaftler dagegen prüft eine Annahme. Er<br />

versucht nicht ihre Richtigkeit oder Falschheit zu beweisen, sondern er sammelt alle Tatsachen der<br />

einen wie der anderen Seite einer Frage, er verzeichnet die positiven in einer Spalte und die


negativen in der andern, und wenn er fertig ist, so stellt er fest: „Alle Tatsachen, die ich gefunden<br />

habe, sprechen für den und den Umstand.“ Er kümmert sich nicht darum, wer der Urhe<strong>ber</strong> einer<br />

Meinung ist – selbst wenn es George Washinton gewesen wäre, der so dachte – er will nur wissen, ob<br />

sie wahr ist. Ihm ist es gleich, ob hundert Millionen Menschen in vergangenen Tagen und hundert<br />

Millionen unserer Zeit glauben, daß erworbene Charaktereigenschaften erblich sind. Er fragt: „Wo ist<br />

der Beweis dafür?“ Nicht eher, als Wissenschaftler zu zweifeln und zu fragen begannen, wurde die<br />

flache Erde rund oder fielen ein leichtes und ein schweres Gewicht mit derselben Geschwindigkeit.<br />

Durch Jahrhunderte glaubte man, ein Pferd hätte 36 Zähne, und niemand wagte daran zu zweifeln,<br />

bis eines Tages ein Mensch mit den Ansichten eines Wissenschaftlers kam, dem Pferd das Maul<br />

öffnete und 42 Zähne zählte.<br />

So machen auch Sie sich die wissenschaftliche Ansicht zu eigen. Bemühen Sie sich nicht, alles zu<br />

glauben, was einige Autoritäten behaupten, ehe sie nicht persönlich von den Tatsachen ü<strong>ber</strong>zeugt<br />

wurden und den Beweis erhalten haben, daß jene die Wahrheit sagten. Noch dürfen Sie darauf<br />

vertrauen, was irgend jemand an Stelle von Tatsachen angeführt hat. Das sind alles Ansichten –<br />

manchmal nicht mehr als das Ergebnis einer Sinnestäuschung. Tatsachen und Gestalten leben. Also<br />

laßt uns Tatsachen und Gestalten aneinanderreihen! Laßt uns sie niederschreiben und neue<br />

Vorgänge aufdecken. Und auch Ihnen werden sich damit die Tore zu einer neuen Welt öffnen und Sie<br />

werden den Weg in ein glücklicheres und erfülltes Leben finden.<br />

Die Zucht<br />

Eine Methode, <strong>Guppys</strong> zu verbessern, besteht darin, das beste Männchen mit den besten Weibchen<br />

zu paaren; diesen Weg schlägt so ungefähr jeder Züchter ein. A<strong>ber</strong> wenn wir verstehen wollen, was<br />

wir da eigentlich tun, müssen wir zuerst einige der Gesetzmäßigkeiten kennenlernen, wie sie der<br />

Forscher der Vererbungswissenschaft, der Genetiker sieht. Die meisten Vererbungswissenschaftler<br />

schöpfen mehr Freude aus ihrer Arbeit als Gelehrte irgendeines anderen Forschungsgebietes.<br />

Gewöhnlich ist es ziemlich schwer für Jungen und Mädchen – und für Erwachsene – die sich nicht<br />

näher mit Biologie befaßt haben, die Grundlagen der Vererbung zu begreifen, die von Gregor Mendel<br />

entdeckt wurden und heute unter dem Ausdruck Mendelsche Vererbungslehre bekannt sind.<br />

Vielleicht, weil die wissenschaftlichen Ausdrücke, mit denen er seine Feststellungen erklärte, nicht in<br />

die Sprache unseres Alltags ü<strong>ber</strong>tragen worden sind, was a<strong>ber</strong> durchaus möglich ist, so daß die<br />

Theorie des Mendelismus für jeden verständlich ist.<br />

Seit jeher sind viele Alt – Wei<strong>ber</strong> – Märchen und wirres Zeug ü<strong>ber</strong> die Vererbung verbreitet worden,<br />

und die meisten älteren Menschen müssen umlernen, wollen sie die neuesten Erkenntnisse der<br />

Wissenschaft richtig verstehen. Hier haben wir einige davon aufgezählt:<br />

Vererbung erworbener Merkmale<br />

Hat ein Fisch die Angewohnheit, seine Farben so zu verändern, daß sie sich seinem jeweiligen<br />

Untergrund anpassen, und tritt diese Anpassungsfähigkeit in Generation auf Generation auf, so gibt<br />

es Menschen, die behaupten, diese Fähigkeit zur Annahme einer erworbenen Färbung würde vererbt.<br />

Sie wird es nicht. Es handelt sich hierbei um eine erworbene Eigenschaft, und erworbene<br />

Eigenschaften prägen sich nicht auf dem Keimplasma ein.<br />

Gezeichnet bei Geburt<br />

Wurde ein trächtiges Guppyweibchen verjagt oder durch irgendeinen Umstand so stark in Angst und<br />

Schrecken versetzt, daß es sich die ganze Zeit versteckt hielt, so waren unsere Vorfahren der Ansicht,<br />

das Keimplasma oder die Embryonen dieses Tieres seien gezeichnet, und die Jungen des Weibchens<br />

würden von Natur aus einen Schreckkomplex besitzen. Dem ist nicht so. Das Erschrecken des<br />

Mutterfisches ü<strong>ber</strong>trägt sich nicht in Gestalt eines Males auf die Nachkommenschaft. Jede<br />

Untersuchung, die das Studium dieses Problems zum Ziel hatte, ergab negative Ergebnisse.<br />

Dauerbefruchtung


Wird das Weibchen einer lebendgebährenden Fischgattung, das einmal von einem züchterisch<br />

wertlosen Männchen begattet wurde, wovon es drei oder vier Würfe zur Welt brachte, später mit<br />

einem prächtigen Hochzuchtmännchen gepaart, so übt das erste Männchen keinen Einfluß mehr auf<br />

die durch das zweite erhaltene Nachkommenschaft aus. Früher dachte man, das Gegenteil sei der<br />

Fall.<br />

Die Bluttheorie<br />

Wir sprechen von reinrassigen, reinblütigen Fischen, wenn wir hochgezüchtete oder reinerbige<br />

Prachtformen meinen. Das Wort Blut wird fälschlicherweise anstelle des Wortes Vererbung gebraucht.<br />

Dabei ist dies ein gro<strong>ber</strong> Fehler und bringt jene, die es anwenden, ebenso wie jene, die es hören, auf<br />

den Gedanken, Vererbung sei ein Fall von Verdünnung eines vorhandenen Erbgutes durch<br />

Vermischung zweier Faktoren. Infolgedessen ist es für sie nicht leicht, sich mit der Tatsache vertraut<br />

zu machen, daß Vererbung ein Fall von Abwesenheit oder Anwesenheit ist und nicht ein Fall von<br />

Vermischung und sich daraus ergebender Abschwächung. Paart man einen simplen grauen Guppy<br />

mit einem rotäugigen weißen (Albino), so bekommt man keine hellgraue Nachzucht, sondern die<br />

Jungen gleichen den grauen Eltern. Kreuzt man Gold – mit Grauguppy, so ergibt das keine Mischung;<br />

die Nachzucht ist schlicht graugefärbt. Es gibt allerdings einige Sonderfälle, in denen eine Kreuzung<br />

bei einzelnen Merkmalen Zwischenstufen o<strong>ber</strong> Mischungen ergibt, a<strong>ber</strong> beim Guppy sind solche Fälle<br />

bis jetzt noch nicht entdeckt worden. So ist es besser, wir gebrauchen nicht das Wort Blut, wenn wir<br />

damit Vererbung meinen und halten uns an Ausdrücke wie reinerbig, weitervererben und Erblichkeit.<br />

Wie vererben dann a<strong>ber</strong> <strong>Guppys</strong> ihre Eigenschaften? Gibt es dafür eine Formel? Oder ist Vererbung<br />

ein Spiel des Zufalls ohne Sinn und Verstand? Doch auch hierfür gibt uns die Natur ein Muster, das<br />

sich nicht von dem aller anderen Lebewesen unterscheidet.<br />

Das Keimplasma<br />

Im Körper eines jeden Guppy befindet sich an einer besonders geschützten Stelle eine kleine<br />

Zellgruppe, um derentwillen der ganze übrige Fisch existiert, das Keimplasma. In dieser Hinsicht<br />

besteht kein Unterschied zwischen dem Guppy und anderen Lebewesen, einschließlich uns selbst.<br />

Das Keimplasma wird nicht vom Fisch erzeugt, sondern es erzeugt den Fisch. Das Tier, ob<br />

männlichen oder weiblichen Geschlechts, ist nur sein Hüter. Jede Generation hat ihren Ursprung in<br />

dieser wertvollsten aller Materien auf der ganzen Welt. Alle sonstigen Eigenschaften eines natürlichen<br />

Wildguppy sind nichts als ein Schachzug der Natur, die dafür sorgt, daß das Keimplasma nie aufhört<br />

zu sein und sich immer besser und besser seiner Umwelt anpaßt. Für uns dagegen bedeutet<br />

Verbesserung meistens noch größere Schönheit, noch längere Flossen; oft also ein Erscheinungsbild,<br />

das den Fisch in Wirklichkeit seiner natürlichen Umgebung mehr und mehr entfremdet. Unsere Fische<br />

sind unser Spielzeug und unser Zeitvertreib, und seit wir anfingen, unnatürliche Formen aus ihnen zu<br />

züchten, haben wir die Pflicht, diese prächtigen Wesen zu schützen, denn sie verlangen weiter<br />

größere Sorgfalt als der gewöhnliche Guppy.<br />

Mutationen<br />

A<strong>ber</strong> wie kommt es, daß Fische sich ständig mehr ihrer Umwelt anpassen? Die Ursache liegt in der<br />

Fähigkeit des Keimplasmas, plötzliche Veränderungen durchzumachen, die sich rein weitervererben.<br />

Solche Änderungen sind die Mutationen. Und eine der fesselndsten Eigenheiten des Guppy ist die<br />

Tatsache, daß diese Mutationen so häufig eintreten. Stellen Sie sich einmal alle Gattungen im Tierund<br />

Pflanzenreich vor, die Sie kennen. Welche ü<strong>ber</strong>rascht uns mit solch ungeheurer Vielfalt? Und jetzt<br />

denken Sie daran, daß diese Vielfalt das Ergebnis ebenso vieler Mutationen 'ist. Tauben und<br />

"Wellensittiche lassen sich in dieser Beziehung mit <strong>Guppys</strong> vergleichen, doch dabei ü<strong>ber</strong>treffen<br />

unsere <strong>Guppys</strong> jene bei weitem.<br />

Wenn Mutationen in der Vergangenheit in solcher Häufigkeit aufgetreten sind, warum sollten sie es<br />

nicht auch in Zukunft tun? Darum rennt man bei der Guppyzucht nicht dauernd mit dem Kopf gegen<br />

eine Felswand, wie es wohl der Fall bei anderen Fischen ist, die niemals zu mutieren scheinen. Hat<br />

man erst einen festen Stamm begründet, so kann man ständig auf Verbesserung hoffen, indem man<br />

auf neue Veränderungen wartet, die rein weitervererbt werden.


Beobachten Sie einen großen Schwärm Wildguppys und vergleichen Sie den besten mit einem<br />

hochgezüchteten Prachtguppy. Wundern Sie sich nicht auch ü<strong>ber</strong> die unglaublich scheinenden<br />

Veränderungen? Jetzt wissen wir, wodurch sie möglich gemacht werden. Angenommen, man<br />

entschließt sich dazu, einen Stamm mit schwarzem Schwertschwanz zu züchten. Nach einigen<br />

Generationen sorgfältiger Zuchtwahl hat man das Gefühl, alles getan zu haben, was zur Schaffung<br />

dieser Form beigetragen werden kann. Plötzlich schlägt es wie ein Blitz ein! Da ist auf einmal ein<br />

Männchen mit einer Schwanzflosse, doppelt so lang als bei allen bisher gezüchteten Exemplaren.<br />

Natürlich wird dieses Männchen sorgfältig gehütet und zum Vater des nächsten Wurfes gemacht. Und<br />

Jetzt erweist sich das Erscheinungsbild des neuen langen Schwanzes als erblich. So verbessert man<br />

Schritt für Schritt seinen <strong>Guppys</strong>tamm.<br />

Natürlich entdeckt man immer wieder Mutationen unter dem Zuchtmaterial anderer Züchter und<br />

erwirbt sie, um sie mit den eigenen zu verbinden, im gleichen Maße, wie man selbst seine <strong>Guppys</strong> mit<br />

anderen Liebha<strong>ber</strong>n teilt, die gerade auf der Suche nach diesem Typ sind.<br />

Wir haben uns schon an früherer Stelle mit dem Aufbau des Spermiums und des Eis und der<br />

Ü<strong>ber</strong>tragung von Samen in den weiblichen Fortpflanzungstrakt beschäftigt. Jetzt wollen wir uns<br />

klarmachen, was mit den männlichen und weiblichen Zellen im Laufe ihres Aufbaus geschieht. Wenn<br />

Sie das folgende begreifen, so wird es Ihnen später ein leichtes sein, mehr ü<strong>ber</strong> die Grundlagen der<br />

Vererbung zu verstehen.<br />

Das Keimplasma setzt sich aus Zellen zusammen, die Sitz aller Vererbungsmerkmale eines Fisches<br />

sind. Betrachtet man diese Zellen genauer, während sie einen Prozeß durchmachen, aus dem<br />

schließlich Samen und Ei hervorgehen, so wird man im Innern des Zellkerns eine spinnwebartige<br />

Substanz finden, die an Netzwerk erinnert. Es handelt sich hierbei um Chromatin, das aus vielen<br />

winzigen Chemikalienbündeln besteht. Nun verfolgt man, wie sich dieses Chromatin in paarweise<br />

zueinanderliegende Schnüre oder kugelförmige Gruppen ordnet und man wird, wenn die<br />

Leistungsfähigkeit des Mikroskops dafür ausreicht, auch sehen können, daß diese Schnüre und<br />

Gruppierungen von einer großen Anzahl kleiner Kugeln gebildet werden, die von irgend etwas an<br />

ihrem Platz oder in ihrer Lage verankert werden, das wir nicht genauer unterscheiden können. Die<br />

kleinen Kugeln heißen Gene und die Linien und Gruppen die sie bilden sind Chromosomen<br />

(Farbkörper). Sie erhielten ihren Namen deshalb, weil sie die Fähigkeit besitzen, Farbstoffe<br />

anzunehmen und sich ziemlich klar umrissen abzuzeichnen, wenn die Zellen bestimmten<br />

Farbverfahren unterworfen werden. Jede Gattung lebender Organismen besitzt eine eigene, für sie<br />

charakteristische Anzahl. Bei Fruchtfliegen sind es vier Paare, bei Menschen 24 und bei <strong>Guppys</strong> 23<br />

