Luft 1996
Luft 1996
Luft 1996
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entwickelt eine kleine Kulturgeschichte der <strong>Luft</strong> und verweist<br />
dabei auf unser ambivalentes Verhältnis zu ihr. Sybille Petrausch<br />
beschreibt die Entwicklung von der Telegraphie zum Funkverkehr<br />
als eine technische Nutzbarmachung des „Äthers“. R.J. Kirsch<br />
beleuchtet das Verhältnis von <strong>Luft</strong> und Schwerkraft, wobei er den<br />
<strong>Luft</strong>raum als Ort des Fliegens und Fallens begreift. Ole P. Fanger<br />
schließlich untersucht die Qualität von Raumluft und stellt seine<br />
neuen Maßeinheiten olf und decipol vor.<br />
Diesen Textbeiträgen stehen die bildnerischen Arbeiten gegenüber.<br />
So befaßte sich Inge Broska in ihrem Staublabor mit der<br />
<strong>Luft</strong> über dem Braunkohlegebiet Garzweiler, Bernhard Peters<br />
markierte mit seiner Arbeit <strong>Luft</strong>räume und Christine Kriegerowski<br />
machte konsequent einen „<strong>Luft</strong>verbesserungsvorschlag“. Freddie<br />
M. Soethout ließ in seiner Performance unzählige Butterbrottüten<br />
zerplatzen und realisierte zusammen mit Anna Wolpert in der<br />
Kaos-Galerie ein kleines <strong>Luft</strong>verschmutzungsmodell. Tom Koesel<br />
bot mit seiner interaktiven Installation „Zwei Wetterballone“ jedem<br />
Besucher der Vernissage die Möglichkeit zu einem reizvollen<br />
und gleichzeitig gefährlichen Spiel: Niemand wußte, wann die<br />
Druckluft des Kompressors die Ballone zum Platzen bringen würde.<br />
Jeder Beteiligte hätte derjenige sein können, der die Explosion<br />
verursacht. Susanne Herbrand stellte das Grundstück des<br />
<strong>Luft</strong>bunkers in der Körnerstraße seiner Geschichte gegenüber und<br />
erinnerte an die Synagoge, die dort 1938 von den Nationalsozialisten<br />
zerstört wurde. Roland Kerstein untersuchte in seiner Videoinstallation<br />
den Zusammenhang von Abbild und Überwachung.<br />
Weitere Installationen von Dagmar Heß, Frederike Dönges, Ulrike<br />
Hein, Ingrid Grundheber, Peter Wolf, Alexander Schmid und<br />
Christine Kaupmann erkundeten auf ihre jeweils eigene Art und<br />
Weise einen besonderen Zugang zum <strong>Luft</strong>- und Lebensraum. Neben<br />
den beiden Ausstellungen im Oktober <strong>1996</strong>, die mit einer<br />
Tanzperformance von Petra Deus eröffnet wurden, gab es noch<br />
weitere Aktionen und Projekte zum Thema <strong>Luft</strong>: Plakataktionen im<br />
Kölner Stadtraum im Laufe des Jahres <strong>1996</strong> mit Koesel, Wolpert,<br />
Grundheber, Peters, Kaupmann und Kirsch, sowie die 7. Ausgabe<br />
des Kunstmagazins „Der Stillstand“ zum Thema Krach. Darüberhinaus<br />
hat EXP.I.MAT bereits 1995 eine Jahresgabenedition zum<br />
Thema realisiert, die zum Teil die Projekte einiger Künstler schon<br />
andeutete und begleitete.<br />
Daß nur einige Aspekte dieses unerschöpflichen Themas beleuchtet<br />
werden konnten, war den beteiligten Künstlern und<br />
Autoren bewußt. Dennoch glauben wir, daß ein Panorama entstanden<br />
ist, das künstlerische, politische, alltägliche und wissenschaftliche<br />
Dimensionen zueinander in Beziehung setzt.<br />
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