Paare.<br />

Im Laufe des Reifungsprozesses von Eiern und Sperma beginnt ein wunderbar sinnreicher Plan<br />

wirksam zu werden, dessen Ziel es ist, die Anzahl der Chromosomen in dem Maße zu verringern, daß<br />

Jede neue Generation die gleiche Zahl Farbkörper aufweist wie die vorangegangene; und nicht etwa<br />

die doppelte. Dies wird von jeder einzelnen Samenzelle erreicht, indem sie von der normalen Anzahl<br />

Chromosomen nur die Hälfte, nämlich eines aus jedem Paar besitzt. Wenn sich Jetzt also der Same<br />

mit dem Ei vereinigt, wird das befruchtete Ei jeweils für ein Chromosom des einen Eiters ein<br />

Chromosom des anderen enthalten, um die Paarung zu vollziehen; zusammengerechnet ergibt das 23<br />

Paare. Das Ei behält seinen doppelten Chromosomensatz bis zu einem Zeitpunkt unmittelbar vor der<br />

Befruchtung bei, und stößt dann die Hälfte in Gestalt eines kleinen Körpers ab.<br />

Ist das nicht alles wahrhaftig ein Wunder, wie das gesamte Erbgut eines Fisches in so einer<br />

winzigen Zelle eingeschlossen ist — und wie alle architektonischen Entwürfe für seine Entwicklung<br />

darin vorgezeichnet und bestimmt sind?<br />

Wer sorgfältig mit uns beobachtet hat, kann sich jetzt vergegenwärtigen, daß die Gene in Paaren<br />

vorkommen. Alle Gene wirken zusammen, um die Merkmale zu schaffen, die wir im fertigen Guppy<br />

sehen. Die Verschiedenheit in auch nur einem dieser Paare kann zu großen Abweichungen im<br />

Erscheinungsbild des Fisches führen. Genetiker, wie sich die Vererbungsforscher nennen, versuchen<br />

beständig, alle Gattungen in ihre genetischen Bestandteile zu zergliedern; das heißt, in jene<br />

Merkmale, die wir nur am lebenden Tier erkennen. Sie legen genaue Lagezeichnungen der<br />

Chromosomen an und können sofort sagen, wo die Gene, die für Jedes einzelne Merkmal zuständig<br />

sind, liegen. Allein bei der unscheinbaren Obstfliege Drosophila haben Genetiker Dutzende von<br />

charakteristischen Merkmalen festgelegt und aufgezeichnet.


Ein Teil der Vererbungsforscher erkannte, daß bei Blumen und Gemüsen, Ja sogar bei Hunden, bei<br />

denen sich zwei verschiedene Charakterzüge (einer von jedem Eiter) in den Nachkommen verbanden,<br />

diese eines der Merkmale des einen Elternteiles aufwiesen und niemals eine Mischung aus<br />

Eigenschaften beider Eltern. Galton beobachtete, als er einen schwarzbraunen Bassethund mit einem<br />

schwarzbraunweiß-gefärbten paarte, daß die Jungen alle schwarzbraun waren. Mendel bemerkte bei<br />

seinen Kreuzungsversuchen mit hochwüchsigen und niedrigen Gartenerbsen, daß er keine<br />

intermediären Nachkommen erhielt, sondern hochwüchsige. So wurde der Begriff dominant ins Leben<br />

gerufen. Eines der Merkmale dominierte ü<strong>ber</strong> das andere, das im Erscheinungsbild zurückgedrängt<br />

wurde — es war rezessiv. Doch vorhanden war es trotzdem; verankert im Keimplasma.<br />

mosomen nur die Hälfte, nämlich eines aus jedem Paar besitzt. Wenn sich Jetzt also der Same mit<br />

dem Ei vereinigt, wird das befruchtete Ei jeweils für ein Chromosom des einen Eiters ein Chromosom<br />

des anderen enthalten, um die Paarung zu vollziehen; zusammengerechnet ergibt das 23 Paare. Das<br />

Ei behält seinen doppelten Chromosomensatz bis zu einem Zeitpunkt unmittelbar vor der Befruchtung<br />

bei, und stößt dann die Hälfte in Gestalt eines kleinen Körpers ab.<br />

Ist das nicht alles wahrhaftig ein Wunder, wie das gesamte Erbgut eines Fisches in so einer<br />

winzigen Zelle eingeschlossen ist — und wie alle architektonischen Entwürfe für seine Entwicklung<br />

darin vorgezeichnet und bestimmt sind?<br />

Wer sorgfältig mit uns beobachtet hat, kann sich jetzt vergegenwärtigen, daß die Gene in Paaren<br />

vorkommen. Alle Gene wirken zusammen, um die Merkmale zu schaffen, die wir im fertigen Guppy<br />

sehen. Die Verschiedenheit in auch nur einem dieser Paare kann zu großen Abweichungen im<br />

Erscheinungsbild des Fisches führen. Genetiker, wie sich die Vererbungsforscher nennen, versuchen<br />

beständig, alle Gattungen in ihre genetischen Bestandteile zu zergliedern; das heißt, in jene<br />

Merkmale, die wir nur am lebenden Tier erkennen. Sie legen genaue Lagezeichnungen der<br />

Chromosomen an und können sofort sagen, wo die Gene, die für Jedes einzelne Merkmal zuständig<br />

sind, liegen. Allein bei der unscheinbaren Obstfliege Drosophila haben Genetiker Dutzende von<br />

charakteristischen Merkmalen festgelegt und aufgezeichnet.<br />

Ein Teil der Vererbungsforscher erkannte, daß bei Blumen und Gemüsen, Ja sogar bei Hunden, bei<br />

denen sich zwei verschiedene Charakterzüge (einer von jedem Eiter) in den Nachkommen verbanden,<br />

diese eines der Merkmale des einen Elternteiles aufwiesen und niemals eine Mischung aus<br />

Eigenschaften beider Eltern. Galton beobachtete, als er einen schwarzbraunen Bassethund mit einem<br />

schwarzbraunweiß-gefärbten paarte, daß die Jungen alle schwarzbraun waren. Mendel bemerkte bei<br />

seinen Kreuzungsversuchen mit hochwüchsigen und niedrigen Gartenerbsen, daß er keine<br />

intermediären Nachkommen erhielt, sondern hochwüchsige. So wurde der Begriff dominant ins Leben<br />

gerufen. Eines der Merkmale dominierte ü<strong>ber</strong> das andere, das im Erscheinungsbild zurückgedrängt<br />

wurde — es war rezessiv. Doch vorhanden war es trotzdem; verankert im Keimplasma.<br />

mosomen nur die Hälfte, nämlich eines aus jedem Paar besitzt. Wenn sich Jetzt also der Same mit<br />

dem Ei vereinigt, wird das befruchtete Ei jeweils für ein Chromosom des einen Eiters ein Chromosom<br />

des anderen enthalten, um die Paarung zu vollziehen; zusammengerechnet ergibt das 23 Paare. Das<br />

Ei behält seinen doppelten Chromosomensatz bis zu einem Zeitpunkt unmittelbar vor der Befruchtung<br />

bei, und stößt dann die Hälfte in Gestalt eines kleinen Körpers ab.<br />

Ist das nicht alles wahrhaftig ein Wunder, wie das gesamte Erbgut eines Fisches in so einer<br />

winzigen Zelle eingeschlossen ist — und wie alle architektonischen Entwürfe für seine Entwicklung<br />

darin vorgezeichnet und bestimmt sind?<br />

Wer sorgfältig mit uns beobachtet hat, kann sich jetzt vergegenwärtigen, daß die Gene in Paaren<br />

vorkommen. Alle Gene wirken zusammen, um die Merkmale zu schaffen, die wir im fertigen Guppy<br />

sehen. Die Verschiedenheit in auch nur einem dieser Paare kann zu großen Abweichungen im<br />

Erscheinungsbild des Fisches führen. Genetiker, wie sich die Vererbungsforscher nennen, versuchen<br />

beständig, alle Gattungen in ihre genetischen Bestandteile zu zergliedern; das heißt, in jene<br />

Merkmale, die wir nur am lebenden Tier erkennen. Sie legen genaue Lagezeichnungen der<br />

Chromosomen an und können sofort sagen, wo die Gene, die für Jedes einzelne Merkmal zuständig<br />

sind, liegen. Allein bei der unscheinbaren Obstfliege Drosophila haben Genetiker Dutzende von<br />

charakteristischen Merkmalen festgelegt und aufgezeichnet.


Ein Teil der Vererbungsforscher erkannte, daß bei Blumen und Gemüsen, Ja sogar bei Hunden, bei<br />

denen sich zwei verschiedene Charakterzüge (einer von jedem Eiter) in den Nachkommen verbanden,<br />

diese eines der Merkmale des einen Elternteiles aufwiesen und niemals eine Mischung aus<br />

Eigenschaften beider Eltern. Galton beobachtete, als er einen schwarzbraunen Bassethund mit einem<br />

schwarzbraunweiß-gefärbten paarte, daß die Jungen alle schwarzbraun waren. Mendel bemerkte bei<br />

seinen Kreuzungsversuchen mit hochwüchsigen und niedrigen Gartenerbsen, daß er keine<br />

intermediären Nachkommen erhielt, sondern hochwüchsige. So wurde der Begriff dominant ins Leben<br />

gerufen. Eines der Merkmale dominierte ü<strong>ber</strong> das andere, das im Erscheinungsbild zurückgedrängt<br />

wurde — es war rezessiv. Doch vorhanden war es trotzdem; verankert im Keimplasma.<br />

Unsere Vorfahren redeten oft von Charakterzügen, die „eine Generation ü<strong>ber</strong>sprangen". Und es gibt<br />

wirklich einige, die das tun. Wie, denken Sie nun, war das möglich nach dem, was Sie bisher gelesen<br />

haben? Diese Tatsache <strong>ber</strong>eitete jedem Vererbungsforscher in den Anfängen dieser Wissenschaft<br />

allerhand Kopfzerbrechen. Galton hielt wieder einmal die Augen bei seinen Hundezuchtversuchen<br />

offen und entdeckte, daß von der Nachkommenschaft zweier schwarzbrauner Bassethunde, die beide<br />

von dreifarbigen Eltern abstammten, einige der Jungen drei Farben auf ihrem Fell vereinigten — also<br />

einfach eine Generation ü<strong>ber</strong>sprungen hatten. Wenn Galton bei der Sache auch noch gezählt hätte,<br />

würden wir heute sicherlich ü<strong>ber</strong> Galtonismus anstatt ü<strong>ber</strong> Mendelismus sprechen. Letzterer zahlte<br />

nämlich seine Erbsen. Als er zwei Hybriden, die beide aus je einem hochwachsenden und einem<br />

niedrigbleibenden Elternteil hervorgegangen waren, miteinander kreuzte, fand Mendel heraus, daß die<br />

Erbsenranken, die von solchen Eltern abstammten, sich 'im Verhältnis von einem Teil niedrigen zu<br />

drei Teilen hohen Pflanzen entwickelten; dabei tauchten keine intermediären Formen auf.<br />

Die niedrigen Erbsen (rezessives Merkmal) vererbten rein weiter und brachten niemals hochrankende<br />

hervor. Ebenso war ein Teil der Hochrankenden reinerbig und bekam nur Nachkommen gleichen<br />

Wachstums; dagegen erwiesen sich einige dieser Hochrankenden als Hybriden und produzierten<br />

einen Teil niedrige neben drei Teilen hochkletternden Nachkommen. Hier angelangt können wir<br />

Mendel verlassen, um uns anzusehen, was sich ereignet, wenn wir Mendels Erfahrungen mit Erbsen<br />

auf unsere <strong>Guppys</strong> ü<strong>ber</strong>tragen. Bevor wir irgendwelche Voraussagen machen können, müssen wir<br />

wissen, welche Merkmale dominant und welche rezessiv vererbt werden. Lange währende<br />

Zuchtfolgen zum Studium der Charaktereigenschaften beantworteten diese Frage teilweise; dabei ist<br />

Inzucht unbedingt notwendig, um reine Stämme zu bekommen. A<strong>ber</strong> wir wissen ja, auf welche Art und<br />

Weise die Vererbung einiger Merkmale vor sich geht.<br />

Paaren wir die reine Wildform eines grauen Guppy mit einem Albino, wird die gesamte erste<br />

Tochtergeneration (l. Filialgeneration) grau — und wegen dieses einen ungleichen Merkmalpaares<br />

sind es Hybriden.<br />

Anschließend versuchen wir es mit zwei Hybriden — was erhalten wir jetzt? 25°/o Albinos, 50°/o<br />

Hybriden, 25°/o Grauguppys. Nun wollen wir einmal sehen, wie sich dieses Mendelsche Verhältnis auf<br />

der Basis der Gene entwickelt. Das Gen, welches das Merkmal grau produziert, wird als schwarzer<br />

Punkt dargestellt, und das, welches die Eigenschaft weiß hervorbringt, als weißer Punkt. Ein Albino<br />

erhält zwei weiße Punkte, ein Grauguppy zwei schwarze. Nun halten Sie sich vor Augen, wie sich im<br />

Laufe des Reifungsprozesses von Sperma und Eiern die Chromosomen teilen, und wie eine Hälfte in<br />

jede einzelne zweier aus einer Reifeteilung hervorgehender Samenzellen eintritt. Solange Sie sich an<br />

diesen Grundsatz erinnern, ist es ganz einfach, nicht nur zu sehen, was geschieht, sondern auch das<br />

Ergebnis vorauszusehen und dabei alle Chancen in der Hand zu haben, daß sich diese Prophezeiung<br />

erfüllt.<br />

Ehe wir in unserer Debatte fortfahren, wollen wir bildlich dargestellt sehen, was in Theorie und Praxis<br />

erscheint, wenn sich alle erdenklichen Kombinationen dieser Gene vereinigen, um<br />

Nachkommenschaft zu erzeugen:<br />

Koppelung der Merkmale<br />

In Zuchtstämmen der <strong>Guppys</strong>, die lange Zeit hindurch gezüchtet wurden, ordnen sich die Gene an<br />

gewissen genau begrenzten Stellen in den Chromosomen. Wenn diese <strong>Guppys</strong> Nachzucht<br />

hervorbringen, zeigen sich gewisse Merkmale stets gekoppelt mit anderen. Ein gutes Beispiel hierfür<br />

ist die Goldfarbe verbunden mit einer kurzen Schwanzflosse. Soweit ich mich erinnern kann, war ein<br />

Goldguppy mit langer schleppender Schwanzflosse vor 1954 unbekannt. Eine andere Koppelung ist


die Verbindung eines Letalfaktors (Tötungsfaktor) mit der Farbe gelb, bei der die Jungen — wie es bei<br />

Mäusen und anderen gelben Tieren der Fall ist — schon als Embryonen absterben. Bei Auszählen<br />

sind die gelben Jungbruten wesentlich geringer als diejenigen der nahe verwandten Grau-<strong>Guppys</strong>,<br />

und zwar rund 25°/o geringer.<br />

Der Grund für diese Koppelungen Ist der, daß die Gene für jene Erbmerkmale im selben Chromosom<br />

nahe beieinander liegen.<br />

Crossing over (Ü<strong>ber</strong>kreuzung)<br />

Mit diesem Fachausdruck bezeichnet man einen Vorgang, bei dem Gene in von der Regel<br />

abweichenden Kombinationen auf einem Chromosom vereinigt werden. Hierbei gibt es verschiedene<br />

Möglichkeiten einer neuen Zusammenstellung. Während dieses Prozesses kommt es manchmal —<br />

wenn auch selten — vor, daß die Verbindungsstellen der gekreuzten Chromosomen brechen, und so<br />

trägt dann jedes Chromosom ganz verschiedene von beiden Elternteilen stammende Gene. Ein<br />

glücklicher Zufall bescherte mir einen derartigen Fall, aus dem ein Goldguppy mit einem mächtigen<br />

schleppenden Schleierschwanz hervorging. Durch Inzucht wurde dieses Merkmal gefestigt und ist nun<br />

unverrückbarer Bestandteil eines meiner Stämme, der rein weitervererbt wird.<br />

Geschlechtsgebundene Vererbung<br />

Die Guppyhochzucht wird uns sehr erschwert, weil wir nicht wissen, welches der wünschenswertesten<br />

Merkmale im Besitze des Weibchens ist. Frühere Ichthyologen neigen zu der Ansicht, daß all Jene<br />

erstrebenswerten Charakterzüge in dem Y-Chromosom verankert seien, und daß nicht der geringste<br />

Unterschied bestände, welches Weibchen man verwendet. Denn die männlichen Nachkommen<br />

würden immer dem Männchen nachschlagen. Was meinten sie a<strong>ber</strong> eigentlich mit diesem Y-<br />

Chromosom?<br />

Die Geschlechts-Chromosomen<br />

Ein Chromosomenpaar ist ungleich, das heißt, die Größe der beiden Chromosomen steht in keinem<br />

Verhältnis zueinander. Alle jene Prachtmerkmale der Färbung, Länge des Schwanzes, Rückenflosse<br />

und Form des Schwanzes sind dem Männchen zugehörig. So war es ganz natürlich, wenn man<br />

annahm, daß die für diese Eigenschaften Verantwortlichen Gene im Chromosom lägen, das keinen<br />

entsprechenden Partner besaß, von dem es beherrscht werden konnte. Doch die Genetiker früherer<br />

Zeiten maßen dem viel zu große Bedeutung bei. Es stimmt, daß dieses ungleiche Chromosomenpaar<br />

für die Bildung des Geschlechts verantwortlich ist. Nehmen wir einmal an, das Chromosom, welches<br />

wir mit X bezeichnen, sei ein kleines und sein Partner, das wir Y nennen wollen, ein großes. Enthält<br />

ein Ei zwei der X-Chromosomen, so wird das Junge weiblichen Geschlechts, handelt es sich dagegen<br />

um ein X- und ein Y-Chromosom, so ergibt die Verbindung XY ein Männchen. Das ist auch der Grund,<br />

warum annähernd die gleiche Zahl Männchen und Weibchen geboren werden. Die Hälfte der<br />

männlichen Spermien enthalten nämlich X- und die andere Hälfte Y-Chromosomen. Jeder weibliche<br />

Keim enthält X. Die Möglichkeiten daraus ergeben also 50% XY und 50°/o XX — die Hälfte männliche,<br />

die Hälfte weibliche Nachkommen.<br />

Bei einigen Arten besteht ein wesentlicher Größenunterschied zwischen den X- und den Y-<br />

Chromosomen; nicht so bei Lebistes. Betrachtet man das Aussehen der Guppy-Chromosomen unter<br />

dem Mikroskop, dann entdeckt man, daß beide Partner jedes einzelnen Chromosomenpaares gleich<br />

sind.<br />

Ein Forscher wagte sich an den Versuch, die Chromosomen in Karten einzuzeichnen. Er stellte die<br />

Behauptung auf, daß von den 18 Genen, welche Färbung und Zeichnung beeinflussen, einige sowohl<br />

auf die Form der Schwanzflosse als auch auf die Körperfarben einwirken. Mehrere Auswirkungen der<br />

Gene treten nur bei männlichen Vertretern in Erscheinung, obwohl dieselben Gene von Weibchen<br />

getragen werden. Mit der in ein Schwert ausgezogenen Schwanzflosse haben wir ein solches<br />

Merkmal vor uns. Niemals findet man ein Weibchen mit Schwertschwanz, und doch ist diese<br />

Eigenschaft vorhanden, wenn auch unentwickelt, was wahrscheinlich eine Folge unterdrückender


hormonaler Einflüsse ist. Ohne Erkenntnis dieser Tatsache kann man die Mendelsche Gesetzlichkeit<br />

in ihrer Ü<strong>ber</strong>tragung auf <strong>Guppys</strong> nicht verstehen.<br />

Mindestens 9 Gene haben ihren Platz im Y-Chromosom; doch gehen einige während des Vorgangs<br />

der Zellteilung auf das X-Chromosom ü<strong>ber</strong>. Das bedeutet, daß einige der X- und Y-Gene<br />

untereinander vertauscht werden, ein Prozeß, der als Ü<strong>ber</strong>kreuzung bekannt ist.<br />

Die Anwendung von Röntgenbestrahlung wirkt sich auf die normale Vererbung beim Guppy insofern<br />

aus, als sie Gene und Chromosome beeinflußt. Kürzlich gemachte Studien ü<strong>ber</strong><br />

Strahlungseinwirkungen bei Verwendung von Elementen aus Atomkernreaktoren er gaben schon den<br />

Tod der Fische, bevor irgendwelche Auswirkungen der Strahlen beobachtet wurden. Weitere Studien<br />

auf diesem Gebiet werden vielleicht noch ü<strong>ber</strong>raschende Ergebnisse liefern.<br />

Geschlechtsbegrenzte Merkmale<br />

Wir müssen streng unterscheiden zwischen geschlechtsgebundenen und geschlechtsbegrenzten<br />

Erbmerkmalen. Wie schon gesagt, legten die Vererbungsforscher soviel Nachdruck auf die in den<br />

Genen der Y-Chromosomen eingeschlossenen Merkmale, daß Jetzt fast Jedermann glaubt, zur<br />

Erlangung von Superguppys gehöre nichts weiter als der Besitz eines Supermännchens, und das<br />

Weibchen spiele nur eine ganz geringe Rolle bei der Ü<strong>ber</strong>tragung des besonders gehegten und<br />

gepflegten äußeren Erscheinungsbildes. Das entspricht nur teilweise der Wahrheit. Denn nur die<br />

Eigenschaften, die von den im Y-Chromosom gelegenen Genen erzeugt werden, sind<br />

geschlechtsgebunden.<br />

Das prächtig bunte Federkleid eines jungen Hähnchens sieht ganz anders aus, als das einfache<br />

Gefieder der Henne. Ist es geschlechtsgebunden vererbt? Nein. Denn wenn die Jungen beider<br />

Geschlechter kastriert werden, so sehen sich die erwachsenen Vögel sehr ähnlich. Der Hahn sieht<br />

genau so aus wie die Henne, und das kastrierte weibliche Küken hat sehr viel Gemeinsames mit dem<br />

Hahn. Diese teilweise männlichen und teilweise weiblichen Merkmale werden durch<br />

Drüsenabsonderungen — Hormone — bestimmt und sind geschlechtsbegrenzt. Was für<br />

geschlechtsbegrenzten Erbmerkmalen begegnen wir beim Guppy?<br />

Hier sind einige Forschungen angestellt worden, die uns viel weiterhelfen. Weibliche <strong>Guppys</strong>, die<br />

durch Hormonbehandlungen zu Männchen gemacht wurden, sind nicht imstande, Eigenschaften zu<br />

zeigen, die ihre weiblichen Gene nicht entwickeln können. Alles was sie zeigen sind Merkmale, die<br />

ihre weiblichen Hormone unterdrückt haben. Man entdeckt an ihnen auch eine Anzahl männlicher<br />

Charakterzüge, doch bei all diesen besteht die Gewißheit, daß sie nicht im Y-Chromosom<br />

vorkommen. Ebenso sind die herrlichen Farben, die man in letzter Zeit auf den Schwänzen weiblicher<br />

<strong>Guppys</strong> entwickelte, keine Funktionen des Y-Chromosoms. Tatsächlich ist die schmucklose<br />

Erscheinung des Weibchens teilweise Hormonen zuzuschreiben, die einen Teil von des Fisches<br />

Schönheit beschränken, unsichtbar zu bleiben. Männliche Hormone an hal<strong>ber</strong>wachsene Weibchen<br />

verfüttert, hemmen deren weiteres Wachstum.<br />

Der Stillstand im Wachstum der Männchen, sowie sie geschlechtsreif werden, ist ein<br />

geschlechtsbegrenztes Merkmal. Behandelt man sie mit weiblichen Hormonen, wachsen sie weiter<br />

und werden wesentlich größer. Geschlechtshormone<br />

Wer den Wunsch hat, Versuche mit Sexualhormonen zu machen, tut gut daran, sich die in unserer<br />

Bibliographie angeführte Literatur, die sich mit derartigen Experimenten befaßt, noch einmal gut<br />

durchzuschauen.<br />

Die bis jetzt bekanntgewordenen Ergebnisse sind kurzgefaßt folgende:<br />

Verfütterung des weiblichen Hormons östrogen an Jungbrut und ältere <strong>Guppys</strong> beider Geschlechter<br />

verhinderte das Wachstum und setzte es bei den weiblichen Versuchstieren herab. Bei Männchen<br />

nahm die Größe z. Zt. der Geschlechtsreife zu. Das Wachstum älterer Männchen steigerte sich,<br />

Jedoch ging die männliche Färbung verloren.


Fütterung des männlichen Hormons Testosteron setzte das Wachstum aller Jungtiere herab. Das<br />

Wachstum hal<strong>ber</strong>wachsener Weibchen nahm zu.<br />

Im Laufe einer anderen Versuchsreihe wurde Pregnenalon in Tablettenform gefüttert. Es erfüllte die<br />

Erwartungen, die an ein Androgen, das ist Ei-Hormon zur Kontrolle der männlichen<br />

Geschlechtsmerkmale, gestellt werden, weit besser als Testosteronpropionat. Wurde es<br />

geschlechtsunreifen <strong>Guppys</strong> von Geburt an verabreicht, verhinderte es jegliche Ausbildung der<br />

weiblichen sekundären Geschlechtseigenschaften und bewirkte die frühzeitige Entwicklung der<br />

männlichen sekundären Geschlechtsmerkmale. Dazu veranlaßte es die vorzeitige Ausbildung der<br />

Keimelemente und zerstörte, wurde es ü<strong>ber</strong> längere Zeitabschnitte gegeben, die Samendrüsen.<br />

Testosteron wirkte sich ähnlich, jedoch nicht mit derselben Deutlichkeit aus. Hier verhinderte es die<br />

Entwicklung der männlichen roten Farbtöne bei Männchen, eine Eigenschaft, die man auch bei<br />

weiblichen Hormonen gefunden hat.<br />

Thyroxin, ein Produkt der Schilddrüse, bewirkte in einem Versuch stärkeres Größenwachstum der<br />

<strong>Guppys</strong>, die Jedoch eine längere Wachstumsperiode benötigten, ehe sie geschlechtsreif wurden. Bei<br />

Guppymännchen wurden die einer Thyroxinbehandlung unterworfenen Individuen etwa V? größer,<br />

doch benötigten sie zu ihrem Wachstum fast die doppelte Zeit. Während eines zweiten Versuches<br />

fügte man dem Aquarienwasser synthetisches Thyroxin hinzu und verfütterte pulverisiertes<br />

Schilddrüsenhormon, konnte a<strong>ber</strong> keinerlei Veränderungen beobachten.<br />

Ererbte Charaktereigenschaften bei <strong>Guppys</strong><br />

Mit Einführung der Sexualhormone wurden viele der früheren Schlüsse der Genetiker entkräftet. Wie<br />

schon festgestellt wurde, würden viele Eigenschaften der Weibchen als männliche Merkmale in<br />

Erscheinung treten, gäbe es da nicht weibliche Hormone, die sie unterdrücken. Ein anschauliches<br />

Beispiel hierfür bildet der Schwertschwanz. Ein Forscher erzählt uns, dieses Merkmal sei „unbedingt<br />

Y-gebunden", also geschlechtsgebunden und im Y-Chromosom gelegen. Nun wissen wir a<strong>ber</strong>, daß<br />

dies nicht durchaus notwendig ist. Liest man Jenes frühe Werk ü<strong>ber</strong> die Vererbung, kommt man zu<br />

dem Schluß, daß beim Guppy nur ein Chromosomenpaar von Wichtigkeit sei — nämlich die<br />

Chromosomen X und Y —, dagegen gibt es doch noch 22 andere Paare, mit denen man rechnen<br />

muß. Dieses Werk erwähnt auch nur gelbe, rote, schwarze und gelegentlich blaue Farbzonen auf dem<br />

Fischkörper, als wenn es ü<strong>ber</strong>haupt keine andere Färbung beim Guppy gäbe. Dabei wissen wir, daß<br />

sogar auf Männchen der Goldform häufig schimmernde grüne Flecke auftauchen, und daß Exemplare<br />

mit blauer Schwanzflosse der bevorzugte Typ aller Guppyliebha<strong>ber</strong> sind. Einige der allerschönsten<br />

unserer <strong>Guppys</strong> sind von dieser Art. Ungeheuer viel muß darü<strong>ber</strong> noch in Erfahrung gebracht werden.<br />

Vielleicht sind sogar Sie es, der einmal Wesentliches zu unserem Wissen ü<strong>ber</strong> die Vererbung dieses<br />

Fisches beiträgt.<br />

Wissenschaftliche Studien der Zukunft werden die bisherige Auffassung der dominanten und<br />

rezessiven Merkmale ändern; doch die folgende Zusammenstellung ist die beste, die wir bis jetzt<br />

machen können:<br />

Dominant<br />

Wildgrau<br />

Wildgrau<br />

Gold<br />

Wildgrau<br />

Fehlen des Schwertschwanzes<br />

Rundschwanz<br />

Rundschwanz<br />

Rezessiv<br />

Gold<br />

Blond<br />

Blond<br />

Albino<br />

Schwertschwanz<br />

Viereckig begrenzte Schwanzflosse<br />

Superbartige Schwanzflosse


Normalfärbung<br />

Schwarze Flecken in den Flossen der<br />

Weibchen<br />

Ein Genetiker, der wohl mehr Farbmerkmale und deren Vererbung beschrieben hat als irgend ein<br />

anderer Forscher, ist der dänische Vererbungswissenschaftler W i n g e. Er gab jedem Farbtyp einen<br />

Namen und <strong>ber</strong>echnete an Hand von Zuchtergebnissen dieser Fische, in welchem Chromosom die<br />

bestimmenden Gene lagen. W i n g e beschrieb die Farbwirkungen, die von jedem Gen erzeugt<br />

wurden, und benannte sie. Manche hielt er für im X-, manche für im Y-Chromosom gelegen. Er<br />

<strong>ber</strong>ichtete auch von einigen hermaphroditen Fischen, die zwar aussahen, als seien sie Zwitter und<br />

etwas Farbe besaßen, in ihrem Benehmen jedoch Weibchen waren und Junge zur Welt brachten.<br />

A<strong>ber</strong> W i n g e verwendete keine Geschlechtshormone, um zu bestimmen, welche Merkmale<br />

geschlechtsbegrenzt seien, und versäumte damit die Anwendung der allerwichtigsten Erfindung, die<br />

man benutzt, um zwischen geschlechtsgebundenen und geschlechtsbegrenzten Merkmalen zu<br />

unterscheiden. Im ganzen beschrieb W i n g e die Merkmale von 18 Farbzusammenstellungen.<br />

Ergebnisse aus Kreuzungen verschiedenfarbiger <strong>Guppys</strong> fallen manchmal ü<strong>ber</strong>raschend aus. Wird<br />

die Goldform mit einem Albino gepaart, ergibt das weder goldene noch Albino-Jungfische, sondern<br />

simple wildgraue, entsprechend der Tatsache, daß jeder Nachkomme nur ein Gold-Gen und ein<br />

Albino-Gen besitzt, daß es a<strong>ber</strong> eines Paares von ihnen bedarf, soll die Nachzucht aus Gold- bzw.<br />

Alblno-<strong>Guppys</strong> bestehen.<br />

Zweifellos sind da auch noch jene Gene, die man modifizierende Gene nennt. Sie üben ihren Einnuß<br />

auf die Stärke der Farben im Erscheinungsbild, die Ausdehnung der Farbzonen, Größe und Form der<br />

Flossen und nicht zuletzt auf die Größe des ganzen <strong>Guppys</strong> aus. Ihre Zahl, ebenso ihre Dominanz<br />

oder Rezessivität sind noch nicht bestimmt worden.<br />

Inzucht<br />

Fast jeder Artikel, der sich mit <strong>Guppys</strong> befaßt, <strong>ber</strong>ichtet uns, alle Männchen glichen einander so<br />

"wenig, daß keine zwei Fische gefunden würden, die man nicht auseinanderhalten könne. Diese<br />

Autoren haben sicherlich niemals ingezüchtete <strong>Guppys</strong> gesehen.<br />

Solche <strong>Guppys</strong> sind die einzige sichere Form, an der man Vererbungsstudien betreiben kann;<br />

praktisch sind alle anderen unzuverlässig, denn nur allzu leicht werden bei ihrer Verwendung<br />

ungerechtfertigte Schlüsse gezogen. Außerdem sind <strong>Guppys</strong> in dieser Beziehung ungewöhnlich hart;<br />

sie ertragen Inzucht bemerkenswert gut. Selbstverständlich müssen bei ihnen dieselben<br />

Vorsichtsmaßregeln wie bei Inzucht irgend einer anderen Gattung beachtet werden. Aus Jeder<br />

Generation werden die größten und kräftigsten Tiere ausgewählt, um die Eltern der nächstfolgenden<br />

zu werden. Inzucht ist nichts anderes als Konzentration der Eigenschaften. Bestehen eine Menge<br />

geringe Eigenschaften, so werden sie sich in einem Fisch zusammenziehen und wahrscheinlich einen<br />

wertlosen Fisch erzeugen. Durch dasselbe Geschehen werden auch wertvolle Charakterzüge in<br />

einem Fisch vereinigt. Jede Generation ist etwas weniger fruchtbar als die vorangegangene. Bei<br />

meinen ingezüchteten <strong>Guppys</strong> wurde jede Generation etwas kleiner und etwas weniger kräftig, bis<br />

sich nach der fünften eine Verbesserung bemerkbar machte. Unsere zehnte Inzuchtgeneration besitzt<br />

zwar bessere Guppyeigenschaften als die fünfte, jedoch nicht in derselben Schönheit wie diejenige,<br />

mit der wir begannen.<br />

Kreuzung gefestigter Stämme<br />

Zuerst die Frage: Was ist ein <strong>Guppys</strong>tamm? Es ist ganz einfach eine Gruppe von Fischen mit einer<br />

ähnlichen Auswahl von Genen oder Chromosomen in ziemlich feststehender Anordnung.<br />

Was ereignet sich nun, kreuzt man ü<strong>ber</strong>ragende <strong>Guppys</strong> zweier begründeter Stämme? Häufig zeigt<br />

sich Entartung. Wir kreuzten die besten miteinander, die zu finden waren und haben niemals einen<br />

Fall erlebt, daß die Nachzucht so gut wie die unverwandten Eltern waren. Und warum? Die<br />

Anordnungen der Gene sind nicht die gleichen und die neuen Chromosome. können nicht das<br />

erwünschte Erscheinungsbild hervorbringen.


Inzucht als Grundlage für die Zucht von Hybriden<br />

Der ertragreichste Mais, die fettesten Schweine, die besten Hühner und neuerdings auch <strong>Guppys</strong> sind<br />

das Ergebnis einer Kreuzung zweier nicht verwandter Inzuchtstämme, die ü<strong>ber</strong> sieben oder mehr<br />

Generationen ingezüchtet wurden. Die auffallendsten, größten und sensationellsten <strong>Guppys</strong> der<br />

Zukunft werden ohne Zweifel von dieser Sorte sein. Leider sind solche Tiere von geringem<br />

züchterischen Wert, denn ihre Nachkommen fallen gegenü<strong>ber</strong> den Eltern entschieden ab. Die<br />

Methode <strong>ber</strong>uht auf dem luxurlerenden Wachstum von Bastarden — der Heterosis. Das System hat<br />

den Vorteil, daß es den unlauteren Wettbewerb unter Züchtern verhindert.<br />

Heterosis bringt Riesenexemplare hervor, a<strong>ber</strong> wie ich in meinen frühen Experimenten erka'nnte, nicht<br />

gepaart mit Schönheit. Aus zwei 6 bzw. 8 Generationen hindurch ingezüchteten Stämmen paarte ich 2<br />

Fische und erhielt eine Nachkommenschaft, die sich zu den größten <strong>Guppys</strong> entwickelte, die Jemals<br />

gezüchtet worden waren. Ein Weibchen maß 8,5 cm in der Länge. Dagegen waren die Männchen<br />

gelblich-graue, farblose Wesen, die große Schwanzflossen nachschleppten, da sie ja sel<strong>ber</strong> auch<br />

groß waren. Doch im Verhältnis zur Körpergröße waren die Schwänze nicht sonderlich imposant.<br />

Daraus wurde uns klar, daß es bei unseren <strong>Guppys</strong>, die um gewisser charakteristischer Merkmale<br />

willen gezüchtet wurden, notwendig ist, mit verwandten Stämmen zu beginnen, deren Kreuzungen<br />

untereinander außerordentlich gute Ergebnisse zeitigten, und diese Fische, jeweils Bruder mit<br />

Schwester, viele aufeinanderfolgende Generationen lang inzuzüchten und dann erst die Vertreter<br />

eines jeden Stammes<br />

miteinander zu kreuzen. Diese Methode ergibt zugleich große und schöne <strong>Guppys</strong>.<br />

Und mehr noch — für jene, die mit Interesse genetische Studien betreiben, bringt sie reine Stämme<br />

äußerst ähnlicher Individuen hervor.<br />

Linienzucht<br />

Als Linienzucht bezeichnet man die Paarung nahe verwandter Tiere. Diese Verwandtschaft in der<br />

Linienzucht <strong>ber</strong>ücksichtigt gewöhnlich entferntere Verwandte als Vettern ersten Grades. Linienzucht<br />

ist sicher und enthalt keine der Gefahren, die Inzucht in sich birgt. Sie wird in erster Linie zur Erhaltung<br />

wertvoller Merkmale angewandt.<br />

Kontrolle des Zuchtmaterials<br />

Die folgenden, auf praktischer Erfahrung <strong>ber</strong>uhenden Vorschläge, die man vielleicht auch Kunstgriffe<br />

nennen könnte, werden jedem Neuling nützlich sein.<br />

Die Vervollkommnung von <strong>Guppys</strong> muß vor allem die Tatsache in Erwägung ziehen, daß eine<br />

einmalige Begattung des Weibchens für eine ganze Anzahl Würfe ausreichend ist. Die männlichen<br />

Spermien werden im weiblichen Körper gespeichert und warten auf die Erzeugung des nächsten<br />

Schubs Eier, um deren Befruchtung zu vollziehen. Erfolgt unmittelbar nach der Geburt eines Wurfes<br />

eine erneute Begattung, so sind die frischeren Spermien imstande, die neue Befruchtung zu<br />

ü<strong>ber</strong>nehmen. Einer von uns z. B. paarte ein Albinoweibchen mit einem Albinomännchen. Ersteres<br />

brachte einen Wurf von 21 Jungen zur Welt. Dann setzte ich ein Grauguppymännchen hinzu — der<br />

folgende Wurf enthielt nur Grauguppys. Verwendeten wir Gold-guppyweibchen, zeigte sich das<br />

gleiche Ergebnis. Ein graugefärbtes Männchen wurde sechs Goldweibchen in einem Becken<br />

zugesellt, die unmittelbar vorher von Männchen der Goldvarietät begattet worden waren. In diesem<br />

Falle bekam jedes Weibchen zuerst einen Wurf goldener Junge und darnach nur noch Junge grauer<br />

Färbung.<br />

Darum ist es für uns notwendig, mit unbedingter Sicherheit zu wissen, daß unsere Guppyweibchen<br />

von dem Männchen begattet werden, das wir als Stammvater der neuen Nachkommenschaft sehen<br />

möchten. Wie führt man das a<strong>ber</strong> praktisch durch? Durch frühzeitige Trennung der Geschlechter.


Trennung der Geschlechter<br />

Einmal muß man beginnen, seine Guppyzucht nach Männchen und Weibchen zu trennen. Das ist<br />

denkbar einfach, wenn die Tiere hal<strong>ber</strong>wachsen sind, doch es wird in der Tat schwierig, wenn es sich<br />

um <strong>Guppys</strong> handelt, die noch zu jung sind, um sel<strong>ber</strong> Junge zu erzeugen. A<strong>ber</strong> bekanntlich ist kein<br />

Ding unmöglich.<br />

Machen Sie's mit Hilfe eines hellen Lichtes. Diese Babies unterscheiden sich nämlich im Alter von<br />

einem Tag, im Lichte einer ü<strong>ber</strong> die Wassero<strong>ber</strong>fläche gehaltenen 100-Watt-Lampe, an einem<br />

schwarzen Fleck, den man an den Weibchen entdeckt, und der den Männchen fehlt. Wegen der<br />

Zartheit dieser kleinen Wesen ist es a<strong>ber</strong> immer noch ein schwieriges Unterfangen, sie zu diesem<br />

Zeitpunkt zu trennen. Besser wartet man, bis die Entwicklung von Geschlechtsmerkmalen es einem<br />

ermöglicht, das Gonopodium der Männchen von der großen Afterflosse der Weibchen zu<br />

unterscheiden.<br />

Der kleine Behälter mit Fischen wird in Augenhöhe gehalten und ein Weibchen nach dem ändern<br />

herausgefangen und in ein besonderes Becken gesetzt. Es ist gar nicht einmal nötig, alle weiblichen<br />

<strong>Guppys</strong> zu entfernen, es genügt die Zahl, die zur Weiterzucht gebraucht wird. Entfernt man ein<br />

Dutzend, so kann man bei einer einzigen Entwicklung von Jungbrut mit einer Gesamtsumme von ü<strong>ber</strong><br />

200 Jungtieren in der ersten Serie von Würfen rechnen. Sind die Muttertiere verhältnismäßig groß,<br />

könnten sie bis zu 600 Jungfische hervorbringen, angenommen, daß die meisten der Kleinen<br />

rechtzeitig vor kannibalischen Gelüsten in Sicherheit gebracht werden.<br />

Einen weiteren Anhaltspunkt zum Erkennen junger Weibchen finden wir in jenen schwarzen,<br />

dreieckigen Flecken, die sich sehr früh in der Schwanzwurzel abzeichnen. In einigen der<br />

allerschönsten Stämme zeigen die Männchen niemals derartige Flecken.<br />

Ein Vergrößerungsglas leistet bei genügend starker Beleuchtung beste Dienste, doch lernen<br />

Menschen mit normaler Sehkraft nach einiger Übung schnell, die Geschlechter mit unfehlbarer<br />

Genauigkeit zu unterscheiden. Werden die abgesonderten Weibchen ständiger Beobachtung<br />

unterzogen, kommt man früh genug einem vielleicht beim Trennen unterlaufenen Fehler auf die Spur,<br />

wenn man plötzlich bei einem die Ausbildung männlicher Eigenschaften entdeckt, und kann den<br />

Eindringling rechtzeitig entfernen, bevor er alt genug ist, seine Gefährtinnen zu begatten. Ein nicht<br />

entdeckter Fehler kann eine große Zahl höchst kostbareWeibchen ruinieren. Es ist nicht<br />

ausgeschlossen, daß sich ein Männchen mit völlig farbloser, kleiner Schwanzflosse und nur geringen<br />

Mengen schwach sichtbarer Farbflecke auf dem Körper entwickelt. Und wer nur nach den Farben<br />

anstatt auf das Gonopodium schaut, kann dieses einzelne Männchen ü<strong>ber</strong>sehen — bis es eines<br />

Tages zu spät ist.<br />

Paarung<br />

Einige Züchter halten alle Männchen in einem Becken zusammen, ohne ihnen Weibchen<br />

zuzugesellen. Sie behaupten dazu, die Männchen wüchsen so schneller und würden größer. Andere<br />

finden, es bedeute keinen Unterschied, wenn man einige Weibchen bei den Männchen belasse.<br />

Gewöhnlich werden diese Weibchen zusammen mit den Besten der Männchen als Zuchtpaar zu<br />

Liebha<strong>ber</strong>preisen verkauft. Doch ist es viel wahrscheinlicher, daß sie von Männchen, die der<br />

natürlichen Wildform am nächsten kamen, begattet wurden, als daß sie Samen der prächtigsten<br />

Hochzuchtformen in sich tragen.<br />

Beobachten Sie die Männchen, wie sie in Ihrem Becken heranwachsen, und bestimmen Sie erst dann,<br />

welche Sie zu Stammvätern kommender Guppygenerationen machen wollen. Falls nötig, werden sie<br />

von den übrigen getrennt und nach ihrer Weiterentwicklung erneut die Allerbesten ausgewählt, um mit<br />

den Weibchen gepaart zu werden.<br />

Zur Vorsicht sei gesagt: Warten Sie nicht, bis die Männchen voll entwickelt und in ihrer höchsten Blüte<br />

sind, um sie mit den Weibchen zu vergesellschaften. Es ist möglich und in der Tat wahrscheinlich,<br />

daß unsere Guppymännchen zu solch unnatürlichen Fischen heranwachsen, daß ihre langwehenden<br />

Schwanzflossen und lässig herabhängenden Rückenflossen sie daran hindern, Weibchen zu<br />

begatten. Nicht selten erwarb ein Liebha<strong>ber</strong> das prächtigste Tier aus eines anderen Bestand, nur um<br />

Enttäuschungen damit zu erleben, da er keinen einzigen Nachkommen erhielt.


Das ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern kommt häufig vor und wurde durch Versuche bewiesen.<br />

Zum Beispiel waren drei Männchen — alles Brüder — des Earlstammes, deren Jeder eine<br />

Schwanzflosse, länger als der übrige Körper besaß, im Alter von einem Jahr vollkommen unfähig, ein<br />

Weibchen zu befruchten, obwohl sie mit neun Monaten noch keinerlei Schwierigkeiten hatten.<br />

Mehrere Männchen des Superbastammes waren im Alter von 1,4 Monaten ohne den geringsten<br />

züchterischen Wert. Hähnelguppys bewährten sich länger. Ein Albinomännchen mit einer<br />

ungewöhnlich langen Schwanzflosse war zur Zucht ungeeignet, bis die hintere Hälfte seines<br />

Schwanzes abfiel und er wieder Vater wurde. Anscheinend liegt die Ursache nicht so sehr im Alter wie<br />

im ziehenden und hemmenden Effekt der schönen, doch für den Fisch uneinträglichen<br />

Schwanzflosse. Zwei 16 Monate alte Prachtmännchen mit gebänderter Schwanzflosse wurden in ein<br />

Aquarium mit acht unbefruchteten Weibchen zusammengesetzt und nicht eines davon wurde trächtig.<br />

Wie ü<strong>ber</strong>windet man nun diese Schwierigkeit? Man verwende die besten Jungen Männchen. In jedem<br />

Becken gibt es einige, die ü<strong>ber</strong> alle anderen herausragen. Der Unterschied wird noch ausgeprägter,<br />

wenn der Schwärm älter wird. Denn diejenigen, welche frühzeitig die beste Entwicklung zeigen,<br />

werden auch die zau<strong>ber</strong>haftesten <strong>Guppys</strong> sein, wenn alle ausgewachsen sind. Wohl treten geringe<br />

Änderungen in der Färbung auf, doch jene mit den herrlichsten Farbschattierungen in der Jugend,<br />

werden auch nach der Geschlechtsreife die Farbenprächtigsten bleiben. Also werden Sie in den<br />

meisten Fällen rechtzeitig Ihre Wahl treffen können und diese Männchen werden wunderbare Zuchten<br />

liefern, bis schließlich ihre Pracht zum Hindernis wird.<br />

Die Wahl des Zuchtmaterials<br />

Wie schon gesagt, sind alte, vollentwickelte Männchen nicht immer fruchtbar oder imstande, den<br />

Begattungsakt wirksam zu vollziehen. Und doch sind es die alten, wunderschönen und exotisch<br />

aussehenden Männchen, nach denen jeder Neuling natürlicherweise greifen würde, wäre er vor die<br />

Wahl gestellt. Sie sind dürftige Einsätze, will man damit die Grundlage einer Zucht scharfen. Bei<br />

geschlechtsreifen Weibchen sind die Aussichten gleich unwahrscheinlich, bevor man nicht weiß, von<br />

welchen Männchen sie befruchtet wurden. In ein Aquariengeschäft zu gehen und einige große<br />

Weibchen zu kaufen, ist vielleicht das Gegebene für Jene, die die Grundbegriffe am lebenden Objekt<br />

kennenlernen wollen. A<strong>ber</strong> um mit der Guppyliebha<strong>ber</strong>ei ernsthaft zu beginnen, mit dem Bestreben,<br />

seltene Fische eines bestimmten Standards zu züchten, ist dieses Unterfangen sinnlos.<br />

Dann sollte man lie<strong>ber</strong> die Anlage eines <strong>ber</strong>ühmten Züchters besuchen, und ein noch nicht<br />

geschlechtsreifes Weibchen aus seinem besten Stamm unter der Bedingung erwerben, daß er oder<br />

ein anderer Züchter einwilligt, das Tier mit dem Männchen unserer Wahl zu paaren, das ist jedenfalls<br />

erfolgreicher als ein rundes Hundert obskurer Weibchen zu kaufen und dazu ein prächtiges<br />

Männchen. Hält man sich an erstere Regel, wird man in vier Monaten Besitzer eines Aquariums voll<br />

erstklassiger <strong>Guppys</strong> sein; macht man sich die letztere zu eigen, werden es vielleicht einige<br />

mittelmäßige bis gute Fische sein.<br />

Andererseits macht es sich wiederum bezahlt, grast man die Aquarien der Fischgeschäfte ab auf der<br />

Suche nach Mutationen, besonders unter weiblichen Tieren. Der Earlstamm entstand aus einer<br />

weiblichen Mutation, deren Schwanzflosse im o<strong>ber</strong>en Teil weit nach rückwärts ausgezogen und deren<br />

Körper schlank und langgestreckt war. Mangels Fruchtbarkeit gebar sie nie mehr als 20 Junge in<br />

einem Wurf. Durch Paarung mit einem ihrer Söhne wurde jedoch ein Stamm begründet und in einer<br />

Inzuchtperiode gefestigt. Nach den Angaben des Entdeckers des Superbastammes geschah dabei<br />

das gleiche, und es wurde dieselbe Methode zur Begründung und Festigung des Stammes<br />

angewandt. Gelegentlich gibt es Händler, die <strong>Guppys</strong> zum Zwecke der Erlangung gesünderer<br />

Bestände importieren, weil sie annehmen, unsere zu Haustieren gewordenen Fische seien<br />

degeneriert. A<strong>ber</strong> wie falsch ist diese Meinung! Alles, was wir ü<strong>ber</strong> die Wichtigkeit äußerster Sorgfalt<br />

in der Zuchtauslese geschrieben haben, sollte eigentlich jeden davon ü<strong>ber</strong>zeugen, daß Fische, die<br />

sich einfach sinnlos durcheinander vermehren, immer in Mittelmäßigkeit zurücksinken werden. Unsere<br />

<strong>Guppys</strong> sind der Wildform so weit voraus, daß man sie für verschiedene Arten halten könnte.<br />

Ertragreiche Guppyzucht


Der ernsthafte Guppyzüchter handelt niemals aufs Geratewohl. Was er anstrebt, ist eine große Anzahl<br />

Junge, die möglichst in einer gegebenen Zeit das Licht der Welt erblicken sollen. Er will, daß sie<br />

zusammen aufwachsen, um die besten Männchen daraus zu wählen und eine schöne<br />

ü<strong>ber</strong>einstimmende Zusammenstellung aus den übrigen Tieren in den Handel zu bringen.<br />

Zierfischhändler sind von einer bunt zusammengewürfelten Menge wenig begeistert und ziehen,<br />

sagen wir einmal, 50 einheitliche Männchen plus 50 Weibchen vor, die sie paarweise verkaufen<br />

können. Sind die Fische ungewöhnlich schön, so werden sie vielleicht mit 10 Dollar pro Paar<br />

angesetzt. Nachdem die Hälfte verkauft ist, beginnt sich nochmals eine Verbesserung infolge weiteren<br />

Wachstums der übrigen Fische zu zeigen, von denen möglicherweise 30 Paar einen sehr hohen Preis<br />

erzielen. Dann wird der Preis gesenkt, um auch die weniger wertvollen Exemplare anzubringen, und<br />

die restlichen <strong>Guppys</strong> werden schließlich in ein Becken mit billigerem Bestand gesetzt.<br />

Es ist ganz einfach, sich auf einen derartigen Zuchtertrag einzurichten. Wird das Männchen mit kräftig<br />

gewachsenen, unbefruchteten Weibchen vergesellschaftet und diese Gruppe drei Wochen lang so<br />

belassen, werden zu diesem Zeitpunkt die meisten von ihnen Anzeichen von Trächtigkeit aufweisen.<br />

Jedes einzelne, ob es nun trächtig scheint oder nicht, kann in einen 5-Liter-Behälter ü<strong>ber</strong>führt werden,<br />

wo es innerhalb von 2 Wochen eine Jungbrut entwickelt hat. So ist uns ein reicher Ertrag sicher. Der<br />

größte Vorteil für diese Zuchten ergibt sich in bezug auf Fütterung, denn ausgedehnte Futterkulturen<br />

für Jungfische können schon vorher angelegt und später, wenn die kleinen <strong>Guppys</strong> ü<strong>ber</strong> diese feine<br />

Nahrung hinausgewachsen sind, vernichtet werden.<br />

Schutz der Jungfische<br />

Solange ein ausgewachsener Guppy nicht derart mit Futter vollgestopft ist, daß er kein Lot mehr in<br />

sich hineinbringt, wird er Junge <strong>Guppys</strong> fressen. Und einige scheinen die kleinen Dinger jeglichem<br />

anderen Futter vorzuziehen. Sollen <strong>Guppys</strong> auf lohnender Basis aufgezogen werden, muß man einige<br />

Schutzmaßnahmen treffen, um ihr Gefressenwerden zu verhindern. Fallen, sogenannte Zuchtkästen,<br />

aus denen die Jungen zwar entkommen können, doch worin die Weibchen gefangen bleiben, sind<br />

gewiß von Nutzen, a<strong>ber</strong> es sind wenig wirksamere Hilfsmittel von Menschenhand erfunden worden,<br />

als sie uns die Natur in Gestalt von Pflanzen in die Hand gegeben hat. Da gibt es Pflanzen wie Nitella,<br />

die zwar die Mutterfische zurückhalten, jedoch nicht die Neugeborenen. Auch Myriophyllum eignet<br />

sich, wenn es den ganzen Behälter durchwuchert, bestens. Ein Züchter verwendet nur Najas. Einen<br />

ausgezeichneten Ersatz finden wir im getrockneten, sterilisierten und gewaschenen spanischen Moos,<br />

das unter zahlreichen Bezeichnungen im Fachhandel angeboten wird — z. B. als getrocknetes<br />

Zuchtgras. Wird es so in einen Behälter eingebracht, daß nur ein kleiner Spielraum für das Weibchen<br />

freibleibt, kommen fast alle Jungguppys mit dem Leben davon; selbstverständlich unter der<br />

Voraussetzung, daß die Alte, nachdem sie den Geburtsakt vollendet hat, so schnell wie möglich<br />

herausgefangen wird.<br />

VII. Krankheiten und ihre Bekämpfung<br />

Es gibt mehr Krankheiten, deren Ü<strong>ber</strong>träger und Opfer unser Guppy ist, als gemeinhin angenommen<br />

wird. Ein gut besetztes Becken erscheint vielleicht ein ganzes Jahr oder länger in bester Ordnung,<br />

indem der Bestand zahlenmäßig erhalten bleibt und täuscht so seinen Besitzer ü<strong>ber</strong> die Tatsache<br />

hinweg, daß eine Krankheit einige der Tiere hinwegraffte. Schnecken werden wohl die Kadaver<br />

beseitigt haben. Doch daneben gibt es auch unverkennbar deutliche Krankheiten und, darin besteht<br />

kein Zweifel, Todesfälle, die von Leiden herrühren, worü<strong>ber</strong> wir wenig oder ü<strong>ber</strong>haupt nichts wissen.<br />

Mit der Einführung von Sulfonamiden und Antibiotika dämmerte ein neues Zeitalter herauf, in dem wir<br />

die Gewalt ü<strong>ber</strong> Fischkrankheiten im allgemeinen und einige <strong>Guppys</strong>euchen im besonderen bekamen.<br />

Eine Anzahl Entdeckungen auf medizinischem Gebiet helfen uns, die Lebensdauer eines Guppy viele<br />

Monate ü<strong>ber</strong> das frühere Durchschnittsalter von Leblstes hinaus zu verlängern.<br />

Ist der Versuch, einen kranken Guppy zu kurieren, eigentlich der Mühe wert? Im Falle eines<br />

einzigen durchschnittlichen Fisches wahrscheinlich nicht. Handelt es sich a<strong>ber</strong> um ein besonders<br />

wertvolles Exemplar, dann lohnt es sich bestimmt. Ist da a<strong>ber</strong> ein ganzes Aquarium voll <strong>Guppys</strong>, die<br />

alle von derselben Krankheit befallen sind oder deren sicheres Schicksal es ist, angesteckt zu werden,<br />

macht es sich mehr als bezahlt.


Woran erkennt man nun, daß ein Guppy krank ist? An vielerlei Anzeichen, wovon die anschließend<br />

aufgezählten nur einige der auffallenderen sind:<br />

1. Freßunlust;<br />

.2 Unfähigkeit zu fressen, trotz augenscheinlichen Hungers;<br />

3. Verminderung der Körpergröße, besonders des Umfangs;<br />

4. Kraftloses Herabhängen der Rückenflosse und Klemmen der<br />

Schwanzflosse;<br />

5.Interesselosigkeit der Männchen an Weibchen;<br />

6. Schaukeln mit angelegten Flossen;<br />

7. Hängen nahe der Wassero<strong>ber</strong>fläche;<br />

8. Auf dem Boden liegen;<br />

9. Irres Herumschwimmen oder Durch's-Wasser-Schießen;<br />

10. Aufbiegen des Schwanzes in Richtung des Kopfes;<br />

11. Kerzengerades Auf- und Abschwimmen;<br />

12. Schwimmen auf einer Seite;<br />

13. Auftreten weißer Pünktchen auf dem Körper;<br />

14. Auftreten ausgedehnter weißlicher Flecke auf Flossen und Schwanz;<br />

15. Auftreten von Pilzrasen auf dem Körper;<br />

16.Gerötete Kiemen;<br />

17. Schwammartige Auswüchse im Maul;<br />

18.Sperren des Maules;<br />

19. Gebären unentwickelter Jungtiere;<br />

20. Einbuße der Farben bei Männchen;<br />

21.Ü<strong>ber</strong>mäßiges Nachdunkeln pigmentierter Zonen;<br />

22. Plötzliches Sterben einer Anzahl von Fischen;<br />

23. Entwicklung von Beulen auf dem Körper;<br />

24. Aufgetriebener Körper;<br />

25.Hervorquellende Augen;<br />

26. Entwicklung mißgestalteter Körper;


27. Bildung farbloser Flecke auf dem Körper von Weibchen.<br />

Kurz gesagt, kann jegliches eigenartige Benehmen und Jede ungewöhnliche Erscheinung eine<br />

Andeutung irgendeiner Störung sein. Dieses sonderbare Verhalten kann kurz nach dem Hinzusetzen<br />

eines neuen Fisches, einer Portion Frischwasser, fremder Pflanzen oder nach Verfütterung von<br />

Tubifex oder Daphnien auftreten. Es ist gar nicht ausgeschlossen, daß es mit den Schnecken im<br />

Zusammenhang steht, die kürzlich ins Becken gebracht wurden oder sogar mit einer Schildkröte, die<br />

Schnecken fressen sollte oder einem Saugwels, der als Vertilger ü<strong>ber</strong>schüssigen Futters oder zu<br />

vieler Algen eingesetzt wurde. Dann wieder scheint eine Krankheit oder parasitäre Seuche ganz von<br />

selbst zu entstehen. Und doch kann so etwas gar nicht der Fall sein. Vielleicht handelt es sich um ein<br />

sich langsam entwickelndes Leiden oder ebensolche Parasiten, die ihren Ursprung in einer Infektion<br />

hatten, die schon so lange zurückliegt, daß wir vergaßen, wie sie begann. Die Hauptsache ist, daß<br />

man weiß, wie eine Krankheit zu heilen ist und wie ihr Ü<strong>ber</strong>greifen auf andere Fische und Aquarien<br />

verhindert wird.<br />

Vergiftunge<br />

Die häufigste Todesursache bei <strong>Guppys</strong> sind Vergiftungen. In Kapitel III sahen wir zwar, daß die<br />

Fische in stark verschmutztem Wasser leben können, a<strong>ber</strong> allem ist einmal eine Grenze gesetzt. Oft<br />

ist es unmöglich zu erkennen, welcher Art das Gift ist. Wasser, das für <strong>Guppys</strong> tödliche Mineralien<br />

enthält, vergiftet sie; ebenso wie Wasser, das lange durch Bleiröhren geflossen ist, sie genau so<br />

heimtückisch zu töten vermag, wie es schon Menschen getötet hat. Gleicherweise bewirken<br />

Kupferröhren öfters den Tod. Kupfer in einer Konzentration von 0,2 Teilen auf l Million Teile Wasser<br />

tötet manche Fische innerhalb 24 Stunden. Man hat erkannt, daß diese geringen Kupfermengen, auch<br />

wenn sie noch so unbedeutend erscheinen, Infusorien und anderes winzige Futter, bei dem Jungbrut<br />

gedeiht, zum Absterben bringen. Ist Wasser zu sauer, zu alkalisch oder zu salzhaltig, kann es den Tod<br />

herbeiführen. Frisches Leitungswasser, das aus Großstadtspeichern stammt, kann entsprechend<br />

seinem hohen Chlorgehalt tödlich wirken. Manche Arten von Quellwasser, vielfach aus unterirdischen<br />

Adern entspringend, sind untauglich für <strong>Guppys</strong>, sollen sie darin länger leben. Ungeeignetes Wasser<br />

war ganz bestimmt die Ursache zahlreicherer Todesfälle bei <strong>Guppys</strong> in meinem Bekanntenkreis als<br />

irgend ein anderer Grund. Unpassender Aquarienzement hat schon viele Fische umgebracht.<br />

Futtervergiftungen. Hierin begegnet uns eine andere häufige Todesursache der <strong>Guppys</strong>. Ein Zuviel an<br />

Futter verursacht Gärung und Zersetzung; wo nur unzulänglich durchlüftet wird, töten Toxine, die sich<br />

infolge der Entwicklung von Bakterien im Futter bilden, die Fische.<br />

Kohlendioxydvergiftung. Wahrscheinlich ist Ü<strong>ber</strong>besetzung verantwortlich für dieses Verhängnis. Ein<br />

Zuviel an Kohlendioxyd, das ans Wasser abgegeben wird, ungenügende Bepflanzung und<br />

Beleuchtung, um es In pflanzliches Wachstum zu verwandeln,<br />

keine Durchlüftung, um den Austausch von Kohlendioxyd im Wasser zu fördern — all diese Dinge<br />

tragen zum Sterben der <strong>Guppys</strong> bei. In diesem Zustand hängen die Fische gewöhnlich nahe der<br />

Wassero<strong>ber</strong>fläche, ehe sie eingehen. Obwohl es wahr ist, daß <strong>Guppys</strong> das Äußerste an<br />

Lebensbedingungen ertragen und doch dabei weiterleben, haben Forschungen erwiesen, daß sie sich<br />

nicht vermehren, wenn der Kohlendioxydgehalt des Wassers hoch ist. Da haben wir schon den Grund,<br />

warum die Zuchtfreude in stark besetzten Becken nachläßt oder ganz aufhört. Legt man Wert auf<br />

Nachkommenschaft seiner <strong>Guppys</strong>, muß alles darangesetzt werden, Kohlendioxyd auf einem<br />

Minimum zu halten. Insbesondere muß der Bodengrund völlig rein sein, damit keine Zersetzung von<br />

Bakterien eintritt; es sollte großzügig durchlüftet und niemals zuviel gefüttert werden; viele Pflanzen<br />

müßten in den Behältern sein und so wenig Zuchttiere, daß man gerade damit auskommt.<br />

Absterbende Pflanzen. Unter gewissen Bedingungen töten sich zersetzende, abgestorbene Pflanzen<br />

<strong>Guppys</strong>. Das Wasser nimmt häufig einen besonders scharfen Geruch an, der sich im ganzen Zimmer,<br />

in dem das Aquarium steht, verbreitet. Selbst der geringste ungewöhnliche Geruch des Wassers sollte<br />

den Liebha<strong>ber</strong> mißtrauisch machen und nach der Ursache dafür suchen lassen. Algen, die ja Pflanzen<br />

sind, töten <strong>Guppys</strong>, falls eine genügend große Menge gleichzeitig abstirbt.<br />

Insektenspritzmittel. Im Hause angewandte Spritzmittel zur Vernichtung von Fliegen haben schon<br />

unzähligen Fischen den Tod gebracht. Eines dieser Insektenpulver, Rotonon, tötet <strong>Guppys</strong> <strong>ber</strong>eits in<br />

einer Verdünnung von l Teil in 13 000 000 Teilen Wasser. A<strong>ber</strong> andere sind ebenso todbringend.


Darum ist es verhängnisvoll, ein derartiges Mittel gegen Fliegen oder Moskitos im gleichen Raum zu<br />

versprühen, in dem Guppybecken stehen. Im Freien treten alljährlich Verluste unter Teichfischen auf,<br />

deren Tod durch mit Ungezieferpuder eingeriebene Hunde, die in diesen Teichen schwammen, oder<br />

durch den Giftstaub bzw. die Spritzmittel, die auf Büsche oder Blumen in der Nachbarschaft gestäubt<br />

und vom Wind auf die O<strong>ber</strong>fläche des Wassers getrieben wurden, verursacht wird.<br />

Seifen und desinfizierende Lösungen, die zum Auswaschen der Becken benützt und nicht richtig<br />

abgespült wurden, töten die Fische. Das Reinigen der Scheiben mit ungenügend ausgewaschenen<br />

Kupferschwämmen, die vorher in Verbindung mit Seife oder Scheuerpulver gebraucht wurden, ist ein<br />

gefährliches Unterfangen. Sogar die eigenen Hände sind verdächtig. Fische wurden schon von ihren<br />

Eigentümern vergiftet, die in ein Aquarium langten, ohne ihre Hände gewaschen zu haben, nachdem<br />

sie eben mit Ungeziefervertilgern in Berührung gekommen waren oder ihre Hunde oder Katzen mit<br />

Entflöhungspulvern oder einem Trockenbad behandelt hatten.<br />

Heilmittel und ihre Dosierung<br />

Hier machen wir Sie mit den Heilmitteln bekannt, die wir als für <strong>Guppys</strong> geeignet fanden; mit<br />

Dosierung und Art ihrer Anwendung.<br />

Salzbäder. Ein Eßlöffel voll Kochsalz wird in 4—5 l Wasser aufgelöst und der kranke Fisch<br />

hineingesetzt. Am folgenden Tage wird erneut ein Eßlöffel Salz hinzugefügt und am nächsten Tag<br />

noch einmal die gleiche Menge. Am dritten Tage wird die Hälfte des Wassers abgezogen und durch<br />

frisches ersetzt. Am vierten Tage wird dieser Wasserwechsel wiederholt, und der Fisch am fünften<br />

Tag in sein Aquarium zurückgebracht.<br />

Salz- und Glau<strong>ber</strong>salzbäder. Zwei Eßlöffel voll gewöhnliches Kochsalz werden zusammen mit<br />

derselben Menge Glau<strong>ber</strong>salz in 4,5 l Wasser gelöst. Darin verbleibt der Fisch 4—6 Stunden lang. Zu<br />

diesem Zeitpunkt gießt man 4,5 l Frischwasser hinzu und beläßt den Fisch in dieser schwächeren<br />

Lösung für weitere 12 Stunden, ehe er in sein Becken zurückgesetzt werden kann.<br />

Kupferschwamm. Ein nicht mit Chemikalien behandelter Kupferschwamm wird einfach ins Aquarium<br />

eingehängt. Bekommen die Fische zuviel Kupfer ab, so fangen sie an, trotz ausreichender<br />

Durchlüftung an der O<strong>ber</strong>fläche zu hängen. Dies ist das Warnsignal zum Entfernen des Schwammes,<br />

worauf ein Teil des Wassers erneuert wird.<br />

Metaphentinktur. (l :1000). Zwei Tropfen werden auf 4,5 l Wasser gegeben.<br />

Mercurochrom (Cao Hs Os Br2 Na2 Hg). Hiervon genügt ein Tropfen auf 4,5 l Wasser.<br />

Reinigen der Scheiben mit ungenügend ausgewaschenen Kupferschwämmen, die vorher in<br />

Verbindung mit Seife oder Scheuerpulver gebraucht wurden, ist ein gefährliches Unterfangen. Sogar<br />

die eigenen Hände sind verdächtig. Fische wurden schon von ihren Eigentümern vergiftet, die in ein<br />

Aquarium langten, ohne ihre Hände gewaschen zu haben, nachdem sie eben mit Ungeziefervertilgern<br />

in Berührung gekommen waren oder ihre Hunde oder Katzen mit Entflöhungspulvern oder einem<br />

Trockenbad behandelt hatten.<br />

F o r m a l i n. Man nimmt acht Tropfen pro Liter Wasser.<br />

Wasserstoffsuperoxyd wird nach Art einer Kompresse angewandt. Der Fisch wird vorsichtig in einem<br />

feuchten Netz gehalten und das Superoxyd mittels einer Pipette auf die befallene Stelle des Körpers<br />

getropft öder aus einem Stückchen mit der Flüssigkeit durchtränkter Baumwolle oder Wolle auf die<br />

Wunde gedrückt, wobei man darauf achten muß, daß das Heilmittel nur mit der erkrankten Zone, nicht<br />

mit dem übrigen Körper in Berührung kommt. Man läßt das Superoxyd zehn Sekunden auf die kranke<br />

Stelle einwirken. Vorsicht! Halten Sie es den Kiemen fern!<br />

Verwendet man es als Lösung, um die <strong>Guppys</strong> darin einzutauchen, wird es zur Hälfte mit Wasser<br />

vermischt. Alle <strong>Guppys</strong> eines befallenen oder infizierten Behälters werden in ein kleines Netz<br />

zusammengebracht, worin sie zwei Sekunden lang in die Lösung getaucht und sofort in ihr Becken<br />

zurückgesetzt werden. Nur sehr schwächliche Tiere gehen dabei ein. Trotzdem ist diese Anwendung


eine Pferdekur und nur auf eigene Verantwortung durchzuführen. Man versucht sie zuerst an einigen<br />

wenigen Fischen, um sich ü<strong>ber</strong> Wirksamkeit und Sicherheit zu vergewissern. Bei anderen Arten von<br />

Zierfischen ist diese Behandlung nicht empfehlenswert.<br />

Temperaturerhöhung. Hierunter verstehen wir das Hochtreiben der Temperatur eines Beckens auf<br />

27°—30° C. Diese hohen Wärmegrade werden auch noch mehrere Tage, nachdem die Fische geheilt<br />

erscheinen, beibehalten.<br />

Trypaflavin. Man geht von einer Grundlösung aus, bestehend aus 0,06 g auf 240 g Wasser, und<br />

nimmt einen Eßlöffel dieser Lösung auf 22 l Wasser. Wasserwechsel ist nicht nötig, solange die<br />

Fische nicht an der O<strong>ber</strong>fläche nach Luft schnappen.<br />

Tetracyclin. Man verwendet die lösliche Form, die in 50 Milligramm-Tabletten angeboten wird. Für je 9<br />

l Wasser wird eine Tablette gelöst, hinzugegeben und darin belassen.<br />

Kaliumpermanganat. Ü<strong>ber</strong>mangansaures Kali hat die Eigenart, nach und nach aus dem Wasser zu<br />

verschwinden. Die Anwendung ist 0,05 g auf je 4,5 l Beckenwasser, so daß eine rosenrote Lösung<br />

entsteht. Beginnen die Fische nach Luft zu schnappen, wird ein Teil des Wassers gewechselt.<br />

Fungus entsteht auf verschiedene Art aus Bakterien, und die Organismen, die diese große Gruppe<br />

von Lebewesen ausmachen, besitzen die seltsamsten Angewohnheiten. Manche verkapseln sich zu<br />

Dauerformen, die Sporen genannt werden und auf geeignete Umweltsbedingungen warten, ehe sie<br />

ihre charakteristische Form entwickeln. Andere, wie z. B. Hefe, treiben Knospen, die abbrechen und<br />

zu selbständigen Wesen werden. Das sogenannte Myzel einiger Fungusarten ist sehr interessant, weil<br />

es jene Wucherungen bewirkt, die wir Schimmel nennen — Dickichte, aus so feinen Fäden gewoben,<br />

daß sie wie Atlas aussehen, sich jedoch ohne Anstrengung flachdrücken lassen. Manche bedecken in<br />

ihrem Wachstum eine ganze Fläche und gleichen Schleim. Einige Pilze sind beweglich, das bedeutet,<br />

daß sie peitschenartige Anhängsel besitzen, mit deren Hilfe sie sich vorwärtstreiben.<br />

Saprolegnia. Erscheinen auf dem Körper eines Fisches weiße, schleimige, flachgedrückte Polster,<br />

die einen Teil der Haut ersetzt zu haben scheinen, so handelt es sich wahrscheinlich um Saprolegnia.<br />

Behandlung: Der befallene Fisch wird isoliert, der Kescher desinfiziert.<br />

Jetzt haben Sie die Wahl zwischen (l) Metaphentinktur, (2) Salzbädern, (3) Temperaturerhöhung, (4)<br />

Wasserstoffsuperoxyd als Kompresse, (5) Trypaflavin.<br />

M a u l f ä u l e (Maulfungus) ist eine unter <strong>Guppys</strong> sehr verbreitete Krankheit, der jährlich Millionen<br />

von ihnen zum Opfer fallen. Ausgehend von einer kleinen weißlichen Stelle, die den Fisch daran<br />

hindert, sein Maul zu schließen, durchwächst eine schwammartige Wucherung die ganze Mundhöhle<br />

und das Tier geht zugrunde. Besieht man sich diese watteartige Masse einmal genauer unter einem<br />

Mikroskop, so entdeckt man, daß sie aus einer Unzahl in Bewegung befindlicher Organismen besteht,<br />

deren Wachstum nicht nur das Maul verschließt, sondern auch das feine Zellgewebe zerfrißt. Der<br />

lebensnot wendige ständige Wasserstrom durch den Mund in die Kiemen kann nicht mehr<br />

hindurchfließen und dies tötet den Fisch noch eher als die Erschöpfung infolge Hungers. Befallene<br />

Fische hängen selbst in gutdurchlüfteten Behältern nahe der Wassero<strong>ber</strong>fläche. Behandlung: (l)<br />

Aureomycin, (2) Mercurochrom, (3) Metaphen.<br />

Kronenfungus. Bemerkt man winzige Myzelfäden, die aus einem kleinen Punkt herauswachsen, nach<br />

oben ausstrahlen, und ein Bild ähnlich einer Krone oder winzigen Wiedergabe der Sonnenstrahlen<br />

ergeben, so ist die Erklärung wahrscheinlich Kronenfungus. Die Strahlen können eine Länge von 3<br />

mm erreichen, ehe sie abgestreift werden.<br />

Behandlung: (l) Mercurochrom, (2) Berühren des Fleckes mit Wasserstoffsuperoxyd.<br />

Flossen- und Schwanzfungus (Flossenfäule). Manchmal treten graue oder weißliche Flächen auf<br />

Flossen oder Schwanz auf. Befallene Stellen sowie das dazwischenliegende Gewebe werden<br />

zerfressen.


Behandlung: (l) Temperaturerhöhung, (2) direkte Anwendung von Wasserstoffsuperoxyd auf den<br />

erkrankten Flächen, (3) Mercurochrom, (4). Metaphen.<br />

Erkrankungen der Kiemen. Möglicherweise werden Entzündungen der Kiemen durch vielerlei<br />

Organismen hervorgerufen. Die Kiemen erscheinen röter als gewöhnlich und die Kiemendeckel<br />

stehen ab, so daß die Kiemenblättchen sichtbar werden. Die Krankheit schreitet nur langsam fort. Bei<br />

älteren Fischen macht sich Abmagerung bemerkbar; der Fisch frißt vielleicht, doch nicht genug und<br />

schwimmt Irgendwie ängstlich herum. Jungbrut geht schnell daran zugrunde. Einige Fachleute halten<br />

den Erreger für ein Virus, andere glauben an eine durch Bakterien erzeugte Krankheit, dagegen war<br />

die Art, die meine <strong>Guppys</strong> befiel, ü<strong>ber</strong>einstimmend Fungus.<br />

Behandlung: Da befallene Fische sich selbst dann, wenn sie die Krankheit ü<strong>ber</strong>stehen, selten wieder<br />

richtig erholen, werden erkrankte Fische abgetötet, sobald sie Anzeichen von Entzündungen<br />

aufweisen. Behandlungsweisen, die versucht wurden, jedoch bei Kiemenentzündungen meiner Fische<br />

stets ohne Erfolg blieben, sind die Anwendung von Aureomycin, Penicillin, Terramycin und<br />

Wasserstoffsuperoxyd.<br />

Trotzdem haben einige Liebha<strong>ber</strong> von sagenhaften Ergebnissen nach Behandlung mit Antibiotika<br />

<strong>ber</strong>ichtet und damit den Beweis geliefert, daß es verschiedene Erreger dieser Krankheit gibt, von<br />

denen einige durch Antibiotika zerstört werden, andere wieder nicht, (l) Metaphern, (2) Mercurochrom,<br />

(3) Kaliumpermanganat, (4) geben Sie den Fischen etwas mehr Raum, (5) versuchen Sie es mit<br />

gechlortem Leitungswasser, worin die Fische eine Stunde lang verbleiben, (6) für größere Jungfische<br />

und erwachsene <strong>Guppys</strong>: Salzbäder.<br />

Bakterielle Krankheiten<br />

Tu<strong>ber</strong>kulose. Diese Krankheit tötet mehr Fische als man sich meist vergegenwärtigt, denn die<br />

Auswirkungen gehen gewöhnlich langsam vor sich und Fische magern nicht wie Vögel und Säugetiere<br />

dabei ab; sie bleiben bis zu ihrem Tode wohlgenährt. Der Keim, Mycobacterium piscium genannt,<br />

wurde bei <strong>Guppys</strong> schon in vielen Körperteilen entdeckt, sogar in den Augen. Sie werden wohl kaum<br />

wissen, ob Ihre <strong>Guppys</strong> dieses Leiden haben, auch wenn Sie sie eingehen sehen. Nur ein<br />

Bakteriologe kann Ihnen Gewißheit darü<strong>ber</strong> verschaffen. Trotzdem wir viele <strong>Guppys</strong> auf<br />

verhältnismäßig engem Raum zusammenhalten, scheint sich Fischtu<strong>ber</strong>kulose nicht auf alle<br />

Beckeninsassen auszubreiten — Fälle, daß es doch einmal vorkommt, bleiben ziemlich selten.<br />

Bauchwassersucht. Scheinen sich die Schuppen eines Guppy allesamt zu sträuben und bekommt der<br />

Fischkörper dadurch ein aufgerauhtes Aussehen, während das ganze Tier aufgedunsen ist, kann eine<br />

Infektion in der Leibeshöhle die Schuld tragen, wodurch seine Eingeweide derart anschwellen, daß es<br />

sich nicht ohne große Anstrengung unter Wasser halten kann. Manche stehen dabei auf dem<br />

Schwanz.<br />

Behandlung: (l) Glau<strong>ber</strong>salz, (2) gewöhnliches Salz.<br />

Erkrankung der Schwimmblase. Leiden Fische unter Störungen der Schwimmblase, so findet man<br />

einige, die sich auf den Boden zu hocken scheinen, dabei heftige Anstrengungen machen, wieder<br />

hochzukommen, nur um erneut zurückzufallen. Andere schwimmen an der 'Wassero<strong>ber</strong>fläche und<br />

bringen es nicht mehr fertig, in tiefere Wasserschichten zu tauchen. Spezialisten der Fischkrankheiten<br />

weisen darauf hin, daß entzündete innere Organe die Größe der Schwimmblase verringern. Eine<br />

Entzündung der Blasenwand übt ebenfalls einen verheerenden Einfluß aus.<br />

Behandlung: Ein Teelöffel Glau<strong>ber</strong>salz wird in einem halben Liter Wasser aufgelöst und der Fisch<br />

darin untergetaucht, bis er in seinen Bemühungen, zu entkommen, erlahmt und erschöpft liegen<br />

bleibt. Darauf ü<strong>ber</strong>führt man ihn in ein flaches Gefäß, dessen Wasserstand nicht höher sein darf als<br />

dreimal die Höhe des Fisches. In diesem Bad, worin auch ein Antibiotikum aufgelöst wurde, verbleibt<br />

der Guppy bis er sich erholt hat.<br />

Glotzaugen. Bakterien, die in Teile des Fischkörpers eindringen, sind manchmal die Ursache von<br />

Gasen, deren Zusammenballungen Beulen erzeugen. Die Gase können sich hinter den Augen stauen


und dieselben hervortreiben. Die genaue Ursache dieser Glotzaugen ist noch nicht hundertprozentig<br />

bekannt, doch dafür einige erfolgreiche Heilungsmethoden:<br />

Behandlung: (l) Aureomycin, (2) ein altes erfolgreiches Verfahren enthält den einfachen Grundsatz,<br />

den Fisch in ein Becken mit sehr altem, verbrauchtem Wasser zu bringen, dessen hohem Gehalt an<br />

Stickstoff man eine Linderung des Leidens zuschreibt.<br />

Schrumpfung. In Ermangelung einer besseren Bezeichnung nehmen Fischliebha<strong>ber</strong> gern ihre Zuflucht<br />

zu dem Ausdruck „Schrumpfung", wenn es sich um eine Verminderung des Bauchumfangs eines<br />

Fisches handelt. Der amerikanische Farmer spricht bei seinem Viehbestand von „tucking up", was in<br />

des Wortes ursprünglichem Sinn ein Anziehen der Beine an den Körper bedeutet. Der Fisch scheint<br />

an Substanz zu verlieren — während der gesamte Mittelkörper kleiner wird. Die Bauchlinie verläuft<br />

jetzt fast gerade. Oft begegnet uns diese Erscheinung in jedem Weibchen eines Beckens. Wird nichts<br />

dagegen unternommen, ist es um die befallenen <strong>Guppys</strong> schnell geschehen. Es mögen wohl viele<br />

Gründe, einschließlich Tu<strong>ber</strong>kulose, für diesen Zustand verantwortlich sein. Nach meiner Erfahrung<br />

Jedoch sind die meisten Fälle eine Folge von zu saurem Aquarienwasser.<br />

Behandlung: Der pH-Wert wird auf neutral oder leicht alkalisch gebracht. Der Bodengrund, falls sich<br />

Fäulnisherde gebildet haben, gereinigt, um die weitere Erzeugung von Kohlendioxyd zu unterbinden.<br />

Mangelkrankheiten<br />

Außer Mangel an Vitamin D ist sehr wenig ü<strong>ber</strong> Vitaminmangelerkrankungen bei Fischen bekannt<br />

geworden. Die ganze Art ihres natürlichen Futters gibt die Gewähr dafür, daß sie alle bekannten<br />

Vitamine erhalten. A<strong>ber</strong> unter künstlich erzeugten Bedingungen könnte begreiflicherweise ein Mangel<br />

auftreten. Mineralmangel kommt ohne Zweifel häufig vor, eine Tatsache, die wir begreifen können,<br />

wenn wir die unzulängliche Fütterung kennen, die <strong>Guppys</strong> oft geboten wird.<br />

Rachitis entsteht infolge Mangel an Kalzium, Phosphor oder Vitamin D, ganz gleich, ob es sich dabei<br />

um eines, zwei oder alle drei handelt. Eine verbogene "Wirbelsäule und sich daraus ergebende<br />

Krümmung des ganzen Fischkörpers sind gewöhnlich die Auswirkungen dieses Leidens. Dabei lebt<br />

der unglückliche Krummbuckel weiter und ist sogar noch imstande, sich fortzupflanzen. Er ist alles<br />

andere als ein schöner Anblick unter den übrigen Aquarieninsassen.<br />

Richtige Beleuchtung läßt gewöhnlich keinen Vitamin-D-Mangel auftreten. Die ultravioletten<br />

Lichtstrahlen wirken auf das Ergosterin in der Haut des Fisches ein, daß es in das Strahlungsprodukt<br />

Vitamin D ü<strong>ber</strong>geht. Manchmal erscheinen diese Verkrümmungen der Wirbelsäule bei allen<br />

Bewohnern eines Aquariums; gewöhnlich erkranken dagegen nur einige wenige Fische. Es gibt keine<br />

Behandlung dieses Leidens. Wir können nur sein Auftreten verhindern, was in erster Linie eine Sache<br />

der richtigen Fütterung nach einem gehaltvollen, vollkommenen Speisezettel ist.<br />

Parasitäre Erkrankungen<br />

Als wir uns mit mehreren der. erfahrensten Guppyzüchter ü<strong>ber</strong> Erkrankungen bei <strong>Guppys</strong> unterhielten,<br />

bezeichneten sie das „Schaukeln" der Fische und den „Ichthyo" als ihre schwierigsten Feinde, beides<br />

Erkrankungen, die bei Lebistes meistens durch Parasiten hervorgerufen werden. Einer hatte viel<br />

Verdruß mit der samtartigen Hauttrübung, und ein anderer, der seinen Pfleglingen hauptsächlich<br />

Lebendfutter gibt, das er von Tümpelfahrten nach Hause bringt, behauptet, die Hydra brächte ihm<br />

Unannehmlichkeiten ohne Ende. Man findet keine Ü<strong>ber</strong>einstimmung ihrer Erfahrungen.<br />

Ichthyophthirius („Ichthyo"). Der Erreger, ein. mikroskopisch kleines, parasitisch lebendes Protozoon,<br />

heißt Ichthyophthirius multifilHs. Es klammert sich an einem Guppy fest und gelangt zwischen die<br />

Hautschichten oder unter die Haut. Dort erzeugt es ein weißes Pünktchen — manchmal wird man eine


Menge dieser weißen Körnchen auf der Haut eines Fisches finden. Nach einigen Tagen — die<br />

Entwicklungsdauer hängt von der Temperatur ab — kommt jedes Pünktchen nach außen auf die<br />

O<strong>ber</strong>haut, fällt ab und auf den Kies des Bodens. Hier wächst es zu einer Zyste heran, in deren Innern<br />

sich Hunderte, vielleicht auch Tausende winziger Parasiten entwickeln, die schließlich freigelassen<br />

werden und zur neuen Infektion im Aquarium herumschwärmen. In diesem Stadium bleiben sie ohne<br />

Nahrung nicht länger als 10 Tage am Leben, nur in kühlem Wasser dauern sie auch weiterhin aus.<br />

Aus diesem Grund tritt der „Ichthyo" fast nie unter <strong>Guppys</strong> auf, die bei einer Temperatur von 27°<br />

gehalten werden.<br />

Behandlung: Erhöhung der Temperatur auf 27°—30° C. Dazu kann jede der folgenden<br />

Heilmethoden angewandt werden: (l) Metaphen, (2) Mercurochrom, (3) Methylenblau. Letzteres<br />

vernichtet zwar die Organismen, doch färbt es alles, was im Becken ist, blau. In meinem eigenen<br />

Guppybestand tauchte die Krankheit nie mehr auf, seit ich Temperaturen zwischen 24° und 27° C<br />

einführte. Keine der besprochenen Behandlungsweisen wurde je notwendig.<br />

Ichthyophonus. Die Ichthyophonuskrankeit wird durch winzige Organismen, Ichthyophonus hoferi,<br />

neuerdings Ichthyospo-ridium hoferi, verursacht, die vor allem den Eierstock angreifen, a<strong>ber</strong> auch in<br />

anderen Teilen des Fisches angetroffen wurden. Der Fisch wirkt abgezehrt mit eingeschrumpftem<br />

Bauch, verliert seinen Appetit und schwimmt mit unsicher schwankenden (nicht schaukelnden)<br />

Bewegungen.<br />

Nach dem Tode des Tieres findet man vor allem im Eierstock zahlreiche gelblichweiße Knötchen bis<br />

zur Größe eines Stecknadelkopfes, die fälschlicherweise oft für Tu<strong>ber</strong>keln, wie man sie bei<br />

Tu<strong>ber</strong>kulose entdeckt, gehalten werden. Indem kleinere Knötchen auf den größeren wachsen, füllen<br />

sie bald den gesamten Eierstock. Im Laufe der Zeit wachsen sie durch die Haut und können, wenn der<br />

Fisch lange genug am Leben bleibt, leicht festgestellt werden. Befallene Fische lebten noch viele<br />

Monate lang, infizieren a<strong>ber</strong> die anderen Insassen des Aquariums.<br />

Soweit uns bekannt ist, gibt es hierfür kein Heilmittel. Die beste Methode zur Verhütung besteht im<br />

sofortigen Entfernen des befallenen Tieres bei den allerersten Krankheitsanzeichen.<br />

Gyrodactylus. Wenn <strong>Guppys</strong> anfangen zu „schaukeln", und man bei sorgfältigem Hinsehen eine<br />

matte, weißliche Schicht auf ihren Schuppen entdeckt, so stehen die Chancen 100:1, daß sich winzige<br />

Egel an ihre Schuppen geklammert und in ihren Kiemen festgesetzt haben. Gyrodactylus hat uns wohl<br />

mehr zu schaffen gemacht als alle anderen Parasiten zusammen, und bevor man geeignete Mittel zu<br />

seiner Bekämpfung fand, machte die Guppyhaltung viel weniger Spaß als sie es heute tut. Ein von<br />

Gyrodactylus befallener Fisch schaukelt sein Leben lang. Und die Vorstellung dessen, was da jetzt<br />

geschieht, macht einen schaudern — das heißt, wenn man davon eine Vorstellung hat.<br />

Die Fortpflanzung dieses Parasiten erfolgt mit ungeahnter Geschwindigkeit, und das ist die Folge<br />

eines merkwürdigen Umstandes. Ein Junges Einzelwesen wird nämlich noch während es sich im<br />

Mutterleib befindet, geschlechtsreif, und in seinem Innern liegt wieder ein fortpflanzungsfähiges<br />

Individuum, und so geht es fort und fort. Auf diese Weise kann man vier Generationen, immer eine in<br />

der anderen finden. Kein Wunder also, daß sie sich so schnell vervielfachen.<br />

Der Reiz, den sie hervorrufen, rührt von ihren Widerhaken her. Jedes besitzt ein Paar großer Haken<br />

(„groß" im Verhältnis zu ihrem mikroskopisch kleinen Körper), mit denen sie sich verankern, und um<br />

deren Basis 16 Nebenhaken. Der Körper steht senkrecht auf seiner Grundlage und vollführt von dort<br />

aus seine Bewegungen. Er kann sich nach Art einer Ziehharmonika in der Länge ausdehnen und<br />

zusammenziehen. Die Anwesenheit einer großen Anzahl dieser Teufel ist es, die einen Guppy<br />

schließlich tötet.<br />

Behandlung: (l) Für eine langsamere, jedoch wirksame Heilung verwendet man Formalin, (2) zur<br />

sofortigen Heilung dagegen dreiprozentiges Wasserstoffsuperoxyd (das ist die gewöhnlich in<br />

Drogerien erhältliche Verdünnung) noch einmal mit der gleichen Menge Wasser versetzt.<br />

Samtartige Hauttrübung. Einige wenige dieser Parasiten auf einem Fisch werden gern für<br />

Ichthyophthirius gehalten. Erst wenn der Befall sehr stark ist und die Unzahl dicht zusammensitzender<br />

Organismen eine samtartige Erscheinung hervorrufen, wird der gefährliche Zustand offenbar. Der<br />

Erreger der samtartigen Hauttrübung ist ein kleiner gelblicher Dinoflagellat, Oodinium limneticum mit


Namen. Er ist mit peitschenartigen Geißeln ausgerüstet, deren eine der Fortbewegung dient, während<br />

die andere eine Einschnürung der Körpermitte bewirkt.<br />

Kleiner Jungbrut wird Oodinium besonders gefährlich. Die Parasiten besitzen wurzelartige Tentakel,<br />

die durch die Haut des Fisches dringen und sich von seinen Körpersäften ernähren.<br />

Ansteckend ist Oodinium nur im freischwimmenden Stadium. Sobald es sich auf einem Opfer<br />

festgesetzt hat, beginnt es die Form einer Birne anzunehmen. Dabei verschwindet die Einschnürung<br />

in seiner Mitte, und es wächst bis etwa zur achtfachen Größe der freischwimmenden Form heran.<br />

Nachdem es einige Tage seine Nahrung aus dem Fisch gezogen hat, fällt es ab und spaltet sich, wie<br />

es auch alle seine Nachkommen tun werden, in fast zweihundert Schwärmer der freischwimmenden,<br />

ansteckenden Form.<br />

Behandlung: (l) Trypaflavin, (2) Methylenblau in der Verdünnung von 0,0006 g auf 4,5 l Wasser<br />

vernichtet die Hauttrübung, wenn man dabei die Temperatur auf 25°—30° C hält. (3) Mercurochrom,<br />

(4) Salzwasser. Der Fisch darf nicht aus der Lösung herausgenommen werden, ehe nicht alle<br />

erwachsenen Oodinien abgefallen sind. Diese Form ist nämlich die widerstandsfähigere und schwerer<br />

umzubringen als die leicht zu vernichtenden freischwimmenden Ü<strong>ber</strong>träger der Krankheit. (5)<br />

Wahrscheinlich die einfachste Kur: 12 Kupferpfennige auf 5 l Wasser.<br />

Egel. Bringt man Wasser aus Teichen in seine Aquarien, so ist es nicht ausgeschlossen, daß einige<br />

Egel mit hineingelangen. Sie können Vertreter vieler Arten sein. Manche sind harmlose Pflanzenegel.<br />

Andere leben im Kiesgrund, woraus sie hervorkommen, und, besonders wenn sie gestört wurden, flink<br />

im Wasser umherschwimmen. A<strong>ber</strong> sie vergreifen sich nicht an <strong>Guppys</strong>. In ganz seltenen Fällen wird<br />

wohl einmal ein Junger Egel gefunden, der sich an den Flanken eines <strong>Guppys</strong> festgesetzt hat. Es<br />

wurde darü<strong>ber</strong> <strong>ber</strong>ichtet, a<strong>ber</strong> wir persönlich haben nie einen solchen Fall zu Gesicht bekommen.<br />

Behandlung: Um alle Arten von Egeln aus einem Becken auszumerzen, reinigt man es vollkommen<br />

und nimmt neues Wasser, neuen Kies und neue Pflanzen. Da Egel Männchen und Weibchen in ein<br />

und demselben Individuum vereinen, brauchen sie keinen Partner, wollen sie ein Aquarium bevölkern,<br />

obwohl nur ein einzelner übrigblieb. Beim Ausgießen des verseuchten Wassers achte man darauf,<br />

daß kein Egel unbemerkt unter den o<strong>ber</strong>en Rand des Winkeleisenrahmens geschlüpft ist. Er wurde<br />

später prompt wieder ins Becken zurückfallen. Jeder an einem Guppy haftende, saugende Egel muß<br />

mit einer Pinzette abgelöst werden.<br />

Karpfenläuse sind Copepoden (Ruderfußkrebse) mit flachgedrückten Körpern, die parasitisch auf<br />

Fischen leben. Zur Ordnung der Copepoden gehören acht Unterordnungen, deren eine die Familie<br />

der Spaltfüßler mit der Gattung Argulus umfaßt, die mit 22 Arten ü<strong>ber</strong> Amerika verbreitet ist (in<br />

Mitteleuropa 3 Arten). Die weibliche Karpfenlaus legt zwischen 30 und 200 Eier und die Jungen<br />

machen acht Verwandlungsstadien durch, ein Prozeß, der sich etwa ü<strong>ber</strong> acht Wochen hinzieht, ehe<br />

sie erwachsen sind. Einige von ihnen sind im Salzwasser, andere im Süßwasser zu Hause. In<br />

amerikanischen Süßwässern ist Argulus versicolor (in Europa A, follaceus) vorherrschend. Er besitzt 2<br />

Saugnäpfe und ist ungefähr 1,5 mm lang. In Freilandteichen kann er den gesamten Fischbestand<br />

vernichten.<br />

Behandlung: (l) Salzbäder, (2) Kaliumpermanganat in einer Dosis von 0,06 g pro 181 einmal in der<br />

Woche gegeben. Die Dauer dieser Kur beträgt drei Wochen. (3) Absuchen der Läuse mit einer<br />

Pinzette und Desinfizieren der Stelle. Neues Mittel „Gix", l Tropfen auf 2—3 Kubikmeter Wasser,<br />

besonders für Freilandteiche.<br />

A n o m a l e W u c h e r u n g e n<br />

Eine ziemlich große Zahl an Tumoren tritt auf oder im Körper von <strong>Guppys</strong> in Erscheinung. Die einen<br />

sind gutartig; die anderen jedoch bösartiger Natur. Wissenschaftler sind sehr an solchen<br />

Wucherungen<br />

interessiert, dagegen ist es aus praktischen Gesichtspunkten am besten, befallene Fische abzutöten.<br />

Feinde


Hydra. Dieses kleine Geschöpf, das bei einer Länge von 8 bis 24 mm allgegenwärtig zu sein scheint,<br />

zeigt wieder einmal klar und deutlich, wie uns die Guppyliebha<strong>ber</strong>ei auf verwandte Nebenpfade führt.<br />

Die Hydra wird oft mit Tümpelwasser- in unsere Aquarien eingeschleppt und ist zum Guppyfeind<br />

„Nummer Eins" geworden. Sie als Tier zu bezeichnen, scheint vielleicht ü<strong>ber</strong> das Ziel<br />

hinausgeschossen, wenn wir von ihrem Erscheinungsbild ausgehen. Man könnte ein ganzes Kapitel<br />

ü<strong>ber</strong> sie schreiben — hier nur kurz das Wichtigste. Das Tier befestigt sich mittels einer klebrigen<br />

Flüssigkeit an den Scheiben oder auf irgendeiner Unterlage im Wasser. Es kann nicht schwimmen,<br />

kommt a<strong>ber</strong> trotzdem im Wasser vorwärts, indem es schleifenförmige Bewegungen vollführt. Der<br />

freipendelnde Teil seines Körpers endet in. einem kegelförmigen Vorbau, dem Hypostom, das die<br />

Mundöffnung trägt und an dessen Basis ein Kranz langer Tentakel, 5 bis 10 an der Zahl, entspringt.<br />

Mit Hilfe dieser Tentakel zieht die Hydra den Jungfisch an ihr Maul, nachdem er durch eine höchst<br />

interessante, sinnreiche Vorrichtung in Gestalt der Menatocysten gerangen wurde. Mehrere dieser<br />

Nesselzellen enthalten Reihen langer Dornen. Letztere durchbohren die Beute und lahmen sie, indem<br />

sie Gift einspritzen. Andere Zellen besitzen fadenförmige Schläuche in ihrem Innern, die<br />

hervorgeschnellt werden, sich um jeden Widerhalt eines Jungfisches schlingen und ihn nie mehr<br />

loslassen, wobei ihnen noch eine klebrige Absonderung Beistand leistet. In einer Daphnienkultur wirkt<br />

sich der Süßwasserpolyp verheerend aus.<br />

Im Ruhestand zieht sich die Hydra zu einem weichschleimigen Ball zusammen. Auch nach dem<br />

Fressen nimmt sie eine unregelmäßige kugelförmige Gestalt an. Da sich die Polypen durch Knospung<br />

ebenso wie durch befruchtete Eier fortpflanzen, vermehren sie sich sehr schnell. Sie sind schwer aus<br />

einem Aquarium auszumerzen, denn ihre Eier ü<strong>ber</strong>stehen selbst Auswaschen und Austrocknen des<br />

Behälters, da sie von einer harten Außensdiale umhüllt werden, der weder Auswaschen noch<br />

Trockenheit etwas anhaben können. Der Inhalt dieser Schalen erwacht schnell zum Leben, sowie<br />

günstige Bedingungen vorhanden sind.<br />

Starker Befall von Hydra vernichtet oder verzögert das Wachstum vieler Jungfische, denn der<br />

Guppyfeind „Nummer Eins" tötet sie und verzehrt nebenbei ihre Nahrung, so daß der Rest verhungert.<br />

Man erblickt die Hydren schnell, -wie sie aus ihrer Unterlage sprossen und sich im "Wasser wiegen.<br />

Behandlung: (l) Die Hydra erträgt weder Chlor noch hohe Wärmegrade. Steht gechlortes<br />

Leitungswasser zur Verfügung, fängt man alle Fische heraus, saugt das Wasser ab und füllt mit<br />

frischem Wasser auf. Nach zwei oder drei Tagen können die <strong>Guppys</strong> wieder eingesetzt werden. (2)<br />

Die Fische werden herausgefangen, die Wassertemperatur auf 40° C erhöht und 24 Stunden so<br />

belassen. Nachdem sie wieder auf den Normalstand gesunken ist, werden die Fische in ihr Aquarium<br />

zurückgesetzt. (3) Die Anwendung von Ammoniumnitrat oder Ammoniumsulfat im Verhältnis von 0,3 g<br />

auf 4,5 l Wasser vernichtet die Hydra. Die Kristalle werden zuerst in etwas Wasser gelöst, und diese<br />

Lösung in das größere Becken gegossen. In drei bis fünf Tagen sind alle Polypen abgestorben. Die<br />

<strong>Guppys</strong> verbleiben im Aquarium, denn für sie ist die Kur gänzlich unschädlich.<br />

Feinde aus der Klasse der Insekten<br />

Fast alle übrigen Feinde unserer <strong>Guppys</strong> werden unabsichtlich mit Tubifex oder Daphnien<br />

eingeschleppt und gehören ins Reich der Insekten. Die meisten kommen nur in Freilandanlagen vor,<br />

sie dringen in Teiche oder große Betonbecken ein, in denen die Fische gehalten werden; und es gibt<br />

eigentlich keine anderen Bekämpfungsmittel als Moskitonetze, die ü<strong>ber</strong> die Becken gespannt werden<br />

und wirklich gute Dienste leisten, indem sie das Eindringen von Insekten verhindern. Hier haben wir<br />

die hauptsächlichsten Feinde unter den Insekten aufgestellt:<br />

Libellenlarven Larven des Taumelkäfers Larven der Wasserjungfer Larven des<br />

Kolbenwasserkäfers Ruderwanzen ' andere untergetaucht lebende, Wasserskorpione<br />

räu<strong>ber</strong>ische Larven von Schwimmkäfern Rückenschwimmer große Schwimmwanzen<br />

Wenn Sie sich unter diesem Namen nichts Genaueres vorstellen können, so informieren Sie sich<br />

darü<strong>ber</strong> in einem guten Insektenbuch.


Abb. 23: Feinde des Guppy. Von links nach rechts, oben: Gelbrand Unterseite, Larve, O<strong>ber</strong>seite.<br />

Mitte: Kolbenvasserkäfer, Larve, Schwimmwanze, Rückenschwimmer von oben und unten. Unten:<br />

Karpfenlaus, Libellenlarve, Wasserskorpion schwimmend und im Fluge, Egel.

